Nachdem ich im September 2008 mein rechtes Auge am grauen
Star operieren ließ, habe ich mich jetzt entschlossen, auch das linke operieren
zu lassen. Ich habe zehn Jahre gewartet, denn das linke Auge ist mein besseres
(gewesen). Ich hatte erst das schlechtere machen lassen, da ich dachte, wenn da
was schief geht, hast Du nicht allzu viel zu verlieren. Mein heiliges Auge, da
wollte ich damals noch keinen ranlassen. Während meiner Dialysezeit haben meine
Augen so stark geflimmert, dass ich sowieso fast nichts sehen konnte. Jetzt, da
das Augenflimmern etwas, minimal, besser wurde, habe ich gedacht, ich wage
jetzt diesen Schritt. Es ist wirklich ein Wagnis, zumal ich von zwei
verschiedenen Leuten gehört habe, dass ihr Auge bei einer Operation am Grauen
Star verloren ging. Mittlerweile ist aber das linke Auge so schlecht, dass es
fast schon wieder egal wäre, wobei ich natürlich nicht weiß, wie es denn
wirklich ohne dieses linke Auge wäre. Mit dem rechten habe ich früher überhaupt
nichts anschauen können, da ich zwar damit sehen konnte, das Auge aber so
schwach war, das es mir schon schlecht wurde, wenn ich es nur einsetzte, was
man wohl Amblyopie nennt. Früher hat dieses Auge dann geschielt,
weil es dann, weil es eben vom Gehirn ausgeschaltet wurde, einfach nach oben
rechts abgewandert war. Das habe ich mir in einer kosmetischen Operation 1998 richten
lassen. Ich habe auch Übungen mit dem
Finger zur Konvergenz gemacht, bei denen
der Finger immer näher kommt, um beide Augen dazu
zu bringen, dass sie auf
diesen Punkt schauen, damit das rechte
Auge nicht, wie man mir damals vage
prognostiziert hatte, zwischen drei
Monaten und 30 Jahren wieder nach oben abwandern würde, wenn der Augenmuskel sich
wieder verlängert und ausleiert. Das ist zum Glück nie passiert, dank des guten
Professors aus Heidelberg, der das damals operiert hatte. Da ich aber jetzt
dauernd das rechte Auge benutzt habe, hat sich diese Gefahr sowieso nie ergeben,
denn es war ja laufend im Einsatz und hatte keine Zeit, sich selbst irgendwo in einer Ecke zu parken. Und mittlerweile war es
so gut geworden, da das andere ja durch die
Cataract im Verhältnis ziemlich schlecht geworden ist. Ich hätte mir nie
träumen lassen, dass ich mit dem rechten Auge mal unter dem Lesegerät ein paar
Buchstaben entziffern würde. Das dauert 2 Minuten lang, bis ich ein Wort
gelesen habe, aber immerhin reicht es aus, um zu erkennen, um welchen Brief
oder welche Art Post es sich handeln könnte. Das meiste, wenn ich sehe, dass es
besonders wichtig ist, wird dann sowieso eingescannt.
Auf der linken Seite ist nun der Nebel so dicht, dass ich mich entschlossen habe, es zu
versuchen. Einer meiner rein ökonomischen Gründe war auch der, dass ich das
Lesegerät über kurz oder lang wahrscheinlich von meinem Schreibtisch bannen
muss. Das Schlaf-Arbeitszimmer ist extrem klein, so dass ich mich beim
Umziehen häufiger an der
Tischecke anstoße, und dass das Bett
wie in einem Alkoven eingepfercht ist. Daher
überlege ich mir dauernd, den Schreibtisch etwas zu verkürzen, also die
Schreibtischplatte kleiner sägen zu lassen und den Rest der Platte dann als Konsole zu benutzen, weil ich da jetzt ein hässliches Brett zu liegen
habe, auf dem meine ganze Peripherie vom Computer wie Kartenleser oder USB-Hubs
drauf liegen. Ich dachte, entweder das linke Auge wird jetzt, dann kann ich das
Lesegerät wieder mehr einsetzen, oder es wird nicht, dann würde ich es endlich
weg geben. Es ist aus dem Jahre 2006 und würde sowieso niemandem mehr dienen
können, da es normalerweise zu keinem der heutigen PCs mehr kompatibel ist. Bei
mir geht es noch halbwegs, wenn man auch nicht mehr problemlos zwischen
Bildschirm und Computer hin- und herschalten kann. Man kann auch den Bildschirm
teilen zwischen Lesegerät und Computer, das würde sogar noch funktionieren.
Aber mit meinem Gesichtsfeld und meinen sie vermögen würde mir das nicht mehr
viel bringen. Somit dachte ich mir, das ist jetzt ein guter Zeitpunkt, diesen
lästigen Schleier vielleicht für immer loszuwerden, oder eben das Risiko
einzugehen, dass das Auge ganz und gar verschwindet. Dann hätte ich immer noch
das rechte, welches mittlerweile ganz gut trainiert ist.
Somit habe ich mich entschieden, wieder zu dem Opera Tür zu
gehen, der mir 2008 bereits den
grauen Star am rechten Auge entfernt hatte. Damals meinte
er, ich verspreche Ihnen nichts, wenn sie nach dem rechten Auge nicht
wiederkommen, kann ich sie natürlich am linken nicht operieren. Als er das Auge
operiert hatte, stellte sich ein kleiner Erfolg ein. Aber nach zwei Wochen
hatte ich schon einen nach Star, der dann nach zwei Monaten gelasert wurde.
Danach kehrte das Sehvermögen nie wieder so schön wie unmittelbar nach der OP
zurück. Aber etwas besser wurde es schon, und durch die konsequente Nutzung
dieses rechten Auges konnte ich ein bisschen schärfer damit sehen. Somit dachte
ich mir, ich versuche jetzt, dem Ganzen noch eins drauf zu setzen und das linke
Auge zu machen.
Das Augenflimmern ist noch nicht weg, ich sehe immer noch
alles in verschiedenen Farben, und manchmal flimmert es noch ziemlich stark. An
guten Tagen ist es aber schon so, dass ich recht gut durchschauen und immerhin
mit der rechten Seite recht viel erkennen kann.
Somit machte ich einen Termin, und ich erhielt relativ
zeitnah einen. Ich musste in eine andere Großstadt in der Nähe fahren, und danach ging es noch
mit der S-Bahn weiter in eine Kleinstadt
in der Umgebung. Ich fragte mich, ob der Arzt sich noch an mich erinnert oder
nicht. Wahrscheinlich hat er noch nie einen Patienten gehabt, der nach zehn
Jahren kam, um sein anderes Auge machen zu lassen. Die meisten lassen sich ja
den grauen Star unmittelbar nach der Operation des einen Auges dann auch im
anderen entfernen.
Die Fahrt war problemlos, wenn ich auch etwas auf die
Umsteigehilfe warten musste, denen zuerst das falsche Gleis genannt wurde, und
daher kamen sie etwas spät. Sie hatten ein kleines Fahrzeug dabei, mit dem sie
mich zum S-Bahnhof fuhren. Der ist etwas tiefer gelegt genau auf dem selben
Hauptbahnhof.
In der S-Bahn war eine Schulklasse mit einem Jungen im
Rollstuhl. Als diese ausstiegen, blieb noch eine Frau im Wagen, die ebenfalls mit dieser Klasse
unterwegs war. Als ich in der Kleinstadt angekommen war, wo ich raus musste,
erkundigte ich mich, wo der Taxistand sei. Die Frau bot mir an, mich zu Bushaltestelle
zu begleiten. Ich sagte ihr, dass ich aber dann, sobald ich ausgestiegen wäre,
nicht weiter kommen würde. Tatsächlich fuhr sie die ganze Zeit mit, stieg
zusammen mit mir aus, und wir fanden auch den Augenarzt. Sie brachte mich noch
in den ersten Stock und ging erst dann, als sie mich bei der Rezeption
abgeliefert hatte. Ich fand das wunderbar, dass es noch solche Menschen gibt.
Ich wünsche ihr, dass ihr im Leben viel Gutes widerfahren wird. Sie war
ziemlich gut sensibilisiert, was Behinderung angeht, da sie ja diesen Rollstuhl
fahrenden Schüler hatte. Sie war Schulbegleiterin und unterstützte ihn in der
Regelschule.
Beim Augenarzt angekommen musste ich nicht sonderlich lange
warten, hatte aber auch durchgegeben, dass um 18:11 Uhr mein Zug bereits wieder
nach Hause fahren würde. Der Termin war um 16:30 Uhr. Zunächst wurden die Augen
gemessen, damit man die Dioptrienzahl sehen würde. Danach kam ich zum Arzt
rein. Wenn er überrascht gewesen wäre, dann muss er es ziemlich gut verborgen
haben, denn er nahm das alles ziemlich selbstverständlich. Ich wusste auch
nicht, ob er mich wieder erkannt hat. Er schaute sich meine Augen an und
wunderte sich, dass sich noch kein Nachstar gebildet hatte, und ich erklärte
ihm, dass dies bereits nach zwei Wochen der Fall war, und dass man ihn zwei Monate
nach der OP dann schon weg gemacht hätte. Auf meine Frage, ob ich denn den
grauen Star am linken Auge wegmachen lassen sollte, meinte er, er könne schon
selbst nicht mehr durchschauen, und bei blinden Augen würden häufig Tumoren
entstehen oder anderer Ärger, den dann auch der Arzt nicht mehr sehen könnte,
wenn dieser graue Nebel bestünde. Daher alleine schon wäre es ratsam, den Star
wegmachen zu lassen. Vor der ärztlichen Untersuchung war noch die Untersuchung
der Sprechstundenhilfen, wo sie mein Sehvermögen testen wollten. Dies geschah
unter denkbar ungünstigsten Bedingungen. In einem ziemlich stark abgedunkelten
Raum hielt mir eine Frau die Finger vor die Augen und fragte, wie viel ich denn
davon noch sehen würde. Ich erklärte ihr zunächst mal, dass ich Retinitis
pigmentosa hätte, nachtblind sei und ein kleines Gesichtsfeld hätte, und dass ich
so ihre Finger unmöglich erkennen könnte, die
ich ja erst mal finden musste. Dann hielt sie mir eine Tafel hin,
wobei ich erst mal klarmachen musste, dass ich die Tafel erst mal in
meinem Gesichtsfeld finden müsste. Wenn
ich mal etwas in meinem kleinen Fokus drin habe, kann ich noch relativ viel
erkennen. Dann hielt sie mir ihre Finger vor die Tafel, und dann sollte ich
noch einige Buchstaben lesen, wobei mit meinem linken Auge nur noch schwarzer
Vogeldreck zu erkennen war. Ich erklärte ihr dann, dass sie am rechten Auge
auch noch mal die Hand davorhalten sollte, denn dann könnte ich zumindest
einmal vor dem weißen und sehr hellen Hintergrund ihre Finger erkennen. Ich
konnte mit rechts aber sogar noch einige Buchstaben und Zahlen lesen, und somit
erübrigte sich der Test mit der Hand. Ich sehe eigentlich noch wesentlich mehr
als das, was dort herausgefunden wird, da die Seetests meistens unter
Bedingungen abgehalten werden, unter denen ich sowieso nichts erkennen kann.
Demnach wäre ich ja dann ganz blind.
Der Arzt erklärte mir dann, dass die Kasse einige der
Untersuchungen nicht übernehmen würde. Ich kam ziemlich durcheinander und hab erst
mal gar nichts kapiert. Ich erklärte ihm, dass ich unterwegs sei und deshalb
nicht unbedingt weit getropft werden wollte, da ich ja dann auch sehr
blendungsempfindlich sei. Ich verstand dann irgendwie aus diesem ganzen Chaos heraus,
dass die Messung meiner Linse mit dem Laser gemacht werden konnte, und dass
dies , je nach Genauigkeit der Ermittlung der Brechkraft entweder mehr als
ca. 200 oder etwas mehr als 100
EUR kosten würde, und dann käme noch eine Untersuchung des Augenhintergrunds dazu,
eine sogenannte optische Kohärenztomographie, OCT, die auch von der Kasse nicht
bezahlt würde. Die würde dann noch mal 95 EUR kosten, insgesamt wäre ich dann
bei 214 EUR. Denn bei mir sei es nicht
notwendig, die Brechkraft so genau zu ermitteln, und man wolle mich
ja nicht
total ökonomisch ruinieren, daher wäre
die günstigere Variante bei mir
ausreichend, und daher koste der Laser nur
119 Euro. Ich hab dann überhaupt
nicht mehr kapiert, was jetzt genau eigentlich untersucht wird, und bei welcher
Untersuchung jetzt genau weit getropft werden muss, und bei was dann doch
wieder nicht. Ich unterschrieb dann, dass ich die Kosten übernehmen würde und
steckte auch gleich meine EC-Karte in den Kartenleser der Praxis, und die 214
EUR wurden sogleich abgebucht. Dann habe ich irgendwie kapiert, dass es sich um
ähnliche Untersuchungen handelt, die 2008 schon mal gemacht wurden, bei welchen
die Linse vermessen wird, damit der Arzt die richtige Größe bestellen kann.
Damals hatten wir mit dem Ultraschall versucht, die Größe zu messen, wobei ich
mich nicht mehr erinnern konnte, ob ich damals weit getropft wurde oder nicht.
Der Ultraschall hat damals wegen dem
Nystagmus nicht geklappt, daher mussten wir es mit dem Laser machen, den ich
auch damals schon selbst zahlen musste.
Damals habe ich dann den Arzt gebeten, mir ein Attest zu schreiben, dass es leider mit dem
Ultraschall nicht geht, und ob die Kasse daher den Leser übernehmen könnte. Das
hat damals problemlos geklappt. Irgendwann kam ich dann drauf, dass es dieses
Mal wieder genauso sein würde, und ich fragte, ob man nicht erst einmal den
Ultraschall probieren könnte, denn man wüsste jetzt nicht, ob es bei diesem
Auge vielleicht doch mit dem billigeren Verfahren von der Kasse klappen würde.
Sie haben mich aber nicht verstanden und haben den Arzt gefragt, und dieser gab
immer nur durch, ich solle erst mal den Leser probieren. Ich erklärte, den
Leser müsste ich gar nicht versuchen, der klappt ja sowieso, es ginge darum,
erst mal zu versuchen, ob es nicht mit der Kassenvariante vom Ultraschall gehen
würde. Aber sie setzten mich gleich vor den Leser. Ich fragte dann, ob das
jetzt das Ultraschallgerät oder das mit dem Laser sei, und sie meinte, es
funktioniert mit Licht. Ich glaube, die hat
mich selbst nicht verstanden. Es
gibt ja Licht, das nicht unbedingt Laser ist, und ich wusste dann gar nichts
mehr, was es jetzt genau war. Ich fragte, ist das jetzt das
Gerät, welches ich zahlen muss, und sie meinte etwas durcheinander, ich glaube nicht. Hinterher
hieß es dann, es war genau dieses. Als ich dann beim Arzt drinnen war, hatte
ich drum gebeten, dass er mir wiederum dieses Attest schreibt, dass es mit dem
Ultraschall nicht geht, denn wenn es auf der rechten Seite damals nicht
geklappt hat, würde es wegen meinem Augenzittern auf der linken Seite
wahrscheinlich auch nicht geklappt haben. Das wurde mir dann ein paar Tage
später zugeschickt.
Außerdem hatte der Arzt noch angeordnet, dass ein Gesichtsfeld
gemacht wird. Das hat mir fürchterlich gestunken, denn bei mir ist im
Gesichtsfeld so gut wie gar nichts mehr messbar. Ich kann noch nicht mal mehr
die Prüfmarken erkennen, die man fixieren muss, um dann, sobald man an der
Peripherie einen Punkt auftauchen sieht, ein Signal abzugeben. Vielleicht hätte
ich die Prüfmarken gefunden, wenn irgendjemand mit dem Stift darauf geklopft hätte, damit ich es anhand der
Richtung höre, dann hätte ich in die richtige Richtung geguckt. Vielleicht war
aber auch die Prüfmarke nicht kontrastreich genug, zumindest konnte ich sie
nicht fixieren. Es sollten dann irgendwelche Lichter aufleuchten, bei denen ich
drücken müsste. Ich sagte dem Arzt zuvor schon, dass das Gesichtsfeld nicht
messbar sei, aber er meinte, setzen Sie sich einfach mal ganz cool davor, dass machen Sie einfach mal, dann
haben wir wenigstens eine Grundlage. Somit saß ich erst einmal mit einem Glas vor
dem einen Auge vor dem Gerät, und mein
linkes Auge wurde und das andere
zugehaltengetestet. Dann wurde das Glas weggenommen, und das linke Auge wurde
ohne Glas getestet, das gleiche geschah dann rechts, erst mit und dann ohne
Glas. Die Gläser wurden ermittelt, als man die Dioptrien gemessen hat. Ich saß
also ungefähr eine Viertelstunde nutzlos vor einem Gerät herum, ohne auch nur
einmal drauf zu drücken. Einmal flackerte irgendein Lichtpunkt auf, und ich
dachte, es sei im Gerät, wusste aber nicht, ob das vielleicht auch einfach nur
ein Lichtpunkt vor meinem Auge war, den ich einfach nur gesehen habe, weil
meine Augen flimmern. Ich finde Gesichtsfeldsmessungen immer fürchterlich, sie
sind schrecklich anstrengend, und die Augen Tränen, und heraus kommt gar
nichts.
Ich hatte früher einen wunderbaren alten Augenarzt, der hat
mir einfach nur ein kariertes Blatt vorhalten lassen, und die
Sprechstundenhilfe fragte, wie viele der Kästchen können Sie noch erkennen. Ich
sagte vier, und damit waren sie dann zufrieden. Sie fragten noch, ob die
Kästchen irgendwie schief oder wellig sein, und ich sagte nein, und das war
dann die Gesichtsfeldsmessung. Alles andere macht bei mir sowieso keinen Sinn
mehr. Heute würde ich wahrscheinlich noch nicht mal des Papier mit den Kästchen erkennen.
Danach kam ich dann zu dieser optischen Kohärenztomographie,
die der Arzt selbst durchführte. Ich musste in ein Gerät schauen, wobei einmal
auf der linken Seite ein rotes Kreuz war, welches ich fixieren musste, und das
ganze wurde dann rechts wiederholt. Meine Augen tränten schon ganz
schön, aber was sein muss, muss
halt eben sein. Dann war der Augenhintergrund abgetastet, aber der Arzt meinte,
wegen des grauen Stars könne man nicht sehr viel erkennen.
Danach wurde ich noch mal in sein Zimmer gebeten, und er
meinte, jetzt würden wir Tacheles reden. Ich
hatte die ganze Zeit schon befürchtet, dass ich zu
spät gekommen war, und wegen der fortschreitenden Netzhautdegeneration eine Star-Op sinnlos sei, da vom Auge nicht
mehr viel übrig wäre. Er sagte mir aber, dass er mir zur Operation
raten würde, dass ich mir aber nicht allzu viel versprechen sollte. Leider
würde das Charles-Bonnet-Syndrom, also das Augenflimmern und die Farben vor den
Augen nicht besser werden, das hat er mir schon gleich gesagt. Das wundert mich, denn
der Neurologe Charles Bonnet hat das
zum ersten Mal bei seinem Vater beobachtet,
der ja genau eben einen grauen Star hatte. Aber bei mir
ist ja netzhautmäßig noch
eine Menge los, was
das Augenflimmern verursacht. Dazu hab ich ja auch
einen Beitrag hier geschrieben.
Ich würde wahrscheinlich mehr Licht wahrnehmen und eine
bessere Orientierung haben, mehr wahrscheinlich nicht. Aber immerhin wäre das
schon eine Menge. Vielleicht könnte ich dann mit dem linken Auge auch wieder am
Lesegerät mehr erkennen. Das hatte ich ihn erst gar nicht gefragt, aber nachdem
es rechts schon geht, dürfte es links dann wieder erst recht gehen. Somit
hat er mir dann die Risiken und Nebenwirkungen vorgelesen und mich sozusagen
aufgeklärt, was aber so schnell ging, dass ich fast nichts verstand. Ich hatte
das Ganze aber schon sowieso mal irgendwann gehört, daher war mir das egal. Er
meinte, nur in 5 % könne man das Auge verlieren, und bei mir wäre kein größeres
Risiko als bei jedem anderen auch. Meine Augenärztin hat mir damals abgeraten
und gemeint, es macht sowieso keinen Sinn mehr, und außerdem würde bei einer
Operation des grauen Stars ein Risiko einer Netzhautablösung oder sonst etwas
bestehen. Jetzt möchte ich es einfach versuchen und hoffen, das klappt.
Mittlerweile war das Taxi schon dar, welches ich auf 17:50
Uhr bestellt hatte, damit wir nicht noch Zeit verlören, das Taxi erst rufen zu
müssen. Durch die Fragen, die ich zuvor noch hatte, ob nun Laser oder
Ultraschall, wobei die Sprechstundenhilfen mehrmals ins Arztzimmer gegangen
waren, muss wohl ziemlich viel Zeit vergeudet worden sein, und auch durch diese
nutzlose Gesichtsfeldsmessung, die mir sowieso schon zuwider war. Aber was sein
muss muss eben sein.
Zuerst wollte man mir das, was ich unterschreiben sollte,
mitgeben, und ich musste es dann im Original einschicken. Dann habe ich aber
gleich vor Ort unterschrieben und bekam eine Kopie davon mit mitsamt einer
Aufklärung. Das waren dann so viele Papiere, dass ich hinterher völlig
durcheinander war. Zuhause habe ich dann alles ein gescannt und durchgelesen.
Als ich den Arzt fragte, wann denn nun der Operationstermin sei, meinte er, ihr
Taxi wartet schon, dazu haben wir jetzt keine Zeit mehr, und weg war er. Die
Sprechstundenhilfen meinten, ich solle ihnen eine E-Mail schreiben, um sie
daran zu erinnern, dass wir einen Termin ausmachen. Dies habe ich mittlerweile
getan aber noch nichts gehört.
Die Frage ist ja auch, ob ich nach der Operation dann eine
Nacht in der Klinik bleiben könnte, denn der Arzt hat in einer Augenklinik
Belegbetten. Als ich noch zur Dialyse ging, kam ich an einem Tag an, machte
dann am Vormittag die Dialyse, wurde am Nachmittag operiert, übernachtete dann
noch einmal und fuhr dann nach Hause. Dieses Mal gäbe es wahrscheinlich nicht
wirklich eine Indikation, mich dort zu behalten. Aber ich würde eine andere Art
der Narkose kriegen. Während der Dialysezeit durfte ich keine Betäubungsspritze
ins Auge kriegen, da ich Blutverdünner zur Dialyse brauchte, und das hätte einen
riesengroßen Bluterguss am Auge ergeben. Daher bekam ich damals nur betäubende
Tropfen ins Auge. Eigentlich wollte man mir noch eine Beruhigungsspritze damals
geben, aber ich hatte zu viel Angst, weil ich es nicht mag, halb bewusstlos und
halb wach zu sein. Der Arzt war damals etwas verärgert und meinte, sie werden
Schmerzen haben. Ich spürte die Operation aber nur in etwa wie beim Zahnarzt, weh
hat es aber nicht getan. Er war damals ganz erstaunt, dass ich das so gut
durchgehalten hatte. Ich erinnere mich noch, dass er literweise Wasser über
meinen Kopf geschüttet hat, warum weiß ich nicht. Vielleicht war ich aber doch
etwas benommen. Auf jeden Fall war hinterher mein Schlafanzug von oben bis
unten durchnässt. Ich glaube nicht, dass das mein eigener Angstschweiß gewesen
ist. Vielleicht hat er das wegen des Augenzitterns gemacht, keine Ahnung. Meine
Oma hat nach ihrer Star-Op steif und fest behauptet, während der
Operation am Grauen Star hätte man ihr einen Strohhut aufs Gesicht gestülpt,
darin wäre eine Röhre gewesen, und durch diese Röhre hätte man sie operiert.
Wer weiß, was man während einer Betäubung so alles denkt. Mir hat damals auch
nicht viel ausgemacht, dass man mir ein Tuch über den ganzen Körper samt
Gesicht gelegt hatte, denn am Kinn war ein Halter angebracht, der das Tuch auf
Abstand hielt, und obwhohl es von
weitem wie ein
dickes Leintuch aussieht, was ich
damals auf Videos im Internet noch erkennen konnte, ist es von Nahem nur wie ein Tüllvorhang . Außerdem
konnte ich durch mein gutes linkes Auge noch durchsehen, während das rechte
damals operiert wurde. Das Licht blendete, und er meinte, schauen Sie gleich
rein, dann sind sie einmal geblendet, und das war's. Als dann nach
der OP die Lampe ausgeschaltet wurde, sah ich alles schwarz und rief
damals ganz entsetzt, ich bin blind. Aber er meinte, nein, sie sind einfach nur
geblendet, das vergeht wieder. Bei meinem guten linken Auge würde ich das nicht
haben wollen, dass ich nur durch ein Loch in einem Tuch durchschauen könnte.
Außerdem habe ich ja jetzt keine Blutverdünnung mehr, und daher kann er mir
eine Betäubungsspritze ins Auge geben. Während dieser Spritze würde man mich
wahrscheinlich mal kurz ausschalten, ich würde eine kleine Narkose kriegen.
Jetzt hatte ich nicht mehr so viel Angst davor, da ich ja schon einmal eine
Darmspiegelung hatte, bei der man mir auch eine kurze Narkose mit Dormicum gab.
Damals hatte man mir zunächst gesagt, man würde einfach nur alles vergessen.
Das fand ich komisch, denn ich wollte nicht einfach verwirrt sein. Bei meiner ersten
Magenspiegelung hatte ich mir daher überhaupt keine Narkose geben lassen, da
ich mehr Angst davor hatte, verwirrt zu sein, als davor, dass man mir einen
Schlauch in den Magen schieben würde. Da aber beim zweiten Mal oben und unten
reingeschaut werden würde, habe ich mich für die kurze Narkose entschieden. Es
war damals so, als würde ich mal kurz Einschlafen vor dem Fernseher und dann
wieder aufwachen, und der Film sei noch weiter gegangen. Ich war natürlich viel
zu früh aufgewacht, da bei mir Medikamente häufig nicht gut wirken, und meine
einzige Sorge bestand darin, dass sie unten schon reingegangen waren, und sie
waren aber zum Glück schon damals auf dem Rückzug, und daher war ich beruhigt.
Das ließ sich dann gerade noch aushalten bis zum Ende. Daher habe ich auch
jetzt keine Angst bei der Vorstellung, dass ich kurz mal aus geknipst werde,
eine Spritze ins Auge bekomme und dann wieder wach werde. Bestenfalls wache ich
nach der ganzen Prozedur auf, wenn nicht, dann wache ich wahrscheinlich auf,
während sie schon bei der Operation selbst sind. Ich hoffe nur, dass sie
dasselbe Mittel verwenden wie bei der Darmspiegelung, weil ich dann nur einfach
einschlafe. Es gibt welche wie Ketanest
oder Phentanyl, bei denen man dann verwirrt ist, bei denen einem schummrig
wird, oder wo man dann schlimme Träume hat. Dann bekommt man wieder Dormicum,
damit man die schlimmen Träume wiederum vergisst. Davor hätte ich furchtbar
Angst. Vollnarkose finde ich nicht so schlimm, denn da ist man ganz weg, und
das war's dann. Aber so halb und halb, wo
man mal halb da ist, zeitweise wach und zeitweise
nicht, finde ich entsetzlich. Aber ich werde mich halt jetzt mal drauf
einlassen.
Und nach einer solchen Narkose könnte ich dann nicht mehr am selben Tag
noch bis nach Hause fahren, das wäre zu riskant. Meine Mutter meinte,
damals habe man ihnen verboten, sogar mit Begleitung mit dem Zug zu fahren, man
hatte ihnen förmlich ein Taxi aufgedrängt, dessen Kosten sie dann bei der Kasse
einreichen konnten und erstattet bekamen. Außerdem wurde ihnen die
Gewährleistung abgenommen, dass zwei Tage jemand da sei, der dem Patienten zur Hand
ginge, da man sich die erste Zeit nicht bücken darf. Ich hatte also in meiner
E-Mail auch nachgefragt, ob ich dann im Krankenhaus eine Nacht bleiben könnte,
und ob ich dann erst am nächsten Tag heimfahren könnte. Ich könnte ja am Tag
der Operation am Vormittag nüchtern anrücken, mich dann gleich umziehen für die
Operation, und dann könnte ich eine Nacht schlafen und am nächsten Tag nach
Hause fahren. Ich hoffe, dass die Kasse das übernimmt, wenn nicht, glaube ich,
dass eine Nacht im Krankenhaus sicher nicht mehr als 60-100 EUR kosten wird.
Damals war eine total nette Schwester dar, Schwester Karin, die den Namen
meiner Freundin hatte, und ich mochte sie wirklich gern. Sie war echt lustig,
und sie hat mir sogar einen Cappuccino gemacht, da es keinen Kaffee mehr gab.
Den hatte sie sogar vom Schwesternzimmer, er schmeckte zwar scheußlich, aber es
war echt lieb von ihr gewesen. Vielleicht ist sie sogar noch dort. Das würde
mir gefallen, aber sie war schon etwas älter.
Ich hoffe, dass sie die Operation irgendwann im Juli oder
August machen, denn jetzt fahre ich erst noch mal in den Schwarzwald, und
danach möchte ich mal nach Bregenz fahren, wo unsere Familie ursprünglich mal
herkam. Und dann hoffe ich, dass ich mein Auge nicht verliere, und dass alles
gut geht. Und ich hoffe auch, dass ein kleiner Erfolg für mich drin ist. Und
vielleicht krieg ich ja auch was von meinem Geld von der Untersuchung von der
Kasse zurück. Wenn nicht, dann wäre es es wert, wenn ich zumindest einen
kleinen optischen Zugewinn hätte.
Der Taxifahrer verlangte dann natürlich das Doppelte, weil
er so lange gewartet hatte, somit hatte ich den Preis, den ich durch die
Begleitung dieser lieben Frau gespart hatte, wieder drin. Zum Glück erreichten
wir noch die S-Bahn, und ich wurde auch am Hauptbahnhof abgeholt und wieder in
den Zug nach Hause gesetzt. Wir konnten noch ein Leberkäsebrötchen erstehen und
eine große Flasche Mineralwasser, und da natürlich mein Abteil wieder am Ende
des Zuges war, rannten wir, die Umsteigehilfe und ich, wie mit dem Teufel im Leib den ganzen Bahnsteig entlang.
Aber wir haben es geschafft. Zuhause bin ich dann gut angekommen und mit der
U-Bahn wieder in meine Wohnung gefahren. Vielleicht geht das ja irgendwann noch
besser, wenn mein damaliges besseres Auge wieder mein Zukünftiges besseres
wird.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen