Bei der Hochzeit meines Neffen hat meine Mutter mir eine
schöne blaue Wildlederjacke geschenkt, die sie nie getragen hatte, die aber
schon älter war. Leider habe ich meine schöne braune Wildlederjacke wegwerfen
müssen, weil sie ein Loch hatte und
abgetragen war. Die hatte ich schon fast 30 Jahre, aber da man Wildleder nur
selten anziehen kann, weil es entweder zu warm, zu kalt oder zu nass ist, hatte
ich sehr lange an ihr. Die Jacke hatte ich damals aus dem Secondhandshop, in
dem meine Mutter gearbeitet hat, weil es ein Wohlfahrtsladen vom katholischen Frauenbund war. Damals habe ich
mir die Jacke beim Schneider etwas ändern lassen, zum Beispiel den riesengroßen
Kragen etwas verkleinern lassen. Die Jacke erhielt bereits Kultstatus, da ich
sie so lange getragen hatte, und weil sie mir etwas zu groß und zu lang war.
Sie sah an mir fast aus wie ein alter Wildledermantel. Ich fand das einfach
toll. Aber leider habe ich sie nun mal jetzt wegwerfen müssen, ich habe sie
wirklich zum Container getragen mit viel Wehmut und dort eingeworfen.
Nun hatte ich die Jacke meiner Mutter, die mir aber etwas zu
groß war. Die Länge stimmte nicht, und die Taschen waren so weit unten, dass
ich die Arme eines Schimpansen gebraucht hätte. Somit dachte ich mir, wenn ich
die Jacke in der Mitte etwas kürzen lasse, kommen die Schöße etwas nach oben,
und die Taschen somit auch, und die Jacke ist insgesamt kürzer und kleiner.
Dann könnte ich sie mir auch noch etwas enger nähen lassen. Die Knöpfe waren
aus blauem Plastik, das sah ziemlich altbacken aus, das musste auf jeden Fall
geändert werden.
So ging ich mit meiner spanischen Bekannten zum Schneider.
Ich hatte zuvor nicht dran gedacht, die Schneiderin anzurufen und nachzufragen,
ob sie auch Wildleder nähen kann. Meine Spanierin hatte mir diese Schneiderei
empfohlen, bei der ich schon mal mit einer Jacke war, und damals war ich recht
zufrieden. Die Spanierin selbst hatte auch etwas dorthin zu tragen, und somit
gab sie erst ihre Sachen ab, und danach erfuhren wir, dass leider meine Jacke
dort nicht zu ändern war, weil sie keine
Ledermaschine hat. Ich habe mich
daran erinnert, dass ich noch eine andere Schneiderin kannte, die mir mal einen
Flicken auf eine Jeans genäht hatte. Sie hatte zuvor auch Handtaschen bei mir
geändert, aber mit dem Flicken auf der Jeans
war ich unzufrieden. Sie hatte den Flicken innen hinein genäht, er war
aber so riesengroß geraten, dass es aussah, als trüge ich unter der Jeans eine Bandage.
Somit wollte ich da eigentlich nicht mehr hin, aber wegen der Wildlederjacke
dachte ich, da gehe ich noch mal hin. Meine Spanierin hatte dann auch noch eine
andere Sache zu nähen, und es stellte sich heraus, dass sie wesentlich
günstiger war als die andere Schneiderin. Die war nämlich obendrein auch noch
äußerst geschäftstüchtig, und als die Spanierin sie fragte, ob sie denn eine
Anzahlung nehmen würde, behauptete sie, sie könne nicht rausgeben, die
Spanierin müsse das ganze Geld jetzt schon auf einmal bezahlen. Ich hatte dem Luder
kein Wort geglaubt, ich habe schon gemerkt, dass sie unbedingt das ganze Geld
auf einmal wollte. Da hätte sie auch ehrlich sein können und sagen, tut mir
leid, ich habe schlechte Erfahrungen gemacht, bitte zahlen Sie gleich den
ganzen Betrag. Aber den Trick, dass sie gerade kein Geld zum Wechseln hatte,
habe ich ihr keine Minute abgekauft. Somit ist sie bei mir auf der
Sympathieskala um einige Punkte nach unten gerutscht, auf Deutsch, da gehe ich
dann nicht mehr hin. Die Spanierin meinte dann auch noch etwas vorwurfsvoll,
hättest Du vorher dort angerufen und gefragt, ob sie Wildleder machen kann,
dann hätten wir gleich gewusst, dass es nicht geht, dann wären wir gleich zu
Deiner Schneiderin gegangen, und ich hätte gleich alles billiger bekommen. Aber
macht nichts, fügte sie dann noch etwas gönnerhaft hinzu. Das ist mir ganz
schön aufgestoßen, denn schließlich war sie hierdurch mich an eine günstigere
Schneiderin gekommen, und ich kann nicht an alles vorher schon denken. Mir fällt es ohnehin
schon immer extrem schwer, im Vorhinein
dran zu denken, dass jemand dies oder jenes nicht
hat, oder dass dieser oder jener Laden
dann und dann geschlossen hat etc.
Ich kann solche Verallgemeinerungen
und Sicherheitsvorkehrungen nicht treffen , da mir solche Überlegungen nicht in den Sinn kommen. Denn ich käme
mit meinem limitierten Verstand erst gar nicht auf den Gedanken, dass eine
Schneiderin KEINE Ledermaschine hat, da
ich erst gar nicht auf die Idee käme, dass man eine spezielle Maschine braucht,
oder dass es unterschiedliche Geräte für unterschiedliche Stoffe und
Materialien überhaupt gibt. Ich weiß nicht, wie neurotypische Menschen auf
diese Überlegungen so spontan
kommen. Ich fahre da jedes Mal wieder
aufs Neue ein…..
Die andere Schneiderin schaute sich die Jacke an und meinte,
man müsse sie nicht enger nähen, wenn man alles nach oben ziehen würde, könne
die Jacke auch so bleiben. Sie könne das für insgesamt 35 EUR machen, und ich
könne dann noch die Knöpfe ändern lassen. Wir suchten wunderschöne Knebelknöpfe
aus, die aussahen wie Elfenbein und prima zu der Jacke passten und ihr eine
elegante Note verliehen. Ich freute mich schon sehr auf die Jacke, die schon am
Freitag fertig sein sollte.
Am Freitag verabredeten wir beiden uns wieder, um unsere
Kleider abzuholen. Die Sachen der Spanierin waren fertig, aber meine Jacke war noch nicht gemacht, es würde nun doch
etwas länger dauern. Der Laden war uns beiden sehr sympathisch,
denn die Schwiegertochter der türkischen Schneiderin kam aus Algerien, und so
konnte ich meine schlechten Französischkenntnisse wieder etwas aufbessern.
Allerdings gingen wir dann schnell ins englische über, denn Englisch spreche
ich fließend, mit dem französischen ist es bei mir schnell zu Ende gegangen.
Die Jacke sollte dann am Montag drauf fertig sein.
Als wir am Montag kamen, bin ich total erschrocken. Die
Knebelknöpfe waren senkrecht hin genäht worden. Sie waren auf der einen Seite
etwas dicker und gingen dann Kegelförmig zu, und eigentlich hätte man das
breite Ende nach links nähen müssen, sodass man dann mit dem spitzen Ende zuerst
durch das Knopfloch kommt. Die Schneiderin hatte noch gesagt, ich soll
ausprobieren, ob die Knöpfe passen, ehe sie sie hinnäht. Das war der Fall
gewesen, so dachte ich mir nichts Böses, als ich die Jacke abholen wollte. Ihr Sohn
hatte sie genäht. Ich traute mich nicht mehr zu sagen, dass die Knöpfe
obendrein auch noch senkrecht hin gemacht waren, da ich nie auf die Idee
gekommen wäre, dass man Knebelknöpfe überhaupt senkrecht hinnäht, da ich einfach voraussetzte, dass man Knebelknöpfe immer waagrecht verwendet. Ich kann schlecht
beurteilen, was man bei anderen Leuten voraussetzen kann, und was man ihnen
besser vorher sagt. Ich dachte,
vielleicht hat er sich dabei was Bestimmtes gedacht, und es gehört
senkrecht hin und vielleicht passen sie halt einfach überhaupt nicht
durchs Loch, ob senkrecht oder waagrecht.
Somit bat ich, dass wir andere Knöpfe hin machen, denn die
Knöpfe passten ja offensichtlich nicht, was mich extrem wunderte, denn sie
hatten bei der Probe ja gepasst. Ich
dachte, eventuell haben sie gar versehentlich noch einmal die gleichen Knöpfe
in einer anderen Größe genommen. Diese passten
jedenfalls nicht durch, das war alles,
und das verblüffte mich nun sehr. Die
Schneiderin meinte, sie müsse aber etwas dafür verlangen, wenn sie die Knöpfe
ändert. Außerdem fanden wir dann noch heraus, dass die Taschen ebenfalls blaue
Plastikknöpfe hatten, die zur Zierde dort auf genäht waren, die zuvor aber
niemand bemerkt hatte. Bei der Anprobe hatte ich noch extra gefragt, ob
an den Ärmeln oder sonstwo
noch Knöpfe seien, die geändert werden müssten, aber da hieß
es, nein, nur die an der Knopfleiste seien da, sonst keine anderen. Jetzt meinte die Schneiderin, da hätten wir
wohl beide nicht aufgepasst. Ich suchte mir also braune Knöpfe aus Leder aus,
die auch gut zu der Jacke passten, aber nur die zweite Wahl waren. Jeder Knopf
kostete vier Euro, und sie gab mir das Geld für die anderen Knöpfe nicht zurück
mit der Begründung, die Jacke sei schwerer zu nähen gewesen als erwartet, denn
es sei ja Wildleder gewesen, das hätte sie zuvor nicht gewusst, und sie hätte
gedacht, es sei Kunstleder. Als ob die Härte des Materials dann anders wäre, und
außerdem ist sie ja der Profi und hätte das erkennen müssen. Somit musste ich jetzt noch einmal 19 EUR
zahlen. Die Jacke war nun insgesamt
schon bei 60 EUR, denn 35 EUR hatte das nähen zuvor gekostet, fünf Euro waren
die Summe für die fünf Knöpfe, einen hat sie mir geschenkt, jetzt mussten wir
aber noch mal neue Knöpfe kaufen und noch mal die Nährarbeit zahlen, sodass ich
bei insgesamt 59 EUR ankam. Ich war sehr enttäuscht und sauer, dass ich schon
wieder kommen musste, um die Jacke dann
mit den
Lederknköpfen abzuholen. Ich sagte
daher , da wir jetzt schon so oft da waren, wollte ich, dass mir die Jacke nun nach Hause geliefert würde. Da meinte sie, ja , das ginge, aber
dann müsse ich nun erst recht die
19 Euro für die Änderung der Knöpfe zahlen,
wenn man es mir auch noch liefern sollte.
Ich hatte mich schon mit den Lederknöpfen abgefunden, ich
dachte, so schöne Knöpfe wie ich sie wollte, wären halt im doppelten Wortsinn doch
eine Nummer zu groß für mich gewesen.
Die Spanierin und ich waren dann zusammen auf einem Konzert,
und fürsorglich hat sie mir die Jacke abgenommen. Auf einmal stieß sie einen
Schrei aus und meinte, die Knöpfe, die ich mir ausgesucht hätte, seien in der
Innentasche der Jacke. Sie lachte schallend los, und sie meinte, sie habe in
der Jacke getastet und sich gewundert, was ich denn in der Innentasche hätte,
und dabei sei ihr aufgefallen, dass die Tasche voll war, sowohl mit den Knöpfen,
die ich von der alten Lederjacke vor dem Wegwerfen abgetrennt
hatte, weil man sie vielleicht noch mal brauchen kann, außerdem waren die
blauen Kunststoffknöpfe in der Jacke, und da war auch eine Tüte mit den sechs
zuvor gekauften und ausgesuchten Knebelknöpfen, die ursprünglich an die Jacke
hin genäht werden sollten. Wir beide kamen überein, dass sie wahrscheinlich
doch die falschen Knöpfe benutzt hatten, als der Sohn sie annähte. Wir mussten
die ganze Zeit lachen, und alle Leute mögen sich wohl gewundert haben, warum
wir die ganze Zeit so herum kicherten und alberten. Die Spanierin meinte, sie
würde mit mir dort hingehen und mit denen ein Wörtchen reden, damit sie mir
umsonst noch einmal die schöneren Knöpfe hinnähen würden. Außerdem wäre ich
ja am Freitag bereits da gewesen, als
sie noch nicht fertig war, und da hätte man mir ja auch mal sagen können, passen Sie auf, die Knöpfe, die
Sie wollten, gehen nun doch
nicht, wollen Sie vielleicht andere aussuchen. Dann hätten wir das alles nicht
gehabt.
Wir kamen also dorthin, und ich erklärte der Schneiderin den
Sachverhalt. Ihr Mann hatte mir ja die Jacke sogar nach Hause gebracht, somit
wollte ich ihm sowieso noch fünf Euro Trinkgeld geben, was ich im Eifer des Gefechts damals vergessen hatte. Er
war noch so nett gewesen, mir ein Paket beim Nachbarhaus abzuholen, dass dort
für mich hinterlegt war, und ich wusste ja nicht, wo ich klingeln muss, da ich die Klingelschilder ja nicht lesen kann. Somit hatte er für mich
dort geläutet und das Paket gebracht. Ich war gerade mit dem Taxi von einer
Veranstaltung gekommen und hatte Glück, dass der Schneider mich antraf, denn er
hatte sich zuvor nicht angekündigt bzw. wollte eigentlich am Freitag kommen und stand schon
am Mittwoch vor der Türe. Somit freute ich mich, dass die Jacke und mein
Paket da waren, da ich einen großen Küchenwecker für blinde bestellt hatte,
dieser hat einen Magneten für den Kühlschrank, ein dünnes aber sehr großes Zifferblatt, dicke Zahlen, die
man sowohl ertasten als auch lesen kann, und somit kann ich nun perfekt die Zeit
einstellen. Diese fünf Euro Trinkgeld
für ihren Mann wollte ich nun der Schneiderin geben und dann gleich gut
Wetter machen, damit sie mir die Knöpfe noch einmal umtauscht. Ich argumentierte nämlich damit, dass hier die richtigen Knöpfe
in der Tüte waren, und dass offenbar die falschen Knöpfe verwendet worden
seien, und dadurch hätten sie eben jetzt nicht durch die Löcher gepasst. Da zog
sie dann aus ihrer Zauberkiste genau die gleichen Knöpfe hervor und meinte, die
sein auch nicht kleiner und nicht größer, die Knöpfe, die sie und ihr Sohn in der Tasche vergessen hatten, hätten
die gleiche Größe wie die, die sie vorher angenäht hatten, und die nicht
durchgepasst hätten. Wenn ich also doch nun diese langen Knebelknöpfe wollte,
würden sie wieder nicht passen. Ich meinte, das kann nicht sein, bei der Probe
haben sie ja gepasst, Sie müssen daher noch
eine weitere Größe haben, denn warum haben dann die, die ich mir ausgesucht
hatte, und die in der Tasche versteckt waren, gepasst, wohingegen die anderen,
die ihr Sohn hingemacht hatte, nicht durchs Loch gingen. Sie meinte, wir haben
nur diese eine Größe. Ich blieb aber steif und fest bei meiner Meinung und sagte,
hätten sie die richtigen Knöpfe verwendet, hätte es geklappt, es war der Fehler
des Schneiders, er hat die Knöpfe in der Tasche vergessen, die jemand von ihnen
dort zur Aufbewahrung hin gepackt hätte, damit sie angenäht würden, und somit
sei es auch sein Fehler, und so müssen Sie es auch kostenlos umändern. Meine
Spanierin war mittlerweile natürlich umgekippt, die zuvor so energisch Erklärt
hatte, mir zu helfen. Sie hatte mir noch gepredigt, ich sei immer so geduldig,
und ihre Tochter sei genauso, und sie dagegen würde aber schon den Leuten Dampf
unterm Hintern machen. Nun war ich
diejenige, die fest geblieben war, aber das kenne ich ja von jedem, alle tun
immer so Und tönen, dass sie so mutig seien, und dass ich mich nicht trauen
würde, dass sie aber den Leuten schon Zunder geben würden, aber
sobald dann die Situation der Situationen kommt, knicken sie ein und versagen. Ich blieb dann dabei
und sagte, ich bestehe darauf, dass die Knöpfe umgeändert werden, und zwar
kostenlos. Die Schneiderin meinte, damit werden sie aber nicht glücklich
werden, denn sie passen nicht durchs Loch. Da schlug dann die Spanierin vor, sie soll doch mal einen
Knopf probehalber vor allem waagerecht hinnähen und mit dem Faden etwas mehr Spiel
lassen, und dann könne man ja testen, ob es geht, und wenn es mit dem einen Knopf
funktioniert, könne man alle Knöpfe ändern. Wir gingen in der
Zwischenzeit etwas spazieren, und ich meinte, warum sie denn auf einmal
umgefallen sei. Sie habe ja nicht alles verstanden, es sei alles so schnell
gegangen. Ich hätte ja nicht alles übersetzt, was natürlich nicht stimmte. Im
Nachhinein glaube ich aber, es ging der Schneiderin nicht darum, dass sie es
nicht kostenlos machen wollte, sondern sie hatte wirklich die Befürchtung, dass
die Knebelknöpfe wieder nicht hinpassen. Als wir zurückkamen, passte der Knopf
perfekt, denn es lag wahrscheinlich wirklich nur daran, dass ihr Sohn sie
damals senkrecht hin genäht hatte, und damals hätte ich einfach drauf bestehen
müssen, dass sie waagerecht angenäht werden. Da mir aber damals die wahre
Ursache nicht wirklich klar war, ob es nun an der falschen Position oder der
falschen Größe liegt, hatte ich mich nicht getraut, darauf zu bestehen. Nun
wurden also alle Knöpfe in der richtigen Lage hin genäht und mit etwas Fadenspiel,
sodass ich sie gut schließen kann. Die Lederknöpfe waren nämlich auch extrem
dick und groß gewesen, außerdem waren sie
sehr klobig, sodass sie auch kaum durch die Löcher passten. Die Löcher
waren wahrscheinlich mittlerweile auch etwas ausgedehnter. Ich gab der
Schneiderin noch fünf Euro, denn die beiden Knöpfe an der Tasche hatte sie ja damals
nicht mit angenäht, und die musste ich ja dann auch noch kaufen, denn da hatte
ich ja nur die Lederknöpfe bezahlt. Sie wollte mir die Lederknöpfe wieder
zurückgeben, aber ich sagte, mit denen kann ich jetzt nicht mehr viel anfangen.
Somit hatte sie doch ein gutes Geschäft gemacht. Schließlich hatte sie 65 EUR
bekommen, zuzüglich der fünf Euro Trinkgeld, weil ihr Mann damals die Jacke ja gebracht
hatte, und sie konnte die Lederknöpfe erneut verkaufen, die ja nur einmal kurz getragen
worden waren. Somit war ich insgesamt mindestens 5-6 mal beim Schneider, nur,
um eine Jacke umändern zu lassen.
Man mag jetzt denken, das ist nicht viel, das kann jedem mal
passieren. Aber bei mir passiert das bei fast jeder Transaktion, sodass, wenn
man diese Ereignisse hochrechnet und potenziert, das Leben mindestens fünfmal
so mühevoll ist. Ich weiß nicht, inwieweit ich mir hier selbst im Wege
gestanden war, aber am Anfang hätte ich einfach drauf bestehen müssen, dass die
Knöpfe senkrecht sind aber waagerecht hingehören. Es war zumindest richtig, auch
wenn die Schneiderin es gut gemeint hatte, dass ich darauf bestanden hatte,
dass ich die Knöpfe aus der Innentasche bekomme, denn hätten sie diese gleich korrekt benutzt, sie waagerecht hin genäht,
und wäre dann der Knopf nicht durchs Loch gegangen, wäre es wirklich meine
Schuld gewesen. So aber war es ja obendrein wegen
dem Senkrechten auch noch ein
Nähfehler, und dass man bei Knebelknöpfen etwas mehr Spiel am Faden lassen
muss, damit die Knöpfe nicht so eng und steif am Leder sind, hätte sie eigentlich selbst sehen
müssen. Ich wollte ihr noch sagen, dass sie dann bei den Taschen die
Knebelknöpfe, die sie nur zur Zierde aufnähen muss, kein Spiel amFaden lassen muss, damit sie nicht
herunterbaumeln. Aber die Spanierin
meinte, ich solle doch der Professionalität
der Leute etwas mehr vertrauen. Wohin das geführt hat, hatte ich ja gesehen.
Endlich konnte ich dann das gute Stück abholen
und auch tragen. Der Ersatzknopf,
den ich eigentlich auch bezahlt hatte, fehlte. Vielleicht waren die Knöpfe ,
die wir bei dem Konzert in der Innentasche gefunden hatten,
gar nicht gleich dort hingepackt worden, sondern es waren die, die er gegen die Lederknöpfe eingetauscht hatte, nämlich die, die er
senkrecht hingemacht hatte, und die
daher nicht gepasst hatten, und er
musste sie mir daher mitgeben,
weil sie ja von mir bezahlt waren. Da kamen wir nicht drauf, weil die
Chefin ja gesagt hatte, dass sie mir die fünf Euro für die ersten Knöpfe nicht mehr
geben könnte, weil das Nähen bei echtem Wildleder schwerer war als vorher geahnt. Somit mussten wir
annehmen, dass es
die waren, die wir als allererstes ausgesucht hatten, und die in der Innentasche geparkt und dort vergessen wurden. Alle hatten aber auf jeden Fall dieselbe Größe,
es lag wirklich nur an der Art, wie
sie beim ersten Mal hingenäht worden waren.
Für die Mühen und das Geld hätte
ich fast eine neue Jacke bekommen. Ich hoffe nur, dass sie wieder 30 Jahre
hält, so wie es die alte getan hatte, und dass sich dann der ganze Aufwand
gelohnt hat. Zumindest ist nun auch wieder mit diesem Objekt eine
Kampfgeschichte verbunden, somit ist mir die Jacke jetzt auch nicht mehr fremd,
und ich habe sie jetzt sozusagen eingeweiht und sie mir zu Eigen gemacht, im wahrsten Sinne
des Wortes.
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