Vor einigen Wochen habe ich mich mit zwei ehemaligen Kolleginnen aus unserem inklusiven Theaterclub
getroffen. Sie wollten, dass ich wieder mitmache, und sie fragten mich, ob ich
denn Lust hätte, bei dem Stück Romeo und Julia den Prolog, den Epilog und die
zwischen Monologe zu sprechen. Sie würden mir den Text zukommen lassen, mehr wäre
nicht zu tun. Ich dachte, diese Aufgabe schaffe ich doch leicht. Ich sollte an
einem Samstag wieder mitmachen, sie
würde mich sogar abholen. Ich dachte, das wird einfach, das Stück ist schon
fertig, und ich muss nur die Sätze üben.
Der Text war ziemlich gestelzt, die Sprache ist sehr
geschraubt und sehr schwierig. Ich dachte, in Blindenschrift, also der
Punktschrift werde ich das nicht lesen können, da ich späterblindet bin und die
Kurzschrift ja erst vor ein paar Jahren gelernt habe. Mir schien es damals fast
unüberwindlich, das auswendig zu lernen. Nach einer Weile, nachdem ich alle
Silben mehrfach gezählt hatte, und nachdem ich mir die Metrik und die Syntax
der ganzen Sache irgendwie zusammengereimt hatte, habe ich auch verstanden, wie
das ganze richtig zu betonen ist, wo eigentlich die Komata sein müssten, und wie
ich es betonen muss. Dann konnte ich es auch auswendig lernen, da ich den Sinn
der Sache dann verstanden hatte.
In England hatten wir auch sehr viele Shakespeare Stücke in
dem Seminar, dass ich besucht hatte. Als Übersetzerin brauche ich so etwas
eigentlich nicht, da es Frühneuenglisch ist, aber ich dachte, für meine eigene
Bildung schadet ja nichts. Die Sprache habe ich nicht verstanden, aber nachdem
wir in den Seminaren den Inhalt ausgiebig diskutiert hatten, konnte ich dann
natürlich auch mitreden. So hab ich es in der Schule auch mit Goethes Faust
gemacht, die Sprache habe ich zwar nicht verstanden, aber nachdem dann alle
anderen den Inhalt ein paar Mal wiedergegeben hatten, habe ich dann so getan,
als könnte ich mitreden. Für mich ist Lyrik chinesisch. Ich täte mir leichter,
einen medizinischen Fachtext zu lesen. Lyrische Texte sind für mich wie
Juristendeutsch oder wie eine Fremdsprache. Aber nach einer Weile ging es dann.
Vielleicht lese ich sogar das ganze Stück durch. Das ist wie im
Lateinunterricht, wo man die Wörter erst
zusammensuchen muss, denn die Syntax ist so verdreht, und es gibt wenige
Kommata, und daher wird es dann schwierig. Anfangs übte ich jeden Tag alle drei
Absätze, aber es wurden dann nur zwei gebraucht.
Ich sollte also dann zur Probe kommen. Es erwartete mich
damals noch eine ziemlich unangenehme Überraschung, denn alles sollte mit den
anderen Clubs zusammen im Freien stattfinden, da wir für eine längere Nacht
probten, die bei uns jedes Jahr stattfindet. In allen Museen, Theatern und
sämtlichen öffentlichen Stellen gibt es verschiedene Veranstaltungen. So eben
auch im Staatstheater. Es war ein einziges Chaos, es war bitter kalt, und
niemand wusste, wo er zu stehen hatte. Ich dachte, was tue ich mir hier wieder
an, ich fühlte mich wie auf einem Exerzierplatz, vor, zurück, links, rechts,
alle wieder rein, alle wieder raus, ewig lange stehen, und dann sollten wir
auch noch im Chor singen. Alles war so durcheinander, dass es uns so vorkam,
als ob die Sache niemals gelingen würde.
Die nächste Probe wäre dann schon am Montag gewesen, aber
ich hatte schon einen Volkshochschulkurs gebucht, nämlich das Thema smarte
grüne Welt, wozu ein Vortrag stattfinden sollte, und der hatte Eintritt
gekostet, das wollte ich mir dann nicht entgehen lassen. Am Dienstag fiel die Probe
aus, und da musste ich sowieso zum Zahnarzt, denn meine Krone war schon wieder rausgebrochen.
Da war ich dann auch nicht böse drum, dass dieses damals noch existierende
Elend und Chaos mir erspart geblieben war.
Am Mittwoch war er der 1. Mai, da habe ich getreu dem Motto
Tag der Arbeiter einmal wirklich gefaulenzt.
Am Donnerstag ging es dann weiter, und die Sache bekam
langsam aber sicher ein Gesicht. Irgendwie haben wir dann schon kapiert, dass
das ganze wohl recht ausgeklügelt war
und die Probleme langsam ausgebügelt waren, und dass es irgendwann auch
funktionieren könnte. Am Freitag war dann die Generalprobe . Ich hatte
dann schon mehrere Strickjacken untereinander und noch einen Pullover, den ich
aber da noch nicht anhatte, sondern eine dünnere Bluse. Ich sollte in
schwarz-weiß gehen, denn die zwei verfeindeten Familien wären jeweils in
schwarz und in weiß, und ich war ja die Ansagerin und somit neutral.
Die Generalprobe fand dann schon mit den Kleidern statt, ich
hatte eine weiße Hose und eben diese mehreren Schichten an. Langsam bekam die
Sache Hand und Fuß, und dieses Mal wurde sogar für unser leibliches Wohl
gesorgt, indem einige Brezeln und Kekse bei uns in der umkleide standen. Wir hatten
dieses Mal eine eigene Seitenbühne, wo wir unsere Sachen lagern konnten, und wo
ich auch meinen Stuhl wiederfand, auf dem die Kleider waren. Wir hatten sogar
eine Kostümbildnerin, die uns half und uns gut versorgte. Die anderen halfen
mir, die vielen Knöpfe zuzumachen, denn die Bluse hatte Knöpfe, die man nicht
sehen sollte, und da der Saum darüber war, war alles extrem kompliziert.
Dennoch fror ich immer noch sehr, obwohl ich ziemlich viel übereinander
anhatte.
Ich war todmüde, aber ich konnte die ganze Nacht vor
Aufregung nicht schlafen. Am nächsten Tag wollte ich ja dann auch noch beim UN
behinderten rechts-Konvention-Umzug mitmachen, dem UN Zug, wo es darum ging,
dass Deutschland bereits 2009 den Vertrag unterschrieben hatte, das aber in den
zehn Jahren in punkto Teilhabe nicht sonderlich viel passiert ist. Ich hatte
zum Glück eine Assistenz, die mit mir lief, denn wegen meiner Transplantation
wollten die Organisatoren keine Verantwortung übernehmen, falls irgendjemand
mich versehentlich stößt. Außerdem sollte jeder für seine eigene
Barrierefreiheit sorgen, es war Eigenverantwortung gefragt. Die Veranstaltung
sollte barrierefrei sein, aber die Assistenz musste schon jeder selbst
mitbringen. Es wäre ein Treppenwitz der Geschichte gewesen, wenn ich aufgrund
meiner Behinderung nicht zu dieser Veranstaltung hätte geben können, daher habe
ich sehr darauf gedrungen, eine Assistenz zu finden. Das hat dann zum Glück
auch geklappt.
Ich war todmüde noch vom Theater, und wegen meiner
schlechten Feinmotorik, die dann noch schlechter ist, wenn ich müde bin, brach
mir an dem Tag alles ab. Zuerst einmal riss ich wieder die Kette von meinem
Duschrollo heraus, und danach stieß ich mich an sämtlichen Möbeln. Auf dem Weg
zur U-Bahn habe ich mich dann verlaufen, nur, weil ein Auto etwas blöd geparkt
hatte, und ich dadurch komplett aus dem Konzept gekommen war. Dazu braucht es
bei mir leider nicht viel. Als ich dann bei der U-Bahn-Station angekommen war,
ist mir dann auch noch die Stockspitze abgebrochen. Eine Passantin half mir
zwar, sie wieder hinzumachen, meinte aber, ja, solche Tage kenne ich. Da sagte
ich, ja, das glaube ich Ihnen, dass sie das kennen. Sie hat schon gemerkt, dass
das ironisch gemeint war, denn schließlich hat die ja Augen im Kopf und brauch
keinen Blindenstock, der ihr abbricht, und ist auch nicht komplex schwer
mehrfach behindert, sodass ihr mehrere Dinge auf einmal am Tag kaputtgehen,
wenn sie etwas müde ist. Und sie muss sich auch nicht wie ein Flugkapitän auf
den Weg konzentrieren, wo schon die kleinste Ablenkung reicht, um von der Route
abzuweichen.
Meine Helferin kam dann auch noch zu spät und meinte, ja,
solche Tage kenne ich auch. Das hat mich dann total wütend gemacht, am liebsten
würde ich solchen Leuten die Augen , die Nieren und die Schilddrüse und die
Nebenschilddrüsen ausstechen, die immer sagen, jaja, mir geht es genauso, das
kenne ich auch. Ich glaube schon, dass auch Nichtbehinderten mal ein Pech
passiert, aber die können sich dann wenigstens wieder helfen, im Gegensatz zu
mir, die ich mehrere Behinderungen habe, und wo schon sehr wenig ausreicht,
dass ich nicht mehr weiter komme, da ich mich sehr stark auf alles
konzentrieren muss.
Es schien, als ob der liebe Gott nicht für Inklusion war, denn es war bitter kalt, der Regen fiel
in Strömen, und es waren nicht sonderlich viele Menschen dar. Die Demonstration
war außerdem recht lahm, es kam überhaupt keine richtige Stimmung auf. Ich
hätte einige Sprüche gewusst, aber es gibt bestimmte Alphatiere, wenn die ihre
Sprüche rufen und schreien, dann schreit gleich jeder mit, und bei mir hätte
sich wieder keiner angeschlossen. Als wir dann auf dem Platz waren, wo ein
Markt der Möglichkeiten stattfinden sollte, habe ich zum Glück einige Töne
einfangen können und auch einige Interviews geführt, die jetzt in einer
Radiosendung der anderen Redaktion kommen, nämlich der Redaktion Handikap. So
muss ich sie schon nicht schneiden, und unsere Sendung kommt ja wesentlich
später erst wieder, nämlich am 27 Juni, und da ist die Sache sowieso schon um
die Ecke.
Mir graute schon vor dem Abend, wo ich dann in dieser
Eiseskälte spielen sollte, wo ich doch schon so fror. Als ich dann dort
angekommen war, hatte ich sage und schreibe sieben Schichten anzuziehen vor
mir. Mein Unterhemd, einen dunklen Rollkragenpullover, zwei Strickjacken mit
zahlreichen Knöpfen, meinen eigenen dicken schwarzen Wollpullover und noch eine
schwarze Bluse und eine weiße Bluse. Ich hatte also sieben Schichten
übereinander an. Unter der weißen Hose trug ich noch ein Paar Leggings, denn es
war wirklich bitter kalt. Aber es war, als ich aus dem Haus ging, nicht mehr so
kalt wie am Morgen gewesen, was mich sehr überrascht hat. Mir taten schon Tage
zuvor die Gelenke weh, wobei ich dachte, ich sei vielleicht gestürzt oder hätte
mich gestoßen, aber es war tatsächlich nur die Änderung des Wetters. Das
kündigt sich bei mir schon immer einige Tage zuvor an, aber jedes Mal weiß ich
nicht, was es ist, erst dann, wenn sich das Wetter geändert hat, wird mir klar,
warum mir das Knie weh tat oder ein Ellbogen oder ein Fußgelenk.
Die Theaterpädagogin half mir, mich anzuziehen und knöpfte alles
zu. Sie war selber total aufgeregt, was mich eigentlich verwundert hat, denn es
waren ja schließlich wir, die spielen
mussten, und sie als erfahrene Schauspielerin braucht ja nicht aufgeregt zu
sein. Aber ich musste immer etwas aufpassen, wenn ich zu viel fragte, weil sie
dann genervt war. Mit meinem Autismus und meiner Blindheit ist es schwierig,
den richtigen Zeitpunkt bei den Menschen ab zu passen. Zu meiner Verärgerung
lag dann die Spindel mit den DVD Rohlingen, die ich der leitenden
Theaterpädagogin gegeben hatte, damit sie endlich den Film unseres alten
Stückes aufnehmen möge, wieder bei mir bei meinen Kleidern. Es hat sich aber
herausgestellt, dass sie nur versehentlich dort gelandet war, und dass wir
endlich irgendwann eine DVD mit unserem Film bekommen sollten. Wir werden sie
halt immer wieder löchern. Irgendwann wird es klappen.
Ich habe mich sehr gefreut, dass es dieses Mal auch wieder
etwas zu essen gab, und dass wir, nachdem unser Stück immer viermal
hintereinander gespielt wird, jedes Mal in der Pause ins warme durften. Ich
habe von meinem guten Bekannten eine wunderbare Tasse bekommen, die man außen
anfassen kann, da sie sehr dicke Wände hat, selbst dann, wenn extrem heißer
Kaffee darin ist. Unsere Älteste Mitspielerin, die sich immer sehr um mich
bemühte und sich dauernd um mich kümmerte, hat auch eine große Kanne Kaffee mitgebracht,
und die Mutter einer Frau mit dem Down-Syndrom hat wieder ihre legendären Muffins
gebacken, und ich hatte sie sogar darum gebeten. Sie hat eigentlich auch bei
dem UN Zug mitgewirkt, fand aber dennoch die Zeit, uns die tollen Muffins zu
bringen. Ich habe mich auch total gefreut, dass wir dieses Mal bei der
Feuershowstühle kriegen sollten. Das wurde uns dann auch noch angekündigt. Denn
bei der Generalprobe hatten wir die Feuerschau, und da das Feuer so gesprüht hat,
bin ich in Panik geraten und habe meine Begleiterin gepackt und gesagt,
schnell, schnell, wir müssen hinter, dass Feuer kommt. Ich dachte, eine riesige
heiße Feuerwand würde auf uns zu rasen. Ich kann ja aufgrund der Blindheit die
Entfernung schlecht abschätzen. Mir taten bei der Generalprbe hinterher die Beine
total weh, da wir schon den ganzen Abend gestanden waren. Bei der Aufführung bekamen wir Stühle, und sie setzten uns weiter nach hinten. Ich wurde bei der
Aufführung auch von einem Mitspieler gewarnt, wann das Feuer wieder sprühen würde,
damit ich nicht erschrekce. Jetzt hatten wir auch endlich den Ablauf, und alles
hat prima geklapptDie Feuershow war erst am Ende, und sie war bei der echten Aufführung gigantisch! Bei der Generalprobe hat es noch einige
Schwierigkeiten gegeben, aber dafür ist die sie ja dar. Am Abend selbst haben
dann alle Theaterpädagogin aller Gruppen noch einige Übungen mit uns gemacht,
und wir hatten einen genauen Zeitplan, wenn wann wer wohin muss. Das fand ich
super, denn es war wirklich organisiert. Irgendwann musste ich auch in die
Maske, und ich habe der Maskenbildnerin
genau eingeschärft, dass ich Neurodermitis habe, und dass sie ganz
vorsichtig mit meiner Haut sein müssten. Außerdem hatte ich auch einige
Augenoperationen, und ich mag es nicht sehr, am Auge geschminkt zu werden. Aber
sie waren sehr vorsichtig. Meine Haare sind jetzt lang genug, um zu einem Mozartzoppf
geflochten werden zu können, das hat mich total gefreut.
Ich hatte ziemlich viel Hilfe, und wir wussten immer, wo wir
hin müssen. Ich habe dann den Schirm genommen, denn jede Gruppe hatte ihre
eigenen Schirme, da meine Begleiterin sogar noch kleiner ist als ich, und ich
dann ständig den Schirm im Gesicht gehabt hätte. Es gibt selten Leute, die
kleiner sind als ich. Es hat alles wie am Schnürchen geklappt. Wir sind dann
raus, und als Romeo und Julia sich das Ja-Wort gaben, gab es sogar zwischen
Applaus. Die Theaterpädagogin hat mich immer an die Markierung geführt, die ich
natürlich nicht sehen konnte, aber in dem Video, welches wir später geschickt
bekamen, war sie wohl zu sehen, da mir jemand sagte, ich sei immer genau an der
Markierung gestanden. Dann habe ich mein Sprüchlein auf gesagt, dann wurde ich
wieder zurückgeführt. Danach ging das Theaterstück los, und wir gingen wieder
rein. Ich habe noch am Ende etwas gesagt, damit das Stück sozusagen wieder wie
eine Schleife von vorne losgeht. Während die Akrobaten von der anderen Gruppe turnten
und eine junge Frau ein Lied sang,
sollten wir zugucken, und dann würden wir Julia verlieren, die anderen würden
ihren Romeo suchen, und dann würden wir über den Platz laufen, dann würde ich
wieder mein Sprüchlein sagen, dann ging die Vorstellung von neuem los, ich
sagte den Abspann, und wir gingen wieder rein. Zwischendrin konnten wir uns
immer stärken, heißen Kaffee trinken, Kekse, Brezen, Muffins essen und uns es gut gehen lassen.
Körperlich war das dieses Mal überhaupt keine Anstrengung. Einer hat sogar
gepfiffen, als wieder der Applaus kam, das hat mich total gefreut.
Das eine Lied hat mir nicht so gut gefallen, dass während der Akrobatik
gesungen wurde, aber es gab ein arabisches Lied, das mir total ans Herz ging,
weil ich diese Musik total gerne höre. Es hat alles wunderbar geklappt, wir
haben unsere Durchläufe wie am Schnürchen gemacht, und wir waren hinterher wirklich
froh.
Wir sind dann alle wieder runterzum Umziehen, und es waren
ja immerhin ganze sieben Schichten, und davon waren vier mit Knöpfen. Ich hatte
einige abschminktücher von der Maske mitbekommen, da ich fürchtete, das alleine
nicht hin zu bekommen und dann tagelang mit schwarzer Farbe im Gesicht
herumzulaufen. Die Kostümbildnerin half mir dabei, und sie holte extra noch
einen Waschlappen, da das Zeug einfach nicht runtergehen wollte. Meinen
Pullover habe ich mir etwas eingesaut, aber das soll wohl wieder weggehen, hat
man mir gesagt. Es hat auch wieder lange gedauert, alles auf zu kriegen, und
ich kam fast nicht aus den Ärmeln raus, da so viele Schichten übereinander
waren. Aber die Kostümbildnerin hat immer feste gezogen, damit alles glatt über
die Bühne ging im wahrsten Sinne des Wortes. Danach hat mir meine
Theaterpädagogin noch einige Gummibärchen in den Mund gesteckt, das war total
lustig, und ich habe noch einige Muffins mitbekommen. Ich war fast traurig,
dass die Sache zu Ende war, denn es war wirklich toll.
Am nächsten Tag war ich auch nicht so erschöpft wie beim
ersten Mal, dass Weiher förmlich Raubbau gewesen. Dieses Mal hatte man wirklich
gut für uns gesorgt, wir konnten sitzen, wir konnten uns wärmen, wir waren warm
genug angezogen, wir haben kaum gefroren, und ich hatte immer meine Sachen, wo
ich sie suchte. Es ist wirklich wichtig, eben in seinem Bereich alles so zu
haben, wie man es braucht. Jetzt kann ich auch etwas verstehen, warum echte und
professionelle Schauspieler da manchmal so komisch sind. Die wollen wir ihren
Lieblings Saft, ihre Lieblingszeitung, ihren Lieblingssessel usw. in ihrer
Garderobe haben. Wahrscheinlich ist das einfach wichtig, wenn man hart
gearbeitet hat, dann vertraute Dinge vorzufinden und zu wissen, wo alles ist.
Ich glaube, wenn ich eine echte und professionelle Schauspielerin wäre, wäre ich
bestimmt genauso zickig und genauso eine Diva wie einige von denen.
Jetzt bin ich wieder dabei und komme jedes Mal wieder mit,
und wir werden jetzt bald auch nicht mehr am Samstag sondern am Freitag
spielen, und dann habe ich das Wochenende wieder meine Ruhe und ganz für mich.
Das ist dann körperlich wesentlich weniger anstrengend, und wir können viel
besser für uns sorgen und uns auch viel besser schonen und unsere Kräfte
einteilen. Alles in allem hat das wirklich riesengroßen Spaß gemacht. Das wird
dann nicht mehr Romeo und Julia in 5 Minuten, sondern wir werden dann das ganze
Stück spielen, und ich muss einige Dinge auswendig lernen, wir haben nämlich
Romeo und Julia in leichter Sprache und werden es mit der Sprache Shakespeares
mischen. Mir wurde gesagt, ich könne das so gut rezitieren, und ich würde
diesen Wortlaut so gut hinkriegen. Ich werde mich dann noch einarbeiten,
vielleicht ist dann irgendwann Lyrik für mich auch kein Chinesisch mehr.
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