Wie in diesem Blog
schon berichtet, war ich kurz vor Weihnachten in einer Tretmühle, in der man virtuell mit einem Stock
durch ein ebenfalls virtuelles Gebäude
laufen konnte. Dabei wurde schon angekündigt, dass mit einem Datenhandschuh
virtuelle Objekte ertastet werden könnten, und dies in einem späteren
Experiment folgen würde. Man würde mich unterrichten, sobald es soweit wäre.
Vor zwei Wochen war es dann soweit, der Sohn eines blinden
Bekannten von mir rief mich an, er arbeitet mit dem Forscher zusammen und macht
seinen Master in Medieninformatik, und er wollte mich fragen, ob ich bereit
wäre, an diesem Experiment teilzunehmen. Da ich neugierig auf all diese Dinge
bin, sagte ich natürlich sofort zu, weil ich ja sowieso schon darauf wartete,
eingeladen zu werden.
Ich traf mich also mit dem Sohn des blinden Bekannten, und
wir gingen zusammen zu der Fachhochschule, wo alles stattfinden sollte. Der
Untersuchungsleiter, der über das Thema virtuelle Realität promovierte und mit mir zusammen schon das Experiment mit der Tretmühle durchgeführt hatte, erklärte mir den Ablauf.
Zunächst einmal musste ich einige
Objekte ertasten, die dann später virtuell auf dem Tisch dargestellt würden.
Man hatte im drei die Drucker ein Modell der Korridore um das Büro herum
gemacht. Zum Glück waren sie mittlerweile in ein klimatisiertes Büro umgezogen,
dafür war es etwas kleiner. Einen Vorteil und einen Nachteil gibt es immer.
Aber mich stört das ja nicht. Es muss wohl so heiß gewesen sein, dass selbst
die komplizierte Technik irgendwann versagte. Die Computer müssen ja auch
gekühlt werden.
Nachdem ich diese Objekte ertastet hatte, die einige
Korridore mit Säulen und einigen Abbiegungen darstellen sollten, musste ich mit
den Händen jeweils pro Finger in eine Schlaufe schlüpfen. Dabei wurde mir
natürlich geholfen. Auf dem Rücken der Finger und der Hand waren dann kleine
Metallschienen mit Motoren angebracht. Der Handrücken hatte jeweils einen
Infrarotsender, der an eine an der Decke angebrachte Infrarotkamera seine
Signale abgab. Links und rechts vom Tisch wurden Trecker aufgestellt, die dem
Computer zeigen sollten, wo die besagte Fläche war, auf die er dann die
einzelnen Objekte projizieren sollte.
Wenn man mit den Händen auf den Tisch herum fuhr, wurde dies
dem PC mitgeteilt, der ja eine virtuelle Landkarte in sich trug, und somit gab
er über Funk den Motoren im Handschuh die Befehle, an den entsprechenden
Stellen , wo sich etwas befand, zu
vibrieren, oder die Finger sich nicht weiter bewegen zu lassen. Das war dann
eben die sogenannte Vibrorealität oder Forced
Reality. Ich sollte dann die
Objekte, die ich vorher in echt ertasten durfte, den Objekten, die mir virtuell
auf dem Tisch eingespielt wurden, zuordnen. Zuvor wurden mir aber einige
einfache geometrische Figuren auf den Tisch projiziert, die ich leicht ertasten
konnte. Immer da, wo das Objekt sein sollte, vibrierten die Handschuhe. So
erschien es einem, als ob man auf eine Linie fasst. Oder man konnte einen Kreis
ertasten. Zwei der vier Objekte konnte ich erraten. Ich bin nicht sehr gut im Tasten
und auch sehr schlecht in der Orientierung. Mein Gehirn verarbeitet das sehr
schlecht. Daher bin ich natürlich nicht die ideale Versuchsperson. Aber ich
wollte trotzdem mal mitmachen. Zwischendurch musste ich immer wieder Fragen
beantworten, ob mir diese Aufgaben schwer fielen oder nicht. Je komplexer die
Aufgaben wurden, umso schwerer wurde es natürlich. Das Zuordnen der einzelnen
Modelle zu den jeweiligen virtuellen Modellen, das war natürlich wieder recht
schwer. Ich habe nur zwei erraten, dass dritte wusste ich nicht. Denn es war um
90° gedreht, und wir hatten aneinander vorbeigeredet. Ich hatte nämlich genau
das vermutet, aber ich konnte die Frage nicht zu stellen, dass sie verstanden
und korrekt beantwortet werden konnte. Somit wusste er nicht, was ich meine.
Sonst hätte ich es auch erraten. Aber immerhin, es war nicht ganz so schlimm
wie bei der Tretmühle, wo ich überhaupt nichts geschafft hatte. Da bin ich nur
irgendwie durchgekommen, ohne zu merken, wo ich mich überhaupt befand.
Das Gestell war etwas unbequem, und man hatte mir erzählt,
dass man zum einen noch einen Stoffhandschuh hatte, der aus Amerika geschickt
wurde, und außerdem hatte das Team aus Studenten selbst einen Handschuh gebaut.
Das wollte ich natürlich ausprobieren, aber der Handschuh war natürlich
aufgrund des Stoffs nicht zu genau und setzte manchmal aus. Es war aber
wesentlich einfacher, dort hinein zu schlüpfen, denn das Ganze soll ja mal dazu
gedacht sein, dass man es Zuhause benutzen kann. Man würde dann an der Decke
eine Infrarot Kamera montieren, und auf dem PC hätte man dann die Landkarten
gespeichert, und über Funk würde der Datenhandschuh seine Informationen
bekommen, und man könnte die beiden Trecker irgendwo auf dem Fußboden oder auf
einem Arbeitstisch platzieren, sodass der Computer weiß, wo sich die Fläche
befindet, auf die er alles schicken muss. Ich fand das spannend, dass man einen
Datenhandschuh bauen kann, und der war dann auch noch relativ preisgünstig.
Wenn man natürlich die Zeit berechnet, ist ein Handschuh natürlich wieder
wesentlich teurer. Bis zur Marktreife wird es wohl noch sehr lange dauern. Aber
der Ansatz ist gemacht.
Ich durfte dann auch noch ein dreidimensionales Objekt
ertasten, man spielte mir eine Kugel ein, die auf dem Tisch lag. Man hätte auch
noch eine schwebende Kugel einspielen können, aber ich wollte eine, die liegt.
Dann sollten die Motoren auf dem Gestell, in das ich mittlerweile wieder
geschlüpft war, die Finger zurückhalten, aber meine Handgelenke verbogen sich
immer wieder, man hätte sie ruhig halten müssen, um nicht durch die Kugel
durchzugreifen. Daher war das ziemlich schwer. Ich konnte zwar spüren, dass
irgendetwas in der Luft vibriert, aber was es war, hätte ich nicht
identifizieren können.
Für unsere Radiosendung machte ich natürlich wieder ein
Interview, welches dann das nächste Mal dran kommt. Unsere Landeszentrale für
Neue Medien hatte sich beschwert und die Gelder mal wieder gekürzt mit der
Begründung, wir machten kein gutes Radio. Auch die andere Sendung, die von und
mit Menschen unterschiedlichster Behinderungen gemacht wird, wurde verrissen.
Dieses Projekt wurde sowieso eingestellt, da dies von der Volkshochschule
ausging, und die meisten haben sich direkt beim Sender angemeldet und wurden
nicht von der Volkshochschule geschickt, sodass denen die Gebühren abhanden gingen.
Wie lange unsere Sendung noch finanziell getragen wird, wissen wir nicht, ich
kann nur hoffen, dass es noch lange so geht. Wir haben so interessante Dinge
wie zum Beispiel Menschen, die sich mit Zunge schnalzen fortbewegen, Leute, die
mit Blinden nach Indien fahren usw., ein Seminar über Gestik und Mimik und
Rhetorik für blinde, all diese Leute werden interviewt, ich selbst gehe sehr
häufig zu irgendwelchen Veranstaltungen, um dort Interviews zu machen und
selbst teilzunehmen und Erfahrungen zusammen, ich weiß gar nicht, was wir noch
machen sollen. Außerdem sind dies auch häufig sogenannte gebaute Beiträge, bei
denen ich sogar die Übersetzung oben drüber spiele, was ziemlich aufwendig ist,
wenn wir zum Beispiel Leute aus Amerika interviewen, die bei uns in der
Vereinigung oder in Einrichtungen als Gastredner auftreten, wo
ich natürlich auch wieder dabei bin. Oder ich gehe mit bei einem Umzug, wo es
um die UN Behindertenrechtskonvention geht, mache dort Interviews und Fangetöne
ein, und das ganze wird dann zusammengeschnitten und kommentiert, um einen hörenswerten
Beitrag daraus zu machen. Dennoch ist diese Zentrale unzufrieden mit uns. Wir
sind eines der wenigen freien Radios, die es in unserem Bundesland gibt, aber man
will halt keine freien Radios haben. Und schon gar keine von Behinderten.
In der nächsten Versuchsreihe soll es darum gehen, dass man einen
Gürtel anbekommt mit sogenanntem LIDAR
(Light detecting and ranging) ,
das ist so ähnlich wie Radar, und mit diesem Gürtel soll man sich dann im Raum
orientieren, der wird einem dann wahrscheinlich Hindernisse ansagen. Auch hier
werde ich wieder mitmachen und natürlich in unserer Radiosendung berichten,
falls es sie dann überhaupt noch gibt,
was ich aber doch vermute und schwer hoffe.,
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