Das ist eine Redensart, Du gehörst der Katz, d. h., Du bist
ausgeliefert. Eine ältere Dame bei uns an der Dialyse sagte mir einmal unter
Tränen, schauen Sie, dass sie einen Partner kriegen, denn wenn sie alt werden,
gehören sie der Katz. Diese alte Frau war sehr gebildet, ich mochte sie sehr,
sie erinnerte mich an meine Oma, und sie war sehr offen und ehrlich, sie war
eine der wenigen, die ganz unbefangen mit mir umging. An diese Worte denke ich
noch heute sehr oft.
Nachdem ich ja im Oktober erst vier Wochen krank war, dachte
ich, für dieses Jahr hätte ich mein Soll erfüllt. Aber Anfang Januar merkte
ich, dass ich husten bekam, und dass offenbar eine Erkältung im Anzug war. Der
Anzug war ziemlich aufwendig genäht.
Am 6. Januar, an Heilig drei König, sagte ich dann meine
Assistentin ab, dass sie am Dienstag nicht zu kommen brauchte. Denn einer ihrer
Verwandten ist krank, sie darf also keine Viren mit nach Hause bringen. Auch
einer meiner Assistenten hat es am Herzen, dieser darf ebenfalls nicht krank
werden. Somit hatte ich wenig Auswahl an Assistenz, da es sich viele eben nicht
leisten können, sich bei uns Kunden anzustecken. Ich behalf mir also, indem ich
die Dinge online bestellte, die ich brauchte, oder ich nahm anderweitig Hilfe
in Anspruch, oder ich nutzte nur die Assistenten, die sich nicht so leicht
anstecken.
Es wurde einfach nicht besser, der Husten war wirklich
entsetzlich. Einige sprachen sogar von Keuchhusten. Meine Eltern hatten auch so
einen starken Husten, der ewig nicht weichen wollte. Mein Vater musste sogar
einmal wegen einer Entgleisung seines Blutdrucks ins Krankenhaus, und das auch
noch an seinem Geburtstag. Es war also ein ziemlich böses Virus unterwegs,
obwohl meine Eltern ja relativ weit weg wohnen, ging dieses Virus wohl in ganz
Deutschland um.
In der Nacht wachte ich auf, bekam schlimmen Reizhusten, der
extrem trocken war, er war wenig produktiv, und alles tat weh. Der Husten war
sehr rau, und auch im Kehlkopf hatte ich das Gefühl, dass mich etwas würgen
würde. Ich hatte den Eindruck, als hätte ich eine Bürste im Kehlkopf, die wie
ein Scheibenwischer hin- und her geht. Ich bekam regelrechte Panik, diese
Hustenanfälle wollten und wollten einfach nicht aufhören. In der Nacht waren
sie am schlimmsten. Da ich sowieso häufig
nicht gut schlafe, hatte ich die
Nacht in dieser Zeit fürchten gelernt. Ich konnte nur noch bei Licht schlafen,
ich konnte mich nicht mehr flach ins Bett legen und musste das Kopfteil hoch
stellen. Auf einmal stellte ich fest, dass ich die Türe meines Zimmers nicht
mehr schließen konnte, ohne in Panik und klaustrophobische Zustände zu geraten.
So etwas kannte ich von mir eigentlich nicht, da es mir lieber ist, es warm und
gemütlich zu haben, und daher mache ich eigentlich die Türen gerne zu. Es war
einfach schrecklich, ich hatte wirklich Panik, dass dieser Dreck nicht mehr
weggeht. Zumal ich ja erst vor kurzem so lange krank war. Insgesamt fühlte ich
mich außerdem schlapp, und es wurde einfach nicht mehr besser. Eine Bekannte
von mir meinte auch noch, ich könne ja noch von GLÜCK sagen, dass es nicht auch
noch die Schleimhäute betroffen hätte, und ich nicht mit Übelkeit und Schwindel zu tun hätte. Ich kann immer von Glück sagen, dass es mich nicht noch
schlimmer getroffen hat, dass ich
als Blinde Transplantierte nicht
noch mehr Krankheiten kriege.
So rief ich am 9. Januar bei meiner Hausärztin an. Mit
Schrecken musste ich dann die Botschaft
vernehmen, dass die bessere der beiden Ärztinnen in Rente gegangen ist, auch
die Belegschaft hat es relativ kurzfristig erfahren. Die war noch im Oktober
bei mir und hatte mir nichts gesagt, ich war ziemlich sauer. Denn eigentlich
bin ich nur noch wegen ihr in dieser Hausarzt Praxis Patientin gewesen, war ich
doch schließlich weiter weggezogen. Sie meinte, ich könne 100 Hausärzte haben,
das sei egal, da könnte ich auch bei ihr bleiben und mir trotzdem in meiner
neuen Wohngegend einen Arzt suchen. Der Arzt in meiner neuen Wohngegend, der
mir empfohlen wurde, hat mir nicht sonderlich gefallen. Der andere Arzt, der
sogar eine barrierefreie Praxis ganz in der Nähe hatte, war schwer zu
erreichen, und als ich einmal anrief, hieß es, er sei in Urlaub. Der andere
Arzt, der genau an der Ecke ist, wo auch die Apotheke sich befindet, und ein
Katzensprung von mir entfernt ist, hat mörderische Treppen nach oben, und wenn
man nicht sowieso schon krank ist, bricht man sich den Hals, ehe Mann in der
Praxis ankommt. Alles andere als barrierefrei also.
Der eine mir empfohlene Hausarzt hatte sich damals
gesträubt, mir das neue Medikament gegen die zirkadianen Schlaf-wach
Rhythmusstörungen zu verordnen, obwohl es eigentlich außerhalb des Budgets war. Das hat zwar meine Hausärztin auch nicht verschreiben wollen, aber seine Begründung war, ich könne mir das Rezept
auch genauso gut schicken lassen, und nur aus Bequemlichkeitsgründen wollte ich
es von ihm. Das hat mich sehr geärgert, denn selbst zu ihm zu kommen, ist für
mich schon eine extreme Tortur, obwohl es nicht weit ist, aber es gibt auch
hier genügend Hindernisse für jemanden wie mich, sodass es anstrengend ist, zu
ihm zu kommen. Dieser Herr selbst ist so bequem, dass man nach 10:00 Uhr keine
Medikamente mehr bei ihm auf Rezept bestellen kann, denn es sei dem Arzt nicht
zuzumuten, nach 10:00 Uhr sein Sprechzimmer zu verlassen. Daher sollten alle
Rezepte vor 10:00 Uhr bestellt werden. Die Menschen schließen halt immer gerne
von sich auf andere. Daher ging ich zu diesem Herren nicht mehr hin. Für einen
Hausbesuch wäre er wahrscheinlich auch nicht zu haben gewesen, denn dann hätte
er ja Ein paar Meter laufen müssen. Und
vielleicht hätte er auch wieder geglaubt, ich sei nur zu faul, zu ihm in die
Praxis zu kommen, weil ich ein bisschen Husten habe.
Somit nahm ich also mit der anderen Ärztin Vorlieb , die
noch in der Praxis geblieben ist. Sie kam und gab mir ein Rezept für einen
Schleimlöser. Mein Hinweis, dass der Husten trocken sei, wurde von ihr nicht
sonderlich zur Kenntnis genommen. Mein Hinweis auf meine
Nierentransplantation wurde schon häufiger mit Folgen von ihr nicht zur Kenntnis genommen. Bei einem Husten, bei dem gar nichts
rauskommt, und wo auch gar kein Schleim vorhanden ist, verstehe ich den Sinn
eines Schleimlösers nicht unbedingt. Meine andere Ärztin hatte mir sogar seinerzeit
von einem Schleimlöser abgeraten, da ich sowieso schon genügend Medikamente
nehme. Da hatte ich aber so viel Schleim, dass ich dann trotzdem entgegen ihrem
Rat einen Schleimlöser nahm, und der Husten besserte sich sehr schnell, denn es
konnte alles rauskommen, und der Husten war nicht mehr so fest und
nicht so anstrengend raus zu befördern. Dieses Mal hielt ich aber einen
Schleimlöser für nachgerade kontraproduktiv. Aber ich hörte eben auf sie und
nahm den Schleimlöser. Was mich wirklich beeindruckt, war, dass die Ärztin
sogar um 20:00 Uhr noch unterwegs war, um Hausbesuche zu tätigen. Offenbar war
sie mit der ganzen Arbeit alleine zurückgeblieben, und die andere Ärztin fehlte
eben. Erst im April würden sie eine neue Ärztin bekommen. So wurde es mir von
den Sprechstundenhilfen gesteckt.
Eine Frau aus
unserer Theatergruppe, die früher meine
Taxifahrerin war, rief mich spontan an und bot mir an, mir zu helfen, sie
wollte mir unbedingt etwas Gutes tun, sie sei gerade in der Nähe, und sie wolle
mir helfen. Ich bat sie also, das Rezept mit dem Schleimlöser gleich bei der
Apotheke abzuholen. Ich fand das total lieb von ihr, dass sie sich so um mich
kümmerte. Das ist wirklich gelebte Freundschaft und gelebte Kollegialität.
Nicht nur reden sondern auch handeln.
Sie sagte, ich könne jeder Zeit anrufen,
und sie würde kommen, was sie dann auch wirklich tat , als ich sie später nochmals um Hilfe bat. Das fand ich
bemerkenswert.
Den Schleimlöser nahm ich, und meine Zustände mit dem
schrecklichen Husten wurden immer schlimmer. Irgendwann entschloss ich mich
dann, den Schleimlöser einfach abzusetzen. Ich rief am 13. Januar noch mal die Ärztin
an und bat sie, unbedingt zu kommen.
Ich bat sie darum, mir ein Antibiotikum zu verschreiben,
denn anders würde dieser Husten nicht mehr weggehen. Viele sind heutzutage
gegen Antibiotika, aber wenn man ein schlechtes Immunsystem hat, wird der Körper
manchmal nicht anders damit fertig. Außerdem gibt es heutzutage immer noch
Husten, der von Bakterien verursacht wird, da diese sich dann über die bereits
entzündete Schleimhaut einfach noch
Drüber setzen. Und das wollte ich nicht riskieren. Sonst wäre vielleicht aus
dem Husten noch eine Lungenentzündung geworden. Ich fragte sie noch, ob ich
denn unbedingt dieses Antibiotikum nehmen sollte, das ich beim letzten Mal
schon hatte, denn vielleicht würde es dann gar nicht mehr wirken, da ich es
erst vor kurzem eingenommen hatte, und die Erreger vielleicht resistent sein
könnten. Darauf ging sie aber nicht mehr ein. Ich klagte noch über
Rückenschmerzen, denn der Husten wurde mittlerweile recht schmerzhaft.
Daraufhin fragte sie mich doch tatsächlich, ob ich Probleme beim Wasserlassen
hätte. Ich merkte, dass sie auf eine Nierenbeckenentzündung hinaus wollte und
wies sie darauf hin, dass ich transplantiert sei, und dass meine Niere in der
linken Beckenschaufel sitzen würde. Sie fragte mich, ob ich denn noch zur Dialyse
müsste, da ich noch einen Shunt hätte, und ich sagte ihr, nein, der ist einfach
noch da, wenn ich transplantiert bin, muss ich ja nicht mehr zur Dialyse gehen.
Ich hatte das Gefühl, dass sie von der Sache
wenig Ahnung hatte. Ich gestand ihr
dann, dass ich den Schleimlöser weggelassen hatte, weil es dann noch
schlimmer wurde. Sie war ziemlich erbost
darüber und meinte, ich könne doch nicht einfach ihre Anweisungen missachten
und Medikamente weglassen, man könne doch nicht nach EINEM Tag erwarten, dass es besser wird. Ich sagte ihr, dass ich das Zeug
über mindestens vier Tage
genommen hatte, aber sie reagierte nicht. Ich dachte dann, lass sie einfach reden, ich sah
keinen Sinn, mit ihr zu diskutieren,
wenn ich das Gefühl habe, dass der Husten noch viel schlimmer wird, und die
Anfälle dramatisch werden, dann kann ich nicht noch einen Schleimlöser
draufpacken. Und ohne den Schleimlöser wurdest dann auch wieder etwas besser.
Am 15. Januar rief ich dann meine Nephrologen an und
erklärte ihm, dass die Sache nicht besser wird. Er meinte, ich könne jetzt
nicht durch die halbe Stadt mit dem Taxi zu ihm fahren, ich solle die
Hausärztin bitten, zu mir nach Hause zu kommen, um Blut abzunehmen. Das machen
in dieser Praxis immer die Sprechstundenhilfen.
Als ich dort anrief, sagte man mir, man habe keine Zeit. Da die andere
Ärztin fehlt, käme man nicht rum. Mich wunderte dies etwas, denn die
Blutabnahmen erledigen ja schließlich, wie schon erwähnt, die
Sprechstundenhilfen. Man hätte schon zehn Leute alleine in der Praxis, da könne
man nicht noch Hausbesuche machen, da alleine diese zehn Leute schon Schlange
stehen müssten, damit sie Blut abgenommen kriegen. Ich hatte aber auch etwas
die Vermutung, dass die Ärztin sauer war, dass ich ihre Anweisungen nicht
befolgt hatte, und daher war ich wahrscheinlich schon irgendwie nach hinten
gerutscht. Ich solle mich am nächsten Tag noch mal melden, dann würde man mir
näheres sagen können, aber voraussichtlich wäre erst am 27. Januar ein Termin
für eine häusliche Blutabnahme frei. Das
war viel zu lang. Ich hatte noch
gehofft, dass der Nephrologe mich bei sich ins Krankenhaus einweisen würde,
denn dann hätte er vielleicht die von ihm genannten Untersuchungen wie Röntgen,
Blutabnahme usw. veranlassen können. Wenn ich von mir aus dorthin gegangen
wäre, hätte man wahrscheinlich nichts gemacht. Ich habe einmal bei einer
anderen Sache nachgefragt, ob ich denn kommen könnte, da hieß es, wir weisen
keinen Transplantierten ab. Zwischen den Zeilen hörte ich heraus, aber wir machen dann halt einfach nichts und
lassen Sie einfach liegen, wenn Sie
unbedingt ins Krankenhaus wollen. Nur im Krankenhaus rumzulegen, das
wäre nicht die Lösung gewesen. Ohne eine Einweisung von ihm wäre wahrscheinlich
nichts geschehen. Die Notwendigkeit, dass im Krankenhaus interveniert werden
muss, darf nicht von mir ausgehen, da dem keiner Folge leisten würde.
Somit rief ich den neuen Dienst an, den es jetzt gibt, wo
man sich Termine geben lassen und sich vermitteln lassen kann. Ich erklärte
also dem Mann, den ich am Telefon hatte, als ich die Terminvergabe auswählte,
meine Situation. Er verband mich aber, ohne mir weiter zuzuhören, gleich mit
dem Bereitschaftsdienst. Ich erklärte der Dame, dass ich seit längerem krank im
Bett lege, dass mein Nephrologe mir dringend eine Blutabnahme empfahl, und dass
ich Nieren transplantiert sei, meine Leukozyten sehr niedrig sein, und ich das
Haus nicht verlassen könnte. Zuerst war sie sehr verständig, aber mit einem
Mal, als hätte man einen Knopf gedrückt, oder als sei der Teufel in sie
gefahren, wurde sie aggressiv und meinte, das können sie nicht machen, dafür
seien sie nicht zuständig, und wenn der Hausarzt meint, der 27 Januar reiche
aus, dann sei das wohl so, und es sei ja wohl die Aufgabe des Hausarztes, mir
einen früheren Termin zu geben. All mein Bitten half nichts mehr, ein Hebel war
umgelegt worden, von wem auch immer, und ich wurde wieder mal abgewiesen. Mich
ärgerte dies, denn das passiert mir sehr häufig, mir kommt das so vor, als ob
dann irgendwelche Knöpfe gedrückt würden auf einer Ebene, die man sich nicht
mehr erklären kann. Rational begründet kann man das nicht mehr nennen, offenbar hatte ich sie von
irgendwoher beeinflusst, da ihr Sinneswandel und der Umschwung so abrupt waren.
Somit legte ich auf und beschwerte mich nach einer Weile, als es mir wieder
besser ging, bei diesem Dienst. Ich wurde das schon einmal abgewiesen, als ich
aufgrund einer Nasenoperation in der Nacht überhaupt keine Luft mehr bekam, und
als ich damals völlig verzweifelt mich an diesen Dienst wandte, hieß es, ich
solle das doch bitteschön mit meinem HNO am nächsten Morgen klären. Was bis
dahin geschieht, ist dann wohl egal.
Nach einer Weile fiel mir ein, dass es ja noch den Hausarzt
mit der barrierefreien Praxis ganz in meiner Nähe gibt, und er konnte ja nicht
jedes Mal in Urlaub sein, gerade dann, wenn ich ihn brauchte. Ich rief also
dort an, es war der denkbar schlechteste Zeitpunkt, einen neuen Hausarzt
aufzusuchen. Hätte ich vorher gewusst, dass meine frühere Hausärztin in Rente
geht, hätte ich mich längst drum kümmern können. So hatte ich ein neues
Quartal, braucht einen neuen Hausarzt, und lag dann auch noch krank im Bett. Am
Telefon sagte man mir, wenn ich das Kärtchen und meine Krankenakte bringen
würde, würde man das durchlesen und sich dann wieder bei mir melden.
Ich bat meine Assistenz, die ich neu hatte, und die keine
Angst vor Ansteckung hatte, denn Ordner und mein Kärtchen dorthin zu bringen.
Denn ich bekam jedesmal auch eine Kopie
meiner Krankenberichte, die ich zu Hause sammelte, wenn ich einmal zu einem
neuen Arzt gehen musste.
Ich brauchte auch wieder das Medikament gegen die
zirkadianen Schlaf-wach-Rhythmusstörungen, und ich hatte zuvor beim Neurologen
angerufen, um ein neues Rezept zu erbitten. Man sagte mir aber, ohne Kärtchen
würde ich das Rezept nicht erhalten. Ich bettelte und flehte, und dieses Mal
wurde mein flehen erhört, und es hieß, wenn ich das Kärtchen dann später so bald
wie möglich bringen würde, würde man mir das Rezept jetzt erst mal ohne Kärtchen schicken. Ich rief auch bei der
Apotheke an, aber das Medikament ist so teuer, dass die Apotheke ungern eine
Vorbestellung macht, ehe sie ein reales Rezept in Händen haben. Dennoch machten
sie diesmal eine Ausnahme, weil ich eben krank im Bett lag und nirgendwo hin konnte. Das Rezept vom
Neurologen war aber bei der Apotheke auch nach
über einer Woche nicht angekommen.
Ich rief also noch mal beim Neurologen an und sagte, dass
meine Assistentin nun das Kärtchen dorthin bringen würde, und dass wir eine
Zweitschrift des Rezepts benötigten, weil das Rezept offenbar
verloren gegangen war. Somit Avisierte ich ja bereits ihr Kommen. Als sie
dann dorthin ging, war ein Zettel an der Tür, heute ausnahmsweise geschlossen.
Zuvor hatte ich ihr noch aufgetragen, auch mein Kärtchen mit der von der
Hausärztin mitgebrachten Überweisung zum Nephrologen zu bringen. Als sie wieder
zu Hause war, war ich dann ganz verzweifelt, als ich hörte, dass der Neurologe
unerwartet geschlossen hatte, obwohl ich zuvor angerufen hatte. Jeder erklärt
mir immer, Du musst Dich vorher absichern, und obwohl ich das tue, habe ich
immer Pech, wobei es Leute gibt, die sich niemals absichern und trotzdem immer
Glück haben. Und dass sieht dann für alle immer so aus, als würde ich mich nur
einfach dümmer anstellen als andere. Das stimmt nicht, ich habe einfach mehr
Pech. Somit bat ich sie, dass sie jetzt noch einmal zum Nephrologen gehen sollte,
um dort das Rezept zu erhalten, damit ich der Apotheke ein Rezept vorweisen
konnte. Sie bat mich, unbedingt vorher beim Nephrologen anzurufen, um ihr Kommen
sozusagen anzukündigen, und um das Rezept bereits vor zu bestellen. Das erwies
sich als sehr sinnvoll, denn als sie ankam, brach gerade das Computersystem
zusammen, so hätten sie doch nicht einmal das Rezept ausstellen können. Und da
sag noch einer, es gäbe keine bösen Mächte? Zum Glück hatte sie mir geraten, vorher
anzurufen, ich hätte sonst sie einfach losgeschickt, in der Annahme, dass die
bis 12:30 Uhr auf haben und das Rezept ausstellen können. Das Rezept gab sie
dann bei der Apotheke ab.
Ich erhielt mein Medikament, das mittlerweile auch
eingetroffen war. Einen Tag später,
nachdem sie das Rezept vom Nephrologen dort abgegeben hatte, kam das Rezept vom
Neurologen bei der Apotheke doch noch an. Ich bat also die Apotheke, doch beide
Rezepte einzulösen, denn dann bräuchte ich mir nicht wieder ein neues Rezept zu
organisieren, wenn das Medikament aufgebraucht
war. Das sei aber nicht möglich, das dürfe man nicht. Sie riefen tatsächlich
beim Nephrologen an und fragten, was sie nun mit dem Rezept machen sollten, da
sie das Rezept vom Neurologen nehmen wollten. Tatsächlich bat der Nephrologe
darum, dass Rezept zurückzuschicken. Was machen die mit diesem Rezept? Ich
vermute, sie rahmen es ein und nageln es sich an die Wand.
Das war alles am Mittwoch.
Am Donnerstag bat ich also meine Assistentin, das Kärtchen
mitsamt dem Ordner zu meinem neuen
Hausarzt zu bringen. Vorsichtshalber hatte ich noch den Taxifahrer angerufen,
da ich nicht wusste, ob sie Zeit hatte. Auch dieser hätte Zeit gehabt. Sie
meldete sich aber und sagte, um 14:00 Uhr könne sie kommen, um alles zum
Hausarzt zu schaffen. Sie nahm also alles mit und kam 10 Minuten später wieder
und sagte, der Hausarzt macht erst um 16:00 Uhr auf, und da hatte sie schon
wieder andere Kunden. Somit rief ich den Taxifahrer an und fragte, ob er denn
jetzt dafür einspringen und das Kärtchen
hin transportieren könnte. Nein, das könne er jetzt nicht mehr, ab 16:00
Uhr hätte er einen Kunden, der eine längere Fahrt hätte, und um 17:00 Uhr
müsste er das Auto zur Werkstatt bringen. Ich war dann völlig außer mir. Die
Assistentin bot mir an, dass sie eine ihren Klientinnen dann im Auto warten
lassen könnte, um schnell alles zum Arzt zu bringen. Ich weiß nicht, wie ich
das immer schaffe, dass alles genau falsch herum läuft. Ich gab den beiden dann
eine Tafelschokolade, die sie sich teilen sollten, weil die Kundin so nett war,
diesen Umweg in Kauf zu nehmen. Und ich fand es nett von der Assistentin, dass
sie mir hier half, denn sie sah meine Verzweiflung. Es gibt auch noch Leute,
die einmal mehr tun als nur Dienst nach Vorschrift. Bei mir muss man immer mehr tun als Dienst nach Vorschrifft, da bei
mir durch meine Erkrankung alles so konstelliert
ist, dass es immer den ungünstigsten
Verlauf nimmt.
Als sie dort in der Praxis war, wusste die
Sprechstundenhilfe von nichts. Sie
erklärte die Sache noch mal, dass ich mit der anderen Sprechstundenhilfe
ausgemacht hätte, dass der Arzt sich alles durchliest, dass sie das Kärtchen
einlesen, und dass sie sich dann bei mir melden sollten, um eine Blutabnahme
bei mir Zuhause zu vereinbaren. Daraufhin versprach sie der Assistentin, sich
bei mir zu melden. Die Assistentin kam zu mir und sagte, ja, man würde sich bei
mir melden, der Ordner sei jetzt dort.
Am Montag den 20. Januar war mein Geburtstag. Es rief mich
meine Theaterpädagogin an, und ich erklärte ihr, was los sei. Sie meinte, sie
brauche mich unbedingt für das Theaterstück. Manchmal ist es sehr praktisch,
gebraucht zu werden. Denn sie gab mir die Adresse ihrer Hausärztin, falls es mit
dem anderen Hausarzt nicht klappt. Sie schlug mir vor, doch einen Kompromiss
einzugehen und die Ärztin zu bitten, mich innerhalb von 5 Minuten dran zu
nehmen, das Taxi warten zu lassen, damit ich dann schnellstmöglich wieder nach
Hause in mein Bett könnte. Das schien mir eine gute Idee.
Ich rief aber vorsichtshalber noch einmal bei dem neuen Hausarzt
an und fragte nach, was denn nun mit meinem Ordner passiert sei, und ob man
sich mittlerweile die Sache durchgelesen hätte, und wann ich einen Termin für
eine Blutabnahme bekäme. Man wollte sich doch bei mir melden. Wieder sagte mir
die Sprechstundenhilfe, sie wisse von nichts. Das sei bei Ihnen gar nicht
möglich, bei neuen Patienten würden sie das nicht machen. Da habe ich die erst
mal rund gemacht, ich habe ihr gesagt, wenn so etwas nicht möglich ist, dann
soll man mir das doch bitteschön zuvor sagen, jetzt hätte ich wieder drei Tage
verloren. Ich hätte das doch ausgemacht, auch meine Assistentin hat mir gesagt,
dass man sich bei mir melden würde. Eine unserer Leidensgenossinnen ist an
einer Sepsis verstorben, da bei ihr als Nierentransplantierte ein Lungenkeim übersehen
wurde, und als man dann wusste, was es war, war es zu spät. Ich sagte ihr ganz
deutlich, ich möchte nicht, dass mir dasselbe Schicksal widerfährt. Sie hat
nicht ganz verstanden, was ich eigentlich habe, aber sie versprach mir, dass ihre
Kollegin mich zurückrufen würde. Das geschah dann auch nach einer halben
Stunde. Der Arzt würde sich um ungefähr 12:00 Uhr bei mir melden.
Um ungefähr 12:00 Uhr rief dann der Arzt an. Er
entschuldigte sich bei mir, das sei untergegangen (wie ja immer bei mir ) und erklärte mir, er habe doch in meiner Akte
gelesen, dass ich auch rausginge, dass ich auf Konzerten sei, und dass ich doch
eigentlich viel machen würde. Ich sagte, jetzt ginge das aber nicht, ich hätte
viel zu niedrige Leukozyten, ich könne noch nicht mal im Wartezimmer sitzen,
ich würde mich überall anstecken, dass mit den Leukozyten
hatte ich ja bei der letzten regulären Blutabnahme erfahren, und durch das
vorherige Virus sind die Leukozyten ja schon runtergegangen. Und durch
den jetzigen erst recht. Ich erklärte ihm, wenn ich fit bin, kann ich überall
hin, aber jetzt eben nicht, und ich müsste unbedingt eine Blutabnahme erhalten.
Er sagte, es gäbe so viele Patienten, die ihn rein legten, die einen Hausbesuch
erbitten, und wenn man dann zu Ihnen
käme, wären sie beim Einkaufen und gar nicht zu Hause anzutreffen. Ich bot ihm
den Kompromiss an, den mir meine Theaterpädagogin vorgeschlagen hatte, nämlich,
dass doch das Taxi einfach draußen wartete, er dafür sorgen könnte, dass ich
möglichst schnell dran komme, dass ich nicht im Wartezimmer warten müsste
sondern in einer separaten Ecke, und dass ich dann schnell wieder nach Hause
könnte. Er meinte, ich sei sehr differenziert, und er könne mit mir reden, und
das wäre eine gute Idee. Erklärte das mit seiner Sprechstundenhilfe ab, und ich
erhielt am nächsten Tag, dem Dienstag den 21. einen Termin. Ich rief also mein
Taxi an, damit sie kommen sollten. Ich sagte dem Fahrer, er solle einfach
draußen warten.
Ich ging mit dem Fahrer erst mal rein, und die
Sprechstundenhilfe war recht unfreundlich und meinte, ich solle doch bitte geradeaus
gehen und ins Labor reinkommen, ich
hätte doch schließlich Begleitung dabei. Das nicht jede männliche Begleitung
automatisch ungefragt mit mir ins Sprechzimmer geht, und dass sie auch jemand
anders sein könne, der vielleicht wieder weg wollte oder sich dann wieder ins
Auto setzt, kam ihr wohl nicht in den Sinn. Sie hätte ja mal fragen können, ob
ich Hilfe brauche, oder ob der Mann mich begleiten würde. Nicht einmal meinen Bekannten
würde ich einfach so ohne Absprache mit
ins Sprechzimmer lassen.
Als der Arzt dann kurz rein kam, um mir vor der Blutabnahme
kurz Hallo zu sagen, klagte ich über diesen schrecklichen Husten. Er meinte,
ich bräuchte gar nichts zu erzählen, das würde er schon verstehen, und wenn ich
unbedingt darauf bestünde, würde er mich auch röntgen. Aber da könnten wir noch
etwas warten. Er stellte viele Fragen, schaute sich meine Akte durch,
untersuchte mich, hörte mich ab, klopfte mich ab, sah mir in den Hals, und auf
einmal waren 40 Minuten vergangen. Der Taxifahrer sagte, er müsse jetzt gehen.
Da waren wir gerade mit der Blutabnahme fertig, und ich erwartete noch das
Rezept für ein Medikament, mit dem man von innen inhalieren könnte, und das
auch wieder einen Schleimlöser enthielt. Er meinte, der trockene Husten müsste
feucht gemacht werden. Der Taxifahrer schimpfte, ich solle sofort beim Chef
anrufen, er hätte jetzt viel zu lange gewartet, das würde ihm
keiner zahlen.
Ich rief also beim Disponenten an und bot ihm dann an, ihm
die Wartezeit zu vergüten, da ich nicht bemerkt hatte, wie schnell die Zeit
vergangen war. Der Arzt wollte mich dann nach dem Erhalt der Ergebnisse und am
Donnerstag nochmals anrufen, wie wir weiter vorgehen würden. Ich hatte nicht
ganz verstanden, ob das nun nach dem Erhalt der Ergebnisse oder am Donnerstag sein würde. Die
Sprechstundenhilfe war nicht sehr nett, ich bat sie, mir schnell meine Handtasche zu geben, da das
Taxi warte, und sie fauchte mich an, sie sei doch gerade beschäftigt. So etwas tut mir immer furchtbar weh, denn ich bin
doch blind und merke doch nicht, was die anderen gerade machen. Bei mir klingt
das dann immer so, als ob ich Forderungen stellen würde. Ich bat den Arzt noch
schnell um den Transportschein, die Überweisung und das Rezept, und er meinte,
ich würde sie ganz schön unter Druck setzen. Aber keiner versteht, dass ich
überhaupt nicht richtig mitbekommenkann, wer jetzt genau was tut, und wann
meine Wünsche gefragt sind, und wie schnell ich sein muss und wie schnell eben
nicht. Und draußen wartete der Fahrer und schimpft. Der wäre mir sonst davon
gefahren.
Der Arzt rief noch am Nachmittag an und sagte, es sei
eigentlich alles in Ordnung, er habe mit der Nephrologie telefoniert, einer der
Nephrologen hätte gesagt, ich solle mich doch vor meinem regulären Termin mal
blicken lassen, und wenn ich das nächste mal Probleme hätte, solle ich doch
gleich in die nephrologische Ambulanz gehen . Der Arzt wollte mich dann am
Donnerstagnachmittag nochmals anrufen, um zu fragen, wie es mir ginge, um zu
entscheiden, ob ich nun zum Röntgen musste.
Da ich auch ein starkes Kratzen im Hals hatte, beschloss
ich, da ich nun etwas fitter war, auch zum HNO zu gehen. Ich bekam schon am
nächsten Tag einen Termin. Ich bat ebenfalls die Sprechstundenhilfe , mich in
eine separate Ecke zu setzen, damit ich
mich nicht anstecke. Der HNO meinte, der
Kehlkopf sei super, und ich zeigte ihm etwas auf meiner Zunge, dass ich für
eine Afte hielt. Er meinte, es könne sich um einen Pilz handeln. Das käme öfter
mal vor. Ich sollte aber überlegen, ob
ich vielleicht zu einem Lungenarzt gehen sollte, wenn der Husten nicht mehr
geht. Er meinte aber auch, es könne sich um Keuchhusten handeln. Ich bin zwar
geimpft, aber ob ein Impfstoff immer genau nach zehn Jahren ausläuft, oder ob
man manchmal nicht schon nach neun Jahren wieder ohne Impfschutz ist, hängt ja wahrscheinlich
vom einzelnen Menschen ab. Daher riet er mir, das Blut auf Keuchhusten
untersuchen zu lassen. Wegen des Pilzes
machte ich mir dann Gedanken. Ich rief bei mir in der nephrologischen Ambulanz
an und fragte, wie das Pilzmittel hieß, welches wir zur Vorbeugung von
Pilzbefall nach der Transplantation erhalten hatten. Es war aber niemand dar,
daher rief ich sofort in der Transplantationszentrale an. Ich wollte nämlich
dem Hausarzt, wenn ich dann nachmittags das Gespräch mit ihm hätte, gleich
sagen, wie der Name des Pilzmittels wäre, damit er es mir verordnen kann. Als
die Schwester auf Station in der Transplantationszentrale das Wort Pilz hörte,
verband sie mich unmittelbar mit einer Ärztin. Die Ärztin meinte, wann können
wir Sie zurückrufen? Ich sagte ihr, in 1 Stunde sei ich zu Hause, man solle
mich bitte auf dem Festnetz anrufen. Nach 1 Stunde rief sie an und sagte, sie
können kommen. Ich sagte, ist das dann ein Tag, und sie meinte, nein, sie
müssen stationär zur Abklärung aufgenommen werden. Ich sagte ihr, ich könne
heute schon kommen, und sie meinte, perfekt.
Ich bestellte also das Taxi und hatte große Mühe, meine
zwischen den Bettkasten verbaute Reisetasche raus zu zerren, daher musste ich
das halbe Bett legen, sah hinterher aus, als sei ich auf der Flucht, als ich
das Haus verließ. Leider bekam ich die Reisetasche nicht raus, und so nahm ich
einen Rucksack und packte das nötigste ein.
Als ich dann dort ankam, schickte man mich von der Anmeldung
aus direkt auf Station. Ich erklärte denen, dass mir das schon mal passiert
sei, und dass die Station mich dann wieder vor zur Anmeldung geschickt hätte,
um dort mein Kärtchen abzugeben. Aber man nahm mich mal wieder nicht für voll
und schickte mich nach hinten. Ich war total K. o., da ich ja schließlich
ursprünglich im Bett sein sollte. Ich ging also auf Station, und dort schickte
man mich eben, wie ich schon vermutete, wieder nach vorne. Der Taxifahrer ging
mit, man versprach ihm, den Transportschein für die Hinfahrt bei der Rückfahrt
mit auszustellen, und er hatte nämlich keine Zeit mehr, noch länger zu bleiben.
Er gab mich also vorne an der Anmeldung ab, und eine der ehrenamtlichen
Empfangsdamen ging dann mit mir zusammen in die Kabine, wo ich mich mit meinen
Kärtchen anmelden sollte. Ich war dann so kaputt, dass ich keinen Meter mehr
laufen konnte. Bei der Anmeldung hatteman Verständnis, und die Frau rief auf
Station an und bat, mir einen Rollstuhl zu bringen. Die Lernschwester kam,
allerdings ohne Rollstuhl. Ich sei doch vorhin auch gelaufen, warum denn nicht
jetzt? Zum Glück, da ich mich ja nicht durchsetzen kann, hat dann die Frau an
der Anmeldung relativ energisch drauf bestanden, dass mir ein Rollstuhl
gebracht werden möge. Somit wurde ich mit dem Rollstuhl nach hinten gefahren,
und im Aufnahmezimmer legte ich mich gleich dort auf die Liege. Als die
Schwester kam, spöttelte sie etwas, sind sie denn so müde? Ich sagte ihr, ich
sei frisch aus dem Bett gekommen, weil
ich krank bin. Offenbar nimmt das mal wieder keiner wirklich ernst.
Die Ärztin kam dann später zu mir und sagte, sie habe
gelesen, dass ich seit 2017 nicht mehr in der Transplantationszentrale gewesen
sei, ob ich denn auf meine Niere gar nicht aufpassen würde, manche Leute nehmen
ihr Organ und gehen und lassen sich nie wieder blicken. Ich sei wohl nicht zur
Nachsorge gekommen. Ich sagte ihr, man habe mir damals die Wahl gelassen, ob
ich in meinem Heimatort oder bei Ihnen die regelmäßigen Untersuchungen alle
drei Monate machen lassen wollte, und ich hätte mich für den Heimatort
entschieden. Denn diese beiden Orte sind eigentlich miteinander verbunden, da
einige der Ärzte manchmal auch dort ihre Sprechstunde abhalten. Da ich aber viele
meiner Medikamente sofort wusste, alles genau erklären konnte, und da ich ihr
auch glaubhaft machen konnte, dass ich mich regelmäßig melde, regelmäßig alles
einnehme und meine Rezepte organisiere, war sie erstaunt, dass ich sehr gut auf
meine Niere aufpasse.
Dann erklärte sie mir, man würde jetzt wahrscheinlich eine Bronchoskopie
machen müssen, eine Magenspiegelung, und auch ein CT der Lunge, das seien die
Dinge, die möglicherweise auf mich zukommen, sie müsse mir alles nennen, denn
es könne sein, dass all dies gemacht würde. Ich bekam einen Schnelltest auf
Influenza, und sie hörte mich ab, umgehend kam ein Wagen mit einem EKG, und
alles wurde sehr schnell erledigt. Die Ärztin war sehr nett, und als sie das
Zimmer verließ, hörte ich sie zweimal sagen, ein schrecklicher Husten, ein
schrecklicher Husten. Einen Keuchhusten schloss sie aus, das würde anders
klingen.
Nach einer Weile kam dann der Oberarzt und verkündete, dass
man ein CT der Lunge machen würde. Er denke jetzt schon ans Wochenende, denn es
sei Donnerstag, und man wolle möglichst viele Untersuchungen noch davor
erledigen. Es sei wahrscheinlich über das Ziel hinaus geschossen, aber mein
Leidensdruck sei so groß, daher würde er gleich ein CT machen, denn beim
Röntgen würde man nicht alles sehen. Die Ärztin hatte mir schon gesagt, dass
sehr viele Menschen mit einer Transplantation öfter mal einen Pilz in der
Speiseröhre haben, und dass viele eine atypische Lungenentzündung bekamen,
daher müsse man alles genau untersuchen. Ich hatte das Gefühl, dass ich hier endlich
mal ernst genommen werde.
Das CT der Lunge wurde noch am selben Tag gemacht, ich
erklärte der MTA, dass ich blind bin, und dass sie mir alles
erklären müsste. Sie brachte mich in das CT, und dort wurde ich dann in die
Röhre gefahren. Ich fand das eigentlich eher lustig. Die Ansagen klangen wie
bei der Bundesbahn, einatmen und ausatmen. Wenn die Bestrahlung nicht wäre,
würde ich das CT eher als unterhaltsam bezeichnen, denn man wird immer
herumgefahren, man kommt an einer Stelle heraus, man fährt wieder zurück usw.
Ich habe da wenig Beklemmungen, solange ich nichts von mir gebe, kann ich kein
Echo hören, daher merke ich gar nicht, dass es eng ist. Ich bin sowieso relativ
schmal, und manchmal ist es von Vorteil, wenn man nicht alles so genau sieht.
Sie holte mich wieder raus, setzte mich in den Rollstuhl und
bestellte jemanden , der mich von der Station abholen würde.
Ich hatte noch vor meiner Abfahrt die Betreuerin gebeten,
dass sie den Hausarzt informieren sollte, dass ich nicht für das Gespräch zur
Verfügung stünde, da ich mittlerweile im Krankenhaus aufgenommen worden sei.
Ich hatte sie zuvor auch einmal gebeten,
bei dem Gespräch am Donnerstag mit dem
Hausarzt mit zu hören, weil ich
vielleicht nicht alles verstehen
würde, was er jetzt wann machen will,
und dass sie doch beim Hausarzt mal
anrufen könnte, um vielleicht einen Termin mit ihm zu vereinbaren, wann auch
sie bei mir zugegen sein könnte, um mitzuhören. Da ich ja
krank im Bett lag, war ich
sowieso flexibel. Das hätte man ja auch
dann am Freitag machen können, da sie am Donnerstag keine Zeit hatte. Aber sie
meinte, sie könne doch dem Hausarzt schließlich nicht vorschreiben, wann er
mich anruft, und ich solle Inhalt bitten, sich bei ihr zu melden. Er hätte
sicher ungern zwei Gespräche
geführt und hätte mich
sicher gebeten, die Betreuerin halt danach selbst zu informieren, was
besprochen worden war, oder sie hätte
halt zu seinem Termin da sein müssen, weil er nicht für das wenige Geld für
Telefongespräche auch noch
separat mit der Betreuerin
gesprochen hätte.. Da hätte ich
mich sicher mal wieder nicht durchsetzen können und wäre dann wieder von einem
zum anderen geschubst worden. Sie hat also nach meiner Einweisung jetzt doch
direkt mit dem Hausarzt gesprochen, der wohl gemeint hätte, das sei alles nicht
abzusehen gewesen. Ich hatte mich noch geschämt, dass ich überhaupt ins
Krankenhaus ging, weil ich dachte, dann heißt es hinterher wieder, wegen nichts
und wieder nichts geht die ins Krankenhaus. Zumindest wusste sie jetzt, dass
ich stationär aufgenommen worden war. Leider war der Empfang sehr schlecht, mit
dem Mobiltelefon konnte man kaum raus telefonieren, und das Internet hatte ich
noch nicht, da keiner mit mir in die Cafeteria gehen konnte oder wollte, um mir
die Karte zu besorgen, damit ich mich beim Netz anmelden könnte. Meine Frage
nach dem Besuchsdienst wurde abgewimmelt, so etwas gäbe es hier nicht.
Am nächsten Morgen kam dann der Oberarzt und erklärte, außer
etwas Flüssigkeit zwischen Rippenfell und Lungenfell hätte man nicht viel
gesehen, das sei eigentlich gar nichts, wahrscheinlich hätte ich lediglich eine
Rippenfellentzündung. Man wolle dann später noch irgendwann eine
Magenspiegelung machen. Außerdem würde man noch einen Ultraschall vom Herzen machen,
zum Glück war keine Spiegelung der Bronchien nötig. Es war aber schon peinlich,
dass jetzt mal wieder nichts gefunden
wurde, nicht mal eine atypische Lungenentzündung, und so wird man mich beim
nächsten Mal wieder nicht als Transplantierte für voll nehmen und nicht
mehr auf Nummer sicher gehen, wenn der Hausarzt den Endbericht liest, wo
drinsteht, dass nichts war.
Zu der Zeit bekam ich dann auch starke Medikamente, die ich
inhalieren musste, um die Bronchien zu erweitern. Am Anfang zitterte ich etwas
und wurde etwas unruhig davon, aber ich gewöhnte mich daran. Ich musste dreimal
am Tag inhalieren, und das hat schon gut getan. Diese Mittel, die Bronchien erweitern,
verengen auch die Gefäße und haben eine etwas anregende Wirkung. Manche
Menschen reagieren der ziemlich stark drauf, ich habe mit meiner Schwester
gesprochen, und auch deren Tochter bekam als Kind wegen schweren Asthmas genau
diese Medikamente und war daher ziemlich nervös und über aktiv. Das ging dann
aber wieder weg, nachdem sie diese Medikamente nicht mehr nehmen musste. Ich
habe mich dann auch dran gewöhnt, und es ging mir daraufhin auch schon besser. Nachts kam der Husten noch sehr stark wieder.
In meinem Zimmer war eine Frau aus Asien, sprich aus
Thailand. Sie hat mir sofort ganz genau erklärt, dass sie Lupus hätte, sie
hätte alles außer Zucker, und sie sei schwer krank, elf Jahre hätte sie keinen
Schub mehr gehabt, jetzt sei es wieder losgegangen. Nach meinen Erkrankungen
fragte sie allerdings nicht. Damit war schon klar, sie war hier die mit den
meisten Erkrankungen. Sie war sehr hilfsbereit und achtete darauf, dass bei mir
alles geklappt hat. Dann stellte sie mir die berühmte Frage, ob ich schon immer
blind sei, oder ob ich erst spät erblindet sei. Ich dachte, wenigstens interessiert
sie sich überhaupt mal für mich und erzählt nicht immer nur von ihren Sachen.
Als ich ihr das erklärte, sagte sie, sie fragte mich deshalb, da sie aufgrund
von Kortison, welches sie schon über Jahre nehmen müsste, einen grünen Star
entwickelt hätte, und dass sie schlechter sehe als sonst. Sie müsse jetzt immer
zwischen Lesebrille und Fernbrille hin und her wechseln, und beim Autofahren
müsse sie den Kopf heben. Für mich ist es wirklich schlimm, wenn andere mir
diese Dinge erzählen, denn man sieht mich, wie schwer ich mir tue, und wie oft
ich anstoße, wie viel Mühe ich habe, mich zu orientieren, und kommt mir dann
mit diesen Dingen. Für meine Belange interessiert sich keine alte Sau, aber ich
muss mir dann das Jammern auf hohem Niveau anhören. Und dann heißt es immer,
jeder hat seine Probleme, und für jeden sind seine Probleme die schlimmsten.
Auf jeden Fall rümpfte ich dann die Nase und drehte demonstrativ das Gesicht
weg, da ich keine Lust mehr hatte, mir diesen
Quatsch anzuhören. Ich war 10 Jahre an der Dialyse und habe keine Pause von elf Jahren gehabt und war nie wirklich ganz gesund und immer schon behindert und konnte nie wirklich arbeiten und ein normales Leben haben. Und
meine Brillen wechsele ich auch und bin
dankbar um jedes Prozent, das ich besser damit sehe, obwohl das bei Weitem
nicht einmal zur
Orientierung reicht, geschweige denn zum Autofahren.
Am nächsten Tag war sie wie ausgewechselt. Sie war gereizt,
unfreundlich, barsch, unwirsch, und bei jeder Bewegung, die ich zu hektisch machte, schimpfte sie mich aus, ich solle doch nicht
so hektisch sein, ich solle doch nicht so schimpfen, ich solle doch mehr Geduld
haben, und sie war ziemlich wortkarg. Am Tag zuvor hatte sie mir noch
angeboten, mit mir in die Cafeteria zu gehen, aber als ich sie danach fragte,
sagte sie, sie wisse noch nicht, wann sie
ginge. Wahrscheinlich wollte sie einfach nicht mehr. Zuvor hatte sie mir abends
noch Kuchen angeboten, und mir fiel auf, dass sie sowieso sehr viele Dinge von
zu Hause mitgebracht hatte. Ich fand es merkwürdig, dass ich es nachts dauernd rascheln
hörte, und dass sie irgendwie die ganze Zeit am Essen war. Am Morgen erbrach sie
sich laufend, und ich hörte öfter mal, dass sie sich Spray in den Mund sprühte. Offenbar wollte sie
nicht, dass man es riecht, dass sie gebrochen hatte.
Sie war extrem launisch, am nächsten Tag war ihr dauernd
schlecht, sie beklagte sich ständig über Übelkeit am Morgen. Wenn sie gut drauf
war, kaute sie mir das Ohr ab und erzählte mir, dass sie von der Tellerwäscherin
ungelernt zur Küchenchefin geworden ist. Was ich gemacht habe, danach hat sie
nicht gefragt.
Am Mittag saßen wir beim Essen, da fragte ich sie, ob das
thailändische und das chinesische Essen ähnlich sein. Da fuhr sie mich an,
Thailand ist Thailand und China ist China. Ich sagte ihr, man wird doch wohl
noch mal fragen dürfen. Sie schimpfte, ihr verwechselt immer Thailand mit
China, und ich sagte ihr, wie sollten wir es denn anders wissen, wenn wir nicht
fragen können. Dann fragte ich sie, welche Fleischsorten ist denn in Thailand
gäbe, da sie meinte, in Thailand gäbe es vielmehr verschiedene Fleischarten.
Ich sagte, hier kennen wir nur Huhn, Wild, Geflügel, Schwein und Lamm. Da fuhr
sie mich wieder an, es gibt nur eine einzige Stadt in Thailand, wo man Huhn
ist, aber ihr redet dauernd davon, dass wir nur Huhn essen. Da habe ich dann
zurückgeschrien und gesagt, Himmelherrgott, wenn wir nicht fragen dürfen und
jedes Mal dann gleich angemault werden, wie sollen wir es denn wissen? Ich habe
SIE gefragt, welche verschiedenen anderen Fleischarten es in Thailand gibt,
weil sie gesagt haben, wir haben mehr verschiedene Sorten Fleisch als ihr in
Deutschland. Da meinte sie, Schlange, Fisch usw., beim Fisch gäbe es eben mehrere
Sorten als in Deutschland. Genau das wollte ich wissen, und das sagte ich ihr
dann auch. Bei mir ist es sowieso immer so, dass die anderen immer zur
Gegenseite halten. Dauernd kam der eine Mann rein und fragte, ob ich denn mit
dem Essen schon fertig sei, und da meinte ich zu ihr, man kann noch nicht mal
in Ruhe essen. Da fuhr sie mich auch gleich wieder an, die wollen halt auch mal
ihren Feierabend. Das ist bei mir sowieso immer das gleiche, andere Menschen
meckern immer, die anderen pflichten ihnen
bei , und alle, zum Beispiel in einer Warteschlange, fühlen sich
miteinander solidarisch. Sobald ich aber etwas sage, werde ich von allen Seiten
angeschnauzt, das sei nun mal eben normal, und das müsse man eben aushalten,
und die Leute seien eben beschäftigt. Wenn ich mich zum Beispiel irgendwo
darüber beklage, dass bestimmte Sachen im Krankenhaus bei mir nicht gemacht
werden, bekomme ich jedes Mal einen langen Vortrag über Pflegenotstand,
wohingegen bei anderen zugestimmt wird, dass die Zustände immer schlechter
werden.
Im Krankenhaus fand ich die Ärzte hervorragend, aber das
Personal wurde immer schlimmer. Am Anfang fragte man mich, welche Sorte Tee ich
zum Abendessen haben wollte. Ich sagte Pfefferminztee. Man fragte mich, eine
Kanne oder eine Tasse, und ich bat um eine Kanne. Am nächsten Tag bat ich
wiederum um eine Kanne Pfefferminztee, die ich mir mit meiner Zimmerkollegin
teilen wollte. Ein paar Tage später meinte sie dann, mit der Kanne müssen sie
aber schon etwas warten. Ein paar Tage später sagte sie dann, was, gleich eine
Kanne? Ich sagte ihr, dass ich doch bisher immer eine Kanne bekommen hätte, und
da meinte sie, das sei aber nur die Kulanz vom Personal. Das wusste ich ja
nicht. Am letzten Abend fragte sie dann, was möchten Sie trinken, ich sagte
eine Tasse Pfefferminztee, und da meinte sie, Pfefferminztee haben wir nicht,
wir haben nur Kräutertee. Das symbolisiert alle anderen Reduktionen an Hilfe- und Serviceleistungen.
Niemand hat mir geholfen, mich in die Cafeteria zu
begleiten, um mir eine Telefonkarte zu holen, damit ich ins WLAN könnte. Dann
wollte ich alleine losgehen, nachdem, als ich vom Ultraschall zurück kam,
niemand mit mir ging, obwohl sie es versprochen hatten. Beim Herz Ultraschall
hatte mir auch keiner geholfen, von der Liege wieder nach draußen zu finden.
Ich hatte am Anfang, als man mich aus dem Rollstuhl zum Herz Ultraschall
herausholte, darauf hingewiesen, dass ich blind bin. Der Arzt, der mich geschallt
hatte, ließ mich einfach liegen mit allen Elektroden an mir. Dann stöpselte mich
einer ab und ließ mich ebenfalls liegen. Dann rief ich, wer könnte mir helfen,
da hieß es, man habe nicht gewusst, dass ich blind bin. Draußen musste ich dann
ziemlich sehr lange warten, bis jemand mich holte, damit ich wieder
zurück auf Station kam. Als ich dann zurück kam, hatte ich noch mal
nachgefragt, wer mit mir in die Cafeteria gehen könnte, um mit mir schnell eine
Karte zu holen. Als ich nach dem Besuchsdienst fragte, der normalerweise für
solche Dinge zuständig ist, wurde dieses wieder verneint.
Irgendwann ging ich dann von alleine los, da hieß es, warten
Sie doch, jetzt kommt eine Schwester mit Ihnen. Als ich merkte, dass diese
Schwester niemals kommen würde, stand ich auf und wollte losgehen, und ich
habe betont, dass ich frei zu gehen war, wohin ich wollte. Zuvor im Zimmer saß ich schon traurig
da und meinte, da kommt niemand. Da schrie mich meine Zimmerkollegin wieder an,
ich solle doch gefälligst warten, die werden schon noch kommen. Das geschah
aber nie.
In der Cafeteria war dann eine nette Frau hinter dem Tresen,
die mit mir zur Rezeption ging, um dort eine Karte zu holen. Dort mussten wir
mindestens 10 Minuten warten, bis die
Dame den Hörer auflegte, weil irgend ein Querulant anrief, der ewig und immer
dieselbe Frage stellte, nicht locker ließ, und sie immer wieder dieselbe
Antwort gab. Irgendwann würde ja die Cafeteria auch schließen , dann könnte mir
die Dame nicht mehr weiterhelfen. Irgendwann bekamen wir dann die Karte, und
sie ging mit mir zum Automaten. Ich muss ja immer für alles etwas mehr kämpfen
als andere, was mir keiner glaubt. Dann wollten wir den Code bei meinem Telefon
in den Einstellungen für WLAN eingeben, aber das Kästchen, in welches der Code
eingegeben hätte werden müssen, kam nicht auf. So brachte sie mich wieder zur
Station zurück. Dort versprach man mir, mir zu helfen, den Code in das Kästchen
einzutragen, damit ich endlich meinen Freunden Bescheid geben konnte und meine
Familie informieren konnte, wo ich
eigentlich war, und was eigentlich mit mir los war, welche Ergebnisse
mittlerweile gewonnen wurden, und wie es weitergehen würde.
Die Schwester kam rein und meinte, nach ihrer Runde würde
sie zu mir kommen, und sie würde mir auch den Medikamentenplan wie gewünscht
vorlesen, damit wir das abgleichen können. Als sie dann kam, dachte ich, jetzt
ist sie wohl fertig, denn jetzt kommt sie mit dem Medikamentenplan, jetzt kann
ich sie noch mal wegen des Wielands ansprechen. Da meinte sie, nachher, ich bin
noch nicht mit meiner Runde fertig. Nach einer Weile kam sie wieder, da ich
inhalieren musste, und sie meinte, wenn sie inhaliert haben, rufen Sie mich,
dann machen wir das mit dem WLAN. Nachdem ich dann inhaliert hatte, kam sie
wieder und meinte, jetzt haben sie immer noch keine Zeit, ich solle ihr doch Zeit
lassen, sie müsste doch ihre Runde noch fertig machen. Danach kam sie nicht
mehr.
Die Nachtschwester kam, und ich fragte sie, ob sie Zeit
hätte. Ich habe es dann irgendwie geschafft, dass dieses Kästchen aufkam, in
das wir den Code eingeben mussten. Aber dann
öffnete sich eine Seite im Internet, bei der wir einen Haken setzen
mussten, und das ging nicht. Somit hätten wir es fast geschafft. Aber wir
hätten jemanden gebraucht, der kurz die Sprachausgabe ausschalten könnte, damit
das Telefon für Sehende zugänglich wäre, um den Haken zu setzen, und der dann
die Sprachausgabe wieder einschalten könnte. Weder ich noch die Nachtschwester konnte
den Haken setzen.
Der Frühdienst versprach jedes Mal, den Spätdienst zu
informieren, dass ich Hilfe beim WLAN bräuchte. Am Samstag, denn mittlerweile
waren schon drei Tage vergangen, war ebenfalls wieder eine sehr nette russische
Schwester beim Frühdienst dabei. Man gab mir mittlerweile Heparinspritzen, und
ich wusste nicht, wofür die waren. Denn ich lief ja schon wieder herum, eine
Thromboseprophylaxe wäre daher gar nicht mehr angezeigt gewesen. Außerdem wurde
laufend der Zucker gemessen, und der war ja eher niedrig als hoch. Sie hatte
sich daher für mich erkundigt, die am Wochenende diensthabende Stationsärztin wusste
aber ebenfalls nicht Bescheid. Irgendwann stellte sich dann heraus, dass man
vermutete, dass ich vielleicht eine Lungenembolie haben könnte, die man zwar im
CT nicht gesehen hat, aber irgend ein Wert hätte wohl darauf hingewiesen, das
habe ich im Nachhinein erfahren. Daher bekam ich Hochdosis Heparin gespritzt.
Am Freitagabend hatte ich mich noch geweigert, ohne Begründung und Angaben des
Arztes eine Spritze zu kriegen, wo niemand wusste, wofür sie sein sollte. Da
meinte eine Schwester, das sei wegen einer
möglichen Lungenembolie, oder besser gesagt zum Lösen dieser
vermeintlichen Thromben in der Lunge, und wenn ich das nicht nehmen würde und
dann eine Lungenembolie bekäme, wäre das meine Schuld. Ich sagte, bei dem Husten,
den ich habe, hätte ich eher Angst, dass ich Bluthusten würde, wenn ich
hochdosiert es Heparin bekäme. Da meinte sie, diese Gefahr bestünde nicht, und
daher entschied ich mich dann, die Spritze lieber zuzulassen.
Die russische Schwester hatte es mittlerweile geschafft,
dass der Blutzucker nicht mehr gemessen werden musste, denn das war nur daher
geschehen, da ich Cortison bekomme, und dass lediglich in homöopathischen
Dosen, wo es lächerlich gewesen wäre, den Blutzucker zu messen. Ich fragte sie
daher noch mal, ob jemand mir helfen könnte, dass mit dem WLAN zu machen. Sie
sagte, es käme ein Pfleger, der würde Medizin studieren und kenne sich sehr gut
mit dem Internet aus, sie würde ihn darauf ansprechen.
Am Samstagnachmittag geschah wieder nichts. Daher fragte ich
dann wieder die Schwestern, und sie meinten, ja, er würde bald kommen. Ich bat
wieder darum, inhalieren zu dürfen, denn normalerweise muss dass der Patient
ebenfalls selbst machen, da ich aber blind bin und die verschiedene
Medikamente, die zusammen gemischt werden müssen, nicht aus einander halten
kann, wurde dies für mich erledigt, und zwar jedes Mal mit mehr Widerwillen und
längerer Wartezeit. Zu Anfang wurde das noch ganz selbst verständlich gemacht,
irgendwann wurde ich dann gefragt, warum ich das denn nicht selbst könnte, und
mir fiel außerdem auf, dass eine Schwester meinte, dass in einer der beiden
Medikamentenpackungen wesentlich weniger drin ist als in der anderen. Ich
vermute, dass selbst die Schwestern ab und an zwei gleiche anstatt zwei
verschiedene Medikamente zusammengemischt hatten. Denn manchmal hatte ich
stärkere Nebenwirkungen als zu anderen Zeiten. Aber falls das so war, habe ich
es ja überlebt. Ich bin sowieso, was Nebenwirkungen betrifft, relativ
resistent. Meine Zimmerkollegin war genervt von dem Geräusch, das aus dem
Sauerstoffschlauch kam, weil die Schwestern
jedes Mal später kamen, um das Ding wieder einzuhängen, nachdem ich inhaliert hatte. Wenn die Schwestern um
neun immer noch nicht da waren, tat sie es selbst mit dem Hinweis, dass das aber nicht ihre Aufgabe sei.
Am Samstagvormittag ging ich noch einmal zur Pforte, um das
Problem mit dem WLAN zu lösen. Aber ich wurde dort nur schroff abgewiesen, am
Wochenende sei der Service nicht da, der sich technisch um das
WLAN kümmert, sie wisse darüber nicht Bescheid, und man könne
mir jetzt einfach nicht weiter helfen.
Außerdem hat sie noch behauptet, dass WLAN kostet nur einen Euro pro
Tag, wohingegen mir die Broschüre angeblich vorgelesen worden sei, und da
stünde angeblich drin, dass das WLAN
zwei Euro kostet, und zusätzlich kostet das Fernsehen nochmals drei Euro, und
daher wollte ich das nicht haben. Ich
sagte ihr, alle erzählen mir was anderes.
Mehr war nicht mehr aus der Frau herauszuholen . Somit ging ich wieder
unverrichteter Dinge in mein Zimmer.
Als dann am Samstagnachmittag nach dem Inhalieren wieder eine Schwester
kam, und ich wieder wegen des WLAN vertröstet
wurde, schaute ich sie vollkommen reglos an. Sie meinte, hallo, hören Sie mich, und ich sagte ja, aber ich schaue
jetzt so lange, bis ich das kriege, was ich will, denn wenn ich jetzt nicht
sofort WLAN kriege, dann stelle ich mich vors Schwesternzimmer und Brülle ganz laut aus Leibeskräften WLAN. Ich warte
jetzt seit drei Tagen, ich bin blind und auf das WLAN angewiesen, und ich
möchte jetzt endlich, dass mir irgendjemand mal hilft.
Daraufhin kam dann der junge Pfleger und versuchte, das WLAN
zu aktivieren. Auch ihm gelang es zuerst nicht, denn ich hatte vergessen, wie
ich es geschafft hatte, das Feld zu provozieren , in welches man dann den Code
eingeben musste. Irgendwann gelang es ihm dann, aber das WLAN geht leider nur
24 Stunden, danach muss man es wieder neu aktivieren.
Dieser Pfleger hatte an diesem Tag Spätdienst und am
nächsten Tag Frühdienst. Das Dumme war jetzt, dass genau dann, als er am
nächsten Morgen da war, dass WLAN noch funktionierte, als er aber dann nach
Hause ging, und der Spätdienst kam, war das 24 Stunden-WLAN abgelaufen. Somit
hatte ich wieder niemanden und hätte wieder kämpfen müssen bis aufs Messer,
damit mir jemand wieder das WLAN aktiviert.
Die Schwestern waren ab dann relativ unfreundlich zu mir,
auch die russische Schwester, die zuvor recht nett war, ging relativ ruppig mit
mir um. Sie ließ mich nicht mehr
ausreden, wenn ich etwas sagte . Ich begreife manchmal etwas langsam, und wegen
der Magenspiegelung wurde das Heparin abgesetzt, und ich musste mehrmals
nachfragen, für wie lange ich es noch bekommen würde, ob das jetzt nur eine Pause
sei, ob es danach weitergehen würde, und ab wann es jetzt ganz abgesetzt würde.
Wurde sie dann ungeduldig und meinte, nein, so ist es, nein, das geht so, und
dabei wurde sie etwas laut. Ich sagte ihr, sie solle nicht so laut mit mir
sprechen, ich könne doch nichts dafür, wenn ich nicht so schnell begreife. Nach
einer Weile kam sie dann wieder und meinte ganz höflich, ich wollte Ihnen nur
noch mal sagen, dass mit dem Heparin geht so und so zu. Ich sagte nur etwas
mürrisch, ja danke, und sie fragte noch, ob sie die Türe schließen sollte, und
ich sagte ja bitte, mir nicht. Ich war wirklich beleidigt, dass man so ruppig
mit mir war. Das ging dann die ganze Zeit so.
Die Frau in meinem Zimmer erklärte mir, dass sie in einem
riesengroßen Haus wohnten, jeder von ihnen hätte ein eigenes Stockwerk, und
wenn sie ihre Ruhe haben wollte, würde sie sich dahin zurückziehen. Als ich
gestern mit dem WLAN so ein Theater gemacht hätte, wäre sie fast geplatzt,
daher ist sie dann rausgegangen. Und ich sagte ihr dann, wir sind halt nun
einmal jetzt zu zweit im Zimmer. Sie ist etwas verwöhnt, weil sie krank ist,
merken die zu Hause, wann sie ihre Ruhe braucht, und daher kann sie ihre Launen
ausleben. Sie meinte auch, zu Hause würde jeder jeden über WhatsApp fragen, ob
er jetzt zu ihm in sein Stockwerk kommen könnte. Ihr Mann würde schnarchen, da
hätten sie getrennte Stockwerke. Das geht mich zwar nichts an, aber ich hatte
schon das Gefühl, dass sie ziemlich verwöhnt ist. Sie ist es einfach nicht
gewohnt, mit anderen im Zimmer zu sein. Ich hatte irgendwann dann den Impuls,
ihr zu sagen, hier hast Du 0,20 EUR, erzähl alles der Parkuhr. Denn ich hatte
wirklich keine Lust mehr, ihren Quatsch anzuhören, da sie sich für mich nicht
die Bohne interessierte. Sie erzählte mir nur laufen, wie toll ihre Kollegen
sein, wie lieb die zu ihr sein, wie sehr sie sie vermissen würden, und dass sie
am liebsten alle zu Besuch kämen. Ihren Mann schrie sie laufend am Telefon an,
dass er nicht zukommen bräuchte, und dass er sich doch nicht auf den Weg machen
müsste. Er wollte ihr thailändisches Essen vorbeibringen, und sie erzählte
dauern, dass sie das thailändische Essen zu vermissen würde. Kann ich zwar verstehen, aber ich muss es nicht hundertmal
hören. Außerdem meinte sie dauernd , ihr sei schlecht, aber dann redete sie
laufend davon, dass sie zum thailändischen Restaurant in der Stadt laufen würde, aber sie könnte im
Moment nicht. Jeder Schwester, die es hören wollte oder auch nicht, erzählte
sie, dass sie so krank sei, dass sie elf Jahre keinen Schub gehabt hätte, und
dass sie jetzt wieder neu erkrankt sei. Die Schwestern bedauerten sie nach
Kräften. Irgendwann sagte ich mal dazwischen, ich bin auch krank, und die beste
Krankheit taugt nichts. Aber man hörte mir nicht zu. Mich hätte kein Mensch
jemals in meinem Leben so sehr bedauert. Aber bei mir gibt es auch keinen Grund
dazu, bemitleidet werden die, die schwer krank sind , und das bin ich ja wohl
nicht. Bemitleidet werden immer nur alle
anderen. Aber angeblich wolle man ja kein Mitleid, dafür reden die
Schwerkranken aber ziemlich viel über ihre Erkrankungen. Und sie wird ernst
genommen im Gegensatz zu mir, was sie alles hat, die Arme. Immerhin kann sie
noch arbeiten, denn das tut sie auf 400 EUR Basis. Ich kann gar nicht mehr
arbeiten. Und ich war auch noch nie Chefköchin, geschweige denn überhaupt
irgendwie in einer angemessenen Form berufstätig außer zwei Jahre als
Ausbilderin für Englisch.
Ich setzte dann einen Notruf an meine Freundin ab, dass sie
doch unbedingt kommen möge am Sonntag, ich hielt es nicht mehr aus. Ich konnte
nicht mal alleine irgendwohin, ich konnte mir noch nicht mal selbst einen
Kaffee holen, das habe ich dann zwar mit einer Schwester geübt, aber ich fand
jedes Mal den Kaffeeautomaten nicht, und die Utensilien wie Löffel, Tassen, Wasserflaschen etc. waren
in verschiedenen Fächern . Außerdem war
es schwer, die Tasse wieder ins Zimmer zurückzubringen, so durfte ich sie nur
halb voll machen, um nicht alles auf dem Flur zu verteilen. Dann hatte ich
sowieso nicht viel davon. Meine Zimmernachbarin, so komisch sie war, war extrem
hilfsbereit und sprang fast jedes Mal auf, um mir etwas zu holen. Ich meinte
aber, wenn sie mal nicht mehr da sind,
muss ich es ja auch können. Die Schwester meinte, das ist die richtige
Einstellung. Gebracht hat es aber auch nicht viel, weil es sehr schwer war,
mein Zeug zu holen.
Was ich dann echt lustig und auch etwas tröstlich fand war, dass meine Zimmerkollegin
mit ihrem Mann genauso herumschrie, Du Arsch Loch, Du Depp, woher soll ich denn
wissen, was ich habe, ich weiß doch gar nicht, warum mein Körper dieses oder
jenes macht, ich hab meinen Körper nicht gefragt, kapiert es halt, Du Depp.
Irgendwann, nachdem ich das alles zwangsläufig mit anhören musste, brach ich in
schallendes Gelächter aus. Das muss ihr ziemlich peinlich gewesen sein, aber
ich konnte nicht mehr umhin, es war einfach zu verrückt.
Meine Freundin kam dann mit ihrer Assistenz, die zufällig auch
ihre Freundin war. Denn die hatten sich kennengelernt, als sie beide im
Fitnessstudio waren, da haben sie sich angefreundet, daher hat meine Freundin
ihr vorgeschlagen, doch als ihrer Assistenz zu arbeiten, dann würde sie
zumindest Geld für ihre Arbeit kriegen. Ich würde als Freundin kein Geld
nehmen, es sei denn, man macht wirklich schwerere Arbeiten wie Putzen, Einkaufen,
handwerkliche Hilfen etc. Wenn man mit jemandem einen Kaffee trinken geht oder
etwas zusammen macht, dann macht man das ja aus Freundschaft. Ich glaube, die
beiden machen das auch noch so.
Die Freundin ist in der Computerbranche tätig und meinte,
sie würde das nur aus sozialen Gründen machen, dass sie auch als Assistenz
arbeitet. Ich habe über einige der Assistentin erzählt, wie sie so sind, einige
sind sowieso schon nicht mehr da.
Ich habe versucht, ziemlich viele meiner Sachen anzubringen,
weil ja doch ziemlich viel Schlimmes passiert ist. Ich hatte aber den Eindruck,
die beiden wollten gar nicht immer zu alles hören, obwohl ich einen hohen Redebedarf
hatte. Ich fühlte mich schon ziemlich herumgeschubst in den letzten Tagen, und
dass keiner wirklich etwas getan hat, als ich mehr als zwei Wochen zu Hause
herum lag, und sich keine Besserung eingestellt hatte. Nur durch Zufall und
viel Glück und eine falsche Diagnose, nämlich Pilzbefall, die ich dann in
meinem Transplantationszentrum anbrachte, wurde ich endlich mal ins Krankenhaus
aufgenommen. Wir hatten trotzdem eine gute Zeit und viel Spaß, zumindest hat
sie mir dann noch geholfen, Geld aus dem Automaten zu ziehen, und dann stellte
ich fest, dass ich sogar noch 50 EUR
gehabt hätte. Aber es war schon ärgerlich, dass ich nicht mal den Besuchsdienst
bekam, die hätten eigentlich genau diese Arbeiten wie Geld aus dem Automaten
ziehen, Internet aktivieren und Telefonkarte holen, machen können. Hinterher
erfuhr ich, dass es sehr wohl einen Besuchsdienst gibt. Meine Freundin und ihre
Assistentin gingen dann noch mit mir auf mein Zimmer, und danach verabschiedeten
wir uns. Am nächsten Tag hatte ich wieder kein WLAN mehr. Aber immerhin konnte
ich bei der 24-Aktivierung mal allen erzählen, wie nun der Stand der
Dinge war, damit sich keine unnötig Sorgen machen würde.
Dann rief auch noch meine Theaterpädagogin an, was der mit
mir los sei, und ob ich denn bald wieder kommen würde. Ich sagte ihr, dass ich noch
ziemlich krank war, und dass ich nicht wüsste, ob ich mitspielen könnte, denn
ich sei ja erst im November vier Wochen krank gewesen und wollte nicht
riskieren, schon wieder krank zu werden, wenn ich hier herauskäme. Sie meinte,
Du klingst aber doch ganz gut. Solche Sätze mag ich nicht so, das wirkt immer
so, als ob man eigentlich gar nicht krank wäre, und als ob der andere das in
Zweifel ziehen würde. Ich sagte ihr, dass ich aber trotzdem krank sei, und dass
ich auch als transplantierte vorsichtiger sein müsste. Ich möchte nicht dauernd
wieder einen Rückfall riskieren. Sie meinte, sie vermute, dass ich einfach Angst
hätte, mit aufzutreten, weil es letztes Jahr so viel Stress war, und dass ich
jetzt denken würde, das würde dieses Jahr wieder genauso, und deshalb würde ich
krank sein. Ich fand das etwas komisch, mir zu unterstellen, dass ich mich in
die Krankheit flüchten würde, weil ich Angst vor dem Auftritt hatte. Aber
restlos war sie nicht davon zu überzeugen. Ich fand das etwas komisch. Sie
fragte mich, was es denn sei, was mir so viel Stress macht, andere würden ja sogar
arbeiten und würden das Theater eher noch als Entspannung sehen, wohingegen es
für mich eher eine Belastung ist. Es gibt aber Leute, die so viel arbeiten
müssen, Familie haben, sich um alles kümmern müssen, für die ist das Theater
eine Wohltat und ein Ventil. Ich muss halt immer kämpfen, egal, ob ich Freizeit
habe oder
einem Hobby nachgehe,
da für mich immer alles mit Kampf und Verwendung meine Ressourcen einhergeht.
Es wurde schon besser, denn schließlich hatte ich mich schon dran gewöhnt, und
die Sache hatte sich ja mittlerweile schon ganz gut eingespielt. Da fürchtete
ich nicht, dass es wieder so stressig werden würde wie im letzten Jahr. Aber
ich sagte ihr, ich hätte den Eindruck, dass sie einen gar nicht mehr loslassen
würden, und dass es mich mehr entlasten und beruhigen würde, wenn Sie mir
einfach sagen könnte, wir haben jemand anderen, falls Du nicht kannst. Denn das
hing wie ein Mühlstein an mir, dass ich jetzt auftreten muss, weil es niemanden
anderen gibt, und ich nicht einfach nur gesund werden kann. Das hätte ich mir
gewünscht, auch wenn das so aussieht, als hätte man Ersatz für mich. Sie
meinte, sie wolle nicht einfach sagen, dann lass es eben, sondern sie wollte
schon, dass ich mitmache, denn das würde sonst so blöd sein, einfach zu sagen, tschüs,
wir haben jemanden. Natürlich wusste ich, dass die Rolle mittlerweile auf mich
zugeschnitten war, und dass sie mir passte wie ein Kleid. Das passiert immer
irgendwie, dass die Rollen nach einer Weile auf einen so zugeschnitten sind,
dass ein anderer, der sie kurzfristig übernimmt, nicht mehr wirklich rein
passt. Ich sagte, ich fühle mich manchmal wie in einer Sekte, wo man nicht mehr
raus kann, denn man wird schon sehr unter Druck gesetzt, wenn man irgendwo
nicht mithin will oder nicht auftreten will, oder mal pausieren will oder nicht
mitmachen will. Da meinte sie, ja, den Druck hast Du schon richtig gespürt,
wenn man am Theater ist, muss man eben mitmachen, mitgegangen dringehangen, sie
habe ja schließlich auch schon mit Fieber gespielt, und sie wolle nicht schuld
sein, wenn einmal eine Premiere platzt, und wenn man eine Rolle hat, muss man
die auch ausführen, denn schließlich hängt alles von einem ab. Ich sagte ihr,
das könne sie vielleicht machen, sie sei gesund, sie arbeitete aber hier mit
kranken Menschen und müsse gewärtig sein, dass immer jemand von uns ausfallen
kann. Ich glaube, dass sich keiner der Situation bewusst ist, dass ich Nieren
transplantiert bin. Eine meiner transplantierten bekannten meinte, wir mit
Fieber als transplantierte auf die Bühne geht, ist lebensmüde. Ich glaube auch
nicht, dass unsere Theaterpädagogin das von mir verlangt hätte, aber es kam
schon so rüber, als würde es nicht unbedingt viel Verständnis dafür geben, wenn
man sagt, ich kann nicht. Ich sagte ihr mehrfach, ich möchte entscheiden, ob
ich kann oder nicht, und ich gebe Dir Bescheid, wann, und dann wünsche ich
auch, dass dies respektiert wird. Ich sagte ihr ganz ehrlich, das Theater ist
es mir nicht wert, dass ich meine Gesundheit dafür opfere. Sie meinte, ja, das
habe sie mir doch jetzt mehrfach versprochen, dass ich auch absagen könnte. Wir
machten dann den 1. Februar als Stichtag aus. Irgendwie hatte ich kein gutes
Gefühl nach diesem Gespräch, ich hatte zwar den Eindruck, dass ihre Absicht
darin bestand zu wissen, was los ist, und was sie verbessern könnte, denn sie
bot mir mehrfach an, ich müsste nicht zu allen Proben kommen, und ich könnte
auch im Sitzen spielen. Ich sagte ihr, das sei wohl unrealistisch, Proben
wegzulassen, sie wisse genau, dass das im Endeffekt dann wieder nicht geht. Und
genauso war es auch, um dies vorweg zu nehmen, im Gegenteil, da ich ja zuvor so
lange gefehlt hatte, bin ich häufig schon eine halbe Stunde früher gekommen als
die anderen, um Dinge noch separat zu üben, die ich aufgrund meiner
Blindheit mangels Erfahrung mit Gestik und
Mimik schlechter machen konnte als andere. Allerdings konnte ich mit meiner
Alltagskleidung kommen, denn ich würde ja als moderne Person spielen und nicht im
Mittelalter, so würde es auch nicht auffallen, wenn ich meine Sachen, die ich bei
der Aufführung anhätte, auch auf der Straße trüge. Außerdem hat mich eine
unserer Mitspielerinnen immer mit dem
Auto abgeholt. Das hat dann schon geklappt und hat gepasst.
Ich habe dann den Arzt auch gefragt, ob ich am 15. Februar
wieder fit sei, um Theater zu spielen, und der meinte, das sei ja noch lange
hin, denn es war ja erst Ende Januar, und er gab mir
hierfür eine gute Prognose.
Am Montag hatte ich dann die Magenspiegelung, die nette
Ärztin, die mich am Anfang aufgenommen hatte und den schrecklichen Husten
bemerkt hatte, sprach mich auf dem Flur an und fragte, wie es mir ginge, und sie
beruhigte mich, dass die Magenspiegelung
ja nicht so schlimm sei, denn ich würde ja schlafen. Letztendlich war es auch
so, ich bekam wieder diese Maske auf das Gesicht mit dem Ring vor dem Mund, und
danach bekam ich eine Narkose. Ich hätte das auch lieber ohne Narkose gehabt,
aber man sagte mir, das wäre Pflicht. Die wollen, dass man Ruhe gibt. Ich bin
dann aufgewacht und habe irgend welches Zeug geredet, von wegen, ich bin jetzt
wach, und ich habe geträumt. Das weiß ich aber nicht mehr genau. Dann sprach
ich mit einer der Ärztinnen, die im Aufwachraum war, und die meinte, es gingen ja
wohl irgendwelche Viren herum. Das könnte ja genauso sein. Es gebe ja zu viele
Viren, die latent auftreten würden. Da meinte ich, so latent ist mein Virus nun
auch wieder nicht, es ist der schon ganz schön manifest geworden. Das habe ich
aber nicht ganz so laut gesagt, das wäre dann wieder so vorlaut gewesen. Ich
fragte sie schon im Aufwachraum, was
denn rausgekommen sei, und dass sie mir das vorlesen sollte. Als dann die Schwester kam, flüsterte
sie der irgendwas ins Ohr, und da meinte die, da haben Sie recht.
Wahrscheinlich hat sie gesagt, die ist ganz schön vorlaut, oder die ist ganz schön anstrengend, oder die ist
ganz schön quirlig, oder die geht einem auf die Nerven.
Auf jeden Fall war ich dann wieder auf Station und schlief
noch eine Runde, danach war ich absolut fit, ging wieder in die Cafeteria, die
ich mittlerweile halbwegs alleine fand, in dem ich mich halt einmal kurz durch
fragte, um die richtige Abzweigung zu finden, und danach war ich aber am Abend schon recht müde. Daher wurde
es diesen Abend etwas früher.
Der Oberarzt kam und meinte, dass mit der Lungenembolie
würde er nicht glauben, und ich sagte, dass glaube ich allerdings auch nicht.
Also meinte er, dann brauchen wir das Heparin nicht mehr, das ist jetzt
Geschichte. Ich fragte ihn, was ich denn nun gehabt hätte, und der meinte, was
immer es war, wahrscheinlich gar nichts,
aber es ist weg. In der Nacht hatte ich
immer weniger Husten, und alles zusammen hatte geholfen. Das habe ich auch der
netten Assistenzärztin gesagt, die
mich immer betreut hatte.
Ab und zu hatte ich diese auch mal ohne
den ganzen Weißfluss für mich alleine erwischt. Normalerweise
kamen immer alle gleichzeitig ans Bett und umstellten es, sie schauten auf mich
runter wie in einem Schneewittchen Sarg, und ich hatte das Gefühl, auch wenn
ich eigentlich der Gegenstand der Diskussion war, dass sich nicht wirklich
mitreden sollte. Es kam immer herüber, als sei ich ein kleines vorlautes Kind,
das irgendwie zu viel wusste, über das man bestenfalls amüsiert war, wenn ich
etwas fragte oder etwas Zum Gespräch
beitrug. Dabei bin ich medizinische Fachübersetzerin, ich würde mir so gerne
mal ein medizinisches Gespräch auf Augenhöhe wünschen. Die Ärzte waren zwar
sehr nett, aber man hatte immer das Gefühl, sie schauten auf einen herunter,
wenn sie in einer Gruppe kommen. Merkwürdig war auch, dass der unterste immer
zuletzt ging, wie auch von Hirschhausen sagte, es ist eine geplante
Choreografie, man weiß nicht, wie sie das geschafft haben, sich so zu drehen,
dass der Oberarzt wieder als Erste an der Tür war. Vielleicht üben die das im Arztzimmer.
Wenn ich mit der Assistenzärztin allein sprechen konnte,
hatte ich das Gefühl, dass ich wirklich alles fragen konnte. Ich setzte mich
auch einfach demonstrativ an den Tisch, damit sie nicht auf mich herunter
schauen konnte, sondern damit wir am Tisch auf Augenhöhe saßen.
Mittlerweile hatte ich auch einen Atemtrainer bekommen, das
war ein Gefäß mit einem Rohr, in das man hineinpusten musste, und ein sehender
hätte dann einen Ball auf und ab gehen sehen. Ich hörte nur, wie der Ball jedes
Mal oben an den Deckel schlug. Ich fragte, was ich denn damit sollte, denn mein
Lungenvolumen ist hervorragend, ich spiele Querflöte, ich kann einen Ton über
viele Takte halten, und ich hatte ja keine Atemnot. Beim Herzecho hat er mich
auch gefragt, seit wann ich denn Luftnot hätte, und ich wunderte mich, wie er
auf diese Frage kam. Auch wurde ja die Lungenembolie vermutet wegen Luftnot.
Ich habe nie über Luftnot geklagt, die Lunge Weiher völlig frei, ich hatte nur
einfach entsetzlichen Husten, alles tat weh, alles kratzte und alles war trocken, nichts kam heraus,
aber ich konnte ganz tief atmen. Die Assistenzärztin erklärte mir aber, es sei
wichtig, das Training zu machen, denn wenn man viel gelegen hat, ist die Lunge
nicht gut belüftet, es sei daher wichtig, immer tief durch zu atmen und das
immer wieder zu trainieren. Daher machte ich eine Zeit lang mit, aber nachdem
ich sowieso kein visuelles Feedback von dieser Kiste erhielt, ließ ich es auch
irgendwann bleiben. Alles zusammen hat aber geholfen. Das habe ich auch extra
bei dem letzten Gespräch mit der
Assistenzärztin betont.
Ich fragte die Assistenzärztin, was man denn nun
herausgefunden hätte, und es sei mir so
furchtbar peinlich, hierhergekommen zu sein, wo ich doch eigentlich gar nichts
hatte. Sie meinte, sie haben ein Immunsystem, dass eine extrem niedrige
Kompetenz hat, und sie sind Nieren transplantiert, und es hätte auch eine
Lungenentzündung sein können, daher war es gut, dass sie gekommen sind. Das hat
mich beruhigt, und ich musste lachen und sagte, dass mit dem wenig kompetenten
Immunsystem ist ein wahres Wort, ich bin eigentlich schon immer dauernd krank
geworden. Ich sagte ihr auch, dass ich das Pfeiffer'sche Drüsenfieber in den
neunziger Jahren gehabt hatte, und das steht
jetzt Gott sei Dank auch endlich mal in der Anamnese.
Am Dienstag sollte ich dann entlassen werden. Am Montag
hatte zufällig eine meiner Assistentinnen angerufen und nachgefragt, ob ich sie
wieder mal brauchte. Ich sagte, Dich schickt der Himmel, Du könntest mir helfen, meine
Telefonkarte mit auszulösen, denn da ich kaum im Internet war, bekam ich 18
EUR, am Ende sogar 19 EUR Von 20 EUR
wieder. Außerdem sagte ich, sie könne kommen, um im Zimmer und im Bad zu schauen, ob ich etwas vergessen hätte.
Daher sei es gut, wenn sie um 12:00 Uhr käme, um elf käme immer die Visite, um
11:30 Uhr gäbe es Mittagessen, das könnte ich dann noch mitnehmen, denn ich
konnte ja erst am Montag das Menü essen, was ich bestellt hatte, und um eins
würde dann das Taxi kommen. Das war ein guter Plan, so schien es mir.
Ich mache Pläne, und Gott
bzw. die Klinik lacht darüber. Um 10:00 Uhr kam dann die Visite, ich
bekam dann den Arztbrief, und die Schwestern meinten, ich sollte jetzt endlich
mal aufstehen, mich duschen und anziehen, denn das Zimmer würde wieder neu
belegt. Draußen wurde schon nach einem Herrn gefragt, der offenbar in dieses
Zimmer sollte. Ich meinte, dass meine Assistenz erst um 12:00 Uhr käme, um zu
sehen, dass ich nichts vergessen hätte. Da meinten sie, das können wir doch
auch alles machen. Alles wurde gemacht, und ich wurde nach draußen gesetzt.
Dann kam eine Schwester und meinte, sie habe ganz zufällig Zeit, jetzt eben mal
zum Automaten zu gehen, um meine Karte auszulösen. Ich gab ihr die Karte mit
und erhielt 19 EUR. Dann hatte sie auch noch ganz zufällig gerade sehr viel
Zeit, um mir zu helfen, mein Taxi zu bestellen. Ich meinte, dann kann ich auf
das Mittagessen verzichten und meine Assistenz absagen. Das fand sie auch sehr
gut und meinte, sie hätte ganz viel Zeit, um für mich meine Assistentin mit dem
Schwesterntelefon anzurufen, da der Mobilfunk an dieser Stelle nicht ging.
Somit sagte ich ihr ab, und sie meinte, sie müsse mir jetzt aber die Zeit
berechnen, da ich ja nicht 24 Stunden vorher abgesagt hätte. Das war für mich
natürlich in Ordnung.
Das Taxi kam also, und während ich wartete, hörte ich noch,
wie permanent nach diesem einen Herrn gefragt wurde, der in mein Zimmer sollte.
Offenbar war es eine sehr wichtige Person, der man möglichst schnell Platz
macht, und die offenbar vielleicht sogar ein Lebendspender war, oder was auch
immer, aber es war jemand, der ziemlich viel Aufmerksamkeit und Beachtung
bekam, vielleicht Privatpatient.
Der Taxifahrer fand mich erst nicht, nachdem ich sagte, ich
sei im Foyer, aber ich meinte das Foyer der Station. Ich hatte noch um den
Taxischein gebeten, den die Schwester mir ebenfalls brachte. Ich kann ja auch
nicht kontrollieren, ob der Schein korrekt ausgefüllt ist. Ich meine schon,
dass ich gesagt hatte, ich brauche ihn für die Hin- und Rückfahrt, aber als wir
dann im Taxi saßen, stellte sich heraus, dass nur die Rückfahrt angekreuzt war.
So rief der Fahrer beim Schiff an, der sowieso schon einen Rochus auf mich
hatte, und der meinte dann, die soll jetzt doch den Leuten das nächste Mal mehr
Feuer machen, dass die alles richtig ankreuzen, und Du gehst jetzt nicht
noch mal zurück, um das Kreuzchen zu erfragen, wir fahren jetzt, und die soll
dann eben die 50 EUR vorstrecken, das kann sie ja bei der Kasse wieder
zurückfordern. Ich rief im Auto noch auf der Station an und bat darum, mir
einen Taxischein für die Hinfahrt noch nachträglich zuzusenden. Ich war
wirklich traurig, da bei mir all dies passiert, und am Ende hatte man mir mal
wieder nicht zugehört und nicht das richtige angekreuzt. Wenn ich die Assistenz
doch gehabt hätte, weiß ich nicht, ob die das bemerkt hätte. Vielleicht hätte
ich dem Taxifahrer den Schein schon auf Station geben können, aber manchmal lesen
sie das auch erst im Auto. Ich fand das
aber ziemlich grausam von dem Chef des Taxiunternehmens.
Tatsächlich kam dann ein paar Tage später die Rechnung,
obwohl ich drei Tage später noch einmal
von meiner nephrologischen Ambulanz vorsorglich einen Transportschein von
meinem Haus in die Klinik erbat, falls der Transportschein aus der Klinik nicht
kommen würde. Meine Betreuerin rief dann auch noch mal in der Klinik an, man
sagte ihr, gerade eben habe man den Schein in einen Umschlag gesteckt und an
mich geschickt. Das war aber zwei Tage, nachdem ich ihn
telefonisch erbeten hatte.
Zwischenzeitlich war dann der Schein aus der Klinik
angekommen, aber eben auch leider die Rechnung vom Taxiunternehmen. Ich rief
dann dort an und fragte, was denn das sollte, denn ich hatte Ihnen ja sogar von
meiner nephrologischen Ambulanz einen Taxischein von der Wohnung zur Klinik
gegeben, so hatten sie eigentlich etwas. Er meinte, das hätte sich gekreuzt, das
könne man nicht mehr auf Kasse machen,
da das zwei verschiedene Programme seien, da habe man es schon unter Privat eingegeben, das könne man nicht mehr
stornieren und man habe eben schon die
Rechnung raus geschickt. Ich fand das ziemlich fies, denn ich hatte ja noch im
Auto dem Taxifahrer Bescheid gegeben, der dies dem Chef auch umgehend über Handy weiterleitete, dass ich in der
Klinik einen Schein angefordert hätte. Wegen drei Tagen hätte man ja schon noch
warten können.
Der Disponent meinte, er hätte so viele Leute, die den Schein nicht korrekt ausfüllen lassen, und außerdem
hätte ich auch sechs Wochen in der Klinik sein können, dann hätten sie den
Schein für die Hinfahrt erst ganz spät bekommen, und das ginge nicht.
Normalerweise müsste ich das Geld zahlen und es hinterher dann von der Kasse
zurückfordern. Ich sagte ihm, dass ich doch blind sei und daher gar nicht
kontrollieren könnte, ob der Schein korrekt ausgefüllt sei. Da meinte er, wir
haben viele ältere Leute, die das nicht mehr lesen können. Mehr habe ich
eigentlich auch nicht, eigentlich geht es mir genauso wie anderen Leuten, die halt
einfach ohne Lesebrille das nicht erkennen können. Außerdem würde mir das
nichts nützen, dass es anderen auch so geht, denn selbst wenn das stimmt, das zeigt ja eigentlich nur, dass das Problem akut ist
und anderen ebenfalls passieren kann.
Ich bat ihn darum, dass doch der
Taxifahrer das vor Ort noch
kontrolliert, ehe wir beim Taxi sind,
aber da meinte er, die wüssten das doch auch nicht, ob das korrekt ausgefüllt sei. Ich soll es aber
wissen. Ich habe nie Recht, und der
Teufel gibt immer den anderen die besseren Argumente an die Hand , damit
ich der
Verlierer bleibe. Denn nur, weil
man gewinnen WILL, kann es
doch nicht sein, dass die anderen
prinzipiell IMMER die besseren Argumente
haben und ich nie, selbst dann, wenn ich
im Recht bin. Ich kann ja nicht immer so
dumm sein und wirklich immer Unrecht haben, dann hätte ich doch nie einen
Universitätsabschluss machen können, wenn ich argumentativ immer der Verlierer bin.
Ich sagte ihm dann, wenn ich sowieso bezahlen muss, dann
brauche ich ja nicht mit Ihnen zu fahren, dann könnte ich auch jedes
Unternehmen nehmen, schließlich bin ich
ja eine sichere Kundin dadurch,
dass sie direkt mit der Kasse abrechnen, und ich eben nicht zahlen muss. Aber da meinte er, nein, denn dann müsse ich bei der Zentrale den Namen des Unternehmens erfragen, damit die
die Wegstrecke ausfüllen und an mich schicken. Das stimmt aber nicht, denn bei
meiner Transplantation habe ich auch in der Taxizentrale angerufen, irgend ein
Taxi erbeten, das Geld vorgestreckt, und dann bin ich in die Klinik gefahren.
Später habe ich dann die Quittung und den Taxischein bei der Kasse eingereicht
und das Geld erhalten. Ich hoffe, dass
das jetzt auch klappt. Es kann doch nicht immer sein, dass alle anderen gewinnen, ich muss doch auch leben. Ich bin
aber Rechthabe-Behindert, auch, wenn es stimmt, was ich sage. Es müssen doch auch mal Argumente zählen.
Ich armes Ding habe nur Argumente
an der Hand, ich kann nur mit Argumenten
arbeiten, die anderen haben eine andere Ebene, eine Geheimstufe, die mir
niemals zusteht, und in einer Welt, wo
NIEMALS unter KEINERLEI
Umständen sachliche Argumente zählen, kann ich nicht leben. Ich
hasse mich, weil ich nur auf der Ebene
von Argumenten arbeiten kann, und dass
mir daher jeder Weg, etwas zu erreichen, versperrt ist, weil Argumente nichts zählen, und
mittlerweile HASSE ich sogar dieses
Wort. Ich hasse mmich, und ich hasse
es, dass ich die anderen abstoße, weil ich nur Argumente habe und sonst nichts, und mir
daher jede Möglichkeit genommen, ist, das Herz der anderen zu
erreichen. UND es muss doch auch
Situationen geben, wo einzig und
allein das Wort und das Argument und sonst nichts zählt.
Sonst zählt immer nur diese
andere mir so verhasste Ebene, zu der
ich keinen Zutritt habe. Ich hasse meine Krankheit, dass ich außer Argumente
nichts habe und daher nie was bei anderen erreiche oder andere erweiche, ihr
Herz gewinne, ihr Mitgefühl
bekomme, oder mal den Schlagabtausch
gewinne, dass der andere mal verliert, ich mal den Sieg davontrage oder mal Recht habe,
wo es stimmt und nicht immer der Recht hat, der auf dieser anderen Ebene besser ist, und dass
ich daher immer bei allen Streitigkeiten
oder Debatten und Diskussionen oder
Meinungsverschiedenheiten geschlagen werde. Dass immer
alle, auch die, die beispielsweise sogar dumm und frech oder auch die, die ungebildet sind, mich
überrumpeln, und dass dies bei
jedem Sachgebiet so ist, egal, wie alt, wie gebildet einer ist, und um was es geht, das letzte Wort hat IMMER der andere. SO und nicht anders ist
die einig heilig
ewige Weltordnung, und keiner würde
je diese Ordnung ändern, man meint gerade, dann bestünde höchste Lebensgefahr.
Ich bin der geistige Bodensatz. Das gilt für jedwede Situation.
Zurück zu diesem
Fall: Ich habe dem Disponenten gesagt, meine Betreuerin könne doch am nächsten
Tag genauso in der Klinik anrufen, oder ich könnte die Schwester bitten, einen
Tag nach der Einlieferung von einem Arzt einen Transportschein für die Hinfahrt
unterschreiben zu lassen. Er meinte, nein, da gibt es keine Lösung. Er wollte
einfach nicht. Warum gewinnen Menschen einfach, nur, weil sie nicht verlieren wollen?
Wenn ich nicht verlieren will, dann
bin ich trotzdem der Verlierer.
Und ich habe so kreative
Vorschläge gemacht, um die Sache konstruktiv anzugehen. Bei mir verschließt sich jeder.
Ich bat dann meine Betreuerin, ob sie nicht beim nächsten
Mal einfach kurz anrufen könnte, dass die Klinik weiß, dass sie dahinter her
ist und hinter mir steht, und dann
könnte sie auch gleich einen Transportschein für mich erbitten und ihn an das
Taxiunternehmen schicken. Sie meinte, nein, ich solle doch einfach Geld mitnehmen, ich sei
doch so am Ende gewesen, das sei es doch wesentlich leichter, wenn ich einfach
das Geld vorstrecken würde, um dann mit ihr zusammen alles von der Kasse im
Nachhinein zurückerstatten zu lassen. Jetzt habe ich mir einen Notgroschen
hinterlegt, falls ich mal wieder ins Krankenhaus muss und dann vielleicht
keinen Zugang zum Geldautomaten vorher hatte, weil ich eben schon lange im Bett lag. Ich habe schon
Angst, dann irgendwann mal nicht in die Klinik fahren zu können, weil das
nötige Kleingeld nicht zu Hause ist.
Ich hatte das Unternehmen gebeten, sobald sie sich dann
einen der beiden Transportscheine, den aus der Klinik oder den von der Ambulanz
ausgesucht hätten, diesen dann fertig
ausgefüllt dann an meine Betreuerin zu schicken, damit diese alles gleich zur
Krankenkasse schicken kann. Meiner Betreuerin sagte ich, sie möge doch bitte
beim Taxiunternehmen anrufen, um denen zu sagen, dass der Taxischein, sobald er
dann von dem Unternehmen fertig ausgefüllt ist, an Sie geschickt würde,
damit sie alles direkt an die Kasse schicken könnte, und ich das nicht auch
noch machen müsste. Beide sagten, dass sie das machen würden, aber am Ende
landete der Taxischein wieder bei mir. Und das noch einen Tag vor meiner
Aufführung am tag der Generalprobe, wo ich dann an die Kasse schreiben, die
Rechnung raus suchen und alles kopieren und in das Kuvert stecken musste,
natürlich habe ich wieder eines davon erst mal zerrissen, da meine Motorik so
schlecht ist. Ich fragte daraufhin
bei dem
Unternehmen, ob die
Betreuerin nicht an sie geschrieben hätte, um sie zu bitten, den Schein direkt an sie zu senden.
DA meinte er, sie hätten den Schein
bereits an mich losgeschickt, als die Mail der Betreuerin mit dieser Bitte und Info über ihre Adresse gekommen war. Dabei hatte ich denen den
Schein aus der Klinik am 7. Februar gegeben , und der kam am 14. Februar bei mir an. In dieser Zeit hat also die Betreuerin die Mail mit ihrer Adresse und der Bitte darum, alles an sie
zu schicken nicht an das Taxiunternehmen geschrieben? Wer sagt jetzt die Wahrheit? Dabei
habe ich beiden schon am
5. oder 6. Gesagt, dass sie sich
miteinander kurzschließen sollten.
Auf mich hört niemand, alle
sind mir gegenüber passiv-aggressiv eingestellt, lasse die reden, ist doch eh
egal. JE mehr man dann schreibt, desto
mehr geht man allen auf die Nerven. Aber wenn man es nicht schreibt,
heißt es nur wieder, man habe ja nichts gesagt.
Ich bin die Verliererin, so ist es, so bleibt es, niemand nimmt mich
ernst, niemand hört auf mich. Ich bin
allen egal.
Ich hatte außerdem gewollt, dass die Betreuerin von meinem
Privatkonto, weil sie ja dazu Zugang hat, die Rechnung bezahlt, damit ich das
nicht auch noch machen muss, falls dann, wenn es mir gesundheitlich noch nicht so gut geht, mit
meiner Technik zu Hause was nicht klappt. Als ich ihr die Rechnung zugefaxt
hatte, rief sie an und meinte, die Kontonummer sei nicht mit drauf gekommen,
ich solle doch die Rechnung einfach nochmals faxen, ich sollte einfach das
Papier umdrehen und dann den Schluss zuerst faxen. Ich meinte, sie könne doch genauso gut
auch beim Taxifahrer anrufen und die Kontonummer erfragen, aber das wollte sie
nicht. So drehte ich das Fax um in der Hoffnung, dass es diesmal klappen würde,
denn visuell fehlt mir jegliche Kontrolle. Dann schrieb ich noch mal eine WhatsApp
an den Taxiunternehmer und bat ihm
um seine Kontonummer, die ich
dann per E-Mail an meine Betreuerin weiterleitete. Da hatte sie es aber schon
überwiesen, denn das Fax war dieses Mal mit vollständiger aufgedruckter
Kontonummer angekommen. Warum sie
niemals mit einem anderen Kontakt aufnehmen will und dies jedes Mal mir
überlässt, und ich dann wieder den Ärger habe, verstehe ich nicht. Zum einen
hätte sie sich dem Taxifahrer dadurch zu erkennen geben können, sodass dieser
merkt, dass man es mit mir nicht machen kann, weil Betreuungshintergrund da ist,
und er ja auch sein Geld dann über sie bekommen kann. Zum anderen hätte sie
ihn auch ins Boot holen können und ihm sagen können, ich bin Betreuerin von
dieser Dame, sie ist blind, bitte haben Sie mehr Verständnis, und wenn ein
Problem auftritt, rufen Sie mich an, und ich kläre das dann einfach mit Ihnen
oder mit der Klinik direkt. Dann wäre ich aus dem Schneider gewesen und hätte
den Schutz um mich, den ich brauche. Dann hätte man wie bei allen anderen
Menschen mit mehrfacher Behinderung, ein soziales Netzwerk um mich herum
geschaffen, bei dem alle eingeweiht sind und im Boot sind. Aber das schafft man
bei mir nicht, ich werde nur von einer Seite zur anderen herum gestoßen.
Das Ganze hatte dann noch mehr folgen, denn ich hatte am 13.
Januar bei meiner Assistenz abgesagt, und zwar um 9:00 Uhr, und die Stunde wäre
am 14. Januar um 11:00 Uhr gewesen. Somit hatte ich 26 Stunden vor dem Termin abgesagt. Auch am 6. Januar
hatte ich ja abgesagt, und das ebenfalls um 9:00 Uhr, also auch 26 Stunden
zuvor. Einmal wurde die Nachricht erst um 15:00 Uhr gelesen und einmal um 10:00
Uhr. Am 28. war klar, dass ich den Betrag würde zahlen müssen, besser gesagt
dass er von meinem Budgetkonto abgezogen würde, da ich ja nur 2
Stunden vor Termin abgesagt hatte. Ich hatte ja den Termin erst einen Tag
vorher anberaumt. Das verstehe ich auch.
Einen Tag vor der Generalprobe, wo ich sowieso schon im
Stress war, rief meine Betreuerin an und sagte, sie habe die Rechnung der Organisation von Assistenten gelesen, und
ich hätte dreimal nicht abgesagt, die
Summe belief sich auf 186 EUR. Ich sagte, ich habe abgesagt, und ich spielte ihr
die Nachrichten über WhatsApp vor. Das konnte sie am Telefon mithören, außerdem
war noch eine Assistenz hier, die gerade anwesend war, da ich ihr zweiter
Theaterkarten übergab, weil sie mit
ihrem Mann dorthin wollte. Sie hat es also auch mit angehört. Ich bat die
Betreuerin, noch einmal bei dem Verein anzurufen, um dies zu klären. Sie hat
das aber nicht gemacht. Gerade ist sie
um Urlaub.
In der Zwischenzeit habe ich dann mit der Assistentin
gesprochen, und sie meinte, sie würde das mit der Rechnungsstelle abklären.
Allerdings war sie selbst ja gerade in der Rechnungsstelle als Vertretung
tätig. Daher hätte ihr das ja auffallen können. Außerdem hätte sie mich ja auch
wie am 28. auch am 13. und sechsten darauf hinweisen können, dass wegen nicht
fristgerechte Absage das Geld abgezogen würde. Das hat sie aber nicht gemacht,
daher war ich überrascht, als dies auf der Rechnung auftauchte. Die Betreuerin
meinte, es käme nicht sehr gut, in einem ganzen Monat keine Assistenz zu
nehmen, dreimal einen Termin anzuberaumen und diesen dann nicht einzuhalten. Es
könnte also sein, dass der Bezirk diesen Betrag gar nicht übernehmen würde, und
ich dann die 186 EUR aus eigener Tasche zahlen müsste.
Die Assistentin war mittlerweile da, und ich sagte ihr, dass
ich eigentlich nicht einsehe, etwas zu zahlen, was ich fristgerecht abgesagt
hätte, und wenn sie es einfach zu spät liest,
ist es nicht mein Problem. Sie meinte, die Leitung habe ihr
gesagt, dass sei mit
Textnachrichten so eine Sache. Ich sagte ihr, wenn ich angerufen hätte, wäre es
auch nicht anders gewesen. Ich möchte hier Recht bekommen, denn schließlich
habe ich korrekt gehandelt. Da meinte sie, wir sagen ja auch nicht, dass Du
nicht korrekt gehandelt hättest, sondern, dass ich es zu spät gelesen hätte.
Ich meinte, dann dürfte man mich aber nicht mit den 186 EUR belasten. Darauf
sagte sie nichts mehr, und wir fuhren mit unserer normalen Arbeit fort.
Später schrieb ich dann einen juristisch gesalzenen Brief an
den Hauptleiter dieser Einrichtung, und ich sagte ihm, ich hoffe, dass wir uns
noch im Guten einigen können. Denn die Tatsache, dass ich immer über WhatsApp
mit der Assistenz kommuniziere, sei daher ein Gewohnheitsrecht, wir hätten die
Mängel des Datenschutzes daher billigend in Kauf genommen, und es sei
schließlich höhere Gewalt, wenn die Nachricht nicht rechtzeitig ankommt, jedes
Gericht würde das so entscheiden, selbst wenn ich sie korrekt abschicke, kann
es sein, dass sie wegen Problemen
bei der Übermittlung nicht rechtzeitig
ankommt. Das kann bei Mails, der
normalen Post, Messanger-Diensten
oder Handytelefonaten oder auch
bei Festnetz-Abs der Fall sein. Daher sehe ich nicht ein, dass ich zahlen
muss. Meine Assistentin hatte mir
außerdem gesagt, dass sie zwischen 9:30 und 10:30 einen privaten Termin hatte,
und dass sie daher später die Nachricht gelesen hatte. Eine der beiden infrage
stehende Nachrichten wurde sogar schon
um 10:00 Uhr gelesen, das wäre 25 Stunden vor Termin gewesen. Hier so über
genau zu sein, und alles auf die Minute genau auszurechnen, finde ich sowieso
schäbig. Denn ich habe mich bisher immer korrekt verhalten, und ich habe
korrekt abgesagt. Was hätte sie denn innerhalb dieser Zeit machen sollen?
Natürlich hätte in dieser Zeit auch ein Angebot kommen können, dass sie eine andere Assistenz
übernehmen sollte, aber dann hätte sie meine Absage ja auch gelesen, wenn sie
aufs Display geschaut hätte. Ich sagte außerdem dem Verein, ich finde es nicht
schön, dass man da nicht mal nachfragt, was los ist, und warum das geschehen
konnte, wenn man mich doch kennt und weiß, dass ich prinzipiell zuverlässig
bin. Ich sehe nicht ein, auch noch bestraft zu werden, weil ich krank war.
Daraufhin rief dann die Assistentin an und meinte, der Chef habe das gelesen,
die Stunden würden zurück gebucht, dies könne eine Weile dauern, aber das
nächste Mal solle ich bitteschön telefonisch absagen. Ich sagte ihr, dass es
kein Unterschied sei, ob sie nun auf dem Display eine Nachricht über Mailbox
oder eine Nachricht über WhatsApp sehen würde. Außerdem könne eine
Mailboxnachricht genauso wenig verständlich sein, sie könne verzerrt sein, sie
könne genauso gut aufgrund eines Funklochs später ankommen. Aber da sei ja dann schließlich die Zeit dabei, und
ich sagte, bei WhatsApp auch. Ich werde jetzt einfach beides tun, über WhatsApp
und über Telefon absagen, wenn sie dann ihr Telefon aufgrund ihres anderen
Termins ausgeschaltet hat, ist es in beiden Fällen nicht mein Problem. Ich
sagte außerdem auch der Leitung, dass ich die Arbeit dieser Assistentin sehr
schätzen würde, und dies daher kein persönliches Problem gegen sie sei, wenn
ich mich hier wäre, aber ich möchte das Gefühl haben, hier auch wertgeschätzt
zu werden, und ich möchte auch, dass die Gerechtigkeit siegt. Ich sagte ihr
direkt ins Gesicht, ich lasse Euch demnächst immer an tanzen, egal, ob ich
krank bin oder nicht. Dann sage ich einfach nicht mehr ab, wenn ich sowieso
zahlen muss. Meine Betreuerin meinte ebenfalls, wenn sie sowieso zahlen müssen,
oder der Bezirk muss aufgrund von nicht fristgerecht abgesagten Stunden sowieso
zahlen wie in dem Fall vom 28. Januar, wo ich sie dann doch
nicht brauchte und ihr absagte,, können Sie genauso gut auch die Leute antanzen
lassen. Ich sagte, irgendwas finde ich schon, und wenn Ihr dann einfach am Bett sitzt
und Händchen haltet. Außerdem
kann ich Euch zum Einkaufen schicken. Dann berücksichtige ich eben auch nicht mehr, dass sich einige
Assistenten nicht anstecken dürfen, dass sie selbst eine Erkrankung oder einen
erkrankten Angehörigen haben. Dann werden sie wahrscheinlich weggehen und
sagen, ich hätte sie nicht davon in Kenntnis gesetzt, dass ich krank bin. Ich
bin zumindest froh, dass ich das Geld nun wohl doch nicht zahlen muss, und sie kommt in zwei Wochen wieder,
dann machen wir wieder unsere ganz normale Arbeit. Sie muss noch einige Dinge
für mich installieren und einbauen, und ich hoffe, dass ich da nicht schon
wieder krank bin.
Insgesamt war das alles
mit der Krankheit fürchterlich, ich fand schon fast, dass dies eine
traumatische Zeit war. Deren habe ich schon genügend gehabt, ich bin irgendwie
ein Mensch mit einer schlechten Aura und ziehe alles an. Außerdem mögen mich
die Menschen nicht, weil sie mich für einen Querulanten halten, der nur seine
Erkrankung heraushängen lässt und alles haben will und zu faul ist, selbst
etwas zu machen, und der sich wegen jeder Kleinigkeit behandeln lässt.
Nun muss ich noch ein paar Mal zur Blutabnahme, da wir das
Medikament, dass die Leukozyten senkt, reduziert haben. Das hatte mir bereits der Nephrologe am 15. Januar vorgeschlagen, aber da ich schon
einmal Probleme mit meiner Niere bekam, als ich das Medikament halbierte, sagte
ich ihm, dass ich das nicht machen wollte. Das hat er aber nicht zur Kenntnis
genommen und geglaubt, dass ich das Medikament längst reduziert hätte. Dann war
er etwas sauer, jetzt wird natürlich jeder denken, wenn die auch die Anweisungen
der Ärzte nicht einhält, braucht sie sich auch nicht zu wundern, wenn ihr
keiner hilft. Als ich dann in der Klinik war, haben die das Medikament
reduziert, aber da war ich ja schließlich unter Kontrolle. Jetzt wird das
Medikament langsam wieder angehoben, daher müssen wir stetig Blut abnehmen, um
die Anzahl der Leukozyten zu untersuchen. Dementsprechend wird das Medikament wieder angehoben. Denn
der Oberarzt dort meinte, wenn das Medikament in seiner normalen Höhe gegeben
wird, ist das Immunsystem noch mehr geschwächt, und man wird dauernd krank. Ich
habe also die Wahl zwischen Pest und Cholera, entweder, die Niere ist
schlechter geschützt, oder ich fahre die volle Immunsuppression und bin dauernd
im Bett. Auf jeden Fall habe ich jetzt endlich den Nephrologen erreicht, auch
hier musste ich wieder kämpfen. Die Sprechstundenhilfen hatten mit mir
Mehrfachtermine für Blutabnahmen ausgemacht, und dann sollten Sie jeweils dem
Arzt die Werte vorlegen, damit dieser dann entscheidet, wann ich wieder kommen
müsste. Dies geschah nicht, jedes Mal wurde ich wieder vertröstet, man habe den
Arzt noch nicht gesprochen. Irgendwann ließ ich dann meine Assistentin, die,
welche mit ihrem Mann zu der Aufführung wollte, am 13. Februar
mit der Nierenambulanz sprechen, und auf einmal ging es, die
Sprechstundenhilfe hängte sich rein, sie erreichte den Arzt, und danach wurde
mir mitgeteilt, wie die nächsten Blutabnahmen verlaufen würden. Das mache ich
jetzt alles beim Hausarzt, und am 11. März ist ja dann wieder mein regulärer
Termin in der nephrologischen Ambulanz.
Ich muss zumindest um alles kämpfen, und ich möchte, dass
das andere für mich tun, zum Beispiel auch, dass die Assistenten wegen meines
Autismus und andere Dinge in der Klinik anrufen und denen Bescheid geben, damit ich nicht jedes
Mal in Ungnade falle und dann schlechter und schlechter behandelt werde. Ich
möchte, dass die Assistenten auch bei dieser Hotline anrufen, wo man einen
Hausarzt oder andere Termine bei Fachärzten vermittelt bekommt, wenn da wieder
mal Probleme bestehen, und der Hausarzt nicht da ist. Außerdem möchte ich, dass
die Assistenten durchsetzen, dass der Besuchsdienst im Krankenhaus zu mir
kommt, oder dass sie zu mir kommen, wenn sie Zeit haben. Und ich möchte, dass
man mich nicht einfach ein paar Wochen liegen lässt, bis ich dann fit oder
verzweifelt genug bin, aufzustehen, um mir selbst einen Termin beim Arzt zu
verschaffen und mich dort vorzustellen, damit ich dann ins Krankenhaus komme. Ich
kann mich nicht durchsetzen, das ist offenbar Teil meiner Erkrankung, und weil
ich mich nicht durchsetzen kann, werde ich dann irgendwann energisch und sage
sehr deutlich, was ich will, und dann mag mich keiner mehr. Wenn ich aber nichts
sage, gehe ich unter. Ich hätte ja noch nicht einmal jemanden um Hilfe bitten
können, da im Krankenhaus weder der Mobilfunk noch das WLAN funktionierten. Ich
habe mich mittlerweile auch bei der Patientenfürsprecherin beschwert, und ich
bat sie, meine neurologischen Diagnosen an diese Station weiterzuleiten, das
geht aber aus Datenschutzgründen nicht. Aber ich soll auf Antwort der
Pflegedienstleitung warten. Ich sagte, ich beschwere mich auch zugunsten der
Schwestern, denn offenbar herrscht hier massiver Pflegenotstand, der dann an
den schwächsten der Schwachen wieder ausgelassen wird. Eine Schwester im
Fernsehen hat ausdrücklich darum gebeten, wir sollten uns beschweren, damit
endlich mehr Personal eingestellt würde. Jeder Tropfen hüllt irgendwann doch
den Stein. Ich bat meine Assistentin daher, dass sie beim nächsten Mal einfach
in der Klinik anrufen könnte, um denen zu erklären, was mit mir los ist. Da
meinte sie wieder, das könne doch die Betreuerin machen. Ich sagte ihr, jeder
schiebt es nur auf den anderen. Wahrscheinlich werde ich wieder und weiter und
immer wieder und weiter herumgeschubst von einem zum anderen. Keiner hat
genügend Mut, sich für mich einzusetzen, und keinen bin ich es wert, und keinem
ist mein Leben lieb, sodass er sich mal für mich einsetzen würde, egal, ob diese Person wirklich genau zuständig ist oder
nicht. Es gibt keine Menschlichkeit für mich, es gibt nur Dienst nach
Vorschrift. Und das kann es nicht sein. Zum Glück hat die eine Assistentin
wenigstens die Akte und das Kärtchen zu dem Arzt gebracht.
Ich ziehe auch andere Konsequenzen. Meine Betreuerin soll jetzt
für mich nach einer Krankenhauszusatzversicherung schauen, denn wenn man mehr bezahlt,
bekommt man vielleicht auch mehr Hilfe. Außerdem bekomme ich wegen meiner
Medikamente jetzt vielleicht einen Pflegedienst, der zu Hause sich darum
kümmert, dass meine Medikamente beschafft und für mich gestellt werden. Wenn
man einmal in der Woche diesen Dienst benötigt, der dann eine Box vorbeibringen
würde, muss man zuzahlen, denn für einen Tag ist der Satz, den sie von der
Krankenkasse dann für diesen einen Tag bekommen, zu wenig, damit sie mir die Medikamente auch
noch beim Arzt besorgen. Daher habe ich
mich nun dazu durchgerungen, dass sie jeden Tag kommen. Als ich mich nun dazu
durchgerungen hatte, hieß es auf einmal, dann müssen wir jede Einnahme kommen,
also viermal oder gar fünfmal am Tag.
Ich sagte, es reicht doch, wenn Sie mir jeden Tag die Dosette für diesen Tag reinreichen,
da meinte die Betreuerin, die telefonisch mit mir Kontakt aufnahm, als sie
gerade bei diesem Pflegedienst in meiner Angelegenheit saß, dann wird die Kasse aber argumentieren,
dass die dann auch nur einmal wöchentlich kommen können, und dann wäre es
wieder so wie oben beschrieben, dass sie nur einen einzigen Tag
von der Kasse vergütet bekämen, der dann die Kosten für ihre Arbeit mit Besorgen etc. nicht abdeckt. Das finde ich etwas komisch, denn manche
Patienten bekommen ja jeden Tag andere
Medikamente, die sie dann verwechseln könnten. Ich kann ja nicht jedes Mal zu
Hause sein, wenn ich meine Medikamente nehmen muss, damit jemand daneben steht
und schaut, dass ich sie auch schlucke. Dann hätte ich ja gar kein Leben mehr. Jetzt habe ich mich also
darauf eingelassen, 120 EUR pro Monat selbst zu zahlen, und dann werden die
noch eine Verordnung vom Arzt holen, dass ich einmal die Woche diesen Dienst
von der Kasse erhalte, damit es nicht ganz so teuer wird.
Eine Bekannte von mir bekommt dies alles von der Apotheke
kostenlos, sie muss lediglich ihr
Kärtchen bei allen Ärzten verteilen, und sie hat nur einen Hausarzt, von dem
sie all ihre Medikamente bezieht, obwohl sie ebenfalls schwer krank ist. Die
nephrologischen Medikamente sind sehr teuer, und auch das für den Schlaf-Wachrhythmus.
Daher muss ich mein Kärtchen bei mehreren Ärzten verteilen. Selbst die Pille
muss ich mir ja rezeptieren lassen, und das ist sogar ein Privatrezept. Dennoch muss ich mein Kärtchen vorbeibringen,
denn sonst heben die den Kugelschreiber nicht an, um das Privatrezept
auszufüllen. Selbst wenn ich denen dort verspreche, bei der nächsten
frauenärztlichen Kontrolle das Kärtchen dabei zu haben, die dann in demselben Quartal stattfindet, muss ich das
Kärtchen vorher vorbei gebracht haben, wenn Sie mir ein Rezept zu schicken. Die
Hausärztin möchte mir kein Rezept für sechs Monate ausstellen, obwohl ein Monat
für diese Pille genauso teuer ist wie sechs Monate, denn ich muss trotz
Endometriose das Medikament selbst zahlen, auch wenn es vom Arzt verordnet werden muss. Daher ist das alles sehr
umständlich, und es ist schon eine Entlastung, wenn ein Pflegedienst das alles
für mich übernimmt. Da bisher noch nichts geschehen ist, wo die Betreuerin doch
meinte , dass die sich bei mir melden, habe ich jetzt doch mal bei meiner Apotheke
nachgefragt. Leider war ich da zu spät,
denn hätte ich vorher mal mich erkundigt, hätte ich all das mit dem Pflegedienst nicht machen
müssen. Die
Apotheke würde das für 3,50 EUR die Woche ebenfalls machen. Allerdings müsste
ich das Kärtchen einmal im Quartal am Anfang an alle Ärzte verteilen. Wenn ich
dann wieder, wie es der Teufel immer will, genau dann nicht kann, ist die Karte
nicht beim Arzt für das Quartal eingelesen, und die Apotheke würde keine Rezepte
zugeschickt bekommen. Luzifer wird schon wieder dafür sorgen, dass die
Konstellation genauso ist. Jetzt weiß ich nicht, die Betreuung ist in Urlaub,
ob sie noch mal bei diesem Pflegedienst nachfragt, die vom Pflegedienst wollten
nämlich beim Arzt selbstständig eine Verordnung für mich holen, und dann sollte
es für drei Monate losgehen. Wenn ich dann sehen würde, dass ich damit nicht
zufrieden wäre, könnte ich immer noch für 3,50 EUR die Woche all das bei der
Apotheke machen lassen. Aber dieser Pflegedienst würde sogar zu mir kommen, bei
mir das Kärtchen abholen, das Kärtchen zu den Ärzten bringen und mir das
Kärtchen dann wieder zurückbringen. Ich hoffe nur, dass sie es dann nicht über
Tage hinweg behalten, und der Teufel will es, dass ich dann genau krank bin.
Das wird schon genau wieder so werden. Aber nur, weil ich mir das einrede,
klar. Ein Pessimist ist ein Realist aus Erfahrung.
Ich kann nur hoffen, dass ich jetzt so schnell nicht wieder
krank werde, ich weiß nur eines, wenn ich mal in ein Altenheim muss, bringe ich
mich vorher um. Das ist noch Jahre hin, aber ich möchte nicht alt und krank
werden, vorher will ich sterben. Das ist kein Leben mehr, ich kann mir noch
nicht mal einen Kaffee mehr holen, ich kann gar nichts, ich muss immer bitten
und betteln, ich werde schlecht behandelt, ich muss mit Leuten im Zimmer
liegen, ich kann nichts machen, ich habe keinen Zugang zu Medien, obwohl ich
als schwer mehrfachbehinderte auf das WLAN angewiesen bin, um meine Texte zu
diktieren, um Hilferufe abzuschicken usw. All dies wird dann nicht mehr möglich
sein, nur noch auf Gnade und Barmherzigkeit und unter Kampf mit den Schwestern.
Bevor ich der Katz gehöre, mache ich dem ganzen vorher noch schnell ein würdevolles Ende. Mich trägt
man hier aus dieser Wohnung nur mit den Füßen voraus hinaus. Ich sorge dafür,
dass ich hier so lange wie möglich
bleiben kann, wo ich auch dann, wenn ich total krank bin und nicht raus kann,
immerhin in der Wohnung umherlaufen, den
Fernseher selbständig einschalten, alleine Telefonieren und den PC und das WLAN nutzen kann.
Wo ich mir Essen und einen Kaffee selbständig zubereiten kann, und wo ich das Radio alleine bedienen kann, wo ich meine Hörbücher und
Zeitschriften herunterladen,
bestellen und auch streamen kann, wo ich
meine DVDs und CDs und Kassetten einlegen kann, und wo ich meine
Fernsehaufnahmen anschauen kann, ohne dass ich dauernd um Hilfe bitten muss. Ich dachte, im Krankenhaus wirst Du richtig verwöhnt, weil man nicht
selbst kochen muss, weil das
Frühstück ins Zimmer serviert wird, weil
man Dinge ans Bett bekommt, weil sich jemand
um die Medikamente kümmert, aber da bekomme ich auf Dauer
einen Lagerkoller. Ich hielt es im
Zimmer fast nicht mehr aus. Ich kann nicht einmal mit dem Mobiltelefon woanders
hingehen, wenn ein Funkloch in meinem Zimmer besteht, denn abends ist die
Cafeteria zu, und kein Mensch ist mehr unterwegs, um mir wieder zurück auf
Station zu helfen. Ich könnte noch nicht einmal auf Station alleine zu einer
Sitzgruppe gehen. Ich könnte gar nichts. Da gehört man wirklich der Katz.
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