Donnerstag, 14. Mai 2020

Ich will wieder Studioluft schnuppern

                            ich bekomme schon Entzugserscheinungen. Ich habe versucht, einige Interviews zu führen. Hier scheitert es aber an der Technik, die ich zu Hause habe.

 

Ich wollte über Zoom ein Interview führen, hatte aber noch keinen Computer, sondern arbeitete mit dem Handy. Ich wollte das Interview aufzeichnen, aber es zeichnet nur auf einem lokalen großen PC auf. Wir haben das Interview noch mal wiederholt, und mein Interviewpartner hat das Interview auf seinem PC aufgezeichnet. Danach hat er es mir in die Dropbox. Eingestellt. Die Qualität war mäßig bis saumäßig. Dafür kann natürlich keiner was. Die Spuren wurden separat aufgezeichnet. Dies kann natürlich ein Vorteil sein. Ich hoffe, dass sie danach wieder deckungsgleich zusammengeführt werden können. In Anbetracht der gleichen Aufnahmezeit, Software, Technik und aller anderen Gegebenheiten hoffe ich das stark. Ich habe vorsichtshalber auch noch mit meinem Notizgerät, dem Milestone, mitgeschnitten. Technisch ist dieses Gerät mein bester Freund. Es hat mir so manches Mal aus der Patsche geholfen. Da es nicht so technisch hochgerüstet ist, funktioniert es auch dann noch, wenn alle anderen, wesentlich komfortableren Dinge schon versagen.

 

Dieser Milestone hat mir auch bei einem anderen Interview, dass ich zuvor in der Coronazeit geführt hatte, gute Dienste geleistet. Ich habe nämlich eine Plattform entdeckt, bei der man Telefonkonferenzen führen kann. Diese können dann auch in einer Premium Version mitgeschnitten werden. Die Premium Version hat man für einen Monat umsonst. Aber es ging nicht, so musste ich das Notizgerät an den Lautsprecher des Telefons halten, um alles mitzuschneiden. Die Qualität ließ sich sogar hören. Ich hoffe zumindest, dass das Interview so angenommen wird.

 

Ich habe mit meiner Assistentin sehr lange geübt, wie ich bei Zoom Gesprächspartner eintreten lassen kann. Zum einen musste sie alle Tastaturkürzel erst herausfinden, denn es ist einfacher, mal eben mit der Maus auf einen Schalter zu klicken. Außerdem musste ich mir die Reihenfolge dann auch merken, was wir alles zusammen Schritt für Schritt erarbeiteten. Wieder habe ich mir alles auf meinem Milestone festgehalten. Ich habe hierfür einen extra Ordner, wo ich solche komplizierten Manöver, die ich selten durchführe, und die sehr lang und schwierig sind, auf spreche.

 

Nun haben aber sehr viele Leute weder die Lust, noch den Mut, noch die Fähigkeiten, sich Zoom auf dem Computer zu installieren oder auf dem Handy. Daher kann man dort auf dem Computer auch einfach einen Link anklicken, der einem in einer Einladung zugeschickt wurde. Aber auch das trauen sich manche Menschen nicht zu.  Und man kann sich sogar Auch telefonisch einwählen. Während einiger Konferenzen, denen ich beigewohnt habe, habe ich diese Funktion auch einmal genutzt. Denn ich wusste nicht, wie ich die Stummschaltung aufheben kann, und daher war ich dann sowohl über die App als auch über das Telefon mit den anderen Konferenzteilnehmern verbunden. Mittlerweile kann ich sogar bei einem Webinare Fragen stellen, mich an einem Chat beteiligen, mich selbst stumm schalten oder die Stummschaltung aufheben, und einiges mehr.

 

Wir haben also eben auch versucht, dass die anderen sich bei Zoom nun über Telefon bei mir einwählen können. Denn wir wollten Musik machen. Das wäre natürlich mit einem Mobiltelefon, welches ja einen eingebauten Lautsprecher und ein eingebautes Mikrofon hat, besser möglich als mit dem Headset. Ich hätte aber dann kurz das Headset abmontiert und einen Funkkopfhörer und ein Mikrofon angeschlossen. Bevor der Computer jetzt zur Überholung weg war, hatte ich ja das kugelige Raummikrofon, um mit Dragon zu diktieren. Mir wurde ja gesagt, dass dies ungeeignet sei. Aber zum Musizieren über Skype oder Zoom hätte es sich geeignet. Aber wir wollten ja auch mit schneiden, und das geht ja nur am Computer. Doch schaffte es mein Musikpartner nicht, sich über Zoom einzuwählen. Er wollte mit seinem Kumpel einmal zu mir zu Besuch kommen, aber da kam uns Corona dazwischen. Jetzt wollten wir eben versuchen, aus der Ferne zu musizieren. Wir hatten es schon mit den Lautsprechern des Telefons versucht. Meine Boxen, die ich für mein Smart Home benutze, können ja auch telefonieren, aber da brach laufend der Stream ab, sodass wir nicht im Takt spielen konnten. Dasselbe passierte uns bei einer Telefonkonferenz, wo es bei 2 verschiedenen Plattformen zu unglaublich schrecklichen Rückkopplungen kam. Nun haben wir beschlossen, am 26. einer Art bunten Morgen über eine Telefonkonferenz zu machen, wo immer nur einer spielt, da man sonst die anderen nicht hört, wenn ein anderer etwas spricht oder sonst welche Geräusche von sich gibt. Ich hoffe, dass dies technisch klappen wird. Ich hatte nämlich unseren Versuch, über Telefon Musik zu machen, mit dem Milestone mitgeschnitten und wollte dann das Ergebnis in die Dropbox stellen. Ich war aber zu faul, noch mal den Milestone am Computer anzuschließen  und extra dafür noch mal den PC einzuschalten, und habe deshalb versucht, den Milestone über einen OTG-Adapter über meine US PC Schnittstelle am Telefon anzuschließen. Der Milestone wurde sogar mit seinem Firmennamen erkannt, aber es hieß, man müsse in formatieren, damit er angenommen würde. Ich dachte mir nichts Böses und habe zugestimmt. Dann war natürlich der gesamte Milestone platt, inklusive der Aufnahmen, die ich zuvor natürlich nicht auf der Speicherkarte sondern mit dem internen Speicher getätigt hatte. Das war der einzige Fehler. Denn ich habe eine Kopie des Milestone immer auf dem Rechner, sodass ich dieses Back-up wieder auf den Milestone zurückspielen konnte. Es fehlten halt einige Tage, da ich dieses Back-up das letzte Mal gemacht hatte, ehe ich den Rechner in andere Hände gegeben hatte. Aber die wichtigsten Dinge waren natürlich noch da, drum habe ich mich auch nicht Aufgeregt. Aber natürlich waren die schönen Aufnahmen weg. Der Preis der Faulheit.

 

Meine Assistentin hat es jedoch geschafft, über ihr Mobiltelefon sich bei mir in einer Zoomkonferenz einzuwählen. Ich wollte mich dann mit dem Festnetztelefon in meiner eigenen Zoomkonferenz einwählen und versuchen, mich dann selbst am Computer einzulassen. Aber am Telefon wurde mir nach Eingabe der Konferenz-ID gesagt, dass diese Konferenz keine Telefonate zuließe. Warum es bei ihr klappte und bei mir nicht, und auch bei meinem Bekannten nicht, wissen wir nicht. Als sie es bei ihrem nächsten Besuch nochmals mit ihrem Handy probierte, ging es auch nicht mehr.

 

Meine Nachbarin, mit der ich mich über dieses Problem unterhalten hatte, erzählte mir, dass die Universität ihr eine teurere Variante der Software von Zoom zur Verfügung gestellt hätte. Und sie könne sich bei sich problemlos einwählen. Ich wusste aber nicht, wo ich ein Upgrade für Zoom finden würde. Das hätte ich dann mit meiner Assistentin bei ihrem nächsten Besuch raus finden können.

 

Aber nun hatte ich bei der Plattform für Telefonkonferenzen noch einmal nachgelesen. Meine Assistentin hatte mich nämlich, ohne mir dies zu sagen, bei der professionellen Version dieser Telefonplattform angemeldet. Oder sie hatte die Premium Variante ausgesucht, und die haben mir einen Monat die professionelle Version zur Verfügung gestellt, damit ich sie ausprobieren und dann wechseln könnte. In meiner Panik habe ich sofort versucht, bei dieser Plattform anzurufen. Die eingegebene Telefonnummer leitete mich aber nur zur Eingabe einer Konferenz ID. Somit habe ich versucht, ein Fax dorthin zu schicken. Dies hätte ich auch bezahlen müssen, und das Fax ging nicht raus. Wahrscheinlich bin ich hierfür nicht freigeschaltet. Ich war schon verzweifelt, und erntete gleich wieder den Satz, es geht halt nicht immer alles beim 1. Mal. Meine Nachbarin schlug mir dann vor, das Fax per Mail zusenden. Dies habe ich dann getan und sogar eine Antwort erhalten. Damit hätte ich jetzt nicht gerechnet.

 

Mittlerweile hatte ich den Account mit der professionellen Version gelöscht. Ich war noch ganz stolz, da ich dann auch noch die Stelle gefunden hatte, wo man Premium auswählen kann. Und dann fiel es mir siedend heiß wieder ein, warum es mit dem Mitschnitt nicht geklappt hatte. Ich hatte mich mit der normalen Teilnehmer Pin ein gewählt, hätte aber meine eigene persönliche PIN nehmen müssen. Das probierte ich dann aus, und siehe da, ich konnte wieder mit schneiden.

 

Ich war dann so glücklich, dass ich den ganzen Nachmittag nur noch vor Erleichterung geseufzt habe. Sofort habe ich meine Interviewpartnerin, angeschrieben, und diese Mail auch in Kopie an den Teilnehmer unserer Radio Redaktion geschickt, der sich gemeldet hatte, dass er auch gerne an dem Interview teilnehmen würde. Denn es ist interessanter und lebendiger, wenn mehrere Leute ein Interview führen, zumal bei so einem interessanten Thema, und wenn dann auch noch ihr Tauchleiter und Tauchlehrer dabei ist.

 

Aber schon am Abend erhielt ich eine Mail von dem Betreiber der Telefonplattform, in der stand, dass ich mein ganzes Account gelöscht hätte, als ich die professionelle Version gekündigt hatte. Sie boten mir aber an, alles wunschgemäß für mich zu regeln. Ich habe jetzt also einen Premium Account. Ich hatte jetzt noch nachgefragt, wie das mit der Bezahlung läuft, habe aber noch keine Nachricht erhalten. Ich bin versucht, immer wieder mal einen Mitschnitt mit mir selbst durchzuführen, um nach zu kontrollieren, ob es noch geht. Denn ich weiß nicht, ob meine Konferenzraumnummer geblieben ist, oder ob ich hier eine neue bekommen habe. Und ich weiß auch nicht, ob meine Geheimzahlen noch gültig sind., Sowohl meine individuelle als auch die für die Teilnehmer. Denn nur der Gastgeber der Konferenz ist befugt, diese auch aufzuzeichnen. Drum hatte es ja zuvor nicht geklappt, da ich die PIN für normale Teilnehmer und Teilnehmerinnen gewählt hatte.

 

Nun rief mich meine Interviewpartnerin an und meinte, der Tauchleiter hätte jetzt überhaupt keine Zeit mehr, da er sich um sämtliche Änderungen wegen Corona kümmern muss und selbst gesundheitlich angeschlagen ist. Daher schlug ich ihr vor, dass er auch eine Aufsprache machen könnte, die wir dann einspielen könnten. Falls er doch noch am Interview teilnehmen kann, bekommen wir Bescheid, und er kommt dann spontan hinzu.

 

Aber auch unsere Krankheiten zwingen uns und unser Radioprojekt in die Knie. Einer unserer Urgesteine des Radioprojekts ist schon sehr alt und hat jetzt neben seinem Diabetes, der vor einigen Jahren, aufgetreten war, auch noch eine Herzschwäche hinzubekommen. Er musste mit Wasser in Bauch und Beinen ins Krankenhaus eingeliefert werden. Wegen Corona wurde die Erweiterung der Herzkranzgefäße verschoben und findet gerade heute statt. Er möchte sich daher aus der Arbeit im Sender zurückziehen. Nachwuchs ist schwer zu finden, da entweder die Leute keine Zeit oder keine Lust haben.

 

Und nun hat es auch mich wieder mal erwischt. Ich war ja im November und im Januar ziemlich krank, wodurch die Leukozyten stark nach unten gegangen sind. Sie wollten und wollten nicht mehr ansteigen. Spritzen halfen nur sehr kurzfristig. Der Arzt meinte, es sei unsinnig, einerseits das Immunsystem zu stärken, und andererseits dann das Immunsystem wieder wegen meiner transplantierten Niere zu unterdrücken. Das sei wie Gas und Bremse gleichzeitig. Daher wurde die Immunsuppression heruntergefahren. Der Preis dafür war, dass das Kreatinin immer weiter stieg. Nun ist 1,4 kein alarmierender Wert für sich genommen, aber in Anbetracht dessen, dass dieser Wert seit meiner Transplantation kaum bis gar nicht mehr erreicht wurde, ist dies schon ein alarmierendes Ergebnis. Die Werte wurden alle ein bis 2 Wochen gemessen. Bisher hat man etwas die Füße still gehalten. Ich hatte auch nachgefragt, ob es andere Immunsuppressiva geben würde, die als Nebenwirkung nicht die Leukozyten verringern. Aber es hieß nur, alle Immunsuppressiva würden dies tun. Als ich dann heute las, dass die Werte, die man mir gefaxt hatte, nicht sehr gut aussahen, rief ich sofort in der Ambulanz an. Dort wurde mir unfreundlich erklärt, ich solle warten, bis der Doktor  die Werte gelesen hätte, und er würde sich, sollte sich etwas ändern, bei mir melden. Ich legte also auf und schrieb einen Brandbrief.

 

Ich sendete eine E-Mail an meinen Nephrologen, in welchem ich ihm mitteilte, sollte ich vor Ablauf von 5 Jahren an die Dialyse müssen, wollte ich nicht leben. Ich sagte ihm, dass ich schon mehrere dunkle Zeiten in meinem Leben durchgestanden hatte, und dass nach 10 Jahren Dialyse mir von Rechts wegen schon 5 Jahre ohne Dialyse mit Transplantat zustünden. Außerdem geht man ja im Moment sowieso wenig vor die Türe, und da wäre es mir egal, ob die Leukozyten niedrig sind. Meine Niere ist mein ein und alles, ich werde sie unter keinen Umständen hergeben.

 

Mag es sein, dass er die Mail gelesen hat, oder, dass ihn die Werte aufgeschreckt haben, auf jeden Fall erhielt ich am Nachmittag, als ich bei einem Freund zu Besuch war, einen Anruf, in dem er mir mitteilte, dass er nach Rücksprache mit dem Professor beschlossen hätte, dass man meine Niere einmal punktieren sollte. Man wolle die Medikation nun ändern, es waren auch Medikamente im Gespräch, die ich schon einmal namentlich erwähnt gehört hatte. Sie gehören zur Gruppe der sogenannten  M-Tor-Inhibitoren. Dazu gehört zum Beispiel Rappamune (Sirolimus), und auch Certikan (Eferolimus), ich bin also gespannt, was auf mich zukommt.

Auf jeden Fall scheint es so zu sein, dass irgendetwas verhindern will, dass wir weitermachen. Da oben oder unten scheint es jemanden zu geben, der offenbar beschlossen hat, 10 Jahre sind genug für eine Sendung, die ganz wenige nur hören.

 

Es war die einzige Aufgabe, die ich hatte. Ich bin noch beim Theater, aber Ohrenblicke war mir immer das allerliebste. Da bin ich in meinem Metier, das ist das, was mir gefällt, da blühe ich auf. Es wäre furchtbar, wenn mir dies genommen würde.

 

Ich hatte schon überlegt, ob es Möglichkeiten gibt, alles mit meinem Milestone mit zuschneiden und dann für ein schriftliches Medium zu transkribieren. Aber wer würde das denn drucken? Zu welcher Zeitschrift könnte ich gehen? In welchem Buch sollte das erscheinen? Welche Themen würden wen interessieren? Schreiben oder formulieren kann ich gut. Wo aber Hindemith?

 

Ich kann nur hoffen, dass diese Macht noch mal ein Einsehen hat und uns noch mal ins Studio lässt. Im Zuge der Lockerungen dürfen jetzt auch wieder eine begrenzte Anzahl von Personen ins Studio. Die Fenster sind klein, der Raum ist eng, die Wände sind gepolstert, der Raum kann schlecht gelüftet werden. T                                                                rotzdem wäre ich froh, bald wieder diese Studienluft schnuppern zu dürfen.

 

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