Mittwoch, 7. April 2021

Neues aus der "Geräteintensivstation"

Ich habe ja schon von meinem technischen Pflegefall erzählt. Mittlerweile habe ich viel Übung darin, die auf Fangschale und den Kaffeesatzbehälter aus zu lehren und meistens auch die Reihenfolge der Knöpfe einzuhalten, die ich drücken muss. Ich höre auch meistens, was genau fehlt, da ich ja die roten Signale nicht interpretieren kann. Für mich sehen diese Zeichen alle gleich aus. Aber am Klang kann ich schon hören, dass die Bohnen fehlen, und wenn ich den Wassertank herausnehme, weiß ich ja, wie schwer er ist. Das einzige, was noch schwer ist, alleine zu reinigen und wieder einzusetzen, ist die Brühgruppe. Daher regeln wir das immer so, dass an dem Tag, an dem meine Assistenz kommt, entweder ich alleine oder wir zusammen die Brühgruppe entnehmen, sie säubern und trocknen lassen, unsere anderen Dinge erledigen, und danach setze ich sie unter der Aufsicht meine Assistenz wieder ein. Dieses Mal habe ich schon zuvor die Brühgruppe entnommen, meine Assistentin kam, und wir holten meinen neuen Personalausweis ab. Das war auch nicht sehr einfach, obwohl wir schnell dran waren, hätte ich meine PIN an einem Touchscreen eingeben und ändern müssen, und unter dem Verweis auf die EU Behindertenrechtskonvention habe ich dann darauf bestanden, dass meine Assistentin das machen darf. Die Sachbearbeiterin meinte, sie müsse nur darauf hinweisen, aber selbst verständlich könne diese das machen. Nur mal so am Rande, die Dinge sind wirklich bei weitem noch nicht barrierefrei. Als wir dann nach Hause kamen, setzte ich die Brühgruppe vorschriftsmäßig ein. Wir hatten einige Bilderrahmen für meine Ahnengalerie bestellt, meine Assistenz packte sie aus und setzte die Bilder ein, und in dem Moment klingelte das Telefon. Die Firma, bei der ich eines der Bilder hatte rammen lassen, rief an, das Bild sei fertig. Meine Schwester hatte mir ihre Katze vor dem Fenster in Acryl gemalt, während sie Vögel beobachtet. Sie erzählte mir, dass diese Katze, solange das Bild an der Wand meiner Schwester hing, laufen Vögel ins Haus brachte. Und ich fand das Bild so toll, dass ich es unbedingt haben wollte. Daher schickte sie es mir in einer Rolle, und dadurch war das Leinen etwas kaputt gegangen, und es musste relativ kostenaufwändig auf ein Holzbrett gespannt und gerahmt werden. Ich dachte, das ist super, jetzt kann ich gleich das Bild abholen, und meine Assistentin kann dieses Bild dann auch gleich an die Wand nageln. Dann ist alles auf einmal erledigt worden. Somit sagte ich der Dame am Telefon, wir kommen. Es war sowieso aufregend, in dieses Geschäft zu kommen, denn wir hatten unser erstes click & meet. Dafür mussten wir ziemlich umständlich über das Büro einige Treppen hinunter gehen, bis wir im Laden waren. Empfangen wurden wir von einem großen roten Kater, der sehr zutraulich auf mich zu stürmte und mich gleich lautstark begrüßte. Den hätte ich am liebsten gleich mitgenommen. Ich sagte der Dame also zu, dass wir jetzt vorbeikämen, da ich ja nicht wusste, wie lange sie im Büro wäre. Meine Assistenz meinte, sie hätte zuvor gerne noch einen Kaffee, denn sie habe ihren zu Hause vergessen. Ich drückte also auf den Knopf, und es leuchtete eine rote Lampe mit irgendeinem für mich nicht definierbaren Symbol auf. Meine Assistentin meinte, die Aufwandschale sei voll, aber ich hatte sie doch gelehrt. Daher dachte ich, ich bin scheinbar schon dement. Sie lehrte sie noch mal, und es war fast nichts drin. Sie drückte, aber nichts passierte. Da ich gerade so viel Ärger mit meinem Computer habe und dann auch noch mit dem Impfstoff AstraZeneca so übel dran gewesen war, war ich völlig aufgelöst, dass jetzt auch noch die Kaffeemaschine schlapp machen würde. Meine Assistentin wechselt gerade ihre Arbeitsstelle und meinte, dass eine kaputte Kaffeemaschine in keinem Verhältnis zu ihrem Existenzsorgen stünde. Allerdings muss ich dazu sagen, wenn man meinen Blog aufmerksam gelesen hat, stellt man fest, dass meine gesamte Existenz oftmals eine einzige Sorge ist. Denn wenn man bei jeder Berührung irgendein Gerät kaputt macht, und wenn man jedes Mal 5 verschiedene Gegenstände ausprobieren muss, damit man einen findet, der mit den Behinderungen kompatibel ist, und dann sämtliche Geräte durch sprachgesteuerte Geräte ersetzen muss, kann das ziemlich zermürbend sein. Als wir also dort waren, konnten wir sogar durch die Ladentür, damit wir nicht wieder die vielen Treppen rauf und hinunter mussten. Das Bild ist wirklich gelungen, es sieht sehr gut aus. Wir brachten es also nach Hause und stellten es zunächst einmal neben alle anderen gerahmten Bilder. Der Nachhauseweg war allerdings noch mit ziemlich vielen Hürden gespickt. Denn während wir Kaffee trinken wollten, wollte meine Assistentin eigentlich die App durchschauen, in der ich meine Einkaufsliste für eine Drogeriekette hatte. Und wir wollten dann schauen, was wir in der Drogerie direkt kaufen und was ich online bestellen müsste. Somit würden wir dann in die Drogerie gehen, um das zu holen, was es online nicht gäbe. Ich schlug ihr also vor, den Parkplatz aufzugeben und in die Nähe der Drogerie zu fahren, denn das Geschäft mit den Rahmen war 2 Straßenbahnhaltestellen weiter weg von der Drogerie. Ich wusste aus Erfahrung, dass der Weg ziemlich weit war. Sie schimpfte, sie müsse jetzt noch ewig herumkurven, um dann wieder einen neuen Parkplatz zu finden. Irgendwann hatten wir dann wieder einen Parkplatz. Der sei ja jetzt nur 200 m näher an dem Geschäft, usw. und sofort. Ich sagte, du kannst gerne das Maßband rausholen, ich streite mich mit dir nicht herum. Von mir aus hast du recht. Zumindest gingen wir dann in die Drogerie, und dort wurden wir auch erst einmal von einer Verkäuferin stehen gelassen, die keine Ahnung von dem hatte, was wir wollten, und da sich eine andere Kundin einfach dazwischen gedrängelt hatte. Die Hälfte der Sachen hatten wir dann, das kann man jetzt als halbvolles oder halbleeres Glas ansehen. Danach wollten wir wieder zum Auto zurück. Wir holten uns aber erst einen Kaffee, den meine Assistentin mir spendierte, und dann klingelte ihr Telefon. Sie hat ein Vorstellungsgespräch, sie sollte zu Hause interviewt werden. Wir liefen also zum Auto, aber das Auto war weg. Wir fanden es nicht, und wir liefen ewig lange durch die Gegend. Sie zeterte, hätten wir an dem Rahmengeschäft den Parkplatz nicht aufgegeben, hätte sie den sicher wieder gefunden. Ich sagte, ja, du hast recht, es war meine Schuld, pell die ein Ei drüber, ich bin schuld. Meine Schuld. Aber ich konnte nicht umhin, ihr zu sagen, hättest du nicht so herum geschimpft, als wir ausgestiegen sind, hättest du dir den Parkplatz auch gemerkt. Irgendwann meinte sie, ich solle da jetzt stehen bleiben, sie würde das Auto jetzt erst mal alleine suchen und mich dann abholen. 5 Minuten später kam sie schon mit dem Auto und ließ mich einsteigen. Es war gar nicht weit weg gewesen, warum wir es nicht gefunden hatten, keine Ahnung. Wir stiegen also in das Auto ein, und dann wollten wir uns dem Kaffeeautomaten widmen. Aber sie musste ja dann auch schon schnell wieder weg. Denn das Vorstellungsgespräch wartete ja. Es stellte sich heraus, dass der Kaffeeautomat verkalkt war. Ich meinte, wie soll ich denn jetzt mitten im Durchlauf alleine bleiben, ich weiß doch gar nicht, was ich tun muss, denn ich kann ja die Gebrauchsanweisung nicht mal lesen. Sie konnte aber nicht einfach wegen einer blöden Kaffeemaschine ihren Vorstellungstermin absagen. Wir versuchten also, eine Vertretung zu bekommen. Ich rief auch noch einen Bekannten an, der war aber weg. Zwischendurch viel laufen die Sicherung raus. Wir mussten also einen Neustart des Entkalkungsprozesses laufend erzwingen. Wie das geht, stand natürlich nicht in der Gebrauchsanleitung. Sie musste dann gehen, einige meiner Nachbarn liefen vorbei, aber keine hatte Zeit, alle mussten zur Arbeit, und ich blieb also mit dem Pinkelnden Kaffeeautomaten allein. Meine Assistentin hatte zwischendurch ihren Kaffee, den sie vermeintlich am Morgen vergessen hatte einzupacken, in ihrem Rucksack wieder gefunden. Sie war dann weg, zumindest verlief ihr Vorstellungsgespräch im Nachhinein gut. Ich füllte immer wieder den Wassertank, und die Maschine pinkelte weiter. Ich kam gar nicht hinterher, die Behälter zu wechseln. Alles war klatschnass. Irgendwann flog wieder die Sicherung raus. Ich rief den Kundendienst an, aber vor Dienstag war da nichts zu machen. Ich landete dann sogar in einer ganz anderen Stadt, der Mann versuchte dann verzweifelt, jemanden zu finden, der in meiner Stadt arbeitet. Er kannte da jemanden, aber der konnte nicht. Ich hätte dann sogar jemanden gefunden, der am Tag drauf hätte kommen können. Ich sagte, gut, ich lasse beide Termine mal bestehen, notfalls kann ich immer noch absagen. Freitag und Dienstag waren also vorgemerkt. Ich holte dann einen meiner Nachbarn, der Italiener ist. Er meinte, diese Vollautomaten sind sowieso Quatsch, sie haben doch noch Garantie, bringen Sie doch das Ding einfach wieder zum Laden zurück und holen sich eine neue Maschine. Meine Nachbarin von gegenüber schaute sich das Gerät auch noch mal an und meinte, der Sensor für den Füllstand der Auffangschale könnte defekt sein. Ich hatte mittlerweile dem Kundendienst eine SMS geschrieben, dass er nicht mehr zu kommen brauchte, da das Gerät einen Defekt hatte, und ich es umtauschen würde. Er meinte, das sei eine Sache für den Umtausch und keinesfalls eine Sache für eine Reparatur, das sei der richtige Weg. Am Samstag hatten ja die Läden wieder offen, und ich hatte das Gerät ja aus einem großen Supermarkt, der eben auch andere Artikel führte. Wir schalteten also die Steckdose ab und trennten somit die Maschine vom Netz. Ich schaute mir dann bis tief in die Nacht reihenweise Videos von verschiedenen Kaffeeautomaten und deren Handhabung und Bewertung an. Dann ging ich ins Bett. Am nächsten Morgen dachte ich, ich schalte jetzt einfach zum Spaß mal den Netzstecker wieder an. Mal sehen, was passiert. Auf einmal leuchteten alle Symbole auf, und das Symbol, welches zuvor immer dann auf dem Display zu sehen war, wenn wir den Strom wieder einstellten, und was sich nicht mehr wegbewegen wollte, war tatsächlich verschwunden. Das Aufleuchten aller Symbole habe ich schon häufiger bemerkt, wenn die Maschine ans Stromnetz geht. Ich drückte also einmal auf Start, und siehe da, das grüne Licht leuchtete, die Maschine reagierte so, als sei nichts gewesen. Es war alles wie immer. Ich dachte, das kann doch jetzt nicht wahr sein. Am Freitag waren ja alle Läden zu, ich dachte, ich probiere sie am Nachmittag einfach mal aus, wenn sie tatsächlich ganz normal läuft, brauche ich am Samstag nicht ins Geschäft zu gehen, um sie umzutauschen, und wenn sie doch wieder ihren Dienst versagte, könnte ich sie am Samstag einfach bequem umtauschen. Am Mittag wollte ich einen Kaffee beziehen, und wieder ging es nicht. Ich schaute dann genau hin, und ich stellte fest, dass der Regler für die Stärke des Kaffees ganz auf 0 gedreht war, was man ja nur dann tun darf, wenn man in den Schacht für das Pulver die vordosierte Menge einfüllt, wobei man dann ja die Stärke des Kaffees nicht einstellen kann. Das war ja mein Fehler zu Anfang, dass ich diesen nicht auf 0 gestellt hatte, wenn ich Pulver benutzte, und das Pulver dann durch die ganze Maschine rieselte und diese beschmutzte. Jetzt hatte ich den umgekehrten Fehler gemacht. Ich stellte also eine gewisse Stärke ein, und tatsächlich stellte sich die Lampe um, und das Display gab mir somit grünes Licht. Die Kaffeemaschine lief. Sie meckerte auch nicht mehr, dass sie verkalkt wäre. Offenbar hatte ich doch alles geschafft. Bei der Prozedur am Vortag hatte ich nur vergessen, den Knopf für die Schaumdüse auch noch zu drücken, der irgendwann hätte aufleuchten müssen, aber vielleicht hat er auch gar nicht geleuchtet, da irgendwie durch die Sicherung sowieso alles durcheinander ging. Ich vermute einmal, dass diese Sicherung sehr schwach ist, denn bei meinem alten Espressokocher flog sie auch alle Nase lang raus. Vielleicht war dieser gar nicht kaputt, aber für die Zubereitung und den Bezug von Kaffee aus diesem Automaten reicht die Sicherung noch, für die Entkalkung muss man ihn halt an eine anderen Steckdose anschließen. Ich hatte noch, als ich die Brühgruppe einsetzte, die Maschine gepriesen, dass sie so robust sei. Aber wenn man etwas beschreit, dann bekommt man gleich wieder einen Dämpfer. Dass die Maschine aber all diese Aktionen und die vielen Stromausfälle bisher überlebt hat und danach wieder „tut“, als wenn nichts gewesen wäre, weist sie schon als besonders robust aus. Aber eine Lehre habe ich gezogen, ich werde jetzt, egal, wie teuer diese Dinger sind, immer einen Kalkfilter einsetzen. Der 1. war schon seit einem Monat abgelaufen, und ich hatte ihn einfach nur drin gelassen und nicht durch einen neuen ersetzt, und schon war die Maschine so schnell verkalkt. Das wird mir nicht noch mal passieren, denn das Theater mit der Entkalkung möchte ich mir ersparen. Aber ich bin froh, dass das Ding wieder läuft, auch wenn der Vollautomat einer hohen Intensivpflege bedarf. Und noch eines habe ich gelernt, billiger gekauft ist teurer bezahlt. Bei einer Hilfsmittelfirma gibt es fast denselben Typen dieses Herstellers, aber er wird mit Markierungen auf den Tasten versehen und bringt eine hörbare Gebrauchsanweisung mit. Damit hätte vielleicht sogar ich Schritt für Schritt die Maschine entkalken können. Aber ich wollte mal wieder Geld sparen und dachte mir, nur, weil die das mit Folie beklebt haben, kostet das Ding gleich fast das Doppelte. Ich kaufe die Maschine im normalen Laden um die Hälfte billiger und merke mir die Tasten. Das geht zwar, aber es darf dann halt nichts abweichen. Und Dinge, die man nur ab und an tun muss, kann ich mir sowieso nicht merken. Daher hoffe ich, dass ich das nächste Mal vernünftig genug sein werde, etwas mehr Geld in die Hand zu nehmen, um dann am Ende vielleicht kein bequemeres Leben, aber einen bequemeren Umgang mit den Dingen zu haben. Aber der Mensch kann halt oft nicht aus seiner Haut.

Keine Kommentare: