Freitag, 1. November 2024
Papua Neuguinea
Nachdem ich mit einer Assistenz bei einer Hilfsmittelausstellung war, gingen wir in eine Vortragsreihe über Papua-Neuguinea mit verschiedenen Workshops. Diese wurde von einem ansässigen Seminarhaus angeboten.
Zuerst einmal kamen wir ja mitten hinein, weil wir ja noch auf der Hilfsmittelausstellung waren, aber eine Frau, die mich bereits kannte und etwas auf mich schaute, erklärte uns, dass jetzt ein Vortrag zum Thema Tiefseebergbau laufen würde. Dort erfuhren wir, dass in Papua-Neuguinea Firmen Rohstoffe, insbesondere seltene Erden abbauen wollten, und dass es Organisationen gibt, die aus Umweltschutzgründen dagegen waren. Zuvor hatte ich von diesem Thema noch nie gehört, ich kannte nur den normalen Bergbau. Aber klar, in der See muss es ja auch seltene und wertvolle Rohstoffe geben. Komisch war allerdings, dass der Vortrag nicht von einer anwesenden Person gehalten wurde sondern von einem Referenten, der über Zoom zugeschaltet war. Diese Möglichkeit gibt es ja heute, ich finde das aber etwas unheimlich. Allerdings passierte dann ein lustiges Malheur. Obwohl wir ja in einem Raum mit wenden, demnach also auch mit Steckdosen waren, hatte man den Beamer und den Laptop mitten im Raum aufgestellt und nicht eingestöpselt. Auf einmal war der Akku des Laptops leer. Eifrig und geschäftig wurde nach einem Ladekabel gesucht, es wurde sogar im Publikum herum gefragt. Kleinlaut sagte dann jemand, mir wurde gesagt, der Akku vom Laptop hält so lange. Ich war ziemlich amüsiert. Eigentlich hätte man ja auch von vorneherein schon mal das Gerät am Netz hängen lassen können, und zum anderen hätte man dann wenigstens ein Ladekabel bereit halten können. Der Referent, der ja nicht wusste, dass wir keine Verbindung mehr zu ihm hatten, sprach unterdessen munter weiter. Als wir dann wieder Kontakt zu ihm hatten, musste erst jemand ihn navigieren und lotsen, wo wir ihn verloren hatten, damit er in seinen Folien wieder zurück klicken konnte. Das ist das Wunder der Technik, welches man aber doch manchmal nicht überschätzen sollte.
Danach gingen wir erst einmal in die Mittagspause, es hätte eigentlich sogar ein Gericht aus Papua-Neuguinea gegeben, aber zum einen esse ich meistens nichts zu Mittag sondern nur etwas Kleines, weil ich sonst so müde werde, und zum anderen wollten wir das auch nicht vorbestellen sondern lieber woanders hingehen. Ich dachte also, wenn wir schon in der Stadt sind, können wir auch in eine Drogerie gehen, um dort ein billiges Parfüm für den Alltag zu kaufen. Wir fanden zwei billige Parfüms, die günstig genug waren, dass man sie jeden Tag aufbringen kann, denn ich habe auch eines für besondere Anlässe, welches aber sehr teuer ist. An der Kasse bekam ich dann eine Papiertüte, die ich zunächst in die Hand nehmen wollte, oder ich erhob die Möglichkeit, schnell nach Hause zu fahren, um meine Beute zu Hause zu verwahren. Da meinte die Assistenz, steck das doch in deine Handtasche, ich machte die Tasche auf, und dann sagte sie doch tatsächlich zu dem Mann hinter der Kasse, sehen Sie mal, so eine große Handtasche und nur zwei Mäppchen drin. Mir war das peinlich und unangenehm, so vorgeführt zu werden. Eigentlich weiß die ja, weil sie mit anderen Behinderten zu tun hat, warum manche Menschen mit Behinderung sich dieses oder jenes und nichts anderes aussuchen, und dass man vermutlich praktische Gründe hat, warum man mit einer Mehrfachbehinderung vielleicht keine Handtasche nimmt, in die man alles mühsam und umständlich hineinknören muss. Ich versuchte, ihr klarzumachen, dass ich froh bin, dass meine Tasche so groß ist, dass ich mit meiner schlechten Motorik die einzelnen Sachen gut rausholen kann, und das ja auch noch eine Sonnenbrille und in den anderen Fächern noch jede Menge anderer Sachen drin sind. Nur in dem Hauptfach sind eben bloß drei Gegenstände, also eben Geldbeutel, Brieftasche und Sonnenbrillenetui drin. Aber das geht ja eigentlich auch niemanden was an, und das sollte auch meine Sache und meine Entscheidung sein.
Danach gingen wir zu einer Bäckerei, dort gibt es zwei Displays, man kann sich aussuchen, was man will, und man kann sogar eine Karte mit einem Strichcode dranhalten, wenn man entweder mit EC-Karte oder mit der aufgeladenen Karte der Bäckereikette bezahlen will. Das finde ich sehr praktisch, so eine Karte habe ich mir dann auch später geholt. Wenn man dann bestellt hat, was leider nur mit einem Touchscreen geht, bekommt man einen Pager, sobald das Gewünschte fertig ist, wird man dann angepiept. Es gäbe aber auch noch eine normale Schlange, wo es aber länger dauert. Sie hat erst einmal meines geholt und ist dann noch mal weg, um ihre Mahlzeit zu holen. Ich merkte aber gar nicht, dass sie schon wieder da war, und ich fragte nach einer Weile einfach mal etwas zaghaft und unsicher ins Leere, ob sie wieder da war. Sie antwortete ziemlich energisch, ja, aber das ist doch selbst verständlich, so lang dauert das ja schließlich nicht. Ja, aber ich kann ja nicht wissen, wie es in so einem Café zugeht, wie lange man auch mit einem Pager anstehen könnte, wenn der noch mehrere Leute mit dem gleichen Anliegen sind, oder ob sie vielleicht, meiner Fantasie sind ja hier keine Grenzen gesetzt, zum telefonieren mal raus musste und noch nicht da war. Ich sagte dann, oh, wir dummen Blinden, aber die Ironie hat sie nicht verstanden. Assistenten denken grundsätzlich, dass ich weder Ironie noch Sarkasmus „kann“. Eigentlich kann man ja auch sagen, und das macht man ja auch bei Sehenden, Hallo, ich bin wieder da, guten Appetit. Außerdem hat es schon am Eingang merkwürdig gerochen, was ich ihr auch sagte, und sie klärte mich auf, das nennt man Essen, das riecht nicht komisch. Ich fand schon, aber sie bestand darauf, Das ist Pizza, und das riecht eben so , und daher würde ich das so empfinden. Aha. . Allerdings weiß ich, wie Pizza riecht. Ich weiß ja nicht, mit welchen Leuten die es sonst zu tun hat.
Auf jeden Fall kamen wir dann wieder zurück ins Seminarhaus, und dort gab es dann einen super interessanten Vortrag einer Frauenärztin, die lange Zeit in Papua-Neuguinea gearbeitet hat. Sie hat auch hausärztliche Tätigkeiten durchgeführt. Die Leute brachten ihr großes Vertrauen entgegen, denn sie hat einer Frau geholfen, Kinder zu kriegen, da diese eine relativ leicht behebbare Erkrankung hatte, und so hielt man sie für jemanden, die Frauen zum Kinderwunsch verhelfen kann. Sie war aber eine extrem bescheidene Person, und sie erzählte uns auch, dass viele Arbeiten von Krankenschwestern durchgeführt werden, die hierzulande nur Ärzte ausführen dürfen, weil es dort nicht so viele Ärzte gibt. Ich fände es auch gut, wenn man bei uns wieder eine Gemeindeschwester hätte, denn viele Tätigkeiten wie zum Beispiel subkutane Spritzen oder Impfungen, sowie die in Augenschein Name, ob eine Erkältung ernst genug ist, dass ein Arzt sie sich anschauen sollte, könnte vielleicht auch eine hierfür ausgebildete Krankenschwester erledigen. Man muss dann natürlich gewährleisten, dass das nicht, ähnlich wie in dem DDR Spielfilm über eine Gemeindeschwester, lauter so harte Knochen sind, die einen mit einer Lungenentzündung möglicherweise dann immer noch anschreien, stellen Sie sich nicht so an wegen dem bisschen Husten. Das weiß keine Szene aus dem Film, jedoch gibt es ja wirklich solche alten Haudegen. Aber es würde vielleicht einiges leichter machen, wenn wir ein besser gestaffeltes Gesundheitssystem hätten, welches mangels Personal in vielen Ländern der Welt bereits üblich ist. D. h. nicht, dass ich jetzt dafür wäre, dass wir dieselben Zustände wie in Entwicklungsländern haben, aber wenn man flachere Hierarchien schafft, würde dies einiges erleichtern. So weiß ich beispielsweise von einer Freundin aus England, dass Impfungen dort auch in Apotheken durchgeführt werden.
Der Vortrag war aber wirklich sehr schön und erhellend, und die Frau war sehr nett, sie zeigte auch einige Bilder und erklärte einiges dazu, sodass ich die Bilder gar nicht unbedingt sehen musste. Sie benutzte die Bilder eigentlich nur als Erinnerungsstütze oder als Anschauungsmaterial, um uns dazu Geschichten zu erzählen.
Danach gab es einen Vortrag einer Musikethnologin, die uns erst einmal klarmachte, dass sie den Begriff Musikethnologie nicht erklären könnte, ohne drei Tage dafür zu benötigen. Wieso eigentlich, ich dachte, Musik ist klar, und Ethnologie heißt Völkerkunde. Also es ist die Musik der Völker oder die Völker und ihre Musik. Ich hätte mir erwartet, dass da erklärt wird, welche Instrumente verwendet werden, wie die Harmonien sind, welche Tonleitern es gibt, welche Rhythmen verwendet werden, welche Dinge besungen werden, welche Eigenheiten die Musik aufweist usw. Stattdessen erklärte sie nur, dass sie mit Missionaren einige Lieder gemacht hätte, dass man Musik, wenn man sie aufnimmt, bereits verfälscht, und dass auch Töne der Natur für Musik hergenommen werden können. Dann stellte sie uns ein Lied im Internet vor, von dem sie sagte, das ist Mission, es war ein ziemlich seichter Popsong von Leuten gesungen in wahrscheinlich Pigeon, und dann erzählte sie uns von einem katholischen Radiosender, den die Menschen dort selbst betreiben. Der Höhepunkt war allerdings, dass wir direkt über Zoom am Ende einer Messe teilnahmen, wobei der Einzug noch einmal extra für uns dargestellt wurde, der wie ein Tanz oder eben ganz speziell Landes typisch begangen wird. Aber der Vortrag war trotzdem nicht das, was ich mir erwartet hätte, und auch einer der anderen Teilnehmer fragte, was denn nun dieser Popsong, der ja in jedem Doodle Sender laufen könnte, eigentlich mit Musik aus Papua-Neuguinea zu tun hat. Ich fragte dann eben, um vielleicht doch noch etwas herauszuholen, ob auch in Gottesdiensten solche Musik verwendet wird, die von den Menschen dort ursprünglich gemacht wird, oder ob es zwischen der sakralen Musik und der Volksmusik einen Unterschied gibt. Dann wurde uns noch auf meine Frage hin erläutert, dass es in Würzburg in Marienhill eine Ausstellung mit Musikinstrumenten aus Papua-Neuguinea gibt. Die wäre vielleicht mal besuchenswert.
Geplant war dann auch noch eine Modenschau, auf die ich mich ganz besonders freute. Leider zog sich diese hin wie Gummi Arabicum, denn erst einmal kam ein Film der Modeschöpferin, einer Frau aus Papua-Neuguinea, die mittlerweile in Deutschland lebt. Leider wurde in diesem Film kaum gesprochen. Meine Assistenz beschrieb mir leidlich, was in dem Film zu sehen war. Danach gab es die ersten Kleidungsstücke, wobei sie mir versuchte zu erklären, dass der Stoff in den Karomustern des Landes gehalten sei. Also viel konnte ich mir jetzt darunter nicht vorstellen. Sie beschrieb mir aber einige der Kleidungsstücke, so erfuhr ich zum ersten Mal, was ein Pulloverkleid ist, nämlich ein überlanger Kapuzenpullover. Seltsam, dass man sowas trägt. Danach gab es eine ewig lange Pause, in welcher der Film noch mal gezeigt wurde. Eigentlich sollten drei Durchgänge stattfinden. Dann kam aber der Monsignore von Missio und hielt eine kurze Ansprache, danach war es zu Ende. Ich hätte auch einen dritten Durchgang nicht unbedingt sehen wollen, denn sehen wäre bei mir stark untertrieben gewesen. Und meine Assistenz konnte nur mühsam darlegen, um welche Art von Karos es sich handelt. Es gab wohl bunte Karos auf schwarzem Stoff und schwarz-weiße Karomuster. Ich stellte mir das ähnlich wie die Tatens bei einem Schottenrock vor. Wir entschieden uns also, nach Hause zu gehen. Einiges war doch ganz interessant, vielleicht höre ich mal wieder etwas über Papua-Neuguinea, und ich finde es auch toll, dass sich hier so viele Menschen engagieren, um dort die Entwicklung voranzutreiben und den Menschen aus Armut und Hunger heraus zu helfen. Ich glaube der Begriff Mission, wie er früher noch üblich war, so nach dem Motto mit Bibel und Flinte, hat sich ja doch auch ziemlich gewandelt, wenn auch noch einiges auf bestimmte Art und Weise abläuft, aber natürlich drückt die jeweilige Religion der Sache ihren Stempel und ihre Prägung auf.
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