Nach unserer Familienfeier am Montag den 10. September
sollte ich in die nächstgrößere Stadt von meinem Zuhause aus, zu einer Operation am Grauen
Star. Am Sonntag den neunten hatte ich alles gepackt. Durch die vielen Medikamente
dauerte dies relativ lang, obwohl ich bloß zwei Tage dortbleiben würde. Die
Zugfahrkarte hatte ich schon einmal auf den Mittwoch gebucht, obwohl ich noch
nicht genau wusste, ob es am zwölften wirklich heimwärts gehen würde.
Am Montag klappte alles plangemäß mit der Zugfahrt. Es war
sogar so, dass ich etwas früher am Treffpunkt
für die Mobilitätshilfe war, und
mich daher jemand von der Bahn abfinden. Sie sagten, mein Zug hätte Verspätung,
ich dürfe aber mit einem früheren fahren. Ich wandte ein, dass ich eine
Zugbindung hatte, aber sie wollten mir etwas schreiben. Das hat auch prima
geklappt. Denn mit dem sonst verspäteten Zug wäre ich zu spät ins Krankenhaus
gekommen.
So hatte ich sogar Glück und kam relativ früh an. Dort wurde
ich von einem Bahnangestellten aus dem Zug ins Taxi gesetzt. Der Taxifahrer war
sehr nett und brachte mich bis zur Rezeption im Krankenhaus. Ich fragte ihn, ob
er auch meine Reisetasche hätte, aber er muss mich wohl nicht gehört haben. Als
wir dann vor der Rezeption standen, und man meine Unterlagen wollte, bat ich
den Taxifahrer um die Reisetasche. Er meinte, die habe er nicht, rannte aber
noch einmal raus und brachte sie mit einer Entschuldigung. Ich dachte, ich
würde erst zur Operation gebracht und danach dann auf Station kommen. In
einigen Krankenhäusern ist es so, dass man in der Zeit der Operation seine
Sachen in ein Schließfach packt und danach dann eben auf Station kommt.
Besonders bei OPs mit örtlicher Betäubung ist das ja kein Problem. Aber ich
wurde gleich auf die Station gebracht.
2008 war ich schon einmal in derselben Klinik, daher kannte
ich noch eine sehr nette Schwester, und ich hoffte, dass ich sie wieder
antreffen würde. Ich fragte sofort nach ihr, und es kam eine Schwester mit
gleichem Namen. Ich sagte ihr, nein, das war jemand anderer. Zunächst war sie
etwas kurz angebunden, kam dann aber später noch mal an mein Bett. Sie erzählte
mir dann, dass sie diese Schwester auch gekannt hatte, und dass sie selbst aus
Südafrika kommt. Sie war sehr nett und meinte, sie hätte genauso rot getönte
Haare wie ich. Der anderen Schwester, die mittlerweile pensioniert sei, ging es
gut, sie habe noch etwas Kontakt zu ihr.
Das Doppelzimmer war sehr schön, die Betten waren
rechtwinklig angeordnet, und es gab genau im rechten Winkel bei jedem Bett auch
ein Fenster. Ich habe später die Fenster mal angefasst, es waren noch richtige
alte Fenster mit Sprossen aus Holz. Das Gebäude schien sehr alt, ich fand die
Atmosphäre sehr schön.
Ich packte dann gemütlich aus und dachte, dass ich jetzt
gleich zur Operation kommen würde. Aber nein, das würde noch bis 16:00 Uhr
dauern, da mein Belegarzt dann erst kommen würde. Ich war etwas enttäuscht,
denn bis dahin musste ich ja nüchtern bleiben. Man hatte mir schon am Telefon
gesagt, dass ich nüchtern in die Klinik kommen müsste. Ich hatte damals
gefragt, ob ich alle meine Medikamente nehmen sollte, und es hieß, ich solle
vor Ort fragen. Ich dachte, dann ist es womöglich zu spät, denn ich muss ja am
Vormittag vor meiner Abreise die Morgenration einnehmen. Ich hoffte, auf jeden
Fall mit einem Narkosearzt ein Gespräch zu haben, bevor die Operation beginnt.
In meinem Zimmer war auch eine Frau, die gerade an den
Schlupflidern operiert wurde. Ich dachte, das sei vielleicht eine
Schönheitsoperation, denn normalerweise muss man ja die Operation von
Schlupfliedern selbst zahlen. Ihre Augen waren verbunden, und sie war total
hilflos, als sie zu Mittag essen musste. Ich dachte mir, unser einem geht das
meistens so, nur, dass ich noch einen Sehrest habe, und es seit Langem gewohnt
bin, nicht alles auf dem Teller zu sehen. Ich war nur neidisch, dass sie so
etwas gutes zu essen bekam, und ich warten musste. Die nette Schwester mit dem
selben Namen kam noch mal rein und fragte, ob ich denn einen Tee haben wollte,
denn dann würde das Hungergefühl gemildert. Den nahm ich gerne an, und wir
unterhielten uns noch eine Weile. Insgesamt fand ich die Schwestern total nett.
Sehr häufig habe ich im Krankenhaus das Problem, dass die Schwestern wenig
Verständnis für mich und meine Situation haben, aber hier sollte es anders
sein.
Ich bat um ein Operationshemd, denn beim letzten Mal ging
ich in meinem eigenen Schlafanzug in den Operationssaal, aber ich wurde so mit
Flüssigkeit bekleckert, und der Arzt hatte so viel Wasser auf mich
draufgeschüttet, dass ich hinterher klatschnass war. Einmal hatte man mir beim
Röntgen mit Kontrastmittel sogar das T-Shirt versaut, weil irgendwie das Kabel
aus der Spritze rausgegangen war. Seither möchte ich immer ein Operationshemd.
Das können die dann einsauen und hinterher auch wieder abwaschen. So bekam ich
ein Operationshemd und wartete, bis es losging.
Irgendwann kam dann die Schwester und meinte, jetzt würden
wir fahren. Ich zog noch schnell das Operationshemd an, und wir fuhren in den
OP. Wegen eines Wasserschadens waren wir dieses Mal in einem anderen Stockwerk.
Beim ersten Mal war Musik im Operationssaal, das war so leichte Klassik, aber
für den Anlass gerade angenehm. Dieses Mal gab es keine Musik. Im
Operationssaal bekam ich Strümpfe mit Noppen, damit ich nicht ausrutschen
konnte, die durfte ich danach mitnehmen.
Das fand ich etwas wunderlich, denn normalerweise läuft man im Operationssaal
ja nicht herum. Ich wurde in einen Operationsstuhl gesetzt, und die
Narkoseärztin kam. Ich sollte dieses Mal eine Spritze unter das Auge bekommen.
Beim letzten Mal bekam ich nur Optocain, betäubende Augentropfen, da ich
aufgrund der Dialyse damals keine Spritze unter das Auge kriegen konnte, denn
mein Blut wurde ja während der Dialyse damals verdünnt, und das hätte einen
riesengroßen blauen Flecken gegeben. Da ich jetzt transplantiert war, konnte
man die Spritze unter das Auge setzen. Ich wollte aber von dieser Spritze
nichts mitbekommen. Die Schwester, die mich herunter brachte, schärfte mir ein,
unbedingt noch einmal von meiner Penicillinallergie und von der
Unverträglichkeit gegen Atropin zu sprechen, denn ihr sei es schon mal
passiert, dass man das vergessen hätte. Sie selbst sagte es auch einmal. Die
Narkoseärztin kam, und ich sagte, ich wolle bei der Spritze komplett weg sein.
Sie meinte, ich könne entweder Dormicum bekommen, dann wäre ich aber nur leicht
beruhigt, ich hätte dann eine Art Halbschlaf. Oder sie können mir auch Propofol
geben, dann sei ich ganz weg. Ich entschied mich für letzteres, denn ich wollte
von der Spritze schlichtweg gar nichts mitbekommen und nicht in einem halben
Dämmerzustand sein. Ich hatte ziemlich Angst und schärfte ihr mehrfach ein,
dass sie nur ja kein Schmerzmittel verwenden möge, dass der Niere schaden
könnte. Sie gab mir das Narkosemittel, und endlich wirkte es dann auch. Ich wachte
dann wieder auf und fragte mich zunächst, wo ich war, und ob das wirklich alles
stimmte, und ob ich jetzt wirklich im OP war. Die Narkoseärztin rief mich an
und sagte, sie sind wieder da, die Spritze hat der Augenarzt schon gesetzt.
Leider hat die Spritze aber nicht gut gewirkt, da sich das örtliche
Betäubungsmittel wohl nicht gut
verteilt hatte, was wohl manchmal vorkommt. Sie hat mir noch einige Male Optocain getropft. Beim letzten Mal
wollte ich nur die Augentropfen und auch keine Beruhigungsspritze haben. Der
Arzt hatte damals gesagt, sie werden Schmerzen haben. Aber die örtlich betäubenden Augentropfen hatten gereicht.
Dieses Mal, obwohl ich noch die Spritze unter dem Auge hatte, reichten die Betäubungstropfen
nicht. Es fehlte wohl die Musik. Ich wurde noch mit Jod eingeschmiert, mein
Auge brannte, obwohl ich betäubt war. Auch wurde wieder ziemlich viel Flüssigkeit
ins Auge geschüttet und alles zugebunden und
abgeklebt, und ich wollte einmal hinfassen, um zu wissen, was da alles war,
was mir einen Rüffel von einer der Schwestern einbrachte. Nach der Kurznarkose
habe ich wie immer gefroren, da
ich auf Narkosemittel oft friere. Daher
haben sie mir dann noch eine Decke
gegeben.
Ein paar Nächte zuvor hatte ich geträumt, dass ich ziemlich
viel herumgefahren worden wäre, dass das Licht dieses Mal nicht so geblendet
hätte wie bei der ersten OP, dass ich aber im Augenwinkel Schmerzen hatte und
die Operation spürte.
Ich wurde dann mit dem Operationsstuhl in eine Nische
gefahren, wo eine Frau und der Augenarzt auf mich warteten. Mehrfach wurde
erzählt, sie hat eine Penicillinallergie. Das hat mich sehr gefreut, dass sie
so vorsichtig waren, und dass jeder jedem das weitergab. Es stellte sich
heraus, dass die Frau die Ehefrau des Augenarztes war. Ich möchte nicht wissen,
ob nicht sogar sie die Operation vorgenommen hat. Mein Traum wurde fast war.
Das Licht hat überhaupt nicht geblendet, aber ich hatte Schmerzen. Irgendwann
war mir das aber egal, und irgendwann war die Operation auch zu Ende. Die
Narkoseärztin gestand mir, dass sie mir noch etwas Dormicum gespritzt hatte.
Ich war komplett geschafft und todmüde. Sie brachten mich mit dem
Operationsstuhl wieder hinaus, und ich sollte dann dort liegen bleiben. Leider
haben sie mich aber nicht zurückgelegt, sodass ich im Sitzen warten musste. Ich
bat darum, das Kopfteil nach unten zu legen, aber man sagte mir, ich würde
sowieso gleich abgeholt, und so wurde ich auf einen der Holzstühle gesetzt, die
im Wartebereich waren. Mehrfach wurde oben auf Station angerufen, aber die
Schwester ließ auf sich warten. Ich war so hundemüde, dass ich mich wie ein
Obdachloser quer über alle Stühle legte und schon zu weinen begann, weil ich so
fix und fertig war, dass ich nur noch endlich ins Bett wollte. Irgendwann kam
sie dann endlich mit einem Rollstuhl und brachte mich nach oben, und ich konnte
endlich in mein heiß ersehntes Bett. Die Schwester, die mich zuvor auch nach
unten gebracht hatte, meinte, schlafen, schlafen und nur noch schlafen. Essen
können Sie später noch. Und genauso war es auch. Ich war an dem Tag todmüde.
Irgendwann habe ich dann auch mal was gegessen.
Danach habe ich nur noch geschlafen.
Am Morgen bekam ich dann ein gutes Frühstück. Die Frau, die
mit mir im Zimmer war, war mittlerweile auch etwas gesprächiger geworden. Sie
erzählte mir, dass sie 130 Kilo gewogen hätte, und dass man ihr einen
Magenbypass gelegt hätte. Daher sei nun ihr ganzes Gesicht und auch die Lieder
ziemlich schlaff geworden, und daher hätte man das gestrafft. Einen Teil würde
die Krankenkasse übernehmen, den Rest müsse sie zahlen. Ich finde diese Vorgehensweise
der Kassen ziemlich unlogisch, denn die Straffung wird bezahlt, aber das
hochnähen wieder nicht. Ich finde das alles etwas merkwürdig und kurios. Aber
das ist eben typisch Deutschland.
Danach erzählte mir die Frau noch, dass sie eine Brille
hätte, und dass ihre Tochter kurzsichtig sei, und man ihr die Hornhaut gelasert
hätte. Ich war die ganzen Tage ziemlich mit der Orientierung beschäftigt und vor allem dmait, mir die
Topographie des Zimmers einzuprägen und lief daher ziemlich unsicher hin und her,
um die Toilette zu suchen oder mein Bett. Die Frau erzählte mir in allen
Varianten und in jedem Detail, dass ihre Tochter sich nur noch in ihrer eigenen
Wohnung zurecht gefunden habe, und dass sie im Dunkeln nicht in einer anderen
Wohnung hätte schlafen können. Das Lasern
sei wie ein Leben davor und ein Leben danach. Ich hatte ihr zuvor noch erzählt, dass
ich nierentransplantiert bin, weil wir
es ja von ihrer Magenverkleinerung hatten, was ja wirklich auch ein
großer Eingriff ist, der viel
an Erleichterung bringt. Da kann ich mir schon vorstellen, dass dies
ein Leben davor und eines danach bedeutet. Ich kann mir aber nicht erklären,
warum gerade mir, welche die Leute herumtapern sehen, und die sich überall
anstößt und verläuft, jeder erzählt, dass er kurzsichtig ist, eine Brille hat,
eine Lesebrille braucht, und dass sein Leben durch eine Laseroperation der
Hornhaut so arg verändert wurde. Ich finde das nachgerade taktlos, denn ich
wäre froh, wenn ich noch eine Brille tragen könnte. Jeder hat zwar auch sein
Problem, aber nicht gerade ich, die ich schwer mehrfachbehindert bin, muss mir diese
Geschichten anhören.
Am Morgen hatte ich mich noch sehr gut mit der Putzfrau
unterhalten, eine Griechin. Alle waren dort sehr freundlich, von der Putzfrau
bis zu den Ärzten. Am Vormittag war noch Visite, und die Ehefrau meines
Augenarztes hat sie vorgenommen. Sie versprach mir, die Transportscheine für
das Taxi mitzubringen. Außerdem bat ich Sie, mir den Linsenpass für das andere
Auge noch zu schicken, denn damals ist der mir irgendwie durch die Lappen
gegangen. Ich wusste gar nicht, dass es so etwas gibt, bis ich den Linsenpass
für das linke Auge dieses Jahr bei dieser
OP bekam, aber das muss es wohl schon damals gegeben haben. Die Griechen
erzählte mir, dass es nachmittags Kaffee und Kuchen gibt, und dass es auch eine
Terrasse gibt, auf der ich in der Sonne sitzen könnte. Ich war aber so müde von
der Operation, dass ich noch zu nichts Lust hatte. Erst am späten Nachmittag
habe ich dann mal angefangen, etwas Musik und Hörbuch zu hören. auf jeden Fall war das Essen hervorragend. Es
gab Königsberger Kloppse mit Kapernsauce, und ich hätte am liebsten noch den
ganzen Teller ausgeleckt. So etwas Gutes hatte ich in einem Krankenhaus noch
niemals gegessen. Am Nachmittag brachte mir die Schwester einen Kaffee und zwei
verschiedene Stück abgepackten Kuchen. Ich klingelte später noch mal und bat um
eine weitere Tasse, und sie hätte mir auch noch mal Kuchen gebracht, aber ich
hatte schon zwei verschiedene Stücke. Ich fand das wirklich total schön, und
auch die Schwester erwähnte noch mal die schöne Terrasse, aber ich war einfach
zu müde.
Am nächsten Morgen ging ich wieder zur Visite, aber leider
hatte die Ärztin die Transportscheine vergessen. Da ich diese sowieso erst bei
der Kasse einreichen musste, nachdem ich zu Hause war, und da der Taxifahrer
mir sowieso nur eine Quittung ausschreiben musste, und ich erst einmal direkt
bei ihm bezahlte, brauchte ich die Transportscheine sowieso noch nicht. Sie
schrieb sich das dann auf, und später bekam ich auch die Transportscheine
zugeschickt. Ich war etwas enttäuscht, denn sie hatte später dann auch noch vergessen, mir den Linsenpass zu
schicken. Einen OP Bericht bekam ich
nicht sofort mit, man würde diesen mir später zusenden. Dies ist nie erfolgt.
Als ich dann später nachfragte, da meine Augenärztin ja schließlich auch den Bericht brauchte,
hieß es, ich müsse schriftlich mit Unterschrift eine Entbindung von der
Schweigepflicht senden, sonst würde ich keinen Bericht erhalten. Ich
argumentierte, dass ich den Bericht ja zu meinen Händen bekäme, und dass ich
ihn ja dann an den weiterreichen könnte, an den ich wollte. Daher hätte ich
nicht eingesehen, jetzt noch mal per Post oder per Fax eine
Schweigepflichtentbindung zu unterschreiben, und meine Einwilligung per E-Mail
müsste genügen. Später hat dann die Vertretung meiner Augenärztin, die mich
während deren Urlaub betreute, mir angeboten, dass ich eine
Schweigepflichtentbindung von dieser Praxis für beide Seiten unterschreiben
könnte, und dass sie diese für mich an
meine Operateure faxen würden,
da das für mich leichter sei. Danach
bekam ich dann einen Zweizeiler von der (mit-)operierendenAugenärztin mit dem
Text, am soundsovielten wurden sie an rechten Auge operiert, wir haben diese
und jene Linse benutzt, am soundsovielten wurden sie am linken Auge operiert, wir haben diese und
jene Linse benutzt, ich hoffe, das reicht ihnen als Info. Das fand ich etwas
strümpfig , so nach dem Motto, ich hoffe, Sie sind jetzt endlich zufrieden.
Einen OP Bericht habe ich niemals erhalten, ist mir jetzt eigentlich auch egal.
Die Griechin versprach mir, noch mal in mein Zimmer zu
kommen und verabschiedete sich noch mal extra. Später sah ich sie dann noch mal
im Aufzug.
Eine der Schwesternhelferinnen kam zu mir, um nachzusehen,
dass ich nichts vergessen hatte. Wir machten dann aus, dass ich in der Zeit, bis das Taxi kommt, ins Foyer
gebracht würde. Sie machte das auch und bot mir noch mal eine Tasse Tee
und ein Glas Wasser an. IN dieser
Augenklinik haben sie sehr viele Teesorten. Ich fand das sehr spannend und
probierte einen sehr exotischen aus, ich habe zwar vergessen, welchen, aber es
schmeckte gut. Die Schwestern waren sehr hilfsbereit und halfen mir auch immer,
mein Essen herzurichten oder Sachen zu schneiden. Ich dachte schon, beim
nächsten Mal, egal, was gemacht wird, lasse ich mich in einer Augenklinik
aufnehmen, denn dort haben die Schwestern am meisten Verständnis für Menschen
mit Seheinschränkungen .
Die Schwesternhelferin brachte mich dann nach unten, und
dort wurde dann das Taxi bestellt, welches mich dann zum Bahnhof bringen
sollte. Ich gab der Schwester noch ein Trinkgeld mit der Bitte, es in die
Kaffeekasse zu tun, da ich sehr zufrieden war. Am Bahnhof angelangt kostete die
Fahrt 10,80 EUR, und ich fragte ihn, ob er mich noch zum Infopoint bringen
könnte, da ich von dort aus dann zum Zug gebracht würde. Er bejahte dies, und
ich gab ihm 11,50 EUR, denn zwölf Euro wären mir etwas zu viel gewesen.
Schlagartig änderte sich sein Verhalten, und er wurde unfreundlich und ruppig,
denn 0,70 EUR Trinkgeld waren ihm zu wenig. Ich fragte ihn, ob er meine
Reisetasche hätte, denn ich wollte nicht schon wieder, dass sie im Auto bleibt,
und er noch mal zurück muss, wie dies bei der Ankunft in der Klinik passiert
war. Er gab mir aber keine Antwort. Als ich ihn noch mal fragte, raunzte er
mich an, das hab ich Ihnen doch schon gesagt. Dann schaffte er mich zum
Infopoint und ging grußlos davon. Selbst wenn ihm das Trinkgeld zu wenig war,
finde ich es nicht professionell, dies so deutlich zu zeigen.
Auch die Heimfahrt verlief reibungslos. Ich bekam einige
Augentropfen, und das Schema war für mich etwas unverständlich, aber zu Hause
habe ich dann unter dem Lesegerät noch einmal alles genau durchgelesen. Es
waren auch Augentropfen auf dem Therapieplan, die ich nicht verordnet bekam,
und die ich aufgrund meiner Niereninsuffizienz gar nicht hätte nehmen können. Nevaphenac,
ein nicht steroidales Antiphlogisticum , das so ähnlich wirkt wie Diclofenac,
hätte der Niere geschadet. Ich hatte dem Operateur auch mehrfach gesagt, dass
ich bereits oral Cortison einnehme, da er mir nämlich auch noch Cortison
Augentropfen verordnet hatte. Er meinte, das sei egal, das seien ja nur
Augentropfen. Die wirken aber zu einem großen Teil auch systemisch, was ich
leider feststellen musste. Das Cortisonschema verlief so, dass man dann nach sechsmaligem
Tropfen eine Woche später noch fünfmal, dann vier mal usw. tropfen müsste. Die
erste Woche waren es fünf Augentropfen plus eine Salbe, die aber denselben
Inhaltsstoff hatte. Ich schaffte es ganz gut, die Tropfen ins Auge zu bringen,
ohne jedes Mal mit der Flasche das Auge zu berühren, denn das birgt ja
schließlich ein Infektionsrisiko. Für die ersten Tage bekam ich noch eine
Klappe mit, die ich beim Duschen oder beim Haarewaschen aufsetzen sollte. Eine
dieser Klappen habe ich noch da, denn die Schwester hatte mich gut damit
versorgt.
Zu Hause musste ich dann auch noch zur Augenärztin, und ich
stellte fest, dass mein sehen sich von fünf auf 10 % verbessert hatte. Damit
war ich sehr zufrieden. Ich konnte wieder wesentlich schärfer sehen, und auch
die Farbschleier waren etwas besser geworden. Man hatte mir schon während der
Operation gesagt, dass man von dem grauen Star nicht alles hat rausbekommen,
sonst hätte das Risiko bestanden, dass der Kapselsack kaputt geht. Dies nennt
man einen primären Nachstar, wie mir meine Ärztin dann erklärte. Der soll dann
später noch gelasert werden. Ich kam
leider immer nur bis zur Zahl Nummer 9, weiter habe ich es nie geschafft. Aber
immerhin, die Prognose des Arztes, mehr Licht und eine bessere Orientierung,
waren eingetreten.
Zunächst hatte ich Mühe, die mittlerweile taktilen
Orientierungspunkte durch wiederum visuelle zu ersetzen, weil ich dann auf
einmal die taktilen Punkte nicht mehr fand. Jetzt, da ich wieder mehr sah,
überlief ich dann die Bodenindikatoren oder verpasste die Treppe mit dem
Metallrost, wobei aber das sehen noch nicht ausreichte, die taktilen Punkte völlig zu ersetzen. Am
Anfang war ich somit sogar noch mehr orientierungslos als zuvor. Daher war ich
etwas enttäuscht. Das hat sich dann aber
mit der Zeit gegeben. Das Lesen unter dem Lesegerät war wesentlich
besser, sodass ich meine Post viel schneller sortieren konnte, wenn ich auch nicht die ganze Seite schaffe,
so kann ich jetzt zumindest doch entscheiden, was wert ist, eingescannt zu werden,
und was man getrost wegwerfen kann.
Die Besuche bei der Augenärztin wurden in immer größeren
Abständen durchgeführt, und langsam konnte ich auch die Cortison Augentropfen
ausschleichen. In der Zeit hatte ich extrem großen Appetit, was bei Cortison eine häufige Nebenwirkung ist. Da ich aber
sowieso nie satt wurde, und nur die
Gefahr bestand, ewig zuzunehmen, dachte ich mir, dann kannst Du es auch gleich
lassen, und ich habe daher aufgegeben, so viel zu essen. Außerdem stieg mein
Blutdruck, da ja das zusätzliche Cortison den Blutdruck erhöhte. Immer noch
habe ich öfter mal Blutdruckspitzen, und die Abstände zwischen den Ausreißern
werden immer geringer, und die hohen
Phasen werden immer länger. Ich hoffe, dass das nicht eine langfristige
Nachwirkung des Cortisons ist.
Zwischendurch war ich dabei der Vertretung meiner
Augenärztin, da diese in Urlaub war. Diese Augenärztin war total nett, sie
hatte über WhatsApp ein Signal wie ein Zugpfeifen von ihrer Mutter bekommen und
erzählte mir, dass diese ihr jeden Morgen ein Signal schickt, dass es ihr gut
geht, da ihr das wichtig ist zu wissen, dass alles in Ordnung ist, und da es der
Mutter wichtig ist, dies mitzuteilen. Sie hat mir auch gesagt, dass die Chefin
gut befreundet ist mit der Ärztin, die den Laser macht, und dass sie einmal bei
deren Vater ein Praktikum gemacht hatte, und die beiden sich daher auch privat
kennen. So etwas ist immer gut im Bezug auf die Terminvergabe. Am 11. Dezember
habe ich wieder einen Termin. Mittlerweile hat sich das sehen wieder
verschlechtert, denn natürlich haben sich die Zellen, die noch übrig waren,
weiter geteilt, und auch bei der ersten Operation hatte ich schon nach zwei
Wochen wieder einen Nachstar. Der kann jetzt schon bald gelasert werden, damit
die Sicht wieder besser wird. Ich bin aber gespannt, was dann beim Sehtest
herauskommt, wenn sich jetzt wieder der Graue Star gebildet hat. Ich hoffe,
dass nach dem Laser dann alles wieder so gut ist wie unmittelbar nach der
Operation. Das war bei der Operation am anderen Auge vor 10 Jahren ja genauso. Für mich sind fünf
Prozent auf einen Visus von insgesamt 10 % schon ein Gewinn, denn das ist
das Doppelte von dem, was ich zuvor sah, wenn auch das Gesichtsfeld natürlich
nicht größer wird, und das Augenflimmern und die Farbschleier nicht völlig
verschwinden. Jetzt sind die
Farbschleier wieder viel stärker, aber
nach dem Lasern gehen sie vielleicht sogar wieder etwas zurück. Daher habe ich
oft Mühe, das Jammern auf hohem Niveau von manchen Leuten zu verstehen.
Insgesamt war ich mit diesem Krankenhausaufenthalt sehr
zufrieden, und ich hatte noch nie erlebt, dass durchgehend alle Schwestern und
das gesamte Personal so nett waren. Das war einmal eine schöne Erfahrung.
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