Bei uns findet alljährlich ein Musikfestival statt, auf das
ich mich jedes Jahr riesig freue. Bisher habe ich fast noch nie eines davon
verpasst. Es handelte sich ursprünglich um ein Treffen von Liedermachern und
auch von Folkbands. Das hat sich aber ziemlich ausgeweitet, sodass auch
Popgruppen oder Kabarettisten kommen.
Es gibt immer ein Motto, allerdings ist es so, wenn das
Motto ein Instrument ist, wird meistens nicht sehr viel draus. Dieses Jahr war
das Motto Akkordeon. Mich erinnerte das an diese fürchterlichen
Akkordeonspieler in der Fußgängerzone, obwohl es wunderschöne Musik mit
Akkordeon gibt.
Ich durchforstete also mit meiner Helferin das Programm, das
ich dieses Mal wieder in gedruckter Form erworben hatte, da es jedes Mal so
umständlich war, auf der Homepage nachzuschauen und dann jedes Mal wieder zu
YouTube zu wechseln, sich die Sachen anzuhören, dann wieder auf die HPO und dort
dann wieder ins Programm zu gehen und wieder umzuschalten usw.
Die Textbeschreibungen der Gruppen in diesem Programm sind
hanebüchen, ich frage mich jedes Mal, was die geraucht haben, oder was man
dienen gegeben hat, ehe sie diese Gruppen beschreiben. Mir reicht eigentlich
das Line ab, also die Besetzungen, die Instrumente, der Stil, mit welchen
berühmten Leuten und in welchen Settings
sie schon gespielt haben, was sie für Musik machen, und welches berühmte Lied
oder Stück sie vielleicht schon gemacht haben, dass einem bekannt vorkommen
könnte. Aber diese Beschreibungen sind dermaßen verschwurbelt, zum Beispiel
fand ich dieses Jahr eine Formulierung wie „Humor im Schritt“, wobei meiner
Helferin meinte, was Du schon wieder denkst, Du alte Sau. Aber das fragt man
sich schon manchmal.
Wir hörten uns dann alles bei YouTube an, und ich stellte
das Programm zusammen. Ich hatte auch alle Helfer organisiert, wann wer mit mir
wohin gehen sollte.
Außerdem hatten wir, da wir uns als Welt Kulturhauptstadt beworben hatten, auch eine ganze Reihe an
Veranstaltungspunkten, die den ganzen Juli überliefen. Ich war schon bei
verschiedenen wie Slams, bei einem
Konzert, und auch bei einer Hörspielnacht. Ich hatte allerdings jedes Mal
Ärger, da ich die Assistenten zu festen Zeiten sozusagen gebucht hatte, um es
mal so auszudrücken, da dies der Sache am nächsten kommt. Die Veranstaltungen
begannen aber immer zu spät, sodass wir früher gehen mussten, und ich das Ende
nicht mehr mitbekam. So habe ich ein Fax an die Veranstalter geschickt und
gemeint, sie sollten mal dran denken, dass es Menschen gibt, die auf Assistenz
angewiesen sind, die ihren Zug kriegen müssen, und die am nächsten Tag wieder
raus müssen, weil vielleicht auch einige Menschen noch arbeiten. Die Hörspielnacht
fing dann sage und schreibe auf die Minute an, und ironischerweise waren dann
wir es, die zu spät waren. Viel verpasst hatten wir allerdings noch nicht , und ich konnte
alles noch in vollen Zügen und sogar
mit Kopfhörern genießen, da bei der Aufnahme Kunstkopfmikrophone benutzt worden waren, um einen besonders
räumlichen Klang zu
bewirken.
Wir wollten vor
Beginn des Musikfestivals noch zu
einer offenen Bühne der Weltkulturhauptstadtbewerbung, allerdings war es an
diesem Tag extrem heiß. Die Leute für die
Bühne hatten sich nicht angemeldet, sodass niemand wusste, ob überhaupt jemand
kommt. Ich bin also mit meinem Assistenten dort hin, danach wollten wir
eigentlich dann zu diesem Festival. Aber auf der offenen Bühne war niemand, und
man konnte uns nur einen geretteten kalten Kaffee anbieten. So sind wir wieder
nach Hause und haben uns entschieden, einige bürokratische Dinge zu Hause zu
erledigen. Nachdem wir zu Hause dann einen warmen Kaffee getrunken hatten, der
übrigens auch aus fairem Handel stammte, fuhren wir dann noch mal los, in der
Hoffnung, dass dieses Mal vielleicht jemand auf der offenen Bühne singen würde.
Natürlich haben wir mal wieder die Straßenbahn verpasst. Ich dachte, da kommt ja sowieso gleich die nächste, daher warten wir.
Als aber keine Straßenbahn kam, entschied ich, dass wir jetzt zur U-Bahn laufen
würden. Kaum waren wir einige Meter gegangen, kam die Straßenbahn. Wir waren
aber schon zu weit weg, um sie noch zu erwischen. Somit fuhren wir zur U-Bahn
zu offenen Bühne, aber wieder war niemand da. Wir beschlossen also, nun direkt
zu diesem Festival zu fahren. Aber nun kam eine Durchsage in der U-Bahn, wegen
eines Rettungseinsatzes fuhr die nächste Stunde keine U-Bahn mehr. Somit
beschloss ich, dass wir jetzt aufgeben, denn ich dachte, es bringt doch nichts,
dauernd durch die Gegend zu fahren, alles zu verpassen, sämtliche
Transportmöglichkeiten nicht zu erwischen, und dann am Ende keine Musik zu
haben. Ich war dann schon todmüde, meine Tasche wog gefühlte zwei Zentner, und
ich wollte nur noch nach Hause. Meinem Helfer ging es nicht anders.
Wir hatten uns verabredet, und ich würde am nächsten Tag um
13:00 Uhr an einer U-Bahnhaltestelle in der Stadt stehen, wo er mich abholen
sollte. Ich hatte aber vergessen, dass er nicht zu mir nach Hause kommen würde
und wartet auf ihn. Dann läutete mein Telefon, und ich kann ja leider nicht
abnehmen und nicht abheben. Beides trifft es nicht richtig, ich kann zumindest
das Telefonat nicht entgegennehmen. Die intelligente Anrufverwaltung
funktioniert einfach nicht. Somit rief ich ihn dann an und sagte, ich würde
bald da sein. Es gab aber eine Baustelle
auf dem Weg zu meiner U-Bahn-Haltestelle, was ich nicht wusste, und so wurde
ich vom Weg abgebracht, ohne es zu merken. So
verlief ich mich und wunderte mich, dass ich schon seit Tagen
dauernd in die falsche Richtung gelaufen war. Ich fürchtete, dass ich in puncto
Orientierung irgendwie einen Rückfall erlitten hatte, da ich am Anfang,
als ich dort einzog, massivste Schwierigkeiten hatte, zur U-Bahn zu finden. Ich
hatte schon Angst, dass das jetzt so bleiben würde. Diese Ängste schilderte ich
auch meinem Assistenten, der hörte aber nicht sonderlich viel zu.
Irgendwann war ich dann sauer, weil ich wollte, dass jemand
einmal meine Befürchtungen verstehen könnte, und ich nicht immer alleine mit
all diesen Quatsch sein müsste. Immerhin sind das doch angeblich Pädagogen oder
gewollte Pädagogen, dann müssen Sie ja auch mal etwas aushalten. Er meinte
plötzlich, dass er leider nur bis 17:00 Uhr bleiben könnte, da er eingeladen
sei.
Wir hatten eigentlich ausgemacht, dass er mich bis 23:00 Uhr
begleitet. Er hatte zwar zwischendurch
einen Termin, da irgend eine Sicherheitsübung für die Assistenten durchgeführt
werden würde. Er meinte aber, er könne diese Übung auch noch an einem anderen
Datum machen. Er hatte zwar niemanden erreicht, um abzusagen, aber er sagte,
das sei ihm jetzt auch egal, er würde mit mir bis 23:00 Uhr dortbleiben. Auf
einmal meinte er, er sei privat eingeladen, und ich sagte, wer zuerst kommt,
malt zuerst. Hättest Du mir gleich Bescheid gegeben, dass Du nicht bis 23
Uhr mitkommen kannst, hätte ich mir
jemand anderen gesucht. Jetzt muss ich allerdings mit Dir um 17:00 Uhr nach
Hause, da ich jetzt auf die Schnelle keine andere Assistenz bekomme, und in dem
Gewühl komme ich alleine nicht zurecht. Ich sagte ihm, er könne doch nicht
einfach einen Job annehmen und dann sagen, tut mir leid, ich kann doch nur bis
17:00 Uhr. Ich sagte, sie zu, dass Du einen Ersatz für Dich findest, egal wen,
ich gehe mit jedem, aber ich brauche jemanden, und eigentlich ist das nicht
korrekt, mich dann einfach im Stich zu lassen. Er meinte, ja, das sei sein
Fehler. Er rief dann an und fand aber niemanden. Er sagte, er würde mich dann
also für die Übung irgendwo lassen, und dann würde er wiederkommen, um mich
abzuholen.
Wir wurden dann bei der einen Veranstaltung reingelassen, eigentlich
sind da sehr viele Sicherheitsleute, die die Leute abzählen, aber wir hatten
Glück, dass sie uns einließen, da einige
wieder rausgingen.
Danach gingen wir einen Kaffee trinken, und ich war total
Happy, dass dieses eine Café, das früher so gut war, und zwischendurch einen so
schlechten Besitzer hatte, wieder in guten Händen war. Wir haben dort sehr gut
gegessen, und mittlerweile hatte auch ein Freund angerufen, den ich immer nur
bei diesem Festival sehe. Wir haben uns
vor fast 20 Jahren dort
kennen gelernt, weil wir uns zufällig
laufend über den Weg liefen, und selbst
dann, wenn wir uns geplant an irgendeiner Stelle verabreden, laufen wir uns
schon vorher zufällig vorher über den Weg. Er wohnt bei mir in der Nähe, und
wir haben uns noch nie in der U-Bahn getroffen, aber genau um die Zeit herum,
als das Festival stattfand, haben wir uns letztes Jahr zum ersten Mal an der
U-Bahn gesehen, obwohl ich schon seit 2017 dort wohne. Einmal wollte er mich
dann zum Essen einladen, und ich sagte zu, und urplötzlich erwischte mich eine
Grippe, die binnen 3 Stunden zuschlug. Ich hatte schon befürchtet, dass er
sauer wäre und mir nicht glauben würde, wobei mir das so peinlich war, dass ich
so blitzschnell eine Grippe bekam. Diese Grippe hat dann auch eine Weile gedauert.
Somit hatten wir jedes Mal Pech, wenn wir uns unter dem Jahr verabreden
wollten. Er rief also an, und ich sagte ihm, dass wir in diesem Café saßen, und
ob er denn kommen wollte. Ich sagte zu meinem Assistenten, wenn
Du Glück hast, übernimmt er mich, und wir können dann zusammen gehen, und Du
bist sozusagen frei.
Als der bekannte dann kam, meinte er, er habe ein
Antibiotikum genommen, er wüsste noch nicht, ob er die ganze Zeit bleiben
könnte. Der Assistent und er tauschten Telefonnummern aus, und er würde den Bekannten
ca. um 19 Uhr anrufen, um
nachzufragen, ob er mit mir dort
bleiben würde, oder ob ich ihn dann
bräuchte. Er ging dann weg, und ich erzählte dem Bekannten, dass ich das
unfair finde, dass jemand mir bis 23:00 Uhr zusagt und dann bis 17:00 Uhr
bleibt. Sonderlich beeindruckt hat ihn das nicht. Das kenne ich ja schon, dass
bei mir selbst krasse Schnitzer oder ziemlich grobe Klopse einfach so locker
hingenommen werden, bei denen man bei anderen schon ausflippen würde. Aber ich
dachte, immerhin hast Du jetzt jemanden, der mit Dir geht.
Wir gingen dann nach dem Kaffeetrinken in ein Konzert, aber
das war so schrecklich und so laut, dass ich sofort wieder flüchten wollte. Während
des Sound-Checks hatten wir eine Bekannte von meinem Bekannten wiederum
getroffen, und ich erzählte ihr, dass ich schon öfter an diesem Veranstaltungsort
war, dass aber bei bezahlten Konzerten Stühle dort stehen. Wir hatten aber
dennoch damals keinen bekommen. Sie meinte, wenn man rechtzeitig kommt, bekommt
man auch immer einen Stuhl. Ich erklärte ihr fünfmal, dass wir immer
rechtzeitig da waren, aber wie das bei mir immer so ist, sprang sie nicht von
ihrer Spur raus, und sie sagte immer nur wieder, dann muss man eben rechtzeitig
da sein. So etwas passiert mir immer,
die anderen sind wie eine Schallplatte und können die Spur nicht mehr wechseln.
Einem anderen würde man sagen, nun, dann weiß ich auch nicht, dann hattet
Ihr einfach Pech. Ich muss immer
den Ruf auf mir sitzen lassen, ungeduldig, unpünktlich, unachtsam oder planlos
zu sein. Dass ich einfach so Pech habe, kann sich keiner vorstellen.
Wir sind dann nun endlich in dieses Restaurant gegangen, in
das er mich schon immer einladen wollte. Eigentlich hatte ich zwar keinen
Hunger und wollte noch auf ein anderes Konzert. Dann hat mir aber der Salat mit
Putenbruststreifen doch geschmeckt. Er hat mich zum Kaffee und auch in dieses
Restaurant eingeladen, was ich sehr nett fand.
Abends gingen wir dann in verschiedene Konzerte, aber er hat
mich wieder abgeholt. Das war das erste schöne Konzert, besser gesagt dass
andere, in dem ich als erstes mit dem
Assistenten war, war auch nicht schlecht gewesen. Aber dieses Konzert hier
schlug alles, ich wurde förmlich aus dem Sitz hochgerissen, und ich war wieder
jung, ich tanzte wieder, es war wieder so, als wäre ich nie krank. Es war
wirklich wunderbar. Danach war ich natürlich todmüde, da ich die schwere Tasche
die ganze Zeit bei mir hatte, und da ich halt doch nicht mehr jung bin. Aber
die Musik macht mich all das vergessen.
Ich rief dann meinen Bekannten an, weil ich unbedingt
wollte, dass es sich die tolle Musik noch anhört. Ich war gerade schon beim CD
stand, aber er meinte, dafür haben wir jetzt keine Zeit mehr, das kriegst Du
überall, ich bringe Dich noch nach Hause. Das fand ich total nett.
Auf dem Nachhauseweg stellte sich dann auch heraus, dass der
Grund, weshalb ich mich in der letzten Zeit dauernd verlaufen hatte, eine Baustelle
war. Mein Bekannter bestand darauf,
dass ich das jetzt alleine übe und ging hinter mir her und lieferte mich dann
noch sicher zu Hause ab.
Am nächsten Tag hatte ich mich mit einer Assistentin
verabredet, die ich schon ein ganzes Jahr nicht mehr gesehen hatte. Sie hatte
einen schweren Unfall, und ich freute mich auf sie, dass wir nun wieder was
zusammen machen würden. Sie kam also in meine Wohnung, und erst einmal zeigte
ich ihr alle Neuerungen, die sich bis dahin ergeben hatten, und dann gingen wir
los. Natürlich haben wir mal wieder die U-Bahn verpasst.
Als wir dann bei dem Veranstaltungsort waren, waren wieder
die Sicherheitsleute dar. Sie sagten, immer nur eine könne rein, aber ich
sagte, uns gibt es nur im Doppelpack, wenn einzelne Personen reingelassen
werden, müssen sie erst die dran nehmen, und wir warten, bis zwei rein dürfen.
Sie meinte, sie sind Begleitperson, o. k., sie können rein. Irgendwann waren
wir dann drin.
Nach dem Konzert gingen wir wieder in das tolle Café, in dem
ich am Vortag schon gewesen war. Ich hatte aber einen so großen Hunger, ich weiß nicht, warum das dieses Mal
so extrem war. Wir gingen dann noch in
den Innenhof eines Altersstifts, wo klassische Musiker ein Konzert als Straßenmusiker gaben. Wir
hatten am Tag zuvor schon eine ganz tolle Rockband getroffen, das war eines der
besten Dinge, die ich dieses Jahr gehört hatte. Wir waren ganz beeindruckt, da
zwei ältere Männer sangen, und ich fand das total komisch und lustig. Meine
Assistentin filmt immer ganz gerne mal, und sie hat mir dann auch einige der
Videos zugesendet.
Danach war ich mit der Assistentin verabredet, die mir immer
beim Computer hilft. Wir hatten ja zusammen die Konzerte herausgesucht, sie
meinte, dieses eine Konzert von Imarhan,
welches auf der großen Bühne stattfindet, möchte sie schon unbedingt gerne
hören. Da wir auch andere Konzerte bis 23:00 Uhr ausgesucht hatten, war eigentlich
klar, dass sie bis zum Ende bleiben würde. Als sie kam, meinte sie, nein, das habe sie
nicht gewusst, sie dachte, der Termin bis
23 Uhr würde sich auf
den Vortag beziehen. Sie habe
nicht gewusst, dass sie so lange bleiben müsste, sie habe sich gar nicht an die anderen Gruppen
danach erinnert. Sie wolle nur dieses Konzert anhören und
sonst keines. Sie habe am Vortag zu viel getrunken und ihr Auto bei ihrer
Freundin stehen lassen, sie müsse mich sonst irgendwo lassen und das Auto holen
und dann wiederkommen. Wieder das gleiche Spiel. Bei mir wiederholt sicher
immer alles genau nach demselben Muster. Daher glaube ich, dass alles
vorbestimmt ist.
Es fing dann aber so stark zu regnen an, und obwohl uns die Band sehr gut gefiel, entschied ich, dass ich
nach Hause wollte. Vor 20 Jahren hätte ich den Regen noch locker ausgehalten
und mich durchweichen lassen und hätte nach dem
Regen so wild getanzt, dass ich trocken
geworden wäre. Aber dieses Mal entschied ich, dass das nicht geht. Es ist eben doch ein Unterschied, ob man Ende 20 ist,
oder ob man Anfang 50 ist, und ob man eine Niere transplantiert bekommen hat
oder nicht. Man kann es natürlich nicht replizieren, aber ich glaube, ohne
diese vielen Erkrankungen wäre ich zwar auch älter geworden, aber nicht ganz so
widerstandsunfähig. Ich wollte aber kein Risiko eingehen. Wir standen noch fast
eine Dreiviertelstunde im Regen, und wir mussten dreimal anrufen, ehe dann ein
Taxi kam.
Zu Hause sprang ich sofort in die heiße Badewanne, sodass
ich mich nicht erkältet hatte. Diese Badewanne ist wirklich ein Segen. Danach hörte es auf
zu regnen, und ich überlegte mir, ob ich noch einmal losziehen würde.
Aber meine Assistentin hatte mir gesagt, dass es bis 2:00 Uhr nachts regnen
würde, das sei so gemeldet. Somit entschied ich, zu Hause zu bleiben.
Als ich dann um Mitternacht
ins Bett ging, las sich die SMS
meines Bekannten, der mir schon um 19
Uhr geschrieben hatte, dass er am Abend erst losgezogen war und während des
großen Regens noch gar nicht dort gewesen war. Somit hatte ich gedacht, schade,
wenn ich doch noch einmal gekommen wäre,
hätten wir uns noch verabredet und wären gemeinsam in ein schönes Konzert gegangen. Ich schrieb ihm
dann, dass ich diese SMS zu spät gelesen hatte.
Am nächsten Tag schickte ich ihm eine SMS und fragte, ob wir
mal gemeinsam in diesen russischen Supermarkt gehen würden, der bei uns in der
Nähe ist, da wir ja recht nah beisammen wohnen. Da rief er mich an und meinte,
er sei gestürzt, er habe einen Sockel eines Baustellenschildes übersehen, da
kein Schild mehr drin steckte, und sei der Länge nach aufs Gesicht gefallen und
läge mit einer Gehirnerschütterung oder
gar mehr im Krankenhaus. Ich sagte ihm, das war das beschissenste Festival, das
wir je miteinander erlebt hatten, und das ich überhaupt je erlebt hatte. Ich
dachte, wenn ich mit ihm zusammen gewesen wäre, hätten wir vielleicht einen
anderen Weg genommen, weil er dann auf mich hätte achten müssen, oder weil wir
dann vielleicht noch etwas angeschaut hätten, und er wäre nicht über diesen blöden Sockel gefallen. Aber es soll
nicht sein, wir beide können unterm Jahr zusammen nicht kommen, es sei denn,
wir haben das Musikfestival.
Alles in allem kann ich sagen, dass dieses Festival mir
überhaupt nicht gefallen hat. Allerdings war das eine Konzert dieser Gruppe
total klasse, und auch das Konzert der Liedermacherin Fee Badenius, die ich am Sonntag mit meiner
Assistentin sehen konnte, wo uns dann der Sicherheitsdienst so großzügig
reingelassen hatte. Das war die einzige, die ich wirklich unbedingt nicht
verpassen wollte. Ich habe auch zwei CDs von ihr gekauft, und sie hat mir eine
davon signiert.
Ich habe dann später zwei Sachen von der tollen Band vom Samstagabend namens Bukahara bestellt.
Leider war wieder mal der Spruch Gier frisst Hirn am Werke, und meine
Assistentin hat mir vorgelesen, dass es für sieben Euro mehr ein Doppelalbum
geben würde. Dass da auch Vinyl stand, habe ich vor lauter Gier überhört, denn
ich dachte, sieben Euro mehr und gleich doppelt, das muss ich haben. Ich habe
dann mit Schrecken bei der Bestellbestätigung erst festgestellt, dass es sich
um zwei Schallplatten handelt, ich hatte nicht geglaubt, dass es das wieder
oder noch gibt. Ich weiß zwar, dass Vinyl eine Schallplatte ist, doch das hatte
ich im Eifer des Gefechts und in der Hitze der Habgier einfach überhört. Ich
habe zwar einen Schallplattenspieler, aber ich dachte, sieben Euro mehr für
vier mal Aufstehen und Platte Umdrehen,
da will ich doch lieber die CD. Die Schallplatte kam, obwohl ich mehrfach
geschrieben hatte, ob sie mir vielleicht nicht doch die CD schicken könnten.
Als dann die Schallplatte schon da war, ich sie ausgepackt, die Verpackung
vernichtet und die Schallplatte blindengerecht beschriftet hatte, kam die
E-Mail, selbst verständlich senden wir Dir eine CD zu, schick die Schallplatte
einfach an uns zurück. Ich schrieb denen dann wiederum, dass ich alles jetzt
schon ausgepackt und angehört hätte, und dass ich das jetzt so hingenommen und
mich damit abgefunden hätte. Diese E-Mail erreichte sie wohl wieder nicht, denn
jetzt kam eine eingespeiste CD. Ich werde diese dann zurückschicken und habe
denen jetzt mit einer Lesebestätigung eine E-Mail geschickt, dass ich die
Schallplatte bereits benutzt hätte, und dass ich nun die CD wieder originalverpackt an sie zurückschicken
würde. Wenn ich schon einmal am organisieren bin, muss ja was schief gehen. Ich
habe noch nie eine Bestellung ohne
Pannen betätigt.
Aber die Musik ist wirklich phänomenal, und ich habe im
Moment sehr viele CDs bestellt. Ich habe auch eine neue von Synthia Nikschas, Egoschwein, leider ist aber die von
Raul Midón nicht gekommen, denn die
musste irgendwo aus Amerika bestellt werden. Man schrieb
mir, dass die Bestellung noch dauern würde, und ich die Sache auch
Stornieren könnte. Ich hatte aber gedacht, bist halt mal geduldig,
frisst ja kein Brot, wartest einfach, mehr wie nichts passieren kann ja nicht.
Aber tatsächlich musste sie dann doch wegen
nicht Lieferbarkeit storniert werden, das Geld habe ich zurückerhalten.
Soviel zum Thema, sei nicht immer so ungeduldig.
Bisher war es meistens so, dass sich gute und schlechte
Festivals abgewechselt haben, nachdem dieses Festival wirklich den Tiefpunkt
erreicht hatte, hoffe ich, dass es nächstes Jahr dann wieder umso besser wird.
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