Samstag, 4. Januar 2025

Meine Hollandreise

Wie ich schon im letzten Beitrag erzählt habe, bin ich nach dem Chorwochenende mit meiner Freundin zusammen nach Holland weitergefahren, da sie dort schon seit vielen Jahren mit ihrem Mann lebt, und ihre Kinder auch dort wohnen. Zunächst einmal wäre die Reise fast ins Wasser gefallen, da ich von meiner Ärztin gegen Herpes zoster und Grippe gleichzeitig geimpft wurde. Am Tag zuvor hatte ich noch mit meiner Freundin den Speiseplan aufgestellt, da sie ja einmal die Woche ihren Einkauf bestellen muss mangels anderer Möglichkeiten, und daher schon wissen wollte, was wir wann essen. Ich fand es sehr nett und goldig, wie sie auf ihr Diktiergerät auf Niederländisch dann immer sprach, am Montag essen wir Pfannkuchen, am Dienstag essen wir Pizza, und am Mittwoch essen wir Fisch usw. Das hat sich sehr gut angehört. Ich habe versucht, meine Ärztin klarzumachen, dass ich mit meiner Nierentransplantation besser nur eine Impfung auf einmal bekomme, und dass ich die zweite Impfung gegen Herpes zoster lieber nach meinem Urlaub erhalten würde. Doch das war ihr egal, sie meinte, spritzen wir in Hand, macht Nix, geht schon. So bekam ich alle beide spritzen, und damit ich nicht wieder als überängstlich dargestellt werde, habe ich einfach gute Miene zum bösen Spiel gemacht. Im Laufe des Tages bekam ich immer stärkeren Schüttelfrost und befürchtete schon, zu Hause bleiben zu müssen. Da wir uns nun endlich einmal sehen wollten, und weil sie so nett den Speiseplan schon so detailliert aufgestellt hatte, und sich das so toll anhörte, und ich mich so sehr auf den Besuch freute, wäre es blöd gewesen, wenn alles ins Wasser gefallen wäre. Mein Kater legte sich auf meinen Schoß, was er normalerweise nie tut, aber wenn er merkt, dass mir irgendwas wehtut, legt er sich automatisch da drauf. Das tut er aber nicht nach Aufforderung sondern nur von selbst. Man muss ihn dann machen lassen. Als ich einmal Halsschmerzen hatte, legte er sich quer über meinen Hals, wenn ich husten habe, legt er sich auf meine Brust, und wenn mir die Hand wehtut, legt er sich auf meine Hand. Und dann wird es auch sofort besser. Er ist die einzige Katze, die ich bisher hatte, die das kann. Auf jeden Fall fühlte ich mich dann schon wesentlich besser, und am nächsten Tag schien schon wieder alles in Ordnung zu sein. Auf jeden Fall wäre meine Reise noch aus einem anderen Grund fast geplatzt, weil meine Katzenbetreuerin krank wurde, ihr Sohn lag mit einer Lungenentzündung im Bett, er hätte fast ins Krankenhaus gemusst, und sie hätte sonst niemanden gehabt, der nach meinen Katzen sieht. Notfalls hätte sie ihre Tochter geschickt, aber das wäre alles auf sehr tönernen Füßen gestanden. Auch das hat sich zum Glück wieder gelöst, denn ihr ging es dann wieder besser. Ich habe dann noch mit der Bahn alles abgesprochen, die Firma Hermes hat schon den Koffer abgeholt, das wäre jetzt wirklich dumm gewesen, wenn der Koffer in dem Gästehaus gewesen wäre, und ihn niemand mehr von dort hätte zurückholen können. Die Umsteigehhilfe war ebenfalls schon bestellt. Als ich also dann am besagten Tag losfuhr, stellte sich aber am Infopoint heraus, dass sie nichts von einer Einsteigerhilfe wussten. Eine Rollstuhlfahrerin beruhigte mich und meinte, die sind da aber sehr schnell, die finden jemanden. Tatsächlich kam dann auch jemand, und ich schaute sicherheitshalber noch mal nach, ich hatte eigentlich alles bestellt, und alles war auch ordnungsgemäß bestätigt worden. Die Rollstuhlfahrerin, die neben mir auf ihre Mobilitätshilfe wartete, meinte, sie würde mich bewundern, dass ich so mutig sei, alleine zu reisen. Ich dachte mir, das könnte ich ja genauso gut über sie sagen. In solchen Fällen beunruhigt mich die Bewunderung mehr, denn wenn Leute mit einer anderen Behinderung eine schon bewundern, wie mutig man doch ist, etwas zu machen, heißt das, dass sie einem das eigentlich nicht zutrauen würden, und das gibt mir zu denken. Offenbar wirke ich so unselbstständig und behindert, dass mich sogar andere behinderte bereits bewundern, dass ich mich überhaupt raus traue. Eigentlich sollte man uns alle bewundern, dass wir uns in Anbetracht der unsicheren Lage in Hinblick auf Barrierefreiheit oder der Unsicherheit, ob die Mobilitätshilfe auch wirklich kommt, alleine raustrauen und nicht aufgrund unserer jeweiligen Fertigkeiten und Fähigkeiten. Ich habe auch schon Rollstuhlfahrerinnen erlebt, die mir über den Arm gestreichelt haben, sodass ich immer einen gewissen Sicherheitsabstand wahre , weil ich das sowieso schon immer erniedrigend finde. Dass man das aber unter seinesgleichen auch so macht und dann noch abstuft, finde ich besonders schlimm. Auch wenn es nett gemeint ist, Komplimente und Bewunderung zu bekommen, es ist genauso nett gemeint, als wenn eine alte gebrechliche Dame für einen Jungen Mann aufstehen würde. Die Zugfahrt verlief gut, natürlich wie bei der Deutschen Bahn üblich mit Verspätungen, und ich rief daher bei einer der drei Handynummern an, die ich mir von den freiwilligen Helferinnen eingetragen hatte, damit diese mich noch vom Bahnhof abholen würden. Dies geschah dann auch, und ich kam noch rechtzeitig zum Abendessen im Gästehaus an. Alles andere vom Chorwochenende habe ich ja im anderen Beitrag bereits berichtet. Nach dem Wochenende fuhren wir dann mit dem Auto ihrer Begleitperson und früheren Assistenz ihres Mannes nach Holland. Dort schaffen wir erst mal alles nach oben, und die beiden holten noch die Luftmatratze aus dem Keller, die mit einem Motor aufgepumpt wurde. Erst einmal war es schwierig, das Bettzeug aus dem verknoteten Sack zu kriegen, und meine Freundin schimpfte, weil die Haushaltshilfe alles so merkwürdig verschlossen und verknotet hatte. Aber auch das haben wir geschafft. Eigentlich wollten wir an dem Tag noch anstoßen, aber wir fielen nur noch todmüde in unser Bett. Am nächsten Morgen erhielt ich dann eine Nachricht von meiner Betreuerin, und ich konnte die Telefone meiner Freundin nicht bedienen, die eine kostenlose Verbindung nach Deutschland hat. Das Mobiltelefon wäre mir zu teuer gewesen, im WLAN war ich da noch nicht drin, einen anderen Messanger hat meine Betreuerin nicht, Eine Signalnachricht habe ich auch nicht hinbekommen, und ich bin schon fast in Panik geraten. Zuvor hatte mir das Essen auf Rädern leider ein Gericht mit Fleisch geschickt, und ich wollte das reklamieren. Endlich hat es dann funktioniert, und ich konnte mit meiner Betreuerin sprechen. Eine der Angestellten hatte nämlich gesagt, ich müsse das Gericht aufheben und beim nächsten Mal dem Fahrer mitgeben. Ich fand das einen Unsinn, denn schließlich muss ich ja dann das Gericht erst einmal wieder in einen verschließbaren Behälter stecken. Was sollen die denn damit noch anfangen? Die Chefin hat aber dann gemeint, das sei alles nicht nötig, und es täte ihr leid, ich würde eine Rückerstattung erhalten. An diesem Tag sollte auch eine Haushaltshilfe zu meiner Freundin kommen, die normalerweise nicht da ist, denn die ursprüngliche Haushaltshilfe meiner Freundin war krank. Ich stellte schnell fest, dass sie ähnliche Schwierigkeiten und Hürden zu meistern hatte wie ich. Sie wusste nicht, wie diese Frau wohl sein würde, aber sie rief sofort an und sagte, sie wäre jetzt gleich da und würde mit dem Fahrrad kommen. Auch wenn ich kein Wort verstand von dem, was sie sagte, machte diese Frau auf mich einen sehr zuverlässigen Eindruck. Meine Freundin hatte ziemlich viele Dinge gekauft, die ich einmal probieren konnte. Es gab zum Beispiel sehr guten eingepackten Kuchen mit Apfelgeschmack, dann hatte sie so eine Art Zwieback, die sind in Holland rund, und die bewahrt man in einer Trommel auf. Diese Trommel hat sogar eine Art Aufzug, man kann mittels eines Hebels die Rolle raus heben und sich immer wieder den obersten Zwieback nehmen. Der Geschmack liegt zwischen Toast und Zwieback, mir hat es sehr gut geschmeckt. Ich habe auch gleich zwei Rollen gekauft. Außerdem hatte sie dann noch Rosinenbrötchen, die konnte ich auch noch versuchen, sie hatte auch noch Sirupwaffeln und eine Art Pfefferkuchen, alles Dinge, die es bei uns zu Hause nicht gibt. Besonders gut hat mir der Hexenkäse geschmeckt, den gibt es vegan und mit Milch. Wegen mir hatte sie auch viel Obst gekauft, aber ihr wurde sowieso geraten, viel Obst und Gemüse zu essen, somit hatten wir dann genügend, was wir verputzen konnten. Am Nachmittag würde dann ihr freiwilliger Helfer kommen, der mit uns über den Markt laufen würde. Der hatte überhaupt keine Probleme, zwei blinde, eine links und eine rechts, zu nehmen. Mir fiel auf, dass er überall gegrüßt wurde. Dies passiert offenbar auch nicht jedem in Holland, er war offensichtlich ein besonderes Phänomen. Er war ein großer sehr geschickter älterer Herr, früherer Polizist, und er machte offenbar einen sehr offenen, freundlichen und seriösen Eindruck. Mir war er von Anfang an sehr sympathisch. Wir gingen dann in ein Selbstbedienungskaffee, und er holte dann unsere Sachen. Während wir beide da saßen und Kaffee tranken und Kuchen aßen, machte er die Einkäufe, damit er nicht beide Frauen durch die Gegend schleppen musste. Das war sehr praktisch, obwohl ich zu Hause schon was gegessen hatte, meinte er, genießt es doch, obwohl ich Angst hatte, wenn ich aus Holland zurückkomme, würde ich wahrscheinlich 1 t zu legen. Meine Freundin hatte auch sehr gute Erdnüsse mit Schokolade umwickelt, das ist eine Spezialität, dass sind Sachen, die es in holländischen Supermärkten gibt, und diese Brocken habe ich dann fast alle auf einmal aufgefuttert, weil die so lecker waren, dass ich nicht widerstehen konnte. Ich hab mir dann später eine Packung mitgenommen, die habe ich mir dann aber doch etwas besser eingeteilt. Wir liefen dann noch über den Markt, das waren Geschäfte, bei denen die Theke nach außen ging, sodass man nicht in den Laden musste. Dort haben wir dann Fisch, Wurst und Käse besorgt. Einiges davon habe ich dann übernommen, sozusagen als Dankeschön für die Übernachtung. Am Abend haben wir dann auch noch angestoßen, was wir am Tag zuvor machen wollten. Sie hatte einen sehr guten Herrn Likör, den sie mitgenommen hatte, als die blinden Autoren ein Mitglied besuchten, der mittlerweile sehr alt ist und ein sehr wunderbares Buch namens 50 Millionen über den Zweiten Weltkrieg veröffentlicht hatte. Dieses ist mittlerweile als Hörbuch erschienen. Dort konnte man wohl in einem Hofladen Herrn Likör kaufen. So eine Art Herrencreme als Likör. Jeden Tag haben wir zwei Spiele mit der A Dame gemacht, die ich jetzt auch zu Hause eingeführt habe. Leider bin ich nicht sehr gut, der Mann von meiner Freundin konnte oft alles so aus dem Bauch heraus erraten, wenn wir ihn fragten, wie er das macht, antwortete er immer, habe ich geraten. Das war sehr erstaunlich. Wir haben auch einige Hörfilme "geschaut", sie hat mir auch einige davon heruntergeladen. Insgesamt wohnen die beiden zwar zentral, aber eine riesengroße Straße ist im Weg, sodass sie nicht alleine ins Stadtzentrum laufen können. Außerdem ist dort eine Bahnschranke zu überwinden. Zu der Bahn Schranke gibt es noch eine ziemlich heftige Geschichte. Am Dienstagabend hatte ich dann noch das Interview mit einem holländischen Esperantisten, der mir etwas zum Thema über die Geschichte des Radios erzählte. Das war gut, dass ich dies in Holland machen konnte, da ich dann keine Telefongebühren hatte, denn sein Mikrofon, um mich über WhatsApp anzurufen, hat wohl offenbar nicht funktioniert. Unser Esperanto Abend ist so gestaltet, dass ein Vortrag dargeboten wird, welcher hinterher dann als Radiosendung kommt. Daher bestand ich darauf, dass Interview noch vor dem Vortrag und dem Esperantoabend zu machen, weil es so häufig mit der Verbindung der vortragenden nicht klappt. Dann muss wieder improvisiert werden, und das wollte ich vermeiden. Tatsächlich schaffte er es nicht, in das online Veranstaltungszentrum zu gelangen, sodass es gut war, dass unser Vorsitzender das Interview schon aufgezeichnet von mir im klaut Speicher hatte. Ich schaute an dem besagten Abend mal kurz rein in das Online-Veranstaltungszentrum und fragte nach, denn der Interviewpartner hat mich über WhatsApp verständigt, dass er nicht rein kam. Deswegen informierte ich dann die anderen, dass sie nun das, was ich geschickt hatte, abspielen müssen, weil er nicht reinkommt. Ich selbst wollte aber nicht mithören, weil ich ja bei meiner Freundin zu Besuch war. Es war trotzdem von Vorteil, dass ich zumindest erreichbar war und alles so dement sprechen weitergeben konnte. Daher war dann der Abend gerettet. Später haben wir das dann noch mal im Radio gebracht, nachdem ich es noch einmal etwas geschnitten und zusammengebaut hatte. Es stellte sich dann heraus, dass sein Headset, welches er benutzen wollte, nicht funktionierte, weder in WhatsApp noch bei seinem Vortrag während der Veranstaltung. Das hat er dadurch dann bemerkt. Am Mittwoch kam dann die Assistenz des Mannes meiner Freundin. Die half ihm, da er im Rahmen seiner ahnen Forschungsprojekte Fotos sichtete und Dinge zusammenstellte. Er hat wohl schon für den historischen Verein ein Buch über seine Familie geschrieben. Das fand ich sehr interessant, er hat mir einiges davon erzählt. Die Assistentin machte uns dann Pfannkuchen. Darauf hatten wir uns riesig gefreut, denn auch meine Freundin kann genau wie ich die Pfannkuchen nicht umdrehen. Für blinde gibt es den Trick, Pfannkuchen in Waffeleisen zuzubereiten, das muss man aber erst mal haben und dann auch wieder sauber machen. Die meisten lassen Sie sich daher dann halt einfach von ihrer Assistenz machen, das habe ich auch schon so gehalten. Die Frau fragte mich dann, ob ich an der Tür irgendwelche Markierungen hätte, um nicht dagegen zu laufen. Ich sagte, dass ich zu Hause immer meine Türen entweder offen oder zu habe, da kam dann auch wieder, das geht uns sehenden aber genauso, dass wir gegen die Tür laufen. Ich finde das immer fürchterlich, warum fragen die mich dann eigentlich? Und da würde ich am liebsten immer sagen, ja, bei mir ist es die Blindheit, was es bei euch ist, nun ja. Die können ja schauen. Eine Assistentin von mir meinte auch mal, pass auf, vor deinem Haus liegt direkt ein Hundehaufen, nicht, dass du reintrittst, und dann veränderte sich ihre Stimme auf einmal, und sie meinte noch so merkwürdig angespannt hinterher, ja, aber das kann uns sehenden schließlich auch passieren. Ich habe mich schon gefreut, da ist mal jemand mitfühlend, und da hat mal jemand mitgedacht und sich in mich hinein versetzt, und schon wird wieder herumgezittert, ich hab auch Auer. Ich weiß, sehende stoßen auch gegen Türen und treten auch in Hundehaufen, aber ich bin als Kind und auch als Erwachsene, wenn ich nicht wusste, dass die Tür von irgend jemandem wieder nur halb offen gelassen wurde, schon so heftig gegen eine Tür gelaufen, dass ich eine Platzwunde am Kopf hatte. Und dann frage ich mich auch, wieso die sich dann erkundigen, ob ich irgendwelche speziellen Markierungen an der Tür habe, und warum sie die dann nicht auch hinmachen, wenn es ihnen doch genauso geht. Ich hab ja nichts dagegen, wenn Fragen gestellt werden, und ich erkläre auch gerne, aber mittlerweile habe ich dazu keine Lust mehr, wenn man die Antwort nicht einfach mal stehen lassen kann und als Information über die Lebensrealität einer behinderten Person nehmen kann. Auf jeden Fall half sie dann auch meiner Freundin, denn die wollte mit einem Programm etwas überweisen, aber die Bank, zu der sie es überweisen wollte, hatte eine nicht barrierefreie Seite. Selbst ich, die ich kein Holländisch verstehe, habe die Frau am anderen Ende verstanden, die ziemlichen Blödsinn von sich gab. Sie hat eigentlich nur abgewiegelt und sie abgewimmelt, bis dann die Assistentin eingegriffen hat und mit ihr sprach, ab da hatte sie sich zumindest bereit erklärt, das Problem weiterzugeben. Ich habe mir die ganze Zeit an den Kopf gefasst und an die Stirn getippt, die Frau soll sogar gefragt haben, ob meine Freundin überhaupt ihr Handy geladen hatte. Auf jeden Fall hat meine Freundin oft ähnliche Probleme wie ich mit dem Handy, und ich habe auch erlebt, dass sie oft genauso stinksauer wurde und rief, das Ding fliegt jetzt gleich gegen die Wand. Die Assistenz hat dann wunderbare Pfannkuchen gemacht, wir hatten Pilze, Zwiebeln, Käse und Paprika, es war wirklich ganz wunderbar, und einige davon aßen wir später dann mit Apfelbrei. Richtig gute selbst gemachte Pfannkuchen zu essen ist schon etwas Besonderes. Beinah wäre die Assistenz krank gewesen, sie war nämlich erkältet, aber sie ist nur wegen uns gekommen, damit sie uns mit den Pfannkuchen nicht hängen lässt. Das hat man auch nicht oft. Sie war wohl hinterher noch ziemlich krank, hat mir meine Freundin dann noch erzählt. Zwischenzeitlich habe ich dann auch meine Freundin interviewt, da sie ja zwei Bücher geschrieben hat , und da wir ja beide bei den blinden Autoren sind. Das Interview haben wir jetzt in zwei Teile geschnitten, sodass der eine Teil über sie in der einen Sendung und der andere über die blinden Autoren in der anderen kommt. Es hat ziemlich lange gedauert, die Datei zu bearbeiten, aber es hat sich dann gelohnt. Am Freitag sollte ein Bekannter von meiner Freundin kommen, denn wir wollten schauen, ob schon Angebote für Smartphone -Uhren im Rahmen von Black Friday im Angebot sind. Er hat auch unbedingt mit uns essen gehen wollen, sodass wir in ein Schnellrestaurant gingen, um dort asiatische Panierte Scheiben zu essen, die man in bestimmte Ketschupsorten eintauchen kann mit oder ohne Pommes. Das habe ich noch nie probiert, so dachte ich, dann nimmst du am besten eine Scheibe und Pommes. Er ging also mit uns los, sie sagte schon, dass er eine Behinderung hätte und dadurch kognitiv eingeschränkt sei. Er meinte, ich solle mich bei meiner Freundin festhalten, da er nicht zwei blinde führen könnte. Als wir Dorn in dem Restaurant waren, organisierte er das Essen und auch das Wasser für uns, behielt es aber bei sich und sagte, das kriegt ihr erst, wenn das Essen kommt, sonst habt ihr ja schon alles leer getrunken. Ich dachte mir, rutsch mir den Buckel runter und schnappte mir das Wasser. Ich bin doch kein Kleinkind. Ich fragte ihn dann, wie denn das Restaurant hieße, da fuhr er mich an, ich kann doch nicht alles wissen. Ich fand ihn nicht sehr sympathisch. Danach gingen wir los zu einem Geschäft, wo sich meine Freundin eine dieser Uhren anschauen wollte. Darin war es so heiß, und ich hatte immer noch solchen Durst, und ich hatte meine Jacke an, wir mussten ewig lange stehen, es dauerte ewig, bis man bedient wurde. Die Leute wurden ewig lange beraten und ließen sich sehr lange Zeit für Ihre Auswahl. Es war wie auf einer Bank oder einer Sparkasse. Dann ermahnte er uns auch noch, wir sollten leise sein, ich kam mir vor wie ein kleines Kind, dem man den Mund verbietet. Ich habe nicht verstanden, warum wir hier flüstern müssen, wobei er selbst nicht flüsterte. Wir standen ewig lange in der Schlange, und ich sagte irgendwann, ich kann nicht mehr stehen. Da schimpfte er, warum ist die denn dann überhaupt mitgegangen, wenn sie nicht stehen kann? Er selbst hätte eigentlich auf Toilette gehen müssen, da hätte er eigentlich auch rausgehen können, und dann hätten wir draußen warten können, bis meine Freundin fertig ist, oder er hätte ja mal schnell für uns nachfragen können, ob derlei Angebote bereits verfügbar sind, dann wären wir schnell wieder weg gewesen. Das hätte man auch mal zwischen rein fragen können. Ich war zumindest fast am durchdrehen, weil ich nicht mehr stehen konnte. Wir baten dann um einen Hocker, und der Verkäufer war unheimlich nett, während er meine Freundin beriet. Leider gab es sowieso noch keine Angebote mit Vergünstigung. Sie musste also die Woche drauf noch mal kommen. Er verkündete aber gleich, er könne da nicht, weil bei ihm im Haus renoviert würde, als ob er da mitarbeiten müsste. Das ist dann immer für uns blinde ein Problem, wieder jemand zu finden, der noch mal mit uns wohin geht. Ihr neues Konto war auch noch nicht aktiviert, da hätte sie auch fast noch einmal in die Stadt gehen müssen. Zum Glück konnte sie wenigstens ihren Account aktivieren, weil der Mann, bei dem sie das in dem Laden tat, meinte, sie solle später noch mal kommen und jetzt erst mal Besorgungen machen, und dann könne sie ihr Telefon später bringen, es wäre dann alles aktiviert. Die beiden wollten dann zum Einkaufen gehen, und der Mann erklärte mir, du wartest draußen , wir gehen einkaufen, du musst vor der Tür sitzen bleiben. Und da es keine Bank mehr gab, auf die ich mich hätte hinsetzen können, musste ich auch noch die ganze Zeit stehen, bis sie wieder rauskamen. Ich wollte dann unbedingt so eine Zwiebacktrommel haben, daher ging er mit uns dann in ein billiges Geschäft, so eine Art ein Euro Laden, dort war aber die Frau extrem unfreundlich und drückte mir nur das hässlichste Teil in die Hand. Er behauptete, sie hätte gesagt, dass sie keine anderen hat, das stimmt aber nicht. Wir waren noch in anderen Läden, fanden aber absolut nichts. Ich erlebe das häufig, dass die Verkäufer zu mir nicht sehr nett sind. Aber er hat auch nicht irgendwie geholfen und gesagt, zeigen Sie uns doch einfach mal, wo die Teile stehen, dann können wir selbst schauen. Wir gingen also wieder raus, und ich habe leider nicht das gekriegt, was ich wollte. Auf dem Heimweg mussten wir dann über eine Straße und warteten, bis wir rübergehen konnten . Ein Radfahrer fuhr so dicht an uns vorbei, dass der Stock, den meine Freundin in der Hand hielt, zur Seite geschleudert wurde und mich im Gesicht traf. Ich dachte, der Radfahrer hätte mich getroffen und schimpfte wie ein Rohrspatz, was dies den solle, ich finde das eine Frechheit, wenn jemand zu dicht an uns vorbei fährt. Der bekannte meiner Freundin schimpfte dann, sie hätte ihren Stock nicht daraus zu halten brauchen, und außerdem würde ich so viel reden, und das ging ihm auf die Nerven. Ich fand diesen Typen einfach schrecklich. Ich hoffte, wenn wir zu Hause sind, dass er schnellstmöglich wieder verschwindet. Er trank dann noch seine allübliche Cola, und dann war er weg. Der Mann meiner Freundin sagte, ihn könne er auch nicht leiden. Der Typ ist tatsächlich zu dem Mann meiner Freundin und hat auf seine Sessellehne geklopft und gerufen, aufwachen, Hallo, und der Mann meiner Freundin ist aufgrund seiner Behinderung sehr schreckhaft. Ich finde das sowieso unhöflich, sich einem Menschen gegenüber so zu verhalten, der in seinem Sessel sitzt und liest, und schon gar nicht im Alter, das finde ich respektlos, dann auf dessen Sessellehne zu klopfen und ihn aufzuwecken. Später hat mir dann meine Freundin erzählt, dass dieser Mann sie mal begleitete, und als sie über diese Bahnschranke mussten, die zwischen der Innenstadt und ihrer Wohnung liegt, hatte sich die Bahnschranke bereits geschlossen, und der Typ sei mit ihr noch schnell durchgerannt, auf der anderen Seite wären sie aber nicht mehr rausgekommen, und der Zug sei schon hörbar gewesen. Sie hat wohl um ihr Leben geschrien, und sie dachte, sie würde jetzt vom Zug überfahren, und sie schrie aus Leibeskräften um Hilfe, und irgendjemand hat sie dann rausgezogen. Ich hab das dann dem anderen Typen erzählt, der so nett war, und der meinte, der hat wirklich nur Pappkarton im Kopf. Eine Zeit lang ist meine Freundin mit dem dann auch nicht mehr gelaufen. Ich war froh, dass ich den dann nicht mehr wiedersehen musste. Ich glaube, ihm ist es genauso gegangen, und meine Freundin meinte, er sei schon lange nicht mehr so pampig und unfreundlich und garstig gewesen wie bei mir. Am Samstag kam niemand, und wir haben gründlich ausgeschlafen, denn am Sonntag musste ich ja schon wieder fahren. Am Montag hatte ich zwei Termine und wollte daher am Sonntag fahren, um am Montag rechtzeitig und in Ruhe zu Hause zu sein. Leider konnte die Tochter meiner Freundin nicht kommen, sie hatte wohl irgendwie zu viel zu tun, und meine Freundin war ziemlich enttäuscht, weil sie auch die Nägel von ihr gemacht haben wollte. Ich hätte sie auch gerne mal kennengelernt. Für den Notfall war also vorgesehen, dass der freiwillige ältere Helfer dann kommen würde, um mich zum Bahnhof zu bringen. Zum Glück haben wir den dann noch erreicht, denn ich war schon in Panik, weil er zunächst nicht geantwortet hatte, und ich dachte, ich müsse mir jetzt ein Taxi nehmen. Ob der Fahrer dann geholfen und gewartet und mich in den Zug gesetzt hätte, ist die Frage. Aber zum Glück kam dann der frühere Polizist, und er meinte, helfen sei doch so etwas Schönes, und es würde ihm Spaß machen. Eigentlich hat sich die Organisation, bei der er tätig ist, gar nicht mehr gemeldet, aber er macht trotzdem weiter. Das finde ich sehr nett. Ich habe ihn etwas versucht, über seine frühere Tätigkeit als Polizisten aus zu fragen, aber da hat er ziemlich verschlossen und abweisend reagiert, das hat mich sehr überrascht, da das nicht zu dem Rest seiner Art passte, wie schroff er meine Fragen da abgehandelt hat, wahrscheinlich wollte er diese Zeit einfach hinter sich lassen. Er war sehr nett und hat mich dann wie gewünscht in den Anfang des Zuges reingesetzt. Da beide meine Freunde ganz blind sind, hatten sie oft kein Licht an oder sogar die Rollläden zu. Es war offenbar sehr schwer, diese Rollläden runter und rauf zu machen, was sie schon häufiger reklamiert hatten, es geht aber immer wieder kaputt. Deswegen blieb die eine Hälfte des großen Zimmers immer dunkel, und ich, die ich noch etwas sehen kann und sehr visuell und nach Licht hin orientiert bin, musste immer wieder mal Licht machen , um irgendeinen Punkt zu haben, auf den ich schauen kann. Für blinde ist das dann schwierig, weil sie ja dann den Überblick verlieren, welche Schalter nun an und welche aus sind. Manche Zimmer haben ja auch zwei Schalter, wenn der eine gekippt ist, denkt man, das Licht sei aus, aber der andere Schalter wurde ja betätigt, so ist das Licht an. Ich habe immer versucht, das Licht wieder auszuschalten, aber ich lasse automatisch das Licht brennen, wenn andere Leute noch im Raum sind, obwohl ich ja eigentlich weiß, dass die sowieso nicht sehen. Aber es ist irgendwie ein komisches Gefühl, Leuten das Licht abzudrehen. Daran musste ich dann immer denken. Sie meinten außerdem, dass die Leute von der Straße immer rein sehen, und dass die wohl recht neugierig sind, was die Blinden hier so alleine machen. So etwas finde ich ziemlich spießig und gruselig, ich dachte eigentlich, dass man in Holland etwas offener ist, aber da gibt es halt auch solche Leute. Insgesamt ist die Wohnung sehr geräumig, aber einige der Räume , Bad etc. haben kein Fenster, und überall hört man dann diese laute Lüftung. Nach vorne geht die Wohnung in einen Laubengang über. Sie wäre wahrscheinlich heller, wenn die Rollläden überall ganz offen wären, aber die beiden meinen, so haben wir es wärmer und müssen nicht dauernd die Rollläden hochziehen und wieder runterlassen. Dafür habe ich zum Glück mein Smart Home, aber einer meiner Rollläden hat sich auch schon verabschiedet aus dem System und lässt sich nur noch über die Fernbedienung steuern, aber immerhin. Die Rückfahrt war dann auch ganz interessant, ich wurde überall wunschgemäß abgeholt. Das Problem war nur, dass der Zug sich irgendwo wohl gedreht hatte, und dass das, was zuvor vorne war, jetzt hinten war. Deswegen konnte mich der Umsteigehhelfer erst nicht finden, Gott sei Dank hat mir aber dann eine Frau geholfen und ihn gesucht. Ich durfte dann sogar in dem Häuschen der Bahnangestellten warten, wo es schön warm war. Auf der Rückfahrt musste ich mehrfach umsteigen, was aber relativ gut geklappt hat. Natürlich hatten wir wieder die übliche Verspätung, sodass ich zu Hause etwas verspätet eintraf. Zu Hause hörte ich dann noch am Bahnhof eine ganz lustige, komische oder vielleicht tragikomische Geschichte. Einer der Bahnbeamten erzählte dem anderen, dass ein junger Mann seinen Koffer in Berlin Gesundbrunnen vermisst hätte, dass er ihn wohl im Zug hätte gelassen. Er hat dann bei dem Fundbüro nachgefragt, und die haben das Gepäckstück sichergestellt. Was er aber nicht wusste, war, dass jedes Gepäckstück, welches alleine herumsteht, auch durchsucht wird, und so fanden sie das Gepäckstück vollgepackt mit Drogen. Er solle es sich dann in Berlin Gesundbrunnen abholen, und als er dort eintraf, musste ihm die Bahnpolizei wohl einen dementsprechend würdigen Empfang bereitet haben. Zum einen, wer ist so dämlich und transportiert einen ganzen Koffer oder Rucksack voller Drogen? Wer ist dann noch so dämlich und lässt das Gepäckstück im Zug zurück? Und wer ist dann noch so bescheuert und meldet dies als verloren beim Fundbüro? So viel Dummheit und Blödheit muss ja bestraft werden. Vielleicht war er selbst drogenabhängig, keine Ahnung. Er muss wohl ziemlich entspannt gewesen sein und auch so gewirkt haben. Vielleicht hat er im Drogenrausch dann all diesen Blödsinn gemacht. Einerseits komisch und tragisch, andererseits natürlich auch traurig, aber immerhin wurde so ein großer Drogenfund sichergestellt, und so erfährt man so nebenbei auch ganz interessante Sachen, die im Leben passieren können. Insgesamt fand ich die Reise und die Fahrt sehr schön und sehr interessant. Ich habe festgestellt, dass, was Assistenz und Elektronik angeht, meine Freundin und ihr Mann auch ganz schön zu kämpfen haben, und dass sie genau wie ich auch ziemlich auf fremde Hilfe angewiesen sind. Die Bedingungen sind oft so, dass man gar nicht alleine raus kann, oder dass es mit zunehmender gesundheitlicher Verschlechterung oder mit zunehmendem Alter zumindest immer schwieriger wird. Daher war es gut, dass wir ab und an mal eine Assistenz und eine Hilfe hatten, die einiges für uns machen konnten. Meine Freundin war aber froh, dass ich mich auch hin und wieder selbst beschäftigen konnte, da sie sich der Vorbereitung unserer Zeitschrift für die Blinden Autoren widmen musste, einen Adventskalender für uns erstellte und auch sonst sich ziemlich viel mit dem PC herumschlagen musste, und dass sie nicht die ganze Zeit über bei mir bleiben musste, weil ich mir hin und wieder auch gerne mal einen Hörfilm ansah bzw. anhörte, und die, die ich dort nicht anhören konnte, mit nach Hause nahm. Zwischendurch musste auch ich ja mal meine Nachrichten durchgehen, damit ich nicht, wenn ich zu Hause ankam, einen ganzen Berg nicht enden wollender Nachrichten abzuarbeiten hätte. Meine Katzen begrüßten mich, die kleine Katze begrüßte mich schon schreiend, und danach wich sie mir wochenlang nicht mehr von der Seite. Während meines Urlaubs hatte ich auch großes Heimweh nach meinen Katzen und fragte mich immer wieder, was sie jetzt machen, und ich freute mich sehr auf sie. Noch heute sitzt sie sehr häufig und sehr gern auf meinem Schoß, früher war sie da immer etwas zurückhaltender. Mit der Katzenbetreuerin hat alles geklappt, die beiden neuen Näpfe sind auch ganz hübsch, wenn sie auch günstiger zu haben gewesen wären, wenn man einfach zu irgend einem Baumarkt, einem Kaufhaus oder zu einem Fachgeschäft oder Gemischtwarenladen geht, um zwei Keramik Näpfe ohne das Holzgestell hätte kaufen können, das hätte dann nicht 40 € sondern vielleicht zehn Euro gekostet. Sie hat mir aber wohl die Näpfe geschenkt, dafür musste ich natürlich auch ziemlich viel pro Tag hinlegen, dass sie die Katzen betreut. Die alten beiden Näpfe, die in einem Metallgestell waren, welches nach unten hin verschlossen war und daher schnell verschimmelt, habe ich mittlerweile entsorgt. Katzen fressen auch irgendwann nicht mehr aus einem Napf , wenn er zu alt wird. Die neuen lassen sich gut reinigen, obwohl wir anfangs befürchteten, dass ich sie immer auskochen müsste. Mein Kater hat mich am nächsten Tag nochmal so richtig fest in den Schwitzkasten genommen und gebissen, er packte mich mit seinen Pfoten, hielt mich fest und bis einmal richtig fest zu, nach dem Motto, so, das ist die Strafe dafür, dass du so lange weg warst. Danach war er wieder friedlich. Aber er wollte es mir halt einfach mal gesagt haben, dass er sauer war. Am Tag meiner Abreise hat er mich auch gebissen, das hatte ich aber damals falsch interpretiert, ich dachte, er war sauer, weil ich den Bade vorlege unter ihm weggezogen hatte, aber offenbar hatte er da schon sagen wollen, dass er sauer war, dass ich weggehen würde. Die Tiere verstehen doch jede Menge mehr als das, was wir ihnen zutrauen. Zumindest bin ich froh, dass ich wieder zu Hause bin, obwohl ich gerne auch mal jemanden besuche, finde ich es doch auch insgesamt anstrengend, weil man einfach nicht in seiner gewohnten Umgebung ist, weil man anders schläft, und weil man natürlich seine Sachen auch ganz anders einräumen muss und finden muss. Zum Glück hatte ich einen ganzen Sessel für mich für die Klamotten, daneben war das Eck mit meiner Tasche, sodass ich alles bequem nach meinem System einrichten konnte und alles wiederfand, aber zu Hause ist es halt doch bequemer. Trotzdem fand ich es schön, dass wir uns mal Leif und in Farbe haben kennenlernen dürfen.

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