Samstag, 2. November 2024

Siemens ohne Werbung -- ein toller Ausflug

Ohne wirklich Werbung zu machen, möchte ich sagen, dass wir einen wunderschönen Tag bekommen haben. In unserer Bezirksgruppe kam ein Rundschreiben, dass Siemens einen Ausflug zu einem Freilichtmuseum anbietet. Es würden von der Firma Begleitpersonen zur Verfügung gestellt. Ich rief sofort an bei unserer Bezirksgruppe, ja, das sei so, und da ich eine der ersten sei, würde ich auch eine Begleitperson von den Mitarbeitern von Siemens bekommen. Daher musste ich mich nicht mehr selber um eine Begleitperson kümmern, was doch häufig sehr mühsam ist. Erst muss ich einen Assistenten suchen und fragen, ob die Person Zeit hat, und außerdem, wenn diese dann nicht kann, muss ich sie auch noch bitten, mein Gesuch weiter zu reichen, möglicherweise wird dieser Gefallen dann auch noch abgelehnt, und ich muss dann selber noch mal anfragen. Mir ist es auch schon passiert, dass ich die Assistenz lange Zeit vorher schon gefragt hatte, und dann fiel ihr plötzlich eine Woche vorher ein, ich habe an dem Tag eigentlich gar keine Zeit. Oder es hieß dann, ich hätte nicht dazu gesagt, dass es sich um einen Tagesausflug handelt, und nun müsste ich erst abklären, wie lange es dauern würde etc. Auch muss ich dann für die Begleitperson jedes Mal alles mit bezahlen, das Essen wird zwar von dem Verein gestellt, der die Assistenten schickt, aber die Eintritte und die Busfahrt muss ich für die Assistenten mit übernehmen. Somit zahle ich häufig den doppelten Preis, dafür hat man übrigens das Blindengeld. Trotzdem ist es manchmal schon viel, was man da noch zusätzlich an Kosten am Bein hat. Zuerst einmal verpasste ich die U-Bahn, die mir natürlich direkt vor der Nase wegfuhr. Luzifer macht es immer so, dass ich die Straßenbahn oder die U-Bahn immer noch sehen darf, die mir davon fährt. Ich komme nie zwischen zwei Abfahrten, sondern immer so, dass ich noch die Rücklichter betrachten kann. Ich war stinksauer, aber eine liebe Studentin sprach mich an und sagte, ich muss eigentlich lernen, ich wollte jetzt zur Uni, aber ich bring sie schnell zu ihrem Treffpunkt. Für einen Behinderten, auch wenn es immer heißt, es ginge jedem so, ist ja der Umstieg von einem Verkehrsmittel in das andere schwieriger, und die Zeiten sind so getaktet, dass wir dann häufig das erste Verkehrsmittel verpassen, dann warten müssen und obendrein gleich wieder das zweite dann auch nicht mehr kriegen. Wer sich einmal ein Bein gebrochen hat oder einen anderen Unfall hatte, der kann das vielleicht eine Zeit lang am eigenen Leib erfahren. Mit Umarmung verabschiedete sich dann die liebe Studentin, und ich wurde von unseren Leuten in Empfang genommen. Ich stieg in den Bus, und sofort setzte sich einer von der Firma Siemens neben mich und stellte sich vor. Er erklärte mir, dass er in der Informatik arbeiten würde und Programme entwickelt, damit Radiologen Herzklappen einsetzen können, Blutgerinnsel auflösen oder Stents setzen können. Das war mal wieder so richtig nach meinem Geschmack, ich fühlte mich fast wie früher, als ich noch in meinem ersten Leben einmal ein medizinisches Fachgebiet an der Uni studiert hatte. Es war seit langem mal wieder so, dass ich mir nicht lernbehindert vorkam, und dass ich gleich Begriff, was man mir erklärt. In der Tat, ich war mittlerweile sogar schon so weit, mir jemanden zu suchen, der bei mir eine kognitive Einschränkung diagnostiziert. Aber genau aus dem gleichen Grund, aus dem ich diese kognitive Einschränkung habe, gelingt es mir nicht, jemanden zu finden, der mir hilft und sie diagnostiziert. Dies ist ein hermeneutischer Zirkelschluss. Wir kamen dann bei dem Freilichtmuseum an und wurden in mehrere Gruppen aufgeteilt. Wir durften in verschiedene Häuser, und wir konnten verschiedene Gesteine betrachten, es wurden uns unterschiedliche Häuser erklärt, und es gab sogar für blinde extra angefertigte Mappen mit tastbaren Plänen, die mit Blindenschrift versehen waren. Es wurde uns alles beschrieben, außerdem gab es das Angebot, wenn man wirklich alleine kommt und niemanden hat, eine Führung mit eins zu eins Betreuung zu erhalten, wofür man nichts extra außer natürlich den Eintritt zahlen muss. Das ist ein großartiges Angebot. Es wurde uns auch gesagt, dass es mittlerweile überall Stationen mit auditiven Angeboten gibt, und wir sahen auch einige Bildschirme, auf denen bestimmte Sachen dargestellt wurden, die uns dann von unseren Begleitpersonen erklärt wurden. Tiere gab es auch, so gingen wir zum Beispiel einmal in einen Ochsenstall, und es wurde mir dringend empfohlen, mich den Tieren nicht weiter zu nähern, denn sie mögen es nicht so, wenn man von hinten an sie herantritt. Ein Tritt eines Ochsen hätte mir vielleicht auch nicht ganz so gut getan. Mein Begleiter erklärte mir einmal , dass Hühner herumlaufen, und dass sogar in dem Moment ein Huhn unseren Weg gekreuzt hätte. Wir hörten einen Hahnkrähen, zunächst dachte jemand, das sei eine Blinden Uhr. Außerdem konnten wir ein kleines einsames Schweinchen in seinem Stall betrachten, welches das letzte seiner Geschwister war, dass noch nicht zum Schlachter gebracht wurde. Uns allen tat es sehr leid, denn geschlachtet werden ist schlimm, als Schwein aber allein zu leben ist nicht viel schöner, kein Schwein ruft mich an, fiel mir da ein. Schweine sind ja schließlich intelligente Tiere. Wir durften auch verschiedene Werkzeuge anfassen, mit denen bestimmte Ornamente gestaltet wurden, zum Beispiel Schnecken, die man aus irgendwelchen Gründen Voluten nennt. Zuerst sah man nur den Gesteinsblock, dann wurden bestimmte Stemmeisen oder Stößel gezeigt, mit denen etwas aus dem Gesteinsbrocken heraus gemeißelt wurde, dann gab es bestimmte Schleifwerkzeuge , mit denen dann der Stein spiegelglatt geschliffen wurde, und dann bei der nächsten Station wurden schon die ersten Formen der Schnecke heraus gemeißelt. Die Geräusche wurden uns über ein Video eingespielt. Wir konnten sehr viele Fachwerkhäuser bewundern, und uns wurde erklärt, dass die Häuser in Blöcken von 50 t zerlegt und in dieses Museum verfrachtet wurden aus verschiedenen Orten unseres Heimatgebietes. Mir fiel der Begriff Gnadenhof für Häuser ein, denn die Führerin erzählte uns, dass sie tagtäglich Anfragen bekommen, ob man Häuser vor dem Verfall retten und hier aufstellen könnte. Sie könnten gar nicht alle Häuser „aufnehmen“. Wir durften auch in die Häuser hinein, und in einem Haus war ein Kachelofen angeschürt, es war dort so wunderschön warm, man fühlte sich sofort pudelwohl. Wir saßen alle um einen Tisch herum, und wir konnten das Tischtuch mit seinen Stickereien abtasten, die Stühle hatten wunderschöne geschnitzte Ornamente. Wir erhielten auch Tastpläne von dem Grundriss dieser Häuser. Keine Wärme, so stellte ich fest, ist so schön wie die Wärme eines Holzofens. Es roch auch sehr angenehm, die Frau erzählte uns, dass ihr die Kollegen immer wieder sagen, man riecht, dass du in diesem Haus warst. Innerhalb der Stube gibt es dann ein kleines Kabinett, darin stehen zwei Betten, welche für kranke oder ältere Menschen vorgesehen sind, damit sie weiterhin am Leben teil nehmen und alles hören können. Darin war es so gemütlich, ich wäre darin am liebsten geblieben, schade, dass man sowas nicht zu Hause einrichten kann. Es gab auch eine Apfelausstellung, mir wurde zum Beispiel eine Mole Busch in die Hand gedrückt, und ich sagte nein, das ist eine Birne. Wir hatten zu Hause sehr viele Äpfel und Birnen, ich werde zu Hause nur die Apfelmühle genannt, und ich kenne zahlreiche verschiedenste Sorten von Äpfeln und Birnen. Daher war ich begeistert, es war sehr verführerisch, ich musste mich schon zusammenreißen, um nicht einfach in einen der Äpfel hinein zu beißen. Es gab auch die kleinen Kornäpfel und die noch kleineren, deren Namen ich jetzt vergessen habe, die ich aber auch schon oft gekauft hatte. Was ich auch interessant fand und noch nie gehört hatte, war, dass es einen Erdkeller gab, soviel ich mich noch erinnere, der einfach mitten im Hof stand, und in welchen ein paar Treppen hinunterführten. Dort war es Sommer wie Winter immer gleich warm. Der Keller im Haus war ebenfalls so konzipiert, dass man die Kartoffeln oder das Obst einfach durch das Kellerfenster werfen konnte, und alles landete in einer Art schütte. So etwas hatte ich auch noch nie gesehen. Es gab auch einen großen steinernen Backofen, dort konnte man 30 Brote backen, und uns wurde dann ziemlich lapidar erklärt, dass man damals schon mal eben einfach so schimmliges Brot gegessen hatte, das war egal, die 30 Brote wurden auf einmal gebacken und dann einfach nacheinander aufgegessen. Und die Leute haben es überlebt. Eigentlich müssten wir ja demnach auch befähigt sein, mit Schimmel fertig zu werden, denn diejenigen, die den Schimmel überlebt haben, haben uns ja ihre Gene weitergegeben. Wären alle daran gestorben, gäbe es jetzt nur noch ein paar Leute, die extrem resistent gegen Schimmel sind. Aber ich würde trotzdem nicht unbedingt Schimmel essen wollen, lach. Die Methode, Brot einfach einzutauchen, kenne ich auch noch. Wenn ältere Menschen harte Brezeln oder hartes Brot noch aufheben, tunken sie es ebenfalls in den Tee, und ich tunke jedes Mal meine Cantuccini , italienische Kekse, in meinen Cappuccino. Dann quellen sie erst so richtig schön auf und schmecken erst so richtig lecker. Die anderen kamen dann am Ende hinzu und berichteten uns, dass sie bei den Schafen waren, dass sie einen Webstuhl gesehen hätten, und dass ein sehr lieber Kater namens mi cash sie begrüßt hätte, der offenbar sehr gerne mit den Touristen schmust. Ich hatte zuvor schon gedacht, dass man das arme kleine einsame Schwein auch hätte Paschik nennen können. Vielleicht gäben die beiden, wenn man sie zusammen täte, ein gutes Empfangsduo ab. Nach der sehr interessanten und sehr aufschlussreichen Führung gingen wir dann in ein Gasthaus, zuvor hatten wir schon bestellt. Ich habe natürlich wieder meine heiß geliebten Käsespatzen bestellt. Und dieses Mal, siehe da, war ich nicht die letzte, die so lange warten und hungern musste. Wir hatten eine gute Unterhaltung, und es war sehr lustig, da einer mir seine Chuck Norris Witze erzählte, die außer ihm und mir niemand witzig fand. Ich schlug vor, „meinen“ Siemensianer auf einen Cappuccino einzuladen als Dank für seine Führung. Er nahm lachend an, aber wir warteten vergeblich auf den Wirt, der einfach nicht abkassierte. Und da erfuhren wir den Grund, Siemens hatte nämlich auch noch das ganze Essen für alle bezahlt, den Cappuccino, den ich für uns beide bestellt hatte, eingeschlossen. Wir waren wirklich sehr erstaunt, es war wirklich total schön. Nach dem Essen stiegen wir wieder in den Bus, und es war insgesamt eine sehr schöne Stimmung. Ich habe meiner Begleitung noch meine E-Mail-Adresse gegeben, da er ein so schönes Foto von dem Ochsenkarren gemacht hat, welcher durch das Freilichtmuseum fuhr. Ob es die beiden Ochsen waren, die wir schon im Stall begrüßt hatten, konnten wir natürlich nicht mehr erkennen. Mir hat der Ausflug so gut gefallen, und es war so schön, einmal nicht ständig alles bezahlen zu müssen, dabei so viel Neues zu lernen und so eine tolle Begleitung zu haben. Es hat auch mal gut, jemanden neben sich zu haben, der ein gewisses Bildungsniveau hat und nicht so auf mich herabsieht und mir dauernd das Gefühl gibt, dass ich irgendwie zurückgeblieben oder weltfremd sei, und der zwanghaft immer Recht haben muss. Wir hatten eine Unterhaltung, die auf Augenhöhe verlief, und ich konnte von meinen Sachen erzählen, und er erzählte von seinen Dingen. Das hat auch mal gut getan, und es gab mir das Gefühl, dass ich nicht nur die hilflose, Behinderte und lebensunfähige Person bin, als die ich mich in meinem Alltag häufig betrachten muss. Ich fand, dass diese Leute sehr sensibel, empathisch und achtsam mit uns umgegangen sind, dass sie viel Neues von uns erfahren wollten, dass sie interessiert und neugierig waren, und dass sie nicht immer alles gleich besser wussten, wie ich das sonst im Alltag oft erlebe. Ich hoffe, dass wir wieder mal einen Ausflug mit Siemens oder vielleicht einem anderen Unternehmen machen. Ich finde es eine gute Idee, das Unternehmen ihren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen die Möglichkeit geben, einen sozialen Tag einzulegen, denn dann erweitern sie auch ihren Horizont, da sie ja, wie jeder andere Mensch auch in ihren eigenen Bezügen sind, und da die meisten Menschen in ihrem Alltag wenig mit Behinderten zu tun haben. Vielleicht, so wäre meine Hoffnung, werden dann mehr Behinderte eingestellt, wenn man sieht, wie wir "in vivo" sind, sozusagen in der freien Wildbahn oder in unserem natürlichen Lebensraum. Dann fallen vielleicht die Berührungsängste weg, und der Kontakt mit Menschen aus anderen Lebensbezügen dient beiden Seiten, etwas Neues von unterschiedlichsten Menschen zu lernen. Vielleicht wirkt sich das auch auf die Unternehmenskultur aus und damit natürlich auch wieder auf die Produktion oder auf die Ideen für neue Entwicklungen. Es ist auf jeden Fall schon geplant, dass ich mit meinem Taxifahrer nächstes Jahr noch einmal in dieses Freilichtmuseum fahre, damit wir dann die Stationen mit der Audioeinrichtung oder Häuser, die noch nicht besucht habe, noch erkunden können. Und außerdem soll das Örtchen, in dem das Freilichtmuseum ist, ebenfalls sehr reizvoll sein. Auf jeden Fall kann ich mich schon wieder auf was freuen, was wir dann vielleicht um meinen Geburtstag Herumunternehmen.

Freitag, 1. November 2024

Papua Neuguinea

Nachdem ich mit einer Assistenz bei einer Hilfsmittelausstellung war, gingen wir in eine Vortragsreihe über Papua-Neuguinea mit verschiedenen Workshops. Diese wurde von einem ansässigen Seminarhaus angeboten. Zuerst einmal kamen wir ja mitten hinein, weil wir ja noch auf der Hilfsmittelausstellung waren, aber eine Frau, die mich bereits kannte und etwas auf mich schaute, erklärte uns, dass jetzt ein Vortrag zum Thema Tiefseebergbau laufen würde. Dort erfuhren wir, dass in Papua-Neuguinea Firmen Rohstoffe, insbesondere seltene Erden abbauen wollten, und dass es Organisationen gibt, die aus Umweltschutzgründen dagegen waren. Zuvor hatte ich von diesem Thema noch nie gehört, ich kannte nur den normalen Bergbau. Aber klar, in der See muss es ja auch seltene und wertvolle Rohstoffe geben. Komisch war allerdings, dass der Vortrag nicht von einer anwesenden Person gehalten wurde sondern von einem Referenten, der über Zoom zugeschaltet war. Diese Möglichkeit gibt es ja heute, ich finde das aber etwas unheimlich. Allerdings passierte dann ein lustiges Malheur. Obwohl wir ja in einem Raum mit wenden, demnach also auch mit Steckdosen waren, hatte man den Beamer und den Laptop mitten im Raum aufgestellt und nicht eingestöpselt. Auf einmal war der Akku des Laptops leer. Eifrig und geschäftig wurde nach einem Ladekabel gesucht, es wurde sogar im Publikum herum gefragt. Kleinlaut sagte dann jemand, mir wurde gesagt, der Akku vom Laptop hält so lange. Ich war ziemlich amüsiert. Eigentlich hätte man ja auch von vorneherein schon mal das Gerät am Netz hängen lassen können, und zum anderen hätte man dann wenigstens ein Ladekabel bereit halten können. Der Referent, der ja nicht wusste, dass wir keine Verbindung mehr zu ihm hatten, sprach unterdessen munter weiter. Als wir dann wieder Kontakt zu ihm hatten, musste erst jemand ihn navigieren und lotsen, wo wir ihn verloren hatten, damit er in seinen Folien wieder zurück klicken konnte. Das ist das Wunder der Technik, welches man aber doch manchmal nicht überschätzen sollte. Danach gingen wir erst einmal in die Mittagspause, es hätte eigentlich sogar ein Gericht aus Papua-Neuguinea gegeben, aber zum einen esse ich meistens nichts zu Mittag sondern nur etwas Kleines, weil ich sonst so müde werde, und zum anderen wollten wir das auch nicht vorbestellen sondern lieber woanders hingehen. Ich dachte also, wenn wir schon in der Stadt sind, können wir auch in eine Drogerie gehen, um dort ein billiges Parfüm für den Alltag zu kaufen. Wir fanden zwei billige Parfüms, die günstig genug waren, dass man sie jeden Tag aufbringen kann, denn ich habe auch eines für besondere Anlässe, welches aber sehr teuer ist. An der Kasse bekam ich dann eine Papiertüte, die ich zunächst in die Hand nehmen wollte, oder ich erhob die Möglichkeit, schnell nach Hause zu fahren, um meine Beute zu Hause zu verwahren. Da meinte die Assistenz, steck das doch in deine Handtasche, ich machte die Tasche auf, und dann sagte sie doch tatsächlich zu dem Mann hinter der Kasse, sehen Sie mal, so eine große Handtasche und nur zwei Mäppchen drin. Mir war das peinlich und unangenehm, so vorgeführt zu werden. Eigentlich weiß die ja, weil sie mit anderen Behinderten zu tun hat, warum manche Menschen mit Behinderung sich dieses oder jenes und nichts anderes aussuchen, und dass man vermutlich praktische Gründe hat, warum man mit einer Mehrfachbehinderung vielleicht keine Handtasche nimmt, in die man alles mühsam und umständlich hineinknören muss. Ich versuchte, ihr klarzumachen, dass ich froh bin, dass meine Tasche so groß ist, dass ich mit meiner schlechten Motorik die einzelnen Sachen gut rausholen kann, und das ja auch noch eine Sonnenbrille und in den anderen Fächern noch jede Menge anderer Sachen drin sind. Nur in dem Hauptfach sind eben bloß drei Gegenstände, also eben Geldbeutel, Brieftasche und Sonnenbrillenetui drin. Aber das geht ja eigentlich auch niemanden was an, und das sollte auch meine Sache und meine Entscheidung sein. Danach gingen wir zu einer Bäckerei, dort gibt es zwei Displays, man kann sich aussuchen, was man will, und man kann sogar eine Karte mit einem Strichcode dranhalten, wenn man entweder mit EC-Karte oder mit der aufgeladenen Karte der Bäckereikette bezahlen will. Das finde ich sehr praktisch, so eine Karte habe ich mir dann auch später geholt. Wenn man dann bestellt hat, was leider nur mit einem Touchscreen geht, bekommt man einen Pager, sobald das Gewünschte fertig ist, wird man dann angepiept. Es gäbe aber auch noch eine normale Schlange, wo es aber länger dauert. Sie hat erst einmal meines geholt und ist dann noch mal weg, um ihre Mahlzeit zu holen. Ich merkte aber gar nicht, dass sie schon wieder da war, und ich fragte nach einer Weile einfach mal etwas zaghaft und unsicher ins Leere, ob sie wieder da war. Sie antwortete ziemlich energisch, ja, aber das ist doch selbst verständlich, so lang dauert das ja schließlich nicht. Ja, aber ich kann ja nicht wissen, wie es in so einem Café zugeht, wie lange man auch mit einem Pager anstehen könnte, wenn der noch mehrere Leute mit dem gleichen Anliegen sind, oder ob sie vielleicht, meiner Fantasie sind ja hier keine Grenzen gesetzt, zum telefonieren mal raus musste und noch nicht da war. Ich sagte dann, oh, wir dummen Blinden, aber die Ironie hat sie nicht verstanden. Assistenten denken grundsätzlich, dass ich weder Ironie noch Sarkasmus „kann“. Eigentlich kann man ja auch sagen, und das macht man ja auch bei Sehenden, Hallo, ich bin wieder da, guten Appetit. Außerdem hat es schon am Eingang merkwürdig gerochen, was ich ihr auch sagte, und sie klärte mich auf, das nennt man Essen, das riecht nicht komisch. Ich fand schon, aber sie bestand darauf, Das ist Pizza, und das riecht eben so , und daher würde ich das so empfinden. Aha. . Allerdings weiß ich, wie Pizza riecht. Ich weiß ja nicht, mit welchen Leuten die es sonst zu tun hat. Auf jeden Fall kamen wir dann wieder zurück ins Seminarhaus, und dort gab es dann einen super interessanten Vortrag einer Frauenärztin, die lange Zeit in Papua-Neuguinea gearbeitet hat. Sie hat auch hausärztliche Tätigkeiten durchgeführt. Die Leute brachten ihr großes Vertrauen entgegen, denn sie hat einer Frau geholfen, Kinder zu kriegen, da diese eine relativ leicht behebbare Erkrankung hatte, und so hielt man sie für jemanden, die Frauen zum Kinderwunsch verhelfen kann. Sie war aber eine extrem bescheidene Person, und sie erzählte uns auch, dass viele Arbeiten von Krankenschwestern durchgeführt werden, die hierzulande nur Ärzte ausführen dürfen, weil es dort nicht so viele Ärzte gibt. Ich fände es auch gut, wenn man bei uns wieder eine Gemeindeschwester hätte, denn viele Tätigkeiten wie zum Beispiel subkutane Spritzen oder Impfungen, sowie die in Augenschein Name, ob eine Erkältung ernst genug ist, dass ein Arzt sie sich anschauen sollte, könnte vielleicht auch eine hierfür ausgebildete Krankenschwester erledigen. Man muss dann natürlich gewährleisten, dass das nicht, ähnlich wie in dem DDR Spielfilm über eine Gemeindeschwester, lauter so harte Knochen sind, die einen mit einer Lungenentzündung möglicherweise dann immer noch anschreien, stellen Sie sich nicht so an wegen dem bisschen Husten. Das weiß keine Szene aus dem Film, jedoch gibt es ja wirklich solche alten Haudegen. Aber es würde vielleicht einiges leichter machen, wenn wir ein besser gestaffeltes Gesundheitssystem hätten, welches mangels Personal in vielen Ländern der Welt bereits üblich ist. D. h. nicht, dass ich jetzt dafür wäre, dass wir dieselben Zustände wie in Entwicklungsländern haben, aber wenn man flachere Hierarchien schafft, würde dies einiges erleichtern. So weiß ich beispielsweise von einer Freundin aus England, dass Impfungen dort auch in Apotheken durchgeführt werden. Der Vortrag war aber wirklich sehr schön und erhellend, und die Frau war sehr nett, sie zeigte auch einige Bilder und erklärte einiges dazu, sodass ich die Bilder gar nicht unbedingt sehen musste. Sie benutzte die Bilder eigentlich nur als Erinnerungsstütze oder als Anschauungsmaterial, um uns dazu Geschichten zu erzählen. Danach gab es einen Vortrag einer Musikethnologin, die uns erst einmal klarmachte, dass sie den Begriff Musikethnologie nicht erklären könnte, ohne drei Tage dafür zu benötigen. Wieso eigentlich, ich dachte, Musik ist klar, und Ethnologie heißt Völkerkunde. Also es ist die Musik der Völker oder die Völker und ihre Musik. Ich hätte mir erwartet, dass da erklärt wird, welche Instrumente verwendet werden, wie die Harmonien sind, welche Tonleitern es gibt, welche Rhythmen verwendet werden, welche Dinge besungen werden, welche Eigenheiten die Musik aufweist usw. Stattdessen erklärte sie nur, dass sie mit Missionaren einige Lieder gemacht hätte, dass man Musik, wenn man sie aufnimmt, bereits verfälscht, und dass auch Töne der Natur für Musik hergenommen werden können. Dann stellte sie uns ein Lied im Internet vor, von dem sie sagte, das ist Mission, es war ein ziemlich seichter Popsong von Leuten gesungen in wahrscheinlich Pigeon, und dann erzählte sie uns von einem katholischen Radiosender, den die Menschen dort selbst betreiben. Der Höhepunkt war allerdings, dass wir direkt über Zoom am Ende einer Messe teilnahmen, wobei der Einzug noch einmal extra für uns dargestellt wurde, der wie ein Tanz oder eben ganz speziell Landes typisch begangen wird. Aber der Vortrag war trotzdem nicht das, was ich mir erwartet hätte, und auch einer der anderen Teilnehmer fragte, was denn nun dieser Popsong, der ja in jedem Doodle Sender laufen könnte, eigentlich mit Musik aus Papua-Neuguinea zu tun hat. Ich fragte dann eben, um vielleicht doch noch etwas herauszuholen, ob auch in Gottesdiensten solche Musik verwendet wird, die von den Menschen dort ursprünglich gemacht wird, oder ob es zwischen der sakralen Musik und der Volksmusik einen Unterschied gibt. Dann wurde uns noch auf meine Frage hin erläutert, dass es in Würzburg in Marienhill eine Ausstellung mit Musikinstrumenten aus Papua-Neuguinea gibt. Die wäre vielleicht mal besuchenswert. Geplant war dann auch noch eine Modenschau, auf die ich mich ganz besonders freute. Leider zog sich diese hin wie Gummi Arabicum, denn erst einmal kam ein Film der Modeschöpferin, einer Frau aus Papua-Neuguinea, die mittlerweile in Deutschland lebt. Leider wurde in diesem Film kaum gesprochen. Meine Assistenz beschrieb mir leidlich, was in dem Film zu sehen war. Danach gab es die ersten Kleidungsstücke, wobei sie mir versuchte zu erklären, dass der Stoff in den Karomustern des Landes gehalten sei. Also viel konnte ich mir jetzt darunter nicht vorstellen. Sie beschrieb mir aber einige der Kleidungsstücke, so erfuhr ich zum ersten Mal, was ein Pulloverkleid ist, nämlich ein überlanger Kapuzenpullover. Seltsam, dass man sowas trägt. Danach gab es eine ewig lange Pause, in welcher der Film noch mal gezeigt wurde. Eigentlich sollten drei Durchgänge stattfinden. Dann kam aber der Monsignore von Missio und hielt eine kurze Ansprache, danach war es zu Ende. Ich hätte auch einen dritten Durchgang nicht unbedingt sehen wollen, denn sehen wäre bei mir stark untertrieben gewesen. Und meine Assistenz konnte nur mühsam darlegen, um welche Art von Karos es sich handelt. Es gab wohl bunte Karos auf schwarzem Stoff und schwarz-weiße Karomuster. Ich stellte mir das ähnlich wie die Tatens bei einem Schottenrock vor. Wir entschieden uns also, nach Hause zu gehen. Einiges war doch ganz interessant, vielleicht höre ich mal wieder etwas über Papua-Neuguinea, und ich finde es auch toll, dass sich hier so viele Menschen engagieren, um dort die Entwicklung voranzutreiben und den Menschen aus Armut und Hunger heraus zu helfen. Ich glaube der Begriff Mission, wie er früher noch üblich war, so nach dem Motto mit Bibel und Flinte, hat sich ja doch auch ziemlich gewandelt, wenn auch noch einiges auf bestimmte Art und Weise abläuft, aber natürlich drückt die jeweilige Religion der Sache ihren Stempel und ihre Prägung auf.

Hilfsmittelausstellungen

Bei der Hilfsmittelausstellung, bei der Dragon vorgestellt wurde, war ich nicht, da ich bei zwei anderen war. Das nur vorweg, aber ich diktiere gerade mit Dragon. Das ist ja für Sehbehinderte und blinde adaptiert worden, sodass das, was man diktiert, auch wieder wie ein Echo zurückgesprochen wird, damit man weiß, ob das, was man gesprochen hat, wirklich dort steht. Auch gibt es verschiedene Befehle für die Sprachausgabe JAWS, das alles nur nebenbei. Eine Hilfsmittelausstellung wurde weiter weg angekündigt, in der auch eine Wohnung für Menschen im Alter gezeigt würde, wohnen 2.0. Zusätzlich gab es Hilfsmittel für blinde und Sehbehinderte. Dort wollte ich unbedingt hin, weil ich mir einmal so eine Wohnung anschauen wollte. Vor einigen Monaten war bei uns der Malteser Hilfsdienst und hat seinen Hausnotruf vorgestellt. In solchen Wohnungen würden sicher noch andere Hilfsmittel oder Möglichkeiten zur Sturzprävention oder Anzeigen von Stürzen vorhanden sein bzw. Dinge, die das Wohnen im Alter außerhalb eines Heims möglich machen. Ich möchte ja mal mit den Füßen voraus aus meiner Wohnung raus. Ich habe also mit einer Assistenz erst einmal herausgefunden, wie wir dorthin kommen. Aufgrund meiner Entscheidungsschwäche, die nicht darin liegt, dass ich nicht weiß, wie ich mich entscheiden muss, sondern darin, dass ich grundsätzlich die falsche Entscheidung treffe, haben wir natürlich die denkbar schlechteste Verbindung genommen. Ich wollte mit dem ICE den ersten Streckenabschnitt fahren, damit wir nicht so oft umsteigen müssen, und damit wir auf jeden Fall dadurch Fehlerquellen oder Verspätungsrisiken vermindern könnten. Bei der Rückfahrt habe ich mich dann für Regionalzüge entschieden. Ich hatte nicht kapiert, dass auch bei der Hinfahrt mit ausschließlich Regionalzügen nur ein Umstieg benötigt worden wäre. Auch die Assistenz sagte, richtig, wenn wir zweimal umsteigen müssten, wäre es riskanter. Vielleicht meinte sie nur, wenn es so wäre, ohne dazu zu sagen, dass es nicht so ist. Die Verbindungen waren so vielfältig und durcheinander, dass ich gar nicht mit dem Denken hinterherkam, weil ich ja hier doch etwas langsamer bin. Als wir dann am besagten Tag losfuhren, erklärte sie mir bereits, dass nach dem Abschnitt mit dem ICE die Strecke gesperrt wäre, sodass wir dann den Regionalzug, der direkt nach dem Umstieg zu unserem Zielort fahren würde, nicht nehmen könnten wegen Umbauten auf dieser Strecke. Na bravo, jetzt mussten wir nach der ICE-Fahrt sogar wieder ein Stückchen zurückfahren, d. h., mit dem ICE hat erst mal alles geklappt, aber danach ging es erst mal wieder einen Umweg zu einem kleinen Ort, bei dem wir dann frierend auf den nächsten Zug warteten und dann erst weiter kamen. Wir hatten also jetzt zwei Umstiege, was ich ja eigentlich gerade vermeiden wollte. Während des Aufenthaltes in dem Kaff standen wir in einer Buchhandlung, leider konnte ich ja dort die Titel nicht lesen, und meine Assistenz schmökerte sich unterdessen durch den Wühltisch . Insgesamt war unsere Konversation auch sehr spärlich, denn sie schaute auf Instagram, und ich lass in unserer Anthologie, bei der ich mitgewirkt habe. Endlich konnten wir dann weiter, nachdem ICE hatte ich in dem größeren Bahnhof noch zumindest schnell entschieden, dass wir noch zum Zuge rennen, aber an dem kleinen Ort, von dem aus wir dann weiterfahren mussten, hatten wir so oder so einen Aufenthalt, bis der nächste Zug weiterfahren würde, und da waren wir eben in dieser Buchhandlung. Endlich kamen wir dann am Zielort an, und dann rannten wir erst einmal durch den Busbahnhof, um den richtigen Bus zur dieser Ausstellung zu finden. Einige Leute sprachen uns an, da sie meinen Blindenstock sahen, und da sie in die gleiche Richtung wollten. Endlich sind wir also bei der Ausstellung angekommen. Das Wohnen 2.0 sah sehr interessant aus. Es gab zum Beispiel einen Herd, über den eine Kamera angebracht war. Wenn sich eine vergessliche Person vom Herd wegbewegt, und die Person lange Zeit nicht zurückkommt, meldet die Kamera dies dem Herd, und dieser schaltet sich aus. Über den ganzen Boden verteilt sind Sturzsensoren, wenn jemand sich hinlegt und lange dort bleibt, wird dies sofort gemeldet. An der Wand sind ebenfalls Sturzsensoren angebracht. Die Toilette hat einen automatischen Deckel wie mein Mülleimer, der wie ein Lichtsensor funktioniert, auch alle Lampen in der Wohnung schalten sich automatisch ein und aus, wenn man Räume betritt oder wieder verlässt. Es gibt da natürlich auch den Hausnotruf, den man von allen Räumen aus betätigen kann , weil man ja dieses Armband mit dem Notrufknopf trägt. Auch beim Malteser Hilfsdienst erzählten sie uns schon, dass die Reichweite des Notrufs bis über mehrere Wohnungen hinweg reichen würde, und sich manche Leute sogar beschweren, dass sie das in der Nachbarwohnung noch hören. Demnach muss man sich keine Sorgen machen, wenn man weit weg von der Telefonstation ist. Es gibt da außerdem auch ein automatisches Bett. Meinen Humor versteht nicht jeder, denn das Bett stellt sich auf und kippt zur längeren Seite, damit man aufsteht. Ich sagte zu der Assistentin, das ist ein Schleudersitz, wenn du bis 7:00 Uhr nicht aus dem Bett bist, schmeißt das Bett dich raus. Sie hat aber nicht mit gelacht. Ich sagte noch, wenn ich um 8:00 Uhr nicht aufstehe, kann es mich dann rauswerfen. Das ist natürlich eine Hilfe für ältere Leute, damit sie besser aufstehen können. Ich fragte dann noch an der Rezeption, ob es eine Möglichkeit gäbe, an der Decke eine Kamera anzubringen, wenn mir ein Objekt auf den Boden fällt, könnte ich jemanden anrufen, dieser verbindet sich mit der Kamera und schaut dann auf den Boden, wo es liegt. Demnach muss das natürlich jemand sein, der einen Zugang zu diesem Kamerabild hat, selbst verständlich. Das wollte man mir dann noch extra erklären, aber das ist ja wohl trivial. Eine meiner Assistentinnen ist ja sehr fit am PC und kann das dann auch machen. Da könnte man aber eine ganz normale Kamera nehmen, und so eine habe ich ja bereits, und die kann man mit bestimmten Einkaufsdiensten verwenden, wo ich sie auch hier habe. Man kann entweder eine Speicherkarte in die Kamera legen oder sich auch direkt online über sein Mobiltelefon die Sachen anschauen, herunterladen und weiterleiten. Das haben wir auch schon öfter gemacht. Ob dann allerdings kleine Objekte gefunden werden wie Ohrringe, die ich so oft verliere, das ist die Frage. Und größere Objekte würde ich wahrscheinlich selbst noch finden. Vielleicht ist die Idee mit der Kamera bei anderen Gelegenheiten notwendig, wenn irgend ein anderes Malheur passiert. Danach gingen wir in den Raum mit den Hilfsmitteln. Dort sah ich dann einen Stand mit Brailledruckern. Die hatten sie aber nicht dabei. Der, den ich von einem Familienmitglied geerbt hatte, welches letztes Jahr nach sehr schwerer Krankheit gestorben ist, funktioniert nicht mehr. Meine Katze hatte dem Teil dann noch vollends den Garaus gemacht, indem sie ihn mal vom Beistelltisch gefegt hat. Mittlerweile habe ich ihn aber zur Reparatur gegeben, und diese ist sogar relativ erschwinglich. Ansonsten hätte ich geplant, mir einen neuen zu kaufen. Sogar bei eBay hat es einen gegeben, allerdings komme ich mit Endlospapier nicht zurecht. Die mit Einzelblatteinzug sind für gewöhnlich extrem groß, laut und auch extrem teuer. Dieser, den ich habe, ist sehr klein und handlich, man kann auch weniger Blätter reintun, man sollte sogar weniger Blätter reintun, und man kommt auch als Privatperson gut damit zurecht, er lohnt sich also auch, wenn man nicht jeden Tag Mengen von Dokumenten ausdrucken muss. Aber ich wollte mich einfach mal erkundigen, was es da so gibt. Ansonsten gab es ganz verschiedene Hilfsmittel, die ich auch vorher schon gekannt habe. Meistens waren da Küchenutensilien oder Bildschirmlesegeräte oder Braillezeilen. Es gab aber auch den Stand einer Hörbücherei, und von dieser wurde dann auch noch am Schluss eine Lesung angeboten. Zuvor wurden verschiedene Vorträge zu Leitstreifen, dem Umgang Sehender mit blinden oder Problemen der Barrierefreiheit im öffentlichen Raum gehalten. Dabei stellte uns eine Frau das A viv-Prinzip vor, das bedeutet Frühling, im Umgang mit blinden steht dieses Akronym allerdings für: Ansprechen, Vorstellen, Information und Verabschieden. Die meisten kommen aber einfach, packen mich am Arm und zerren mich irgendwohin, verabschieden würden die sich dann sowieso auch nicht. Vielleicht haben es aber doch ein paar Sehende gehört, die sich in eine Hilfsmittelausstellung für blinde verirrt haben. Auch über die Probleme im Altenheim sprach sie, wobei blinde Menschen häufig für dement gehalten werden, weil sie einen hereinkommenden Pfleger dann mit Frau soundso oder Schwester soundso ansprechen, weil sie ja die Person nicht erkennen. Dabei kommt es häufig zu Missverständnissen, weil seegeschädigte ältere Menschen zum Beispiel das Shampoo mit dem Rasierschaum verwechseln. Wenn eine Sehbehinderung noch nicht diagnostiziert ist, kommt es vielleicht zu einer Fehldiagnose von Demenz. Das Publikum war allerdings so laut, und mein Gehör hat doch auch schon ziemlich nachgelassen. Ständig kam jemand raus oder rein, Bonbonpapiere wurden ausgewickelt, es wurde geraschelt und geredet, sodass ich große Mühe hatte, die ich ganz hinten saß, die Referenten zu verstehen. Einige der Referenten sprachen aber auch sehr leise und undeutlich. Andere wiederum konnte man besser verstehen. Amüsant fand ich zum Schluss dann auch noch die Lesung, bei der auch aus Wolfgang Herrndorfs Buch Tschik vorgelesen wurde sowie aus anderen Werken, launig und heiter war es, und alle lachten. Danach gab es allerdings nicht mehr viel zu lachen, denn schon um 15:00 Uhr fuhr kein Bus mehr zum Bahnhof. Allerdings sagte uns jemand, nachdem wir den Busbahnhof mehrfach durchquert hatten, dass der Bahnhof lediglich eineinhalb Kilometer entfernt ist. Ich wollte noch etwas essen, die Assistentin meinte, das schaffen wir nicht mehr. Ich sagte aber, dass wir wenigstens in das Café, welches uns empfohlen wurde, rein könnten, um etwas für unterwegs zu holen. Ich bekam dann dort tatsächlich zu meiner großen Freude einen Zwiebelkuchen, das war der einzige, den ich dieses Jahr bekommen habe. Als wir dann am Bahnhof ankamen, meinte die Assistenz, gut, dass wir schon etwas gekauft hatten, da war ja schon vorher nichts. Genau das wollte ich ihr ja eigentlich zuvor erklären, denn dieser Bahnhof dieser extrem kleinen Stadt sei ja bei unserer Ankunft schon so aus, als ob der nicht rund um die Uhr geöffnet hätte. Die Rückfahrt klappte dann reibungslos. Da entspann sich dann auch eine etwas intensivere Konversation als zuvor, in der sie mir dann erzählte, was sie in ihrer sonstigen Tätigkeit, wenn sie nicht meine Assistenz ist , noch so macht. Als wir dann wieder in den ICE stiegen, fragte sie mich, ob ich wieder meine Kopfhörer aufsetzen und mein Buch lesen wollte. Manches hat mich schon etwas gestört, beispielsweise wollte ich mir meinen Rucksack und meine Handtasche aufladen, und sie nahm dann meine Handtasche vom Boden und sagte, ich nehme die jetzt erst mal, ich geb sie dir nachher wieder. Ich kann mir dabei etwas komisch vor. Auch wenn ich etwas zu lesen oder andere Infos bekam, wollte sie es immer nehmen und einfach den Reißverschluss meiner Handtasche aufmachen und die Sache hineinstecken. Das mag ich eigentlich nicht, denn auch als Behinderte finde ich, dass eine Handtasche etwas Persönliches ist. Ich fasse auch nicht einfach in anderer Leute Handtaschen und Geldbeutel. Viele Menschen, die Behinderten helfen, machen das einfach. Auch erklärte sie mir, ich solle doch eine größere Tasche nehmen, in welche die Brotzeit und meine Sachen rein passen, warum ich den unbedingt zwei Taschen mitschleppen wollte. Obwohl ich ihr, was sicher nicht muss, darlegte, dass ich den Rucksack mitgenommen hatte, falls ich bei der Hilfsmittelausstellung etwas schönes finde, was ich vielleicht kaufen und heimbringen muss, kam sie irgendwann wieder um die Ecke mit ihrer Kritik, dass ich doch keine zwei Gepäckstücke mitnehmen sollte, und wir müssten doch mal zusammen eine größere Tasche kaufen gehen, in die dann alles reinpasst. Ich mag es nicht so gerne, wenn meine Brotzeit und mein Geldbeutel oder die Brieftasche zusammen sind, falls doch mal die Thermoskanne ausläuft oder die Papiertüte aufweicht, und hinterher dann meine Sachen , inklusive der Handtasche, vollgeschmiert sind. Eigentlich finde ich sowieso nicht, dass jemand mit mir irgendetwas Kaufen gehen muss, es sei denn, ich bitte ihn darum. Ich kam mir vor wie ein zehnjähriges Heimkind aus dem Waisenhaus , mit dem man mal einen Schlafanzug kaufen gehen muss oder ein paar neue Schuhe. Ich fühle mich manchmal etwas so, als sei ich geistig nicht so ganz in Ordnung. Als wir dann wieder im Heimatort ankamen, nachdem die Rückfahrt ja wirklich dafür, dass es die Deutsche Bahn war, sehr reibungslos verlief, hat sie mich dann noch nach Hause gebracht. Während der Straßenbahnfahrt bemerkte sie, dass eine Frau mich permanent anstarrte. Das passiert mir sehr häufig, und ich weiß nicht, woran es liegt. Im Großen und Ganzen hatten wir aber doch einen ganz schönen und interessanten Tag. Ein paar Wochen später hatten wir dann bei uns auch eine eigene Hilfsmittelausstellung unserer Bezirksgruppe. Dieses Mal hatte ich auch Assistenz dabei. Denn zum einen schaffe ich es nie, mich durchzusetzen, damit ich auch einige Fragen stellen kann und bis zu dem Tisch mit den ausgestellten Gegenständen überhaupt durchkomme. Zum anderen möchte ich ja auch einige Leute interviewen und vor allem die Orientierung behalten. Denn wenn dann die Räume miteinander verbunden werden, und wenn die Zwischentüren offen stehen, dann auch noch so viele Menschen und so viele verschiedene Stände im Raum sind, komme ich mit der Orientierung Durcheinander, denn dann gibt es zu den Räumen auch zahlreiche Ausgänge und Eingänge, was mich dann völlig verwirrt. Wir fanden ein Hilfsmittel, welches ich Wert fand, darüber ein Interview zu führen, es war so brandneu, dass es noch nicht mal eine Hilfsmittelnummer gab. Vielleicht hat es mittlerweile eine. Kleiner Tipp, wenn man mal bei verschiedenen freien Radiosendern schaut, es gibt eine Sendung, in der wir dieses Hilfsmittel vorstellen. Mit dieser Assistenz war ich in 20 Minuten durch, denn weiter gab es nichts Neues, und da ich es gewohnt bin, sonst ewig auf dieser Ausstellung zu verweilen, um zum Zuge zu kommen, hatte ich natürlich ganz andere Relationen. Denn meistens war mir dann schon fast schlecht, weil es heiß war, die Luft stickig, und weil ich die ganze Zeit stehen musste. Dieses Mal ging alles sehr gemütlich zu, und wir konnten danach noch einen kleinen Snack im Bistro zu uns nehmen. Dort habe ich dann noch eine Freundin getroffen, mit der ich mich noch etwas unterhalten konnte. Wenn ich vergleiche, während Corona durften wir nur 2 Stunden in die Ausstellung, und da die Aussteller darauf keine Rücksicht nahmen und sich ewig sogar mit Leuten unterhielten, die gar nichts kaufen wollten sondern lediglich als Rehalehrer Konversation machen wollten, hatte ich damals eine denkbar schlechte Ausbeute. Außerdem hat mich noch eine Frau geboxt, weil ich ein Interview machte und dann noch einige persönliche Fragen stellte, anstatt dass sie einfach höflich nachfragte, wann ich denn mit meiner Konsultation oder vielleicht eher Audienz jetzt endlich mal fertig bin. Zusätzlich gab es dann auch noch Stress, weil ein Blindenhund zu mir kam und mich beschnupperte. Zu mir kommen alle Hunde, die wissen, da gibt es Liebe, Zuwendung und Zuneigung. Und es ist schwierig, den Hunden dann zu erklären, geh weg, dein Herrchen oder dein Frauchen will das nicht. Im Führgeschirr darf man den Hund nicht streicheln, das weiß ich, aber was macht man, wenn der Hund mich berührt? Ich sprach den Hund also an, woraufhin mich dann die blinde Frau sehr harsch anfuhr, dass es schließlich auf dem für Geschirr des Hundes zu lesen sei, dass man ihn nicht anfassen dürfte. Selbst der Mann, der den Hilfsmittelstand betreute, war auf meiner Seite und versuchte ihr klarzumachen, dass ich das als blinde ja schließlich nicht lesen konnte. Er sagte mir dann , passen Sie auf, sie sind heute Zielscheibe von Gewalt. Das war schrecklich. Deswegen war ich umso überraschter, dass dieses Mal alles so locker und "chillig" vonstatten ging. So konnten wir dann noch zu der anderen Veranstaltung, die wir für diesen Tag geplant hatten.

Samstag, 19. Oktober 2024

Das Management meiner Assistenten

Eine Zeit lang habe ich ja, nachdem Mitte Dezember letzten Jahres meine Putzfrau krank wurde und nicht mehr kommen konnte, bis ungefähr Februar alles alleine machen müssen. Aufgrund meiner chronischen Erkrankung war ich dann danach für den Rest des Tages platt. Seit Februar habe ich wieder eine neue Putzfrau, und diese kommt alle zwei Wochen. Ansonsten hatte ich dann ungefähr ab Februar oder März jede Woche jemanden von einem weiteren Dienst, der machte die Aufgaben einer Haushaltshilfe, ich könnte ihn aber auch zum Einkaufen schicken, oder wir könnten zusammen Geräte entkalken, und er kann auch die Grundreinigung zum Beispiel der Küchenschränke oder des Kühlschranks übernehmen oder den Gefrierschrank abtauen. Die erste Zeit ging das ganz gut, er kam im Januar. Er war auch so schnell, dass er nicht die 2 Stunden benötigte, sondern durch seinen vorherigen Beruf schaffte er alles in 1 Stunde. Ende Juni erhielt ich dann von ihm eine halbe Stunde vor seiner Ankunft eine WhatsApp mit der Nachricht, mein Budget wäre zu Ende , ich müsse erst wieder ein neues beantragen, und deswegen könne er nicht kommen und hätte sowieso schon wieder einen anderen Kunden. Zum einen läuft das Budget weiter, und zum anderen hätte ich mir gewünscht, dass vielleicht ein paar Tage vorher zu erfahren. Außerdem fand ich es auch rätselhaft, dass er schon so schnell wieder einen anderen Kunden hatte. Ich rief mehrfach bei der Firma an, irgendwann meldete sich dann jemand bei mir und sagte, er sei jetzt für mich zuständig, und er würde alle zwei Wochen kommen. Beim ersten Mal kam er zu spät, dann habe ich angerufen. Beim nächsten Mal erschien gar niemand. Ich rief ihn an, keiner meldete sich. Ich hinterließ daraufhin eine Nachricht. Danach rief ich bei der Zentrale der Firma an. Eine Vertretung des Chefs war da, die ursprünglich einmal meine Haushaltshilfe hätte werden sollen, sich aber niemals bei mir gemeldet hatte. Diese räumte ein, er hätte schon etwas früher was sagen können, aber sie erklärte mir, mein Budget wäre auf Null, denn am 30. Juni würde das Budget verfallen. Daher habe man mich im Computer auf genau den monatlichen Betrag eingestellt, und der wäre dann beim ersten Einsatz mit Anfahrt schon ausgeschöpft gewesen. Ich rief also bei der entsprechenden Bewilligungsstelle an und erfuhr, dass das Budget nur bis zum 31. Dezember des vorherigen Jahres verfällt, das, was man im jetzigen Jahr angesammelt hat, würde erhalten bleiben bis zum Ende dieses Jahres, würde aber erst wieder in der Mitte des nächsten Jahres verfallen. Demnach hätte ich noch genug an Budget. Ich rief also wieder dort an, und die stellvertretende Chefin erklärte mir, man habe es eben auf den Betrag eingestellt, und das habe sie vom Chef gehört. Bei diesen Telefonaten hat sie mich dauernd unterbrochen, und ich hab ihr mehrfach erklärt, wenn ich mehr benötige, als der monatliche Betrag hergibt, sollen sie mir eine Privatrechnung stellen, und das war auch von Anfang an so ausgemacht. Sie würde jetzt das Budget umstellen und den Helfer wieder zu mir schicken. Meine Putzfrau, die eigentlich am 23. August wieder dran gewesen wäre, war obendrein auch noch in Urlaub und hatte ihren Einsatz auf die kommende Woche verschoben. , somit hätte ich vom 9. bis zum 30. August niemanden gehabt. Daher hatte ich fest mit ihm am 19. gerechnet, und als diese stellvertretende Chefin mir am 21. August versprochen hatte, dass er sich meldet, habe ich dann natürlich am Nachmittag nochmals nachgefragt, denn die Woche wäre schnell rum gewesen. Sie fuhr mich an, dass er sich wohl noch melden würde, und das er ja schließlich arbeitet. Ich sagte ihr, dass es aber bis Freitag nicht mehr lange hin sei, wenn er da noch kommen wollte, und dass sie sonst gegebenenfalls Ersatz finden müsse, und die Zeit würde deswegen knapp. Da fuhr sie mich dann wieder an, dass sie einen hohen Krankenstand hätten, ein Kollege ausgefallen sei, und dass das Haus voll sei bis oben hin mit Kunden. Eigentlich hätten die das wissen müssen, wie das mit dem Budget und dessen Verfall verläuft. Man hätte auch schon früher mal mit mir sprechen können. Und es ist nicht meine Schuld, wenn bei denen so ein hoher Krankenstand ist, und wenn Sie damit überfordert ist, darf sie dies nicht an mir auslassen. Aber ich kann mich halt am wenigsten wären. Dafür, dass es deren Fehler war, fand ich ihr Verhalten daher ziemlich frech. Ich bedankte mich höflich und spitz und legte auf. Ich rief dann bei der Stelle an, bei der das gewährt wird, und beklagte mich über das Verhalten dieser Leute, die ja eigentlich für unsere Entlastung eingesetzt sind, und ich wollte Alternativen, ob eventuell auch Leute, die man selbst auswählt, dann von mir direkt eingestellt und bezahlt werden könnten. Die Dame meinte nur, es hilft nichts, wenn Sie mir das erzählen. Daraufhin meinte ich höflich, Entschuldigung, dass ich sie belästigt habe und legte auf. Ich rief dann beim Stützpunkt der Stadt an und erfuhr, dass man auch ehrenamtliche Helfer haben könne, davon haben wir dann aber Abstand genommen. Denn diese müssen ja dann einen Kurs mitmachen, und ich hätte noch eine Putzfrau gehabt, die als Flüchtling in Deutschland lebt, aber die hatte wohl nicht mehr so viel Interesse und außerdem keine Zeit für eine solche Fortbildung. Ausgerechnet an diesem Samstag dem 24, wo ich sie womöglich dringend gebraucht hätte, wenn der Helfer nun nicht angerufen hätte, hätte sie was vorgehabt und ausgerechnet da keine Zeit. Sie bedankte sich noch „für alles“, das war es dann. Gott sei Dank rief dann doch noch der Helfer an, dass er am Freitag, dem 23. August käme. Dem Himmel sei Dank, denn wenn bei mir jemand ausfällt, dann fällt auch meistens der andere aus. Ab jetzt kommt er alle zwei Wochen am Freitag, und alle zwei Wochen kommt meine Putzfrau. Dann bekam ich ja zwei neue Assistentinnen, und einer hatte mir angeboten, dass sie an bestimmten Tagen kommen könnte. Mit ihr wollte ich zum Einkaufen fahren. Ich lasse mir ungern die Sachen liefern, denn die stellen mir den ganzen Flur mit Papiertüten voll, über die ich dann drüber schweben muss, um die Wohnungstür schnell zuzumachen. Allerdings sind dann die Papiertüten erst mal so platziert, dass ich sie auch noch woanders hin schieben muss, um die Tür zuzubekommen, wohin, das ist die Frage. Diesen Moment, bis das Problem endlich mal gelöst ist, könnten meine Katzen dann womöglich zur "Flucht" nutzen. Ersatzartikel kann man da natürlich auch nicht bestellen, denn wenn der Fahrer, der kaum deutsch kann, den Artikel nicht mitgebracht hat, kann er in nicht herzaubern. Das mit dem Deutsch ist jetzt keine Beleidigung, aber es ist halt eine Tatsache, dass dies mich halt vor größere Herausforderungen stellt, als wenn er Deutsch könnte. Einmal habe ich mit Corona in Quarantäne gesessen und im Rahmen einer größeren Lieferung auch noch sicherheitshalber gleich zwei Laib Brot bestellt, Und beide waren nicht lieferbar, so stand ich ohne Brot da. Das hat sich dann zum Glück damals gelöst, weil eine bekannte mir welches gebracht und an die Tür gehängt hat, was ich ihr nie vergessen werde. Der Zettel, den ich durch die Tür geschoben hatte, wurde von einer Nachbarin gelesen, die mir dann auch noch eine Tüte mit Brot brachte. Mit der Auswahl zwischen Lieferung oder Abholung hat man die Wahl zwischen Pest und Cholera, was man jetzt im folgenden Beispiel sehen kann: normalerweise bestelle ich eben immer meine Sachen so, dass ich sie im Markt abhole. Ich habe extra bei einem Supermarkt eine Vorbestellung zusammengestellt. Hierbei muss man ein Zeitfenster wählen, natürlich habe ich dementsprechend die Zeit ausgesucht, in welcher die Assistenz auch da sein würde. Um 9:00 Uhr vormittags bekam ich dann eine Nachricht von ihr, dass sie ein Familienmitglied ins Krankenhaus begleiten müsse, weil dieses in einigen Tagen operiert würde. Sie können nicht kommen. Demnach stand ich dumm da, denn ich hätte ja die Sachen irgendwie abholen müssen. Ich mache dann immer einen sehr großen Einkauf mit den Dingen, die nicht verderben, wenn ich alle paar Monate mit jemandem dort hinfahre, um alles abzuholen. Da ich schon einmal das Zeitfenster nicht einhalten konnte und eine böse E-Mail von der Zentrale des Supermarktes erhielt, in der es hieß, dass ich, wenn ich noch einmal die Zeit nicht einhalten würde, nie wieder diesen Service in Anspruch nehmen dürfte, rief ich umgehend bei diesem Supermarkt an. Die sind aber sehr nett in dieser Filiale, sie meinten lediglich, ich hätte eine Garantie von 24 Stunden, danach sei die Gewährleistung zu Ende. Normalerweise esse ich ja die Sachen auch zu Hause nicht innerhalb von 24 Stunden auf. Die Assistentin bot mir dann an, am nächsten Tag zu kommen, aber ich wollte, da ich schon tagelang kein Obst und Gemüse mehr gegessen hatte, die Sachen möglichst am selben Tag haben. Wenn ich schon so eine große Bestellung mache, nehme ich dann natürlich auch gleich das Obst und Gemüse für diese Woche mit. Somit rief ich meinen Taxifahrer an und fragte, ob er mich fahren könnte. Zuerst einmal erhielt ich keine Antwort. Daher fragte ich dann die Assistenz, bis wann sie wissen müsste, ob sie nun am nächsten Tag kommen müsse oder nicht. Ich habe ihm das dann auch erklärt, und dann schrieb ich ihm noch, dass der Supermarkt damit einverstanden sei, dass ich auch noch nach diesem Zeitfenster kommen könnte. Er rief mich dann an und meinte, er habe sich jetzt gar nicht erst alles durchgelesen, er sei bis jetzt beschäftigt gewesen, aber er könne die Sachen mit mir holen. Gott sei Dank, so konnte ich die Assistenz absagen. Als wir dann die Sachen abholten und zurück fuhren, meinte der Taxifahrer, er habe sich Sorgen gemacht, weil ich so viele WhatsApp-Nachrichten geschrieben hatte, und dass im Leben nicht immer alles glatt geht, und dass man solche Dinge im Leben öfter mal hat. Ich habe ihm erklärt, dass man mit einer sehr schweren Mehrfachbehinderung aber dabei noch wesentlich härtere Bedingungen hat, weil man dann ziemlich aufgeschmissen ist, weil man ja nicht mal eben so spontan mit dem Auto irgendwo hinfahren kann, und da man dann häufig auf sehr viel Hilfe von anderen angewiesen ist. Ich muss dann ziemlich viel organisieren und umdisponieren, ich muss ziemlich flexibel sein und dann sehr genau überlegen, wie ich vorgehe. Denn da sind dann viele Menschen mit im Spiel. Ich empfinde meine Situation sowie eine Mutter mit Drillingen, der die Babysitterin absagt. Da sagen auch viele Menschen mit nur einem Kind, nun ja, Kinder sind halt nun einmal anstrengend. D. h. nicht, dass man einen Wettbewerb machen will, sondern dass ich einfach vor dem Hintergrund all meiner so zu einem Tetris filigran konstellierten Herausforderungen fair beurteilt werden will, denn ich bin keine Unreife Person, die bei der kleinsten Schwierigkeit gleich verrückt wird. Ich bin nicht mehr ganz jung, und die Menschen, die somit mehr sprechen, sind häufig nur halb so alt. Der Fahrer meinte, ja, er habe auch öfter mal einen platten Reifen, die Leute würden dann nicht mehr mit ihm fahren wollen, weil sie glaubten, dass er sie nur anschwindelt und nicht kommen wolle. Dann würde er seine Kunden verlieren. Ich finde das natürlich auch traurig und blöd, dass die Leute so sind. Allerdings habe ich eben auch schon erlebt, dass ich ziemlich weit weg war, und dass ein Taxifahrer mich zu einem Ort fuhr und mir versprach, zur ausgemachten Zeit wieder da zu sein. Dann erhielt ich eine Nachricht, es habe einen kleinen Unfall gegeben, er würde sich verspäten. Die Taxizentrale ist aber so weit weg, dass ein neues Taxi sehr lange brauchen würde. Nach 1 Stunde kam dann das Taxi, von einem Unfall war laut denen, die mit mir warteten, nichts zu sehen, und als ich am nächsten Tag nachfragte, wusste der Fahrer gar nichts mehr von einem Unfall. Mein Taxifahrer hat hingegen schon mal eine ganze Stunde gewartet, bis einer Vorstellung aus war, damit er mich nach Hause fahren kann, aber er ist halt meistens nur Tags unterwegs. Viele Taxifahrer hingegen nehmen dann schnell ein paar Kunden dazwischen, und wenn das dann länger dauert, denken die sich, die Alte sitzt doch sowieso da und kann nicht weg, die hab ich sicher im Sack, die lass ich halt warten, die habe ich ja sowieso. Daher kann ich schon verstehen, dass manche Menschen, die noch nicht lange mit jemandem gefahren sind, dann misstrauisch werden. Allerdings kann man schon unterscheiden, ob jemand eine Ausrede benutzt oder nicht. Dieser Exkurs sollte nur einmal zeigen, dass der Teufel eben im Detail steckt, und das das häufig an sehr vielen Dingen hängt, wie für mich eine Unternehmung oder Besorgung verläuft. Es ist halt nur so, wenn man wirklich sehr viele Einschränkungen und Herausforderungen hat, wird das Leben sehr schwierig. Da helfen dann auf diese Weisheiten, dass das Leben nun mal nicht immer glatt geht, nicht viel, denn das weiß ich auch, und davon, das nie was dazwischenkommen darf, ist nicht die Rede, aber es sollte mehr glattgehen als jetzt. Ich bin sicher, andere würden mit meinen Herausforderungen auch nicht besser umgehen, und ich würde wahrscheinlich auch nicht so panisch reagieren, wenn meine Herausforderungen normaler und durchschnittlicher wären. Auch wenn man im Leben immer durch unwegsames Gelände, über Berge und durch Täler fahren muss, ich möchte wie alle anderen auch mit runden Rädern und nicht mit eckigen Rädern fahren müssen. Was normal ist, und welche Herausforderungen ungewöhnlich sind, kann ich nun wirklich beurteilen. Mein Gefrierschrank war nun so stark vereist, dass er dringend abgetaut werden musste. Am Tag vor ihrem Einsatz rief sie aber dann auch noch an, dass sie krank sei, und dass sie den Termin auch nicht verschieben könnte, da sie an den anderen Tagen arbeitet. Hätte ich die Assistenz am Mittwoch genommen, hätte sie mir sauber machen können, denn sie ist ja auch Haushaltshilfe und hat mir ausdrücklich angeboten, dass sie solche Arbeiten auch übernehmen kann. So flexibel war ich dann aber doch nicht, und ich erfuhr ja nicht schon am Dienstag sondern erst am Donnerstag, dass am Freitag dann meine Putzfrau krank ist. Ich habe dann diese Woche besonders viel Staub gesaugt und möglichst dafür gesorgt, dass es in meiner Wohnung nicht allzu dreckig wird. Den Gefrierschrank habe ich dann alleine abgetaut, denn ich wollte wirklich nicht mehr länger damit warten. Ich hatte ja diesen schönen Spiegel gekauft und die Stühle aus Kunstleder, die ich in einem vorherigen Blogeintrag erwähnt hatte. Die Putzfrau hatte mir ein paar Wochen zuvor die Stühle aufgebaut. Den Spiegel konnte sie nicht aufhängen. Ich habe jemandem von unserem Verein von Assistenten gefragt, der mir schon öfter mal handwerklich geholfen hatte, und der ausdrücklich für solche Dienstleistungen und Einsätze eingestellt wurde. Er ist eigentlich Student, aber er ist handwerklich extrem geschickt und macht die Dinge ohne viel Aufhebens, und alles hat Hand und Fuß. Er hat aber nicht geantwortet. Ihn hätte ich dann sozusagen ohne Bezahlung aus eigener Tasche erhalten, weil er ja als Assistent arbeitet. Somit fragte ich meine Putzfrau, ob vielleicht ihr Mann das machen könnte, da sie mir schon erzählt hatte, dass er ziemlich viel handwerklich macht. Sie hatte mir mal die Schiebetür von meinem Schrank selbst repariert, und sie meinte, ihr Mann hätte ihr das gar nicht zugetraut , und er sei beeindruckt gewesen, als sie das zu Hause erzählte. Ich fragte also, was er denn dafür haben wollte. Ja, er sei ja sowieso vor Ort, weil er einen Einsatz in einer der Filialen hätte, in der er arbeitet, und da müsse er sich auf Abruf in unserer Stadt aufhalten. Ich fragte sie also, ob er vielleicht einen Kaffee und eine Brotzeit haben wollte. Ja, das würde er gerne annehmen. Sie meinte noch, ich solle noch mal nachfragen, wann genau er denn nun käme, und falls ich bis zum nächsten Tag nichts gehört hätte, sollte ich nochmals selbst nachfragen. Natürlich musste ich dies tun, wie sollte es auch anders sein. Dabei sagte sie mir dann, er wolle doch keine Brotzeit, er wolle nichts essen, aber ein Trinkgeld wäre recht. Müsste aber auch nicht sein. Oha, ich schrieb dann zurück, das ein Trinkgeld sowieso von mir vorgesehen gewesen wäre. Da er aber jetzt nun kein Speis und trank wollte, habe ich mich dazu entschieden, ihm also das Doppelte zu geben. Wohlgemerkt, von dem anderen Assistenten hätte ich alles umsonst haben können, wenn er sich denn gemeldet hätte. Ihr Mann kam und hängte den Spiegel auf, und außerdem nahm er noch einige Sachen mit zum Recyclinghof. Er führe aber sowieso dorthin, wurde mir von ihr zuvor erklärt. Ich hatte noch die alten Küchenstühle, welche er sich ansehen wollte, ob er sie vielleicht für seinen Balkon brauchen könnte. Ich wollte aber nicht selbst nur mit dem Spiegel zum Recyclinghof fahren und die Stühle zu Hause lassen, oder dann eventuell, wenn er die Stühle nicht gewollt hätte, dann mit den Stühlen ein zweites Mal zum Recyclinghof fahren müssen. Daher erkundigte ich mich, ob es in Ordnung sei, wenn ich ihm dann die Stühle und den Spiegel mitgeben würde. Ja, er würde ja sowieso fahren. Demnach war für mich alles klar. Ich behielt dann doch einen der Stühle und stellte ihn auf den Balkon, wo ich noch einen runden Esstisch habe. Außerdem hatte ich über eine Anzeige einen neuen DVD-Player erhalten, der kostenlos abzugeben war, und da mein alter kaputt war, habe ich ihn noch zu den Sachen dazu gestellt. Er wollte die Stühle jedoch nicht, ich hätte ihm nämlich in diesem Falle sogar beide überlassen. Der Mann nahm also einen Stuhl, den großen Spiegel und den DVD-Player mit. Am Ende des Monats erhielt ich dann die Rechnung für ihre Putzeinsätze in Kopie, die vom Budget bezahlt werden. Es gab nur einen einzigen Einsatz von 2 Stunden, da der zweite Einsatz wegen Krankheit ja nicht stattgefunden hatte. Dennoch stand dann der Tag, an dem ihr Mann bei mir war, auf der Rechnung. Hätte ich das gewusst, hätte ich natürlich nicht noch mal extra ein Trinkgeld gegeben. Demnach hat er mehr als das Doppelte erhalten, weil sie sich diese 1 Stunde auch noch genehmigt hat. Natürlich ist es legitim, denn die Stunden würden ja sonst verfallen, dennoch hätte man das mit mir absprechen können. Denn sie wusste ja, dass ich ihn ja aus eigener Tasche bezahlt hatte. Außerdem bin ich der Ansicht, man kann auch ruhig mal was so machen und dann mit einem Kaffee und etwas zu essen belohnt werden. Ich kenne so viele Leute, die dauernd irgendwas für umsonst gemacht kriegen. D. h. nicht, dass ich eine schlechte Zahlungsmoral hätte, sondern dass zeigt eher , dass ich nur dienstliche Verhältnisse habe. Ich muss wirklich jeden Handgriff bezahlen. Es geht ja hier auch nicht um handwerkliche Dienstleistungen im strengeren Sinne wie von einem Elektriker, Klempner oder Schreiner, sondern um Arbeiten, die jemand ohne Behinderung ohne weiteres selbst erledigen könnte und dafür kein Geld ausgeben muss. Das Blindengeld ist auch für solche Dinge vorgesehen, aber meine Haushaltsgeräte oder Geräte , die nicht von der Kasse bezahlt werden, müssen damit ja auch schon bestritten werden, und da ich viele Herausforderungen habe, müssen die Geräte sehr gut bedienbar sein, und das sind oft nur die teureren Modelle. Ich finde, wenn man schon krank ist, sollte man nicht auch noch Geldsorgen haben und den Gürtel enger schnallen und jeden Cent dreimal umdrehen müssen. Unsereins kann so viele Dinge nicht machen und muss daher auf Sachen ausweichen, die vielleicht auch mal was kosten, wie zum Beispiel ein Musicalbesuch. Es gibt viele Menschen, die krank sind und in Armut leben, Krankheit ist ein Armutsrisiko. Es ist ja aber nicht meine Schuld, wenn bestimmte Personengruppen mit bestimmten Erkrankungen keine solchen Hilfen bekommen wie zum Beispiel blinde, die häufig als Edelbehinderte bezeichnet werden. Wir haben ja diese Gesetze nicht gemacht und verhindern auch nicht, dass andere Behinderte ebenso unterstützt würden. Im Gegenteil, es wird für das Geld für Gehörlose oder für taubblinde genauso von unserer Seite aus gestritten. Ich habe der Putzfrau dann geschrieben, dass es eigentlich nicht abgesprochen war, dass sie das auf die Rechnung setzt , auch wenn ich pro Monat 4 Stunden Haushaltshilfe erhalte. Wenn wir das abgesprochen hätten, hätten wir das regeln können, aber ich mag es nicht, wenn Dinge einfach ohne Absprache geschehen. Ich war menschlich einfach enttäuscht, dass sie sozusagen zweimal hingelangt hat. Vielleicht, so hoffte ich, wusste sie nicht, dass ihr Mann bereits von mir etwas bekommen hatte. Sie schrieb darauf hin, von einem Trinkgeld sei nie die Rede gewesen, hätten wir die 4 Stunden gebraucht, hätte sie auch niemals etwas von diesem Einsatz ihres Mannes auf die Rechnung gesetzt, und sie würde ja mir niemals Benzin Geld verlangen, und außerdem würde ich einen Freundschaftspreis erhalten, normalerweise würde sie ja viel mehr für die Stunde verlangen. Ich habe genau den Preis, den sie mir gegenüber angegeben hatte, von den Leuten erfahren, die sie mir empfohlen hatten, und es ist unwahrscheinlich, dass sie allen Kunden einen Freundschaftspreis macht. Außerdem glaube ich, dass bei so einem hohen Stundensatz, der weit über das hinausgeht, was die ortsübliche Entlohnung ist, dass Benzingeld inbegriffen sein müsste. Und ich finde es etwas zweifelhaft, dass man dann auf einmal mit solchen Sachen um die Ecke kommt. Sie schrieb am Ende noch, das Trinkgeld bringe ich dir wieder mit, und dann ist die Sache für mich erledigt. Ich habe ihr daraufhin geschrieben, dass sie die 20 € als einmaliges Entgelt für Benzin behalten dürfe. Dass ich sie nicht wieder zurück wollte, und dass wir künftig die Dinge besser absprechen müssten. Ab jetzt werden wir alles per E-Mail machen mit einer Kopie an die Betreuerin. Ich werde nicht mehr mit ihr über WhatsApp kommunizieren, obwohl ich ihre Nachricht mit dem Trinkgeld auch noch auf der WhatsApp gespeichert habe. Ich wollte mich nur nicht auf weitere Diskussionen einlassen. Als sie dann kam, brachte sie mir das Trinkgeld nicht zurück, Gott sei Dank, denn dann hätte ich den Schein zerrissen. Denn ich habe auch meinen Stolz. Ich lasse mich nicht beschämen. Aber ich bin jetzt etwas zurückhaltender und reservierter, sowie am Anfang, wo wir uns noch nicht kannten. Höflich, freundlich, aber ich werde nichts mehr Persönliches erzählen. Ich verstehe sowieso nicht, warum sie von einem Freundschaftspreis spricht, wir sind keine Freundinnen, wir haben eine Geschäftsbeziehung, die allerdings mit einem freundschaftlichen Verhältnis einhergehen sollte. Von meiner Seite ist aber insgesamt das Vertrauen verloren, aber das gilt auch für andere Menschen. Ich finde es schade, wenn man ausgenommen wird wie eine Weihnachtsgans, weil die Leute denken, die kriegt ja alles vorne und hinten reingeschoben, da kann man sicher bedienen, und die Leute obendrein dazu auch noch nur Dienst nach Vorschrift machen. Eine reine informelle Hilfe, die einfach spontan von Herzen kommt, gibt es dann fast gar nicht mehr. Mein Taxifahrer hat mir einmal einen Sessel für mein Schlafzimmer aufgebaut, das fand ich sehr nett. Ich habe aber auch schon mal einen Fahrer ganz beiläufig gefragt, ob er mir schnell mal die Katzentüre wieder hinmachen kann, die umgekippt war, und dafür habe ich dann einen Zehner geboten. Als der Mann weg war, fiel die Tür wieder um. Wie es auch gehen kann, hab ich früher mal mitbekommen. Ich hab mal mitgekriegt, dass ein Taxifahrer, der eine ältere Dame im Rollstuhl von der Dialyse abholte, mit ihr zum Einkaufen fuhr, und sie kommandierte den auch noch ziemlich herum, das will ich und das will ich, da und dort will ich hin, zum Bäcker muss ich auch noch usw. und sofort.. Als ich ihn während der Fahrt, bei der ich auch gerade nach Hause mitgenommen wurde, fragte, warum er das täte, meinte er, die Frau würde ihm leid tun, denn ihr Neffe würde nichts für sie tun, obwohl sie einen Familienangehörigen hätte. Und sie sei doch behindert. Ich habe einmal zuvor einen Taxifahrer des gleichen Unternehmens gefragt, ob er, als er mich von der Dialyse abholte damals, mit mir mal eben schnell in den Supermarkt könne, um noch ein paar Äpfel zu holen, da hieß es, das ginge nicht. Ich hab das dem Fahrer, der die ältere Frau herumkutschierte, erzählt und auch argumentiert, ich bin ebenso behindert, als Blinde kann ich auch nicht einfach so alleine in den Supermarkt. Aber der Mitleidsfaktor zieht scheinbar bei mir nicht so sehr. Es wäre halt schön, wenn man echte und richtige Freunde hätte, die mal was für einen tun, oder jemand, der sagt, ich bin sowieso in der Stadt auf Abruf und muss warten, da bin ich froh, dass ich mich in der Zeit irgendwo aufhalten und etwas helfen kann. Da gibt man auch gerne einen Kaffee und eine Brotzeit und etwas Trinkgeld. Es ist ja nicht so, dass ich die Menschen ausnutzen möchte. Aber ich fühle mich manchmal so, als ob die Menschen wie eine Parkuhr oder ein Taxameter arbeiten. Und das finde ich unmenschlich und traurig.

Man gönnt sich ja sonst nix

or einiger Zeit habe ich einen neuen Computer ausgeliefert bekommen. Der Mann von der Hilfsmittelfirma schwärmte von einem Musical über Tina Turner. Er beschrieb einen Gänsehaut -Effekt, er beschrieb ihr Leben, und erzählte mir, wie schön es war, und als dann die Musik anfing, wie laut es war, aber dass er diese Lautstärke nicht als unangenehm empfand. Vielmehr war es toll, mit so vielen Menschen in einem Raum zu sein und all diese bekannten Lieder zu hören, und alles sei so schön im Originalton gelaufen. Die Band habe originalgetreu gespielt, und die Schauspielerinnen, die Tina Turner verkörpert hatten, hätten in allen Altersstufen von Tina Turner genau wie sie gesungen. Er würde auf jeden Fall noch mal hinfahren. Es sei in Stuttgart, er habe eine Karte geschenkt bekommen und sei mit seiner Familie dorthin gefahren. Ich überlegte mir, da ich nun den Mund wässrig bekam, doch dasselbe zu machen und mir diesen schönen Ausflug einmal zu gönnen. Ich dachte mir, man soll ja Geld nicht in Güter anlegen sondern in Erinnerungen. Denn die kann einem niemand nehmen. Ich besprach dies mit meinem Taxifahrer, denn der freut sich immer, wenn ich ihn mit einer Fahrt beauftrage. Wir regelten also die Details, und es wurde ein Preis ausgemacht. Außerdem setzten wir uns dann beide zusammen und riefen bei der Hotline des Veranstalters an. Es gab sogar eine spezielle Hotline für Rollstuhlfahrer und „Anders behinderte“, wie dies genannt wurde. Die Frau am Telefon war endlos geduldig, denn wir mussten erst überlegen, an welchem Tag wir nun fahren würden. Am Wochenende würde es teurer sein, und ich müsste ja den Taxifahrer mit einladen, weil er ja nur wegen mir dorthin fahren wollte. Er selbst habe ja kein Interesse an Tina Turner, aber ich brauchte ja eine Begleitung. Mit einer Assistenz im Zug hinzufahren wäre unrealistisch gewesen, denn dann hätten wir auch noch übernachten müssen. Mir wurde von dem Hilfsmittelhändler auch gesagt, dass die Veranstaltung am Nachmittag und am Abend stattfindet, wobei sich dann am Telefon herausstellte, dass unter der Woche nur Veranstaltungen ab 18:00 Uhr gegeben werden. Am Sonntag könne man auch ab 15:00 Uhr kommen, aber dann wäre es wesentlich teurer. Demnach entschieden wir uns, an einem Donnerstag zu fahren, und nun mussten wir noch den geeigneten Donnerstag finden. Nachdem wir dies nun geschafft hatten, musste ich all meine Daten für die Bezahlung diktieren, und dann endlich war alles gebucht. Wir kauften eine günstige Karte an der Seite, denn ich sehe ja sowieso wenig, und ich konnte nicht für zwei Personen so einen teuren Sitzplatz bezahlen. Insgesamt war es aber auch trotz Behindertenermäßigung kein billiges Vergnügen. Ich wollte mich natürlich auch dementsprechend schön machen. Ich zog daher eine schwarzgraue Jeans an, deren Reißverschluss sogar an der Seite ist, da es mehr Leggings sind als eine normale Hose. Diese sind für den Sommer. Außerdem hatte ich eine schöne weite rote Bluse an, ich zog schöne Ohrringe mit silberfarbenen Kugeln an und trug dazu zwei Ketten, die genau farblich in ihren Grautönen zusammenpassten. Diese Ketten gehören zusammen. Dazu hatte ich dann zur Feier des Tages doch einmal schwarze Perlonstrümpfe an und meine schwarzen Ballerina Schuhe. Außerdem trug ich meine etwas feinere schwarze Popelin-Jacke mit Reißverschluss und Kapuze, die aber trotzdem eher klassisch und nicht sportlich geschnitten ist. Ich dachte, für so einen Tag muss ich mich besonders schick machen. An dem besagten Donnerstag im Juni wurde ich dann abgeholt. Wir fuhren also los, ich hatte ein paar süße Teilchen dabei, der Taxifahrer hatte den Kaffee organisiert. Wir fuhren schon eine Weile, und da genau zu dieser Zeit die Europameisterschaft stattfand, war Stuttgart natürlich voll, und wir mussten noch einen Umweg fahren, bis wir endlich ankamen. Wir parkten das Auto in einem Parkhaus und kamen direkt von dort in eine Halle mit verschiedenen Essensständen. Zunächst tranken wir einen Cappuccino, denn gegessen hatten wir ja bereits im Auto. Ich dachte, etwas essen können wir auch noch nach der Vorstellung, vielleicht sind in so einem Haus die stände dann auch noch offen, wenn die Leute rauskommen. Die Halle mit den Essenständen war groß, laut, überall waren Neonröhren in verschiedenen Formen angebracht, man hörte verschiedene Kühlschränke, Gefriertruhen und Automaten, und es war insgesamt nicht sehr gemütlich. Wir gingen dann nahtlos hinüber in das angrenzende Gebäude, welches mehr ein Kino als ein Theater war . Es war zwar alles mit rotem Teppich ausgelegt, aber trotzdem konnte ich unter dem Teppich den für mich etwas zweckmäßigen Charakter des Gebäudes erkennen. Wir wurden dann an einem Infostand sehr freundlich empfangen, und man erklärte uns, wo wir sitzen würden. Der Zuschauerraum war wie bei einem Theater gestaffelt, und wir saßen etwas hinter einer Säule. Insgesamt fand ich zwar das Personal sehr freundlich, die Lokalität aber doch irgendwie nicht ganz so feierlich. Der Taxifahrer meinte außerdem, dass die Leute nicht alle so fein angezogen waren wie ich. Die meisten liefen ganz normal und leger herum. Ich war also auch noch hoffnungslos overdressed Dann begann das Musical, ich hatte ziemliche Mühe, die Texte zu verstehen, die in Deutsch vorgetragen wurden, denn die Schauspieler hatten einen ziemlich harten amerikanischen oder niederländischen Akzent. Zwischendurch wurden auch immer die Lieder von Tina Turner gesungen, allerdings stark verkürzt und fast nur auf Deutsch. Ich vermute jetzt mal einfach, dass das an den rechten für die Lieder liegt. Soviel ich mich noch erinnere, war der Vater von Tina Turner Prediger, sie sang im Kirchenchor, und ihre Mutter war sehr schlecht auf sie zu sprechen. Besonders auffällig war eben, dass sichAnna-May, so hieß sie zunächst, beim Singen sehr hervortat und laut ihrer Mutter zu sehr im Mittelpunkt stehen wollte. Die andere Tochter mochte sie wesentlich lieber. Daher ging sie dann von ihrem gewalttätigen Mann fort und nahm nur die eine Tochter mit. Anna May wurde dann zu ihrer Oma geschickt, die aber nicht mit ihr fertig wurde. Irgendwann kam dann, so erinnere ich mich, ihr Mann und Bandleader, der sie allerdings auch misshandelte und von dem sie dann den Namen hatte. Sie ging nach langjährigen Misshandlungen, als ihre Kinder groß genug waren, von ihm weg mit dessen Managerin, und irgendwann stand sie wohl mit ihren beiden Kindern hungernd und ohne einen Cent in der Tasche vor einem Hotel. Sie hat dann wohl sich und die Kinder mit Putzen durchgebracht, aber irgendwie wurde sie dann doch von jemandem entdeckt, der mit ihr in London eine Schallplatte machen wollte. Ich vergesse ja immer gleich wieder alles, aber ich weiß noch, dass sie sich von ihm dann ebenso emanzipierte, wobei man zunächst nicht geglaubt hätte, dass sie in ihrem Alter noch mal groß rauskommen würde. Sie stellte dann ihre eigene Band und ihre eigenen Lieder zusammen, mit denen sie dann auch berühmt wurde. Danach kam dann eben das Finale mit all ihren bekannten Songs, allerdings nur in einer ziemlich merkwürdigen deutschen Übersetzung. Zum Beispiel "I am a private Dancer" wurde mit „ich will weiter tanzen“ übersetzt. Das Finale war eigentlich das Allerbeste, da kam dann etwas von diesem Gänsehauteffekt zustande, der mir so lebhaft geschildert wurde. So hatte ich mir eigentlich das ganze Musical vorgestellt gemäß der Beschreibung, die mir ja zuvor so lebhaft geboten wurde. Es gab außerdem eine Pause, während der wir in den Raucherbereich gingen. Das war ein Balkon aus Beton, der eher einem Koben glich, wo die Leute herumstanden und rauchten. Es gab keine Stühle, keine Pflanzen, keine Gemütlichkeit, es wirkte wirklich so lieblos und ohne Stil, hier, wenn ihr rauchen wollt, bitte. Ich selbst rauche nicht mehr, ich habe 2002 damit aufgehört. Ich finde aber trotzdem, dass man diese Ecken genauso wie die anderen Zonen, wo Leute sich entspannen oder einfach aufhalten, gestalten sollte. Bis wir überhaupt erst mal dort hinkamen, hatten wir eine ziemliche Odyssee. Ich kenne das bei unserem Ort so, wenn wir dort ins Theater gehen, gibt es ein großes Foyer, und so kann man dann durch die Eingangstür gehen, und dort stehen dann die Leute, wenn sie frische Luft schnappen möchten. In der oberen Etage gibt es bei uns eine Cafeteria. Aber kleinere Snacks wie Brezeln und Getränke kann man auch direkt am Eingang haben. Für mich wirkte das alles mehr wie eine Fabrikhalle. Während der Pause wollte ich auch noch auf Toilette, und da hat mich dann eine Frau mit reingenommen . Als ich wieder rausgehen wollte, musste ich auch die drei Stufen, die ich zur Toilette hochgegangen war, wieder hinunterlaufen, wo mich dann wieder der Taxifahrer erwartete. Auf dem Weg nach unten hörte ich, wie die Leute hinter mir laufend flüsterten, „na, schafft sie es, kommt sie runter, schafft sie es?“ Ich fand das ziemlich unangenehm und peinlich. Der Taxifahrer sagte mir auch öfter , dass die Leute mich alle so anstarren. Ich fragte ihn, ob noch andere behinderte da sein, ja, es gäbe dort auch noch andere Behinderte, er habe einige im Rollstuhl gesehen. Als ich ihn fragte, ob diese ebenso angestarrt wurden wie ich, verneinte er dies. Nur ich sei so angeschaut worden. Ich fragte ihn, wie mich denn die Leute angesehen hätten, da meinte er, mit Entsetzen. Ich weiß nicht, woher das kommt, und woran das liegt, dass mir häufig die Begleitpersonen sagen, dass man mich so anstarrt. Wenn ich mit Leuten unterwegs bin, werde ich öfter mal gefragt, was hast du eigentlich angestellt, die Leute schauen Dich so böse an. Auch wenn ich zum Beispiel nach der Kennerin rufe oder jemanden anspreche, um nach dem Weg zu fragen, sagen mir meine Begleitpersonen immer, dass die Leute mich böse und feindselig ansehen, als sei ich auf einem Fahndungsposter abgebildet. Ich verstehe nicht, woher diese Ablehnung und Feindseligkeit kommt, und warum man mich so häufig anstatt. Ich habe einen Dialysehsunt am Arm, der ziemlich ausgebeult ist. Ich hatte aber an diesem Tag eine lang ärmliche Bluse und eine lange ärmliche Jacke an, daran konnte es also nicht liegen. Ich kann verstehen, wenn die Leute den Arm anstarren, weil man so etwas ja normalerweise nicht sieht. Ich kenne auch Menschen, die mich fragen, ob ich an der Dialyse bin oder war, und dann kommt es häufig zu Gesprächen, dass deren Verwandte oder Freunde ebenfalls an der Dialyse sind oder waren. Somit ist dies auch ein Aufhänger für Kontakte. Dennoch frage ich mich, warum man da so unverhohlen und ostentativ hinschauen muss. Mir wurde von Familienmitgliedern gesagt, ich solle das abdecken, das sähe nicht gut aus. Ich finde das schlimm, denn dieser Shunt hat mir zehn Jahre lang das Leben gerettet, ich habe die Dialyse überlebt, und ich bin stolz darauf. Deswegen sehe ich nicht ein, warum ich das verstecken muss. Wenn jemand ein Problem damit hat, soll er wegschauen. Was ich aber noch weniger verstehe ist, dass ich sogar dann angestarrt werde, wenn man den Arm überhaupt nicht sieht sondern nur den Ärmel einer Bluse oder einer Jacke, wo dann die Beule überhaupt nicht zu sehen ist. Zusätzlich trage ich eine Brille mit gelben Kantenfiltern, aber der Gelbton ist sehr dezent, und es gibt heutzutage so viele Menschen, die verrückt getönte Gläser tragen. Die Menschen tragen heutzutage so viele verrückte Sachen, verhalten sich häufig so auffällig oder provokant, machen so spektakuläre Dinge oder outen sich mit allen möglichen Dingen. Warum dann mein Verhalten, wo ich mich wirklich bemühe, nicht dauernd aufzufallen, den anderen so aufstößt und solches Entsetzen einflößt, dass sie mich dauernd anstarren oder zuweilen auch aggressiv, ablehnend und abweisend behandeln, verstehe ich nicht. Als dann das Musical vorüber war, waren natürlich die Stände mit dem Essen zu. Ich hatte schon ziemlichen Hunger, wir fuhren aber dann Richtung Heimat. Während der Fahrt fiel dem Taxifahrer ein, dass er Oliven und Fladenbrot im Auto hatte. Das gab er mir dann, und die Oliven waren fantastisch. Hier darf ich jetzt mal Werbung machen, die gibt es bei Aldi. Sie sind in einer Plastikschale mit Zellophan abgedeckt. Sie sind billig und schmecken wunderbar, sind riesengroß und ganz glatt und fest. Er hat mir dann später noch mal welche mitgebracht, sie haben auch eine feine Note von Knoblauch, aber nicht aufdringlich. Das war dann noch eine schöne Erfahrung während der Fahrt, und ich war von den Oliven sehr gut gesättigt. Mein Fazit, es war jetzt nicht schlecht, aber dafür so viel Geld hinzublättern und einen so weiten Weg auf sich zu nehmen, das war es nun wirklich nicht unbedingt Wert. Es war ganz schön, es war jetzt nicht enttäuschend, aber im Hinblick auf die Erwartungen, die bei mir geweckt wurden, hätte ich mir den Weg auch sparen können. Denn nun habe ich obendrein noch erfahren, dass das Musical auch zu uns kommt. Da hätte ich mir wirklich in den Hintern beißen können. Hätte ich gewartet und wäre bei uns dann hingegangen, könnte ich sagen, es war den Aufwand und das Geld wert. Ich hab noch mal mit dem Hilfsmittel -Menschen darüber gesprochen, er schwärmt weiterhin und erzählt mir immer, dass er am Morgen so gerne die Lieder von Tina Turner hört, und das er immer noch so begeistert von diesem Musical ist. Ich bin jetzt keine spezielle Liebhaberin von Tina Turner, aber ich fand ihre Lieder immer sehr schön, ansprechend, rhythmisch und melodiös, und ich fand die Frau auch als Menschen sehr anständig, fleißig und respektabel, wenn man bedenkt, wie lange sie noch aufgetreten ist und tolle Musik abgeliefert hat. Von solchen Leuten gab und gibt es nicht viele. Vielleicht noch Jennifer rasch, Phil Collins oder Chris de Burgh, die Popmusik machen, die allerdings weder seicht noch extrem kompliziert ist, und das sind zumindest Leute, die meines Wissens nicht so viele Skandale produziert haben. Insgesamt höre ich natürlich ganz andere Musik, bin aber eben auch offen nach diesen Seiten hin. Manchmal wünschte ich mir, dass man in die Zukunft sehen könnte, oder dass ich vielleicht ein bisschen mehr Intuition hätte und ein bisschen mehr voraus denken würde. Ich glaube, das würde vieles besser machen, wenn auch nicht alles, denn sein Umfeld und die Reaktionen der anderen kann man nicht beeinflussen. Deswegen schreibe ich diesen Blog in der Hoffnung, dass ich die eine oder den anderen vielleicht doch etwas ins Nachdenken bringe. Trotzdem war es eine tolle Erfahrung und ein Abenteuer und ein Erlebnis, das ich mir halt einfach mal gegönnt habe.

Freitag, 4. Oktober 2024

Viele Unternehmungen im Sommer

Zum einen habe ich eine neue Assistenz bekommen, und wir waren bei uns in einem Inklusionsgarten. Das ist eine Art Gärtnerei, in der behinderte der Lebenshilfe arbeiten, und wo sie zum einen genau 299 Hühner haben, damit es keine Legebatterie ist. Für diese Hühner kann man sogar eine Patenschaft übernehmen. Zusätzlich haben sie neben den Eiern, die man auch ohne Patenschaft kaufen kann, Pflanzen, aber leider verkaufen sie mir den grünen Daumen nicht dazu. Drum sind davon bei mir schon einige eingegangen. Außerdem haben sie wunderschöne Dinge aus der Behindertenwerkstatt, Töpferwaren, Tischlerarbeiten, Geschirr, Tücher, Sachen zum Hinstellen etc. Ich habe mir einen wunderschönen Haargummi mit Stoff darum gewickelt gekauft, er ist grün und passt daher gut zu rötlichem Haar. Außerdem habe ich noch zwei Kühlschrankmagneten dazu gekauft, weil ich die so mag. Dieses Mal habe ich nicht so viel mitgenommen, denn irgendwann hat man ja den Schrank auch mal voll. Sie haben auch Lebensmittel aus der Umgebung, da gab es zum Beispiel Mangoessig, Pfirsichessig, dann habe ich noch Nussöl gekauft, und all dies kam in ganz kleinen Fläschchen, so dass man erst mal probieren kann. Eine Flasche mit Apfel-Birnen-Saft habe ich mir auch gegönnt, normalerweise mag ich eigentlich keine süßen Getränke, aber bei Saft mache ich so einmal im Jahr eine Ausnahme. Leider war der Heidelbeerlikör, den sie sonst verkaufen, nicht verfügbar. Marmelade hatten sie ebenfalls, und es gab einige Regale mit veganem Brotaufstrich. Am Ende haben die mir aber nicht wirklich gut geschmeckt. Die Marmelade ist aber dafür umso besser. Wir haben dann noch Kaffee getrunken, ich hatte mir eine Blätterteigbrezel gewünscht, natürlich musste dann die Assistenz wieder aufpassen, weil mir wieder das falsche gereicht wurde. Bei mir ist das immer so mit der Kommunikation. Jedenfalls hat aber die Brezeln nicht sonderlich gut geschmeckt, als ich dann doch die richtige Brezel bekam. Aber der Rest war gut. Dann haben wir außerdem noch einen neuen Spiegel gekauft, weil das Glas von dem Spiegel bei mir im Flur gesprungen ist. Entweder ist er extrem alt und deswegen das Glas gesprungen, oder ich bin beim staubsaugen mal dagegen gestoßen. Oder beides, der Stoß beim staubsaugen hat so gewirkt, weil der Spiegel so alt war. Seitdem ich nun diesen schönen schnurlosen Staubsauger habe, mache ich das fast jeden Tag, dass ich einmal die Wohnung durch sauge. Das ist sozusagen mein Work-out. Ich bin sehr begeistert von dem Gerät. Man kann es nämlich auf eine Station stellen, man drückt einen Knopf, und der Behälter entleert sich in einen Beutel. Leider ist der Staubsaugerbeutel extrem schnell voll. Das Gerät wird dann auch so geladen, in dem das Gefäß dann in diesem Ring mit dem Beutel hängenbleibt. Der Ständer ist sehr platzsparend. Außerdem kann man verschiedene Teile dranstecken, man könnte auch einen Aufsatz mit zwei Schwämmen dranklemmen , unten ist noch ein Fläschchen mit Wasser angebracht, und wenn man auf die Plustaste drückt, sprüht der Staubsauger Wasser. Es gibt auch noch einen Ersatzakku, und man kann das Gerät so ziemlich überall zerlegen. Auf jeden Fall macht mir dieser Apparat ziemlich viel Freude, drum macht dann auch das Staubsaugen Spaß. Es sollte halt nur nicht solche Folgen haben, dass ich mir den Ellbogen entweder selbst in den Hüftknochen oder in den Spiegel renne. Und ich wollte auch irgendwann mal neue Stühle haben in meiner Küche, bis dato hatte ich noch keine passenden gefunden. Mir schwebten welche vor, die einen Metallgriff haben, an dem man sie oben gut anfassen und herumschieben kann. Denn wenn ich in der Küche hantiere, sind die Hände nicht immer ganz sauber oder trocken. So waren wir in verschiedenen Geschäften. Wir kamen dann in ein ziemlich teures und altmodisches Geschäft, ich dachte, da kaufen sicher nur gediegene Leute aus der CSU oder CDU ein, das sah alles sehr konservativ aus. Auch die Spiegel sahen aus wie die Bilderrahmen vom Röhren den Hirschen. Auch Rochen die Plüschmöbel schon fürchterlich, ich glaube, ich bin dort im Museum gelandet. Vielleicht haben die so eine Abteilung eingerichtet, und wir haben es nur nicht gewusst. Aber es war zumindest lustig. In diesem Geschäft gab es eben dann solche Stühle aus echtem Leder, und in einem anderen fanden wir ähnliche, und zwar in noch mehr Farben aus Kunstleder genau um die Hälfte. Die Lehne ist sehr hoch, aber nicht imposant, und es sieht nicht so hochherrschaftlich aus wie in einem Esszimmer, und es flößt einem nicht diesen einschüchternden Respekt ein, als ob man bei seiner Lordschaft speist. Es sind solcherart Schwingstühle mit unten Kufen, und oben ist eine Aussparung in der Lehne mit exakt diesem Metallgriff, wie ich ihn mir gewünscht hatte. Ich habe die Stühle in Grau, so passen Sie genau zu den Polstern auf der gezimmerten Bank, die ihnen gegenüber steht. Und in dem selben Geschäft, in dem wir übrigens hervorragend beraten und betreut wurden, fand ich dann auch einen Spiegel. Mit dem Spiegel hatte es nämlich das Folgende auf sich, die Assistenz, mit der ich die Sachen am PC mache, hatte mit mir zusammen online versucht, einen günstigen Spiegel mit einem ähnlichen Holzrahmen zu bestellen, wie er vorher an derselben Stelle gehangen hatte. Aber ich wollte ihn mir nicht schicken lassen, damit ich ihn nicht umwerfe, oder die Katzen ihn vielleicht zu Fall bringen, bis dann mal jemand da ist, der ihn aufhängt. Alleine hätte ich ihn nicht in den Keller schleppen können. Es gab zwar das Angebot, ihn in einer Filiale abzuholen, aber aus unerfindlichen Gründen klappte dies nicht. So war ich ziemlich traurig. Die Assistenz gab mir also die Artikelnummer des Spiegels, und ich wollte dann, wenn ich in dieses Möbelgeschäft ginge, danach fragen. Als wir dann in diesem Möbelgeschäft standen, fand ich ums Verrecken auf einmal auf meinem Notizgerät nicht mehr diese Nummer. Es war wie verhext. Demnach fragten wir eine sehr geduldige Verkäuferin. Ich sagte, ich suche einen Spiegel, er soll aus hellem Holz sein, soll diese und jene Masse haben, und er kostet um die 70 €. Denn er war von 140 auf 70 € herabgesetzt. Sie suchte und suchte in ihrem Computer und fand dann tatsächlich einen Spiegel, den ich auch anfassen durfte. Es war aber nicht dieser, aber er war trotzdem sehr schön. Hat einer Art Kassettenrahmen, also eine kleine, ganz dezente Wulst aus Holz, und dann kommt erst der flache Teil rundherum. Es sieht wirklich sehr schön aus. Wir haben also die Stühle und den Spiegel einpacken lassen, und zusammen mit meiner neuen Assistenz konnte ich beides in den Keller bringen. So habe ich es dann dort abgestellt, bis ich jemanden fand, der die Stühle zusammenschrauben und den Spiegel aufhängen konnte. Ein paar Wochen später habe ich dann, wie soll es auch anders sein, die besagte Artikelnummer auf meinem Notizgerät abhören können. Wo kam denn die jetzt auf einmal her? Ich glaube aber, dieser Spiegel wäre nicht so schön gewesen wie der, den ich jetzt habe. So hat doch wirklich alles sein Gutes. Mit einer weiteren neuen Assistenz bin ich dann zusammen zu Karstadt, das kann man ja sagen, weil ich mir vor Jahren eine sündhaft teure Brieftasche gekauft hatte. Ich dachte, wenn ich diese teure Brieftasche nehme, geht sie nicht kaputt, und ich muss nie wieder umlernen, wo ich Karten, Impfpass, Bonusheft etc. unterbringen kann. Aber leider ist die Klarsichthülle, die als Fenster über meinen Ausweispapieren angebracht war, gerissen. Wir brachten also das Teil dorthin, die Frau an der Kasse wusste erst einmal nichts von einer lebenslangen Garantie. Allerdings hatte ich diese abgeschlossen, besser gesagt mir wurde diese gewährt. Da ja Rechnungen bekanntermaßen im Geschäft auf Thermopapier ausgedruckt werden, hatte ich mir in weiser Voraussicht diesen kleinen Streifen auf normales Papier kopiert. In der richtigen Abteilung wusste die Frau auch etwas von einer lebenslangen Garantie. Sie meinte aber, es könne durchaus sein, dass die Firma das nicht mehr reparieren kann. Eigentlich müsste ich dann ja eine neue Brieftasche bekommen. Lebenslange Garantie würde ja dann bedeuten, wenn die Reparatur nicht möglich ist, wird es ersetzt. Es kann natürlich sein, dass diese Klarsichthüllen davon ausgenommen sind. Wir haben ein viel schöneres, nur halb so teures Mäppchen aus viel weicherem Leder gefunden, wo dann auch die Klarsichthüllen, die wesentlich kleiner unterteilt sind, nicht so leicht einreißen könnten. Sollte also dieses Teil nicht wieder zurückkommen, oder sollten Sie mir es nicht ersetzen und kaputt wieder zurückschicken, müsste ich nochmals in den sauren Apfel beißen und wieder so ein teures drum kaufen. Man denkt ja immer, je teurer, umso länger hält es. Meine Assistentin wollte mir auch noch weismachen, dass der Preis, den ich für das Teil bezahlt hatte, günstig gewesen sei. Aber ich glaube nicht, ich weiß schon auch, was Leder kostet. Anfang September war ich dann nochmals bei einem größeren Ausflug. Die eine Assistenz, die eigentlich schon länger ausgemacht hatte, dass sie mitgehen würde, sagte ab, denn ihr fiel dann doch plötzlich wieder ein, dass da ihre Schule bereits beginnt. Und dann wurde sie auch noch krank. Der Organisator für unsere Assistenten rief dann an, er hatte mir schon vorher jemanden geschickt, die die Frau vertreten sollte, und diese hatte mich bereits telefonisch kontaktiert. Ich ging dann auch noch mal sicher darin, dass sie wirklich wusste, dass es sich um einen Tagesausflug handelt, und dass sie dann keine anderen Kunden annimmt. Das war geklärt. Weil ich mittlerweile fast kein Gedächtnis mehr habe, hatte ich gedacht, dass wir 8:00 Uhr ausgemacht hätten. Als ich sie dann um 8:15 Uhr kontaktieren wollte, war sie noch im Auto und konnte nicht anrufen. Demnach rief ich dann bei den Organisatoren des Ausfluges an, ich solle mich auf den Weg machen, hieß es, notfalls können wir dich auch so begleiten, es sind noch Leute da. Ich fuhr also los und gab dann meiner Assistenz schnell durch und auch dem Organisator unserer Assistenten, dass ich im Bahnhof sei, und wo der Zug abfährt. Sie hat es tatsächlich geschafft, und sie sprang in den Zug. Allerdings war sie in einem Abteil, wo sie nicht durchlaufen konnte bis zu uns. An der nächsten Haltestelle musste sie umsteigen. Leider war es so, dass sie ihr Auto ganz schnell parken musste, sonst wäre der Zug weggefahren. Demnach war sie nicht sicher, ob sie dort überhaupt halten durfte, und wenn ja, wie lange. Es stand wohl auf einem Schild "von 8:00 Uhr bis 20:00 Uhr", aber es war nicht klar, ob das für alle Personen galt. Dort angekommen mit einer viertelstündigen Verspätung, wurden wir dann von zwei Stadtführerrinnen abgeholt. Erst einmal hatten wir eine Stadtführung, und ich zitterte wie Espenlaub, weil die Temperatur so schnell gefallen war, und ich das noch nicht gewohnt war. Ich friere sowieso immer extrem. Ich hatte extra meine dicke Jacke angezogen, für die Daunenjacke hielt ich es noch zu warm, denn ich dachte, was ziehe ich dann bei Minusgraden an. Im Dom war es dann Gott sei Dank nicht mehr so kalt, zum Glück hielten wir uns da eine Weile auf. Danach ging es zu einer älteren Brücke, wobei wir dann in ein Zentrum gegangen sind, welches in einen der Brückenpfeiler eingebaut war. Der Boden schwankte so sehr, dass mir schlecht wurde, und ich musste raus. Bereits im Zug hatte der Pfarrer unsere Essenswünsche aufgeschrieben, da er bereits eine Speisekarte von dem Rest darauf hatte, in dem wir ein paar Tische reserviert hatten. Ich nahm Buchweizenknödel, und ich freute mich schon sehr darauf. Ich hatte extra eine kleine Portion genommen, damit ich nicht wieder die Hälfte mit mir herumtragen müsste. Als wir dort ankamen, wurde gefragt, wer welches Essen hatte, und wir nahmen an, dass wir jetzt schnell essen konnten, da wir ja vorbestellt hatten, weil ja schon um 14:00 Uhr wieder die Museumsbesuche auf dem Programm standen. Ich meldete mich und sagte, dass ich eine kleine Portion Buchweizenknödel bestellt hätte. Dann kam der Kellner und kassierte, obwohl wir noch gar nicht gegessen hatten, damit es schneller ging . Als ich dann aufzählte, was ich zu zahlen hatte, sagte er, er wüsste gar nichts von Buchweizenknödeln. Mein Essen ist wieder mal untergegangen. Ich hatte mich vorher gemeldet, und die Assistenz hat es auch gesehen und dem Kellner gesagt. Alle anderen hatten dann schon mal wieder das essen, und ich bekam wieder mal als letzte. Ich war schon wirklich ausgehungert, und mir war schlecht. Ich habe keinen Diabetes, aber ich bekomme sehr schnell Unterzucker, und ich vertrage es nicht, lange zu Fasten. Zum Glück rettete mich dann mein Tischnachbar und gab mir einige seiner veganen Gnocchi, die schmeckten auch wunderbar. Irgendwann kam dann auch endlich mein Essen. Es war gar nicht schlecht, es gab auch eine Kruste aus Parmesan darauf, das war eigentlich das Beste, aber ich mag solches Essen sowieso sehr gern. Wir mussten dann mit 30-minütiger Verspätung aufbrechen, und der Pfarrer machte auch kein Hehl daraus, dass es schon irritierend war, dass wir jetzt so spät loskommen. Denn er sagte auch laut, weil wir so sehr, sehr lange warten mussten, können wir jetzt erst eine halbe Stunde später losgehen, das fand ich gut, und ich hoffe, dass die Küche das auch gehört hat. Als Kind habe ich immer als letzte bekommen, was meine Mutter immer ärgerte, da sie meinte, warum gibt man Kindern immer als letztes, Kinder können doch so schlecht warten. Bis in die Mitte meiner Zwanzigerjahre bekam ich Grund prinzipiell alles als letzte, egal, ob ich nur eine Suppe oder ein Hauptgericht bestellte. Irgendwann wurde das dann etwas besser, aber jetzt ist es wieder so schlimm geworden. Warum ich auch überall untergehe, weiß ich nicht. Wahrscheinlich würden jetzt irgendwelche Analytiker sagen, dass ich unbewusst dafür Sorge, dass ich überall die letzte bin. Ich glaube nicht, ich glaube, das ist eine passive Aggression oder Diskriminierung. Denn der Pfarrer hat es ja aufgeschrieben und alles weitergegeben, das habe ich genau gesehen, und ich habe mich auch gemeldet, als nach der kleinen Portion gefragt wurde. Wieso dann auf einmal nichts mehr davon bei denen bekannt war, ist mir schleierhaft. Die Wirte denken, die ist so klein, die wirkt so sehr behindert, da ist das egal. Oder sie übersehen mich einfach. Auf dem Weg zu dem Keplermuseum, zu welchem wir unterwegs waren, fanden wir dann ein wunderschönes Taschengeschäft, in welches wir später hineingehen wollten. Das Keplermuseum besteht aus dem Haus, in welchem Kepler gestorben ist. Er ist wohl ungefähr Ende des 16. Jahrhunderts geboren, und er hat drei Gesetze entwickelt, zum einen, dass die Planeten in einer Ellipse verlaufen, und das, je näher ein Planet bei der Sonne ist, er umso schneller fahren und somit längere Strecken zurücklegen kann. Wenn man also die Länge des Abstands vom Planeten zur Sonne sieht, dann ist die Breite wesentlich kürzer, weil er dann weiter weg von der Sonne ist, aber die Fläche bleibt gleich, weil die zurückgelegte Strecke länger ist. Obwohl umgekehrt der Abstand des Planeten zur Sonne länger ist, ist aber ja sein zurückgelegter Weg kürzer. Man kann sich das wie Rechtecke vorstellen, die einmal längs und einmal quer an die Sonne angelegt werden, aber die Fläche bleibt immer gleich. Und dann gab es noch irgend ein Gesetz von der Harmonie der Natur, aber warum das ein Gesetz ist, keine Ahnung, für mich klingt das irgendwie etwas global aber sonst nichts. Aber die anderen, also die ersten beiden Gesetze sind interessant. Er hat wohl auch mit einem Mathematiker zusammengearbeitet, dessen Namen ich zwar erinnere, aber ich schreibe in sicher verkehrt, und der hat wohl geglaubt, dass die Erde sich um die Sonne dreht, der Rest der Planeten sich aber trotzdem um die Erde. Dessen mathematisches Material konnte dann wohl Kepler weiterverwenden, und er kam dann eben zu der gleichen Ansicht wie Kopernikus. Er hat aber Galileo Galilei, der zu seiner Zeit gelebt hat, nie getroffen. Das sind die Dinge, an die ich mich erinnern kann. Außerdem war er früher evangelischer Theologe und hatte Mathematik unterrichtet. Und weil er so ein kluger Kopf war, sollte er für den König arbeiten, aber der hat im sein Geld niemals gegeben. Und auf dem Weg zum Wallenstein, der ihn da wohl unterstützen sollte, hat er sich dann eine Lungenentzündung zugezogen und ist dann eben dort gestorben in diesem Haus, in dem jetzt das Museum ist. Verstärkt haben sie sich über den Aufzug ausgelassen, der jetzt nachträglich in das Gebäude eingebaut wurde. Ich dachte schon, der ganze Vortrag geht über den Aufzug, aber dann wurde es interessant, und somit habe ich doch eine Menge mitgenommen. Ich hoffe, dass ich es mir noch eine Weile merken kann. Auf dem Rückweg kamen wir dann an dieses Taschengeschäft, denn ich hatte mir zuvor bei einer großen Versandfirma eine neue Handtasche gekauft. Ich wollte eine aus hartem Leder, einer Art Schultasche, weil ich jedes Mal Probleme habe, meinen Geldbeutel oder meine Brieftasche hinein zu stopfen, wenn das weiche Leder so stark nachgibt, dann bekomme ich den Reißverschluss nicht auf und zu. Bei einem harten Leder mit einem Verschluss wie bei einem Schulranzen dürfte das besser gehen, dachte ich mir. Die Tasche war auch ganz hübsch und gar nicht so teuer, aber der Deckel war so hart, wenn ich also in die Tasche hinein greifen wollte, um etwas raus zu holen, tat ich mir doch sehr schwer. Außerdem wurde ich dann schon wieder gehänselt, na, hast du deine Schultasche dabei. Die Verkäuferin dort hatte eine Engelsgeduld und schleppte eine Handtasche nach der anderen an. Irgendwann fand sie dann eine mit nur einem Verschluss, wie bei einer Schultasche, man drückt drauf, dadurch wird der Verschluss dünner und passt durch die quer verlaufende Metallschnalle. Der Deckel ist weicher, aber die Tasche ist fest genug, dass ich den Geldbeutel in eine sich bildende Mulde hineinstecken kann. Das sind alles Details, in denen der Teufel steckt, denn ich möchte nicht jedes Mal halb verrückt werden, wenn ich an der Kasse stehe. Außerdem gibt es noch hinten einen Reißverschluss, sodass man Zugriff auf technische Geräte hat, zum Beispiel auf mein Notizgerät oder auf andere Dinge, die ich mal schnell darin verstauen kann. Da es sich hier wirklich um echtes Leder handelte, war die Tasche natürlich sündhaft teuer, aber sie soll auch eine Weile halten. Die Tasche ist Cognacfarben, so erklärte mir die Verkäuferin. Außerdem ist innen kein Reißverschluss mehr, man kann einfach den Deckel hochklappen und kommt dann sofort an alles dran. Der Riemen ist auch super, denn er hat für die Schulter noch eine Art Halterung, damit die Tasche nicht ständig von der Schulter hinunterrutscht. Da ich aber so klein bin, musste ich den Riemen so kurz machen, dass diese Lasche für die Schulter nicht mehr durch die schnalle passte, mit welcher der Riemen enger gemacht wurde, nun hängt diese Lasche hinter der Riemen schnalle am Rücken hinunter. Aber trotzdem hat sie noch eine Wirkung. An einer kleinen Schnur war auch ein Schlüssel befestigt, mit dem man die verschlussschnalle abschließen kann, wenn man im Gedränge ist. Allerdings habe ich diesen Schlüssel bereits verloren, denn bis ich einen Ort hatte, wo ich ihn befestigen wollte, ist er abgerissen und verschwunden. Ich wollte ihn nicht an meiner Kette mit dem Schlüsselbund für die Haustür festmachen, denn der würde ja dann in der Tasche stecken, und wenn die Tasche dann abgesperrt war, wie sollte ich dann an diesen Schlüssel kommen? Jetzt ist der Weg, nun ja, vielleicht findet man ja so einen im Internet, es handelt sich sicher nicht um einen individuellen Schlüssel. Ich hab ja noch den Namen der Firma von dieser Lederhandtasche. Als ich dann mit der neuen Tasche ins Café kam, wo die anderen noch saßen, wurde gleich wieder gelästert, jetzt fährt die extra so weit, nur, um sich eine neue Tasche zu kaufen. Dabei war das ja nicht der einzige Grund, wie derjenige ja hätte feststellen können. Auch als ich eine Frage im Museum stellte, weil Kepler schon im Alter von 59 Jahren an einer Lungenentzündung gestorben ist, und ich wissen wollte, ob das nicht sowieso damals die normale Lebenserwartung war, hat irgendeiner gleich wieder gegiftelt, was ist schon normal. Ich verstehe nicht, warum man bei mir immer reagiert wie früher die Mitschüler bei einem Klassenausflug, wenn das unbeliebteste Klassenmitglied dem Lehrer oder Museumsführer eine Frage stellt. Ich habe niemandem etwas getan. Als wir dann zu Hause ankamen, fanden wir einen Strafzettel am Auto meiner Assistentin. Ich hatte ja wohl versprochen, ihn zu bezahlen, weil ich ja den Fehler mit der Abfahrtszeit gemacht hatte. Wäre ich zu Hause geblieben, hätte sie mit mir zum Bahnhof fahren können, und wahrscheinlich wäre mein Parkausweis hier sinnvoll gewesen, dann hätten wir gar nichts bezahlt. Sie gab mir dann sofort die Kontonummer des Vereins für Verkehrsüberwachung, oder wie auch immer d. h., und dann habe ich umgehend die 20 € überwiesen. Den Strafzettel ließ ich mir per SMS zusenden, denn ich wollte ihn zu Hause dann mit meiner Lesesoftware entziffern. Dieser Lesesoftware ist dann auch noch eine KI angeschlossen, sodass ich von dieser erfuhr, dass ein Parkticket für diesen Zeitraum zwischen zehn und 30 € gekostet hätte. Demnach haben wir eigentlich gar nicht viel Verlust gemacht, besser gesagt, wenn wir regulär gelöst hätten, wäre es sogar teurer gewesen. Aber das nächste Mal muss ich ja irgendwie dafür sorgen, dass jemand anderer noch mitliest oder mithört, damit ich nicht wieder die Hälfte von dem, was wir abgemacht haben vergesse, denn hätte ich die Zeit noch in Erinnerung gehabt, oder hätte ich am Tag vorher noch mal mit ihr Kontakt aufgenommen, um alles abzusprechen, wäre ich mitgefahren und hätte den Parkausweis hinter die Windschutzscheibe legen können. Also sind wir noch glimpflich davongekommen. Auch wenn ich also natürlich nicht nur wegen der Handtasche an dem Ausflug teilgenommen habe, ist sie doch ein schönes Andenken, und vor allem kann ich jetzt endlich meine Sachen so einordnen, dass es praktisch ist, und ich schnell an alles ran komme. Natürlich habe ich auch jede Menge an neuen Informationen bekommen und ein kulturelles Erlebnis gehabt.