Stille Post an Kabarettisten
Liebe Kabarettisten, neulich hörte ich einige Preisträger der kleinen Kunst,
von denen einer sagte: „Das Privatfernsehen bringt die Paralympics der
Sprache.“ Ein anderer meinte: „bei manchen Fernsehsendungen meint man, man sei bei
Aktion Mensch.“ Ich nehme einmal stark an, dass dies nicht als Kompliment
gemeint war. Aber woher nehmen Sie eigentlich die Ansicht, dass Sportler, die
bei der Behindertenolympiade mitwirken, automatisch ein niedriges Niveau haben?
Und was bringt Sie dazu, anzunehmen, dass Leute, über die bei Aktion Mensch
berichtet wird, nichts im Kopf haben? Oder wollten Sie etwa damit sagen, dass
das Privatfernsehen ein ausgesprochen hohes Niveau hat?
Sind Sie schon einmal
mit einem Bein Ski gefahren? Haben Sie schon einmal mit verbundenen Augen
Fußball gespielt? Haben Sie schon einmal im Sitzen eine Kugel gestoßen? Können
sie mit einem Arm Posaune spielen?
Selbstverständlich dürfen Sie Witze über einen Behinderten
machen, zum Beispiel, wenn jemand Ihrer Meinung nach politischen Unsinn redet,
oder wenn jemand sich bei "Deutschland sucht den Superstar" oder in einer Talkshow blamiert, oder wenn
sich jemand sonst wie negativ hervorgetan hat. Warum sollen Behinderte hier geschont
werden?
Aber schlechte Qualität automatisch mit Behinderung
gleichzusetzen oder als Metapher für unmögliches Verhalten herzunehmen, finde
ich schlichtweg diskriminierend.
Gerade Sie, die Sie häufig gesellschaftliche Missstände
anprangern, sollten sich einmal mehr mit Behinderten und deren wahren Leistungen beschäftigen. Wenn Sie dies getan haben,
dürfen Sie gerne auch einmal einen Witz mit oder über einen Behinderten machen
Ihre Kabarett-begeisterte
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