Wieder ist einer meiner Wünsche, die ich mir für dieses Jahr
vorgenommen habe, daneben gegangen. Ich habe in meinem Erpresserbrief an das
Leben und an Gott geschrieben, dass ich die Konsequenzen ziehen werde, wenn
nicht mindestens einer meiner Wünsche dieses Jahr in Erfüllung geht. Ich wollte
diese Konsequenzen eigentlich erst Ende des Jahres ziehen, aber ich werde wohl
wahrscheinlich diesen Weg schon ein paar Monate früher einschlagen.
Heute wollte ich endlich die Ergebnisse der ADHS-Diagnostik
haben. Stattdessen hat man mir eine Diagnose erteilt, die ich überhaupt nicht
wollte. Dies ist eine Diagnose, die sehr unbeliebt ist, und mit der man
eigentlich nie behandelt wird. Keiner nimmt einen mit so einer Diagnose. Es ist
ein Makel, den man nie wieder los wird.
Außerdem hätte ich nun endlich die Möglichkeit, eine
Traumadiagnostik in Mannheim machen zu lassen. Ich habe also dorthin
geschrieben und angefragt, wie sie zum Thema Trauma steht, ob ich dann auch
wieder nur solche Sätze höre wie: ob man traumatisiert ist, hinge davon ab, wie
gut man etwas wegsteckt, oder: es sei doch nicht so wichtig, ob man eine
Diagnose bekommt, nur man selbst könne sich diese Bestätigung geben. Sie hat
mir keine Antworten darauf geben wollen. Dies bedeutet, dass ich dann, wenn ich
dort hinfahre, wieder nur enttäuscht werde. Ich habe sie nun angefleht, mir
doch diese Fragen zu beantworten. Wenn ich dort wieder hingehe und wieder
enttäuscht werde, überlebe ich das nicht. Außerdem muss jedoch Verständnis haben,
dass jemand, der bereits traumatisiert ist, nicht noch einmal verletzt werden
möchte.
Ich habe an Leitmedien geschrieben, um dort den Text über
Kabarettisten anzubringen, und die Leute davon zu informieren, dass hier
diskriminierende Sprache gegenüber Behinderten benutzt wurde. Ich habe diesen
Mann mehrfach angebettelt, mir doch zu schreiben, dass er mit meinem Text etwas
anfangen kann. Er wiederholte immer nur, dass er solche Texte nicht abdruckt,
und dass er nicht viel damit machen könne, und dass der Text aber gut sei. Ich
erklärte ihm mehrfach, ich bräuchte lediglich einen Satz wie: „danke für den
Hinweis, wir werden den Text archivieren, uns ist jeder Hinweis wichtig, den
wir in diesem Zusammenhang erhalten. Ich habe ihm gesagt, dass ich mein Leben
so nicht mehr leben will, wenn ich niemandem nütze, und wenn niemand etwas von
mir brauchen kann. Er meinte, ich solle mir helfen lassen. Ich finde das
Heuchelei, denn er hätte mir in dem Moment helfen können. Ich sagte ihm
nämlich, dass der gefallen, den ich von ihm möchte, so klein ist, und er mein
Leben damit retten würde, wenn er mir sagt, dass er das gebrauchen kann, was
ich geschrieben habe.
Ich habe nämlich auch an die Zeitschrift Menschen-das
Magazin geschrieben und die gebeten, meinen Texte veröffentlichen. Man hat ein
Jubiläum, die Juni-Ausgabe sei bereits voll, erst im Dezember könne man darüber
nachdenken, meinen Text zu veröffentlichen. Und er gab mir eben der Hinweis,
mich an Leitmedien zuwenden. Ich bitte alle diejenigen, die diesen Eintrag
gelesen, sich den Blockeintrag „Stille Post an Kabarettisten“ durchzulesen und
diesen heraus zu kopieren und an Leitmedien zu senden. Vielleicht kann man ihn
so dazu bringen, zumindest zu sagen, dass mein Beitrag hilfreich war. Ich würde
alles tun, damit endlich einmal jemand sagt, dass er etwas von mir brauchen
konnte.
Außerdem wollte ich mich für einen Fernstudiengang in
Disability studies anmelden. Leider hat man mir gesagt, in Deutschland gäbe es
diesen Studiengang noch nicht. Ich habe allerdings gelesen, dass die Professorin,
die mir sehr nett zurück geschrieben hat, für eben dieses Fachgebiet einen
Lehrstuhl hat. Wahrscheinlich gibt es keinen Hauptstudiengang dafür. Sie hat
mir die Adresse einer Uni in Leeds in England gegeben, wo man einen
Fernstudienkurs belegen kann. Als ich aber hin schrieb, dass ich zu den zwei
Wochenenden Präsenzstudium, nicht kommen könne, und dass ich ein Stipendium
bräuchte, bekam ich keine Antwort mehr. Ausgerechnet in dem Studiengang, indem
über Diskriminierung Behinderter geforscht wird, werde ich einmal wieder
aufgrund meiner Behinderung (und vielleicht auch wieder wegen meiner Art)
diskriminiert. Wieder eine Enttäuschung! Gott will nicht, dass ich in meinem
Leben noch irgendetwas ändern kann, das Leben hat für mich keine Überraschungen
mehr parat.
Ich möchte nicht, dass mir irgendjemand schreibt oder sagt,
ich solle mir Hilfe holen. Für was soll ich mir Hilfe holen, wenn mich jeder,
den ich um Hilfe bitte, nur wegschickt und sagt, ich solle zu meinem Hausarzt
gehen oder zu einem anderen Arzt oder in eine Klinik? Wenn mir jemand zeigen
würde, ja, Du bist mir wichtig, ich helfe dir, ich gebe dir, was Du dir
wünschst, weil ich dich mag, und weil mir etwas an dir liegt, oder wenn ein
Therapeut sagen würde, ich diagnostiziere Sie, ich helfe Ihnen, dann wäre das
schon ein Grund, weiterzuleben. Aber nur zu sagen, holen Sie sich doch Hilfe
vom Hausarzt, damit man aus dem Schneider ist und keine Verantwortung mehr hat,
ist für mich ein Zeichen, dass ich diesen Leuten im Grunde egal bin. Für was
soll ich mir dann also Hilfe zum weiterleben holen?
Zumindest haben wir erreicht, dass unsere Radiosendungen
jetzt auch von einem anderen Webradio abgespielt werden. Und eine Sendung wird
sogar von einem ganz bekannten Webradio für blinde angenommen. Allerdings habe
ich mich schon wieder zu früh gefreut, denn ein Bekannter von mir sagte mir,
als er den Namen des Radio-Machers des neuen Webradios hörte, dass dessen Ex-Freundin
ihm erzählt habe, dass dieser schon mehrere Projekte angefangen und in den Sand
gesetzt hätte. Natürlich, da freut man sich, aber dann komme ich doch nur
wieder wo unter, wo niemand zuhört, oder was sowieso gleich im Sande verläuft.
Von meinem Katzennetz habe ich noch nichts gehört. Ich
glaube auch, dass dieser Wunsch ebenso nicht in Erfüllung geht wie alle
anderen. Ich werde keine neue Autismusdiagnose erhalten, sie wird nicht
bestätigt werden, und es wird kein Trauma bestätigt, stattdessen bekomme ich
nur Diagnosen, die einen Menschen er stigmatisieren als alles andere.
Ich möchte nicht sterben, ich will leben, nur möchte ich
dieses Leben nicht mehr! Da ich aber dieses Leben nicht ändern kann, so sehr
ich mich auch bemüht habe, soviel ich auch getan habe, muss ich irgendwann die
Konsequenzen ziehen. Ich werde so lange mit dem Kopf gegen dieselbe Scheibe
knallen, bis sie endlich zerbricht. Ich werde notfalls mit Gewalt erreichen,
dass ich noch etwas von diesem Leben bekomme. Ich werde Gott erpressen, und ich
werde ihm mit Gewalt abtrotzen, dass er mir doch noch mehr zuteilt, als das,
was ich erhalten habe. Andere, auch Behinderte, haben ein erfülltes Leben und
so viele Dinge, die Sie machen können. Andere haben gleich mehrere Gebiete, auf
denen sie gut sind und ankommen. Ich hingegen kann machen, was ich will, aber
ich erhalte nichts, und es kommt nichts zurück. Für mich ist nichts vorgesehen.
Ich werde es mir mit Gewalt nehmen! Warum soll es mir nicht genauso zustehen
wie jedem anderen? Gott hat mich als üblich-Mensch auf die Welt gesetzt, der
nur Ersatzspieler sein darf. Ich werde nicht zugeben, dass ich an allem selbst
schuld bin, und dass ich gescheitert bin, weil ich selbst alles falsch gemacht
habe. Ich habe getan, was ich konnte und mich redlich bemüht. Ich glaube nicht,
dass andere so viel besser sind. Und ich habe keine zu hohen Erwartungen. Ich
bin von Anfang an für die Schattenseite bestimmt gewesen. Ich hasse Gott!!!
Wenn mir jemand wirklich helfen will, dann setzt er sich
dafür ein, dass ich endlich all diese Wünsche erfüllt bekomme, oder mindestens
einen, den ich in meinem Erpresserbrief erwähnt habe.
Ich möchte einmal sehen, dass auch das Leben für mich noch
positive Wendungen, Überraschungen und Lösungen parat hat. Ich möchte, dass
mich jemand versteht, dass ich endlich die passende Diagnose will, damit ich
endlich zu einer richtigen Gruppe dazugehöre, und nicht ein bisschen dies, ein
bisschen das, ein bisschen jenes und ein bisschen solches bin. Niemand
versteht, dass ich endlich zu einer bestimmten Gruppe dazugehören will, und
dass ich endlich jemanden sagen hören will, dass ich nicht einzigartig bin,
dass meine Symptome bei vielen Menschen vorkommen, und dass ich nicht alleine
damit bin. Stattdessen werde ich immer gefragt, was ich denn davon hätte, eine
Diagnose zu erhalten. Ich würde vielleicht endlich denken, dass ich nicht
verrückt bin, sondern dass es einen handfesten Grund für all das gibt. Ich
möchte, dass das Kind endlich einen Namen bekommt. Und ich möchte als aller
erstes, dass dies jemand versteht.
Letztes Jahr im Dezember habe ich mich so über eine Frau
geärgert, dass ich etwas ganz Böses ausgesprochen habe. Ein halbes Jahr später
ist sie gestorben. Ich fühle mich schuldig an ihrem Tod. Außerdem habe ich eine
Bekannte, die mit 35 Jahren bereits Krebs hat, der schon ins Rückenmark
gestreut hat. Ich möchte mit ihr tauschen, ich möchte lieber sterben anstatt
sie. Mein Leben ist sowieso nichts wert, dann könnte ich ihr wenigstens diesen
Dienst erweisen. Ich würde liebend gern mein Leben geben. Sie wird noch
gebraucht, sie hat einen Mann, sie arbeitet, und sie ist jünger als ich. Was
soll ich noch hier auf dieser Erde?
Sollten hie zugeben müssen r nun blöde Kommentare kommen, wie ich sie
letztes Jahr gelesen habe, bestätigt mich dies nur in meinem Weg auf meiner
langen Reise. Ich wünschte, ich müsste diese nicht antreten! Ich will nicht
sterben, ich will leben, aber ich will anders leben, aber der liebe Gott lässt
es nicht zu. Am Ende habe ich wieder verloren.
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