Samstag, 19. Oktober 2024

Das Management meiner Assistenten

Eine Zeit lang habe ich ja, nachdem Mitte Dezember letzten Jahres meine Putzfrau krank wurde und nicht mehr kommen konnte, bis ungefähr Februar alles alleine machen müssen. Aufgrund meiner chronischen Erkrankung war ich dann danach für den Rest des Tages platt. Seit Februar habe ich wieder eine neue Putzfrau, und diese kommt alle zwei Wochen. Ansonsten hatte ich dann ungefähr ab Februar oder März jede Woche jemanden von einem weiteren Dienst, der machte die Aufgaben einer Haushaltshilfe, ich könnte ihn aber auch zum Einkaufen schicken, oder wir könnten zusammen Geräte entkalken, und er kann auch die Grundreinigung zum Beispiel der Küchenschränke oder des Kühlschranks übernehmen oder den Gefrierschrank abtauen. Die erste Zeit ging das ganz gut, er kam im Januar. Er war auch so schnell, dass er nicht die 2 Stunden benötigte, sondern durch seinen vorherigen Beruf schaffte er alles in 1 Stunde. Ende Juni erhielt ich dann von ihm eine halbe Stunde vor seiner Ankunft eine WhatsApp mit der Nachricht, mein Budget wäre zu Ende , ich müsse erst wieder ein neues beantragen, und deswegen könne er nicht kommen und hätte sowieso schon wieder einen anderen Kunden. Zum einen läuft das Budget weiter, und zum anderen hätte ich mir gewünscht, dass vielleicht ein paar Tage vorher zu erfahren. Außerdem fand ich es auch rätselhaft, dass er schon so schnell wieder einen anderen Kunden hatte. Ich rief mehrfach bei der Firma an, irgendwann meldete sich dann jemand bei mir und sagte, er sei jetzt für mich zuständig, und er würde alle zwei Wochen kommen. Beim ersten Mal kam er zu spät, dann habe ich angerufen. Beim nächsten Mal erschien gar niemand. Ich rief ihn an, keiner meldete sich. Ich hinterließ daraufhin eine Nachricht. Danach rief ich bei der Zentrale der Firma an. Eine Vertretung des Chefs war da, die ursprünglich einmal meine Haushaltshilfe hätte werden sollen, sich aber niemals bei mir gemeldet hatte. Diese räumte ein, er hätte schon etwas früher was sagen können, aber sie erklärte mir, mein Budget wäre auf Null, denn am 30. Juni würde das Budget verfallen. Daher habe man mich im Computer auf genau den monatlichen Betrag eingestellt, und der wäre dann beim ersten Einsatz mit Anfahrt schon ausgeschöpft gewesen. Ich rief also bei der entsprechenden Bewilligungsstelle an und erfuhr, dass das Budget nur bis zum 31. Dezember des vorherigen Jahres verfällt, das, was man im jetzigen Jahr angesammelt hat, würde erhalten bleiben bis zum Ende dieses Jahres, würde aber erst wieder in der Mitte des nächsten Jahres verfallen. Demnach hätte ich noch genug an Budget. Ich rief also wieder dort an, und die stellvertretende Chefin erklärte mir, man habe es eben auf den Betrag eingestellt, und das habe sie vom Chef gehört. Bei diesen Telefonaten hat sie mich dauernd unterbrochen, und ich hab ihr mehrfach erklärt, wenn ich mehr benötige, als der monatliche Betrag hergibt, sollen sie mir eine Privatrechnung stellen, und das war auch von Anfang an so ausgemacht. Sie würde jetzt das Budget umstellen und den Helfer wieder zu mir schicken. Meine Putzfrau, die eigentlich am 23. August wieder dran gewesen wäre, war obendrein auch noch in Urlaub und hatte ihren Einsatz auf die kommende Woche verschoben. , somit hätte ich vom 9. bis zum 30. August niemanden gehabt. Daher hatte ich fest mit ihm am 19. gerechnet, und als diese stellvertretende Chefin mir am 21. August versprochen hatte, dass er sich meldet, habe ich dann natürlich am Nachmittag nochmals nachgefragt, denn die Woche wäre schnell rum gewesen. Sie fuhr mich an, dass er sich wohl noch melden würde, und das er ja schließlich arbeitet. Ich sagte ihr, dass es aber bis Freitag nicht mehr lange hin sei, wenn er da noch kommen wollte, und dass sie sonst gegebenenfalls Ersatz finden müsse, und die Zeit würde deswegen knapp. Da fuhr sie mich dann wieder an, dass sie einen hohen Krankenstand hätten, ein Kollege ausgefallen sei, und dass das Haus voll sei bis oben hin mit Kunden. Eigentlich hätten die das wissen müssen, wie das mit dem Budget und dessen Verfall verläuft. Man hätte auch schon früher mal mit mir sprechen können. Und es ist nicht meine Schuld, wenn bei denen so ein hoher Krankenstand ist, und wenn Sie damit überfordert ist, darf sie dies nicht an mir auslassen. Aber ich kann mich halt am wenigsten wären. Dafür, dass es deren Fehler war, fand ich ihr Verhalten daher ziemlich frech. Ich bedankte mich höflich und spitz und legte auf. Ich rief dann bei der Stelle an, bei der das gewährt wird, und beklagte mich über das Verhalten dieser Leute, die ja eigentlich für unsere Entlastung eingesetzt sind, und ich wollte Alternativen, ob eventuell auch Leute, die man selbst auswählt, dann von mir direkt eingestellt und bezahlt werden könnten. Die Dame meinte nur, es hilft nichts, wenn Sie mir das erzählen. Daraufhin meinte ich höflich, Entschuldigung, dass ich sie belästigt habe und legte auf. Ich rief dann beim Stützpunkt der Stadt an und erfuhr, dass man auch ehrenamtliche Helfer haben könne, davon haben wir dann aber Abstand genommen. Denn diese müssen ja dann einen Kurs mitmachen, und ich hätte noch eine Putzfrau gehabt, die als Flüchtling in Deutschland lebt, aber die hatte wohl nicht mehr so viel Interesse und außerdem keine Zeit für eine solche Fortbildung. Ausgerechnet an diesem Samstag dem 24, wo ich sie womöglich dringend gebraucht hätte, wenn der Helfer nun nicht angerufen hätte, hätte sie was vorgehabt und ausgerechnet da keine Zeit. Sie bedankte sich noch „für alles“, das war es dann. Gott sei Dank rief dann doch noch der Helfer an, dass er am Freitag, dem 23. August käme. Dem Himmel sei Dank, denn wenn bei mir jemand ausfällt, dann fällt auch meistens der andere aus. Ab jetzt kommt er alle zwei Wochen am Freitag, und alle zwei Wochen kommt meine Putzfrau. Dann bekam ich ja zwei neue Assistentinnen, und einer hatte mir angeboten, dass sie an bestimmten Tagen kommen könnte. Mit ihr wollte ich zum Einkaufen fahren. Ich lasse mir ungern die Sachen liefern, denn die stellen mir den ganzen Flur mit Papiertüten voll, über die ich dann drüber schweben muss, um die Wohnungstür schnell zuzumachen. Allerdings sind dann die Papiertüten erst mal so platziert, dass ich sie auch noch woanders hin schieben muss, um die Tür zuzubekommen, wohin, das ist die Frage. Diesen Moment, bis das Problem endlich mal gelöst ist, könnten meine Katzen dann womöglich zur "Flucht" nutzen. Ersatzartikel kann man da natürlich auch nicht bestellen, denn wenn der Fahrer, der kaum deutsch kann, den Artikel nicht mitgebracht hat, kann er in nicht herzaubern. Das mit dem Deutsch ist jetzt keine Beleidigung, aber es ist halt eine Tatsache, dass dies mich halt vor größere Herausforderungen stellt, als wenn er Deutsch könnte. Einmal habe ich mit Corona in Quarantäne gesessen und im Rahmen einer größeren Lieferung auch noch sicherheitshalber gleich zwei Laib Brot bestellt, Und beide waren nicht lieferbar, so stand ich ohne Brot da. Das hat sich dann zum Glück damals gelöst, weil eine bekannte mir welches gebracht und an die Tür gehängt hat, was ich ihr nie vergessen werde. Der Zettel, den ich durch die Tür geschoben hatte, wurde von einer Nachbarin gelesen, die mir dann auch noch eine Tüte mit Brot brachte. Mit der Auswahl zwischen Lieferung oder Abholung hat man die Wahl zwischen Pest und Cholera, was man jetzt im folgenden Beispiel sehen kann: normalerweise bestelle ich eben immer meine Sachen so, dass ich sie im Markt abhole. Ich habe extra bei einem Supermarkt eine Vorbestellung zusammengestellt. Hierbei muss man ein Zeitfenster wählen, natürlich habe ich dementsprechend die Zeit ausgesucht, in welcher die Assistenz auch da sein würde. Um 9:00 Uhr vormittags bekam ich dann eine Nachricht von ihr, dass sie ein Familienmitglied ins Krankenhaus begleiten müsse, weil dieses in einigen Tagen operiert würde. Sie können nicht kommen. Demnach stand ich dumm da, denn ich hätte ja die Sachen irgendwie abholen müssen. Ich mache dann immer einen sehr großen Einkauf mit den Dingen, die nicht verderben, wenn ich alle paar Monate mit jemandem dort hinfahre, um alles abzuholen. Da ich schon einmal das Zeitfenster nicht einhalten konnte und eine böse E-Mail von der Zentrale des Supermarktes erhielt, in der es hieß, dass ich, wenn ich noch einmal die Zeit nicht einhalten würde, nie wieder diesen Service in Anspruch nehmen dürfte, rief ich umgehend bei diesem Supermarkt an. Die sind aber sehr nett in dieser Filiale, sie meinten lediglich, ich hätte eine Garantie von 24 Stunden, danach sei die Gewährleistung zu Ende. Normalerweise esse ich ja die Sachen auch zu Hause nicht innerhalb von 24 Stunden auf. Die Assistentin bot mir dann an, am nächsten Tag zu kommen, aber ich wollte, da ich schon tagelang kein Obst und Gemüse mehr gegessen hatte, die Sachen möglichst am selben Tag haben. Wenn ich schon so eine große Bestellung mache, nehme ich dann natürlich auch gleich das Obst und Gemüse für diese Woche mit. Somit rief ich meinen Taxifahrer an und fragte, ob er mich fahren könnte. Zuerst einmal erhielt ich keine Antwort. Daher fragte ich dann die Assistenz, bis wann sie wissen müsste, ob sie nun am nächsten Tag kommen müsse oder nicht. Ich habe ihm das dann auch erklärt, und dann schrieb ich ihm noch, dass der Supermarkt damit einverstanden sei, dass ich auch noch nach diesem Zeitfenster kommen könnte. Er rief mich dann an und meinte, er habe sich jetzt gar nicht erst alles durchgelesen, er sei bis jetzt beschäftigt gewesen, aber er könne die Sachen mit mir holen. Gott sei Dank, so konnte ich die Assistenz absagen. Als wir dann die Sachen abholten und zurück fuhren, meinte der Taxifahrer, er habe sich Sorgen gemacht, weil ich so viele WhatsApp-Nachrichten geschrieben hatte, und dass im Leben nicht immer alles glatt geht, und dass man solche Dinge im Leben öfter mal hat. Ich habe ihm erklärt, dass man mit einer sehr schweren Mehrfachbehinderung aber dabei noch wesentlich härtere Bedingungen hat, weil man dann ziemlich aufgeschmissen ist, weil man ja nicht mal eben so spontan mit dem Auto irgendwo hinfahren kann, und da man dann häufig auf sehr viel Hilfe von anderen angewiesen ist. Ich muss dann ziemlich viel organisieren und umdisponieren, ich muss ziemlich flexibel sein und dann sehr genau überlegen, wie ich vorgehe. Denn da sind dann viele Menschen mit im Spiel. Ich empfinde meine Situation sowie eine Mutter mit Drillingen, der die Babysitterin absagt. Da sagen auch viele Menschen mit nur einem Kind, nun ja, Kinder sind halt nun einmal anstrengend. D. h. nicht, dass man einen Wettbewerb machen will, sondern dass ich einfach vor dem Hintergrund all meiner so zu einem Tetris filigran konstellierten Herausforderungen fair beurteilt werden will, denn ich bin keine Unreife Person, die bei der kleinsten Schwierigkeit gleich verrückt wird. Ich bin nicht mehr ganz jung, und die Menschen, die somit mehr sprechen, sind häufig nur halb so alt. Der Fahrer meinte, ja, er habe auch öfter mal einen platten Reifen, die Leute würden dann nicht mehr mit ihm fahren wollen, weil sie glaubten, dass er sie nur anschwindelt und nicht kommen wolle. Dann würde er seine Kunden verlieren. Ich finde das natürlich auch traurig und blöd, dass die Leute so sind. Allerdings habe ich eben auch schon erlebt, dass ich ziemlich weit weg war, und dass ein Taxifahrer mich zu einem Ort fuhr und mir versprach, zur ausgemachten Zeit wieder da zu sein. Dann erhielt ich eine Nachricht, es habe einen kleinen Unfall gegeben, er würde sich verspäten. Die Taxizentrale ist aber so weit weg, dass ein neues Taxi sehr lange brauchen würde. Nach 1 Stunde kam dann das Taxi, von einem Unfall war laut denen, die mit mir warteten, nichts zu sehen, und als ich am nächsten Tag nachfragte, wusste der Fahrer gar nichts mehr von einem Unfall. Mein Taxifahrer hat hingegen schon mal eine ganze Stunde gewartet, bis einer Vorstellung aus war, damit er mich nach Hause fahren kann, aber er ist halt meistens nur Tags unterwegs. Viele Taxifahrer hingegen nehmen dann schnell ein paar Kunden dazwischen, und wenn das dann länger dauert, denken die sich, die Alte sitzt doch sowieso da und kann nicht weg, die hab ich sicher im Sack, die lass ich halt warten, die habe ich ja sowieso. Daher kann ich schon verstehen, dass manche Menschen, die noch nicht lange mit jemandem gefahren sind, dann misstrauisch werden. Allerdings kann man schon unterscheiden, ob jemand eine Ausrede benutzt oder nicht. Dieser Exkurs sollte nur einmal zeigen, dass der Teufel eben im Detail steckt, und das das häufig an sehr vielen Dingen hängt, wie für mich eine Unternehmung oder Besorgung verläuft. Es ist halt nur so, wenn man wirklich sehr viele Einschränkungen und Herausforderungen hat, wird das Leben sehr schwierig. Da helfen dann auf diese Weisheiten, dass das Leben nun mal nicht immer glatt geht, nicht viel, denn das weiß ich auch, und davon, das nie was dazwischenkommen darf, ist nicht die Rede, aber es sollte mehr glattgehen als jetzt. Ich bin sicher, andere würden mit meinen Herausforderungen auch nicht besser umgehen, und ich würde wahrscheinlich auch nicht so panisch reagieren, wenn meine Herausforderungen normaler und durchschnittlicher wären. Auch wenn man im Leben immer durch unwegsames Gelände, über Berge und durch Täler fahren muss, ich möchte wie alle anderen auch mit runden Rädern und nicht mit eckigen Rädern fahren müssen. Was normal ist, und welche Herausforderungen ungewöhnlich sind, kann ich nun wirklich beurteilen. Mein Gefrierschrank war nun so stark vereist, dass er dringend abgetaut werden musste. Am Tag vor ihrem Einsatz rief sie aber dann auch noch an, dass sie krank sei, und dass sie den Termin auch nicht verschieben könnte, da sie an den anderen Tagen arbeitet. Hätte ich die Assistenz am Mittwoch genommen, hätte sie mir sauber machen können, denn sie ist ja auch Haushaltshilfe und hat mir ausdrücklich angeboten, dass sie solche Arbeiten auch übernehmen kann. So flexibel war ich dann aber doch nicht, und ich erfuhr ja nicht schon am Dienstag sondern erst am Donnerstag, dass am Freitag dann meine Putzfrau krank ist. Ich habe dann diese Woche besonders viel Staub gesaugt und möglichst dafür gesorgt, dass es in meiner Wohnung nicht allzu dreckig wird. Den Gefrierschrank habe ich dann alleine abgetaut, denn ich wollte wirklich nicht mehr länger damit warten. Ich hatte ja diesen schönen Spiegel gekauft und die Stühle aus Kunstleder, die ich in einem vorherigen Blogeintrag erwähnt hatte. Die Putzfrau hatte mir ein paar Wochen zuvor die Stühle aufgebaut. Den Spiegel konnte sie nicht aufhängen. Ich habe jemandem von unserem Verein von Assistenten gefragt, der mir schon öfter mal handwerklich geholfen hatte, und der ausdrücklich für solche Dienstleistungen und Einsätze eingestellt wurde. Er ist eigentlich Student, aber er ist handwerklich extrem geschickt und macht die Dinge ohne viel Aufhebens, und alles hat Hand und Fuß. Er hat aber nicht geantwortet. Ihn hätte ich dann sozusagen ohne Bezahlung aus eigener Tasche erhalten, weil er ja als Assistent arbeitet. Somit fragte ich meine Putzfrau, ob vielleicht ihr Mann das machen könnte, da sie mir schon erzählt hatte, dass er ziemlich viel handwerklich macht. Sie hatte mir mal die Schiebetür von meinem Schrank selbst repariert, und sie meinte, ihr Mann hätte ihr das gar nicht zugetraut , und er sei beeindruckt gewesen, als sie das zu Hause erzählte. Ich fragte also, was er denn dafür haben wollte. Ja, er sei ja sowieso vor Ort, weil er einen Einsatz in einer der Filialen hätte, in der er arbeitet, und da müsse er sich auf Abruf in unserer Stadt aufhalten. Ich fragte sie also, ob er vielleicht einen Kaffee und eine Brotzeit haben wollte. Ja, das würde er gerne annehmen. Sie meinte noch, ich solle noch mal nachfragen, wann genau er denn nun käme, und falls ich bis zum nächsten Tag nichts gehört hätte, sollte ich nochmals selbst nachfragen. Natürlich musste ich dies tun, wie sollte es auch anders sein. Dabei sagte sie mir dann, er wolle doch keine Brotzeit, er wolle nichts essen, aber ein Trinkgeld wäre recht. Müsste aber auch nicht sein. Oha, ich schrieb dann zurück, das ein Trinkgeld sowieso von mir vorgesehen gewesen wäre. Da er aber jetzt nun kein Speis und trank wollte, habe ich mich dazu entschieden, ihm also das Doppelte zu geben. Wohlgemerkt, von dem anderen Assistenten hätte ich alles umsonst haben können, wenn er sich denn gemeldet hätte. Ihr Mann kam und hängte den Spiegel auf, und außerdem nahm er noch einige Sachen mit zum Recyclinghof. Er führe aber sowieso dorthin, wurde mir von ihr zuvor erklärt. Ich hatte noch die alten Küchenstühle, welche er sich ansehen wollte, ob er sie vielleicht für seinen Balkon brauchen könnte. Ich wollte aber nicht selbst nur mit dem Spiegel zum Recyclinghof fahren und die Stühle zu Hause lassen, oder dann eventuell, wenn er die Stühle nicht gewollt hätte, dann mit den Stühlen ein zweites Mal zum Recyclinghof fahren müssen. Daher erkundigte ich mich, ob es in Ordnung sei, wenn ich ihm dann die Stühle und den Spiegel mitgeben würde. Ja, er würde ja sowieso fahren. Demnach war für mich alles klar. Ich behielt dann doch einen der Stühle und stellte ihn auf den Balkon, wo ich noch einen runden Esstisch habe. Außerdem hatte ich über eine Anzeige einen neuen DVD-Player erhalten, der kostenlos abzugeben war, und da mein alter kaputt war, habe ich ihn noch zu den Sachen dazu gestellt. Er wollte die Stühle jedoch nicht, ich hätte ihm nämlich in diesem Falle sogar beide überlassen. Der Mann nahm also einen Stuhl, den großen Spiegel und den DVD-Player mit. Am Ende des Monats erhielt ich dann die Rechnung für ihre Putzeinsätze in Kopie, die vom Budget bezahlt werden. Es gab nur einen einzigen Einsatz von 2 Stunden, da der zweite Einsatz wegen Krankheit ja nicht stattgefunden hatte. Dennoch stand dann der Tag, an dem ihr Mann bei mir war, auf der Rechnung. Hätte ich das gewusst, hätte ich natürlich nicht noch mal extra ein Trinkgeld gegeben. Demnach hat er mehr als das Doppelte erhalten, weil sie sich diese 1 Stunde auch noch genehmigt hat. Natürlich ist es legitim, denn die Stunden würden ja sonst verfallen, dennoch hätte man das mit mir absprechen können. Denn sie wusste ja, dass ich ihn ja aus eigener Tasche bezahlt hatte. Außerdem bin ich der Ansicht, man kann auch ruhig mal was so machen und dann mit einem Kaffee und etwas zu essen belohnt werden. Ich kenne so viele Leute, die dauernd irgendwas für umsonst gemacht kriegen. D. h. nicht, dass ich eine schlechte Zahlungsmoral hätte, sondern dass zeigt eher , dass ich nur dienstliche Verhältnisse habe. Ich muss wirklich jeden Handgriff bezahlen. Es geht ja hier auch nicht um handwerkliche Dienstleistungen im strengeren Sinne wie von einem Elektriker, Klempner oder Schreiner, sondern um Arbeiten, die jemand ohne Behinderung ohne weiteres selbst erledigen könnte und dafür kein Geld ausgeben muss. Das Blindengeld ist auch für solche Dinge vorgesehen, aber meine Haushaltsgeräte oder Geräte , die nicht von der Kasse bezahlt werden, müssen damit ja auch schon bestritten werden, und da ich viele Herausforderungen habe, müssen die Geräte sehr gut bedienbar sein, und das sind oft nur die teureren Modelle. Ich finde, wenn man schon krank ist, sollte man nicht auch noch Geldsorgen haben und den Gürtel enger schnallen und jeden Cent dreimal umdrehen müssen. Unsereins kann so viele Dinge nicht machen und muss daher auf Sachen ausweichen, die vielleicht auch mal was kosten, wie zum Beispiel ein Musicalbesuch. Es gibt viele Menschen, die krank sind und in Armut leben, Krankheit ist ein Armutsrisiko. Es ist ja aber nicht meine Schuld, wenn bestimmte Personengruppen mit bestimmten Erkrankungen keine solchen Hilfen bekommen wie zum Beispiel blinde, die häufig als Edelbehinderte bezeichnet werden. Wir haben ja diese Gesetze nicht gemacht und verhindern auch nicht, dass andere Behinderte ebenso unterstützt würden. Im Gegenteil, es wird für das Geld für Gehörlose oder für taubblinde genauso von unserer Seite aus gestritten. Ich habe der Putzfrau dann geschrieben, dass es eigentlich nicht abgesprochen war, dass sie das auf die Rechnung setzt , auch wenn ich pro Monat 4 Stunden Haushaltshilfe erhalte. Wenn wir das abgesprochen hätten, hätten wir das regeln können, aber ich mag es nicht, wenn Dinge einfach ohne Absprache geschehen. Ich war menschlich einfach enttäuscht, dass sie sozusagen zweimal hingelangt hat. Vielleicht, so hoffte ich, wusste sie nicht, dass ihr Mann bereits von mir etwas bekommen hatte. Sie schrieb darauf hin, von einem Trinkgeld sei nie die Rede gewesen, hätten wir die 4 Stunden gebraucht, hätte sie auch niemals etwas von diesem Einsatz ihres Mannes auf die Rechnung gesetzt, und sie würde ja mir niemals Benzin Geld verlangen, und außerdem würde ich einen Freundschaftspreis erhalten, normalerweise würde sie ja viel mehr für die Stunde verlangen. Ich habe genau den Preis, den sie mir gegenüber angegeben hatte, von den Leuten erfahren, die sie mir empfohlen hatten, und es ist unwahrscheinlich, dass sie allen Kunden einen Freundschaftspreis macht. Außerdem glaube ich, dass bei so einem hohen Stundensatz, der weit über das hinausgeht, was die ortsübliche Entlohnung ist, dass Benzingeld inbegriffen sein müsste. Und ich finde es etwas zweifelhaft, dass man dann auf einmal mit solchen Sachen um die Ecke kommt. Sie schrieb am Ende noch, das Trinkgeld bringe ich dir wieder mit, und dann ist die Sache für mich erledigt. Ich habe ihr daraufhin geschrieben, dass sie die 20 € als einmaliges Entgelt für Benzin behalten dürfe. Dass ich sie nicht wieder zurück wollte, und dass wir künftig die Dinge besser absprechen müssten. Ab jetzt werden wir alles per E-Mail machen mit einer Kopie an die Betreuerin. Ich werde nicht mehr mit ihr über WhatsApp kommunizieren, obwohl ich ihre Nachricht mit dem Trinkgeld auch noch auf der WhatsApp gespeichert habe. Ich wollte mich nur nicht auf weitere Diskussionen einlassen. Als sie dann kam, brachte sie mir das Trinkgeld nicht zurück, Gott sei Dank, denn dann hätte ich den Schein zerrissen. Denn ich habe auch meinen Stolz. Ich lasse mich nicht beschämen. Aber ich bin jetzt etwas zurückhaltender und reservierter, sowie am Anfang, wo wir uns noch nicht kannten. Höflich, freundlich, aber ich werde nichts mehr Persönliches erzählen. Ich verstehe sowieso nicht, warum sie von einem Freundschaftspreis spricht, wir sind keine Freundinnen, wir haben eine Geschäftsbeziehung, die allerdings mit einem freundschaftlichen Verhältnis einhergehen sollte. Von meiner Seite ist aber insgesamt das Vertrauen verloren, aber das gilt auch für andere Menschen. Ich finde es schade, wenn man ausgenommen wird wie eine Weihnachtsgans, weil die Leute denken, die kriegt ja alles vorne und hinten reingeschoben, da kann man sicher bedienen, und die Leute obendrein dazu auch noch nur Dienst nach Vorschrift machen. Eine reine informelle Hilfe, die einfach spontan von Herzen kommt, gibt es dann fast gar nicht mehr. Mein Taxifahrer hat mir einmal einen Sessel für mein Schlafzimmer aufgebaut, das fand ich sehr nett. Ich habe aber auch schon mal einen Fahrer ganz beiläufig gefragt, ob er mir schnell mal die Katzentüre wieder hinmachen kann, die umgekippt war, und dafür habe ich dann einen Zehner geboten. Als der Mann weg war, fiel die Tür wieder um. Wie es auch gehen kann, hab ich früher mal mitbekommen. Ich hab mal mitgekriegt, dass ein Taxifahrer, der eine ältere Dame im Rollstuhl von der Dialyse abholte, mit ihr zum Einkaufen fuhr, und sie kommandierte den auch noch ziemlich herum, das will ich und das will ich, da und dort will ich hin, zum Bäcker muss ich auch noch usw. und sofort.. Als ich ihn während der Fahrt, bei der ich auch gerade nach Hause mitgenommen wurde, fragte, warum er das täte, meinte er, die Frau würde ihm leid tun, denn ihr Neffe würde nichts für sie tun, obwohl sie einen Familienangehörigen hätte. Und sie sei doch behindert. Ich habe einmal zuvor einen Taxifahrer des gleichen Unternehmens gefragt, ob er, als er mich von der Dialyse abholte damals, mit mir mal eben schnell in den Supermarkt könne, um noch ein paar Äpfel zu holen, da hieß es, das ginge nicht. Ich hab das dem Fahrer, der die ältere Frau herumkutschierte, erzählt und auch argumentiert, ich bin ebenso behindert, als Blinde kann ich auch nicht einfach so alleine in den Supermarkt. Aber der Mitleidsfaktor zieht scheinbar bei mir nicht so sehr. Es wäre halt schön, wenn man echte und richtige Freunde hätte, die mal was für einen tun, oder jemand, der sagt, ich bin sowieso in der Stadt auf Abruf und muss warten, da bin ich froh, dass ich mich in der Zeit irgendwo aufhalten und etwas helfen kann. Da gibt man auch gerne einen Kaffee und eine Brotzeit und etwas Trinkgeld. Es ist ja nicht so, dass ich die Menschen ausnutzen möchte. Aber ich fühle mich manchmal so, als ob die Menschen wie eine Parkuhr oder ein Taxameter arbeiten. Und das finde ich unmenschlich und traurig.

Man gönnt sich ja sonst nix

or einiger Zeit habe ich einen neuen Computer ausgeliefert bekommen. Der Mann von der Hilfsmittelfirma schwärmte von einem Musical über Tina Turner. Er beschrieb einen Gänsehaut -Effekt, er beschrieb ihr Leben, und erzählte mir, wie schön es war, und als dann die Musik anfing, wie laut es war, aber dass er diese Lautstärke nicht als unangenehm empfand. Vielmehr war es toll, mit so vielen Menschen in einem Raum zu sein und all diese bekannten Lieder zu hören, und alles sei so schön im Originalton gelaufen. Die Band habe originalgetreu gespielt, und die Schauspielerinnen, die Tina Turner verkörpert hatten, hätten in allen Altersstufen von Tina Turner genau wie sie gesungen. Er würde auf jeden Fall noch mal hinfahren. Es sei in Stuttgart, er habe eine Karte geschenkt bekommen und sei mit seiner Familie dorthin gefahren. Ich überlegte mir, da ich nun den Mund wässrig bekam, doch dasselbe zu machen und mir diesen schönen Ausflug einmal zu gönnen. Ich dachte mir, man soll ja Geld nicht in Güter anlegen sondern in Erinnerungen. Denn die kann einem niemand nehmen. Ich besprach dies mit meinem Taxifahrer, denn der freut sich immer, wenn ich ihn mit einer Fahrt beauftrage. Wir regelten also die Details, und es wurde ein Preis ausgemacht. Außerdem setzten wir uns dann beide zusammen und riefen bei der Hotline des Veranstalters an. Es gab sogar eine spezielle Hotline für Rollstuhlfahrer und „Anders behinderte“, wie dies genannt wurde. Die Frau am Telefon war endlos geduldig, denn wir mussten erst überlegen, an welchem Tag wir nun fahren würden. Am Wochenende würde es teurer sein, und ich müsste ja den Taxifahrer mit einladen, weil er ja nur wegen mir dorthin fahren wollte. Er selbst habe ja kein Interesse an Tina Turner, aber ich brauchte ja eine Begleitung. Mit einer Assistenz im Zug hinzufahren wäre unrealistisch gewesen, denn dann hätten wir auch noch übernachten müssen. Mir wurde von dem Hilfsmittelhändler auch gesagt, dass die Veranstaltung am Nachmittag und am Abend stattfindet, wobei sich dann am Telefon herausstellte, dass unter der Woche nur Veranstaltungen ab 18:00 Uhr gegeben werden. Am Sonntag könne man auch ab 15:00 Uhr kommen, aber dann wäre es wesentlich teurer. Demnach entschieden wir uns, an einem Donnerstag zu fahren, und nun mussten wir noch den geeigneten Donnerstag finden. Nachdem wir dies nun geschafft hatten, musste ich all meine Daten für die Bezahlung diktieren, und dann endlich war alles gebucht. Wir kauften eine günstige Karte an der Seite, denn ich sehe ja sowieso wenig, und ich konnte nicht für zwei Personen so einen teuren Sitzplatz bezahlen. Insgesamt war es aber auch trotz Behindertenermäßigung kein billiges Vergnügen. Ich wollte mich natürlich auch dementsprechend schön machen. Ich zog daher eine schwarzgraue Jeans an, deren Reißverschluss sogar an der Seite ist, da es mehr Leggings sind als eine normale Hose. Diese sind für den Sommer. Außerdem hatte ich eine schöne weite rote Bluse an, ich zog schöne Ohrringe mit silberfarbenen Kugeln an und trug dazu zwei Ketten, die genau farblich in ihren Grautönen zusammenpassten. Diese Ketten gehören zusammen. Dazu hatte ich dann zur Feier des Tages doch einmal schwarze Perlonstrümpfe an und meine schwarzen Ballerina Schuhe. Außerdem trug ich meine etwas feinere schwarze Popelin-Jacke mit Reißverschluss und Kapuze, die aber trotzdem eher klassisch und nicht sportlich geschnitten ist. Ich dachte, für so einen Tag muss ich mich besonders schick machen. An dem besagten Donnerstag im Juni wurde ich dann abgeholt. Wir fuhren also los, ich hatte ein paar süße Teilchen dabei, der Taxifahrer hatte den Kaffee organisiert. Wir fuhren schon eine Weile, und da genau zu dieser Zeit die Europameisterschaft stattfand, war Stuttgart natürlich voll, und wir mussten noch einen Umweg fahren, bis wir endlich ankamen. Wir parkten das Auto in einem Parkhaus und kamen direkt von dort in eine Halle mit verschiedenen Essensständen. Zunächst tranken wir einen Cappuccino, denn gegessen hatten wir ja bereits im Auto. Ich dachte, etwas essen können wir auch noch nach der Vorstellung, vielleicht sind in so einem Haus die stände dann auch noch offen, wenn die Leute rauskommen. Die Halle mit den Essenständen war groß, laut, überall waren Neonröhren in verschiedenen Formen angebracht, man hörte verschiedene Kühlschränke, Gefriertruhen und Automaten, und es war insgesamt nicht sehr gemütlich. Wir gingen dann nahtlos hinüber in das angrenzende Gebäude, welches mehr ein Kino als ein Theater war . Es war zwar alles mit rotem Teppich ausgelegt, aber trotzdem konnte ich unter dem Teppich den für mich etwas zweckmäßigen Charakter des Gebäudes erkennen. Wir wurden dann an einem Infostand sehr freundlich empfangen, und man erklärte uns, wo wir sitzen würden. Der Zuschauerraum war wie bei einem Theater gestaffelt, und wir saßen etwas hinter einer Säule. Insgesamt fand ich zwar das Personal sehr freundlich, die Lokalität aber doch irgendwie nicht ganz so feierlich. Der Taxifahrer meinte außerdem, dass die Leute nicht alle so fein angezogen waren wie ich. Die meisten liefen ganz normal und leger herum. Ich war also auch noch hoffnungslos overdressed Dann begann das Musical, ich hatte ziemliche Mühe, die Texte zu verstehen, die in Deutsch vorgetragen wurden, denn die Schauspieler hatten einen ziemlich harten amerikanischen oder niederländischen Akzent. Zwischendurch wurden auch immer die Lieder von Tina Turner gesungen, allerdings stark verkürzt und fast nur auf Deutsch. Ich vermute jetzt mal einfach, dass das an den rechten für die Lieder liegt. Soviel ich mich noch erinnere, war der Vater von Tina Turner Prediger, sie sang im Kirchenchor, und ihre Mutter war sehr schlecht auf sie zu sprechen. Besonders auffällig war eben, dass sichAnna-May, so hieß sie zunächst, beim Singen sehr hervortat und laut ihrer Mutter zu sehr im Mittelpunkt stehen wollte. Die andere Tochter mochte sie wesentlich lieber. Daher ging sie dann von ihrem gewalttätigen Mann fort und nahm nur die eine Tochter mit. Anna May wurde dann zu ihrer Oma geschickt, die aber nicht mit ihr fertig wurde. Irgendwann kam dann, so erinnere ich mich, ihr Mann und Bandleader, der sie allerdings auch misshandelte und von dem sie dann den Namen hatte. Sie ging nach langjährigen Misshandlungen, als ihre Kinder groß genug waren, von ihm weg mit dessen Managerin, und irgendwann stand sie wohl mit ihren beiden Kindern hungernd und ohne einen Cent in der Tasche vor einem Hotel. Sie hat dann wohl sich und die Kinder mit Putzen durchgebracht, aber irgendwie wurde sie dann doch von jemandem entdeckt, der mit ihr in London eine Schallplatte machen wollte. Ich vergesse ja immer gleich wieder alles, aber ich weiß noch, dass sie sich von ihm dann ebenso emanzipierte, wobei man zunächst nicht geglaubt hätte, dass sie in ihrem Alter noch mal groß rauskommen würde. Sie stellte dann ihre eigene Band und ihre eigenen Lieder zusammen, mit denen sie dann auch berühmt wurde. Danach kam dann eben das Finale mit all ihren bekannten Songs, allerdings nur in einer ziemlich merkwürdigen deutschen Übersetzung. Zum Beispiel "I am a private Dancer" wurde mit „ich will weiter tanzen“ übersetzt. Das Finale war eigentlich das Allerbeste, da kam dann etwas von diesem Gänsehauteffekt zustande, der mir so lebhaft geschildert wurde. So hatte ich mir eigentlich das ganze Musical vorgestellt gemäß der Beschreibung, die mir ja zuvor so lebhaft geboten wurde. Es gab außerdem eine Pause, während der wir in den Raucherbereich gingen. Das war ein Balkon aus Beton, der eher einem Koben glich, wo die Leute herumstanden und rauchten. Es gab keine Stühle, keine Pflanzen, keine Gemütlichkeit, es wirkte wirklich so lieblos und ohne Stil, hier, wenn ihr rauchen wollt, bitte. Ich selbst rauche nicht mehr, ich habe 2002 damit aufgehört. Ich finde aber trotzdem, dass man diese Ecken genauso wie die anderen Zonen, wo Leute sich entspannen oder einfach aufhalten, gestalten sollte. Bis wir überhaupt erst mal dort hinkamen, hatten wir eine ziemliche Odyssee. Ich kenne das bei unserem Ort so, wenn wir dort ins Theater gehen, gibt es ein großes Foyer, und so kann man dann durch die Eingangstür gehen, und dort stehen dann die Leute, wenn sie frische Luft schnappen möchten. In der oberen Etage gibt es bei uns eine Cafeteria. Aber kleinere Snacks wie Brezeln und Getränke kann man auch direkt am Eingang haben. Für mich wirkte das alles mehr wie eine Fabrikhalle. Während der Pause wollte ich auch noch auf Toilette, und da hat mich dann eine Frau mit reingenommen . Als ich wieder rausgehen wollte, musste ich auch die drei Stufen, die ich zur Toilette hochgegangen war, wieder hinunterlaufen, wo mich dann wieder der Taxifahrer erwartete. Auf dem Weg nach unten hörte ich, wie die Leute hinter mir laufend flüsterten, „na, schafft sie es, kommt sie runter, schafft sie es?“ Ich fand das ziemlich unangenehm und peinlich. Der Taxifahrer sagte mir auch öfter , dass die Leute mich alle so anstarren. Ich fragte ihn, ob noch andere behinderte da sein, ja, es gäbe dort auch noch andere Behinderte, er habe einige im Rollstuhl gesehen. Als ich ihn fragte, ob diese ebenso angestarrt wurden wie ich, verneinte er dies. Nur ich sei so angeschaut worden. Ich fragte ihn, wie mich denn die Leute angesehen hätten, da meinte er, mit Entsetzen. Ich weiß nicht, woher das kommt, und woran das liegt, dass mir häufig die Begleitpersonen sagen, dass man mich so anstarrt. Wenn ich mit Leuten unterwegs bin, werde ich öfter mal gefragt, was hast du eigentlich angestellt, die Leute schauen Dich so böse an. Auch wenn ich zum Beispiel nach der Kennerin rufe oder jemanden anspreche, um nach dem Weg zu fragen, sagen mir meine Begleitpersonen immer, dass die Leute mich böse und feindselig ansehen, als sei ich auf einem Fahndungsposter abgebildet. Ich verstehe nicht, woher diese Ablehnung und Feindseligkeit kommt, und warum man mich so häufig anstatt. Ich habe einen Dialysehsunt am Arm, der ziemlich ausgebeult ist. Ich hatte aber an diesem Tag eine lang ärmliche Bluse und eine lange ärmliche Jacke an, daran konnte es also nicht liegen. Ich kann verstehen, wenn die Leute den Arm anstarren, weil man so etwas ja normalerweise nicht sieht. Ich kenne auch Menschen, die mich fragen, ob ich an der Dialyse bin oder war, und dann kommt es häufig zu Gesprächen, dass deren Verwandte oder Freunde ebenfalls an der Dialyse sind oder waren. Somit ist dies auch ein Aufhänger für Kontakte. Dennoch frage ich mich, warum man da so unverhohlen und ostentativ hinschauen muss. Mir wurde von Familienmitgliedern gesagt, ich solle das abdecken, das sähe nicht gut aus. Ich finde das schlimm, denn dieser Shunt hat mir zehn Jahre lang das Leben gerettet, ich habe die Dialyse überlebt, und ich bin stolz darauf. Deswegen sehe ich nicht ein, warum ich das verstecken muss. Wenn jemand ein Problem damit hat, soll er wegschauen. Was ich aber noch weniger verstehe ist, dass ich sogar dann angestarrt werde, wenn man den Arm überhaupt nicht sieht sondern nur den Ärmel einer Bluse oder einer Jacke, wo dann die Beule überhaupt nicht zu sehen ist. Zusätzlich trage ich eine Brille mit gelben Kantenfiltern, aber der Gelbton ist sehr dezent, und es gibt heutzutage so viele Menschen, die verrückt getönte Gläser tragen. Die Menschen tragen heutzutage so viele verrückte Sachen, verhalten sich häufig so auffällig oder provokant, machen so spektakuläre Dinge oder outen sich mit allen möglichen Dingen. Warum dann mein Verhalten, wo ich mich wirklich bemühe, nicht dauernd aufzufallen, den anderen so aufstößt und solches Entsetzen einflößt, dass sie mich dauernd anstarren oder zuweilen auch aggressiv, ablehnend und abweisend behandeln, verstehe ich nicht. Als dann das Musical vorüber war, waren natürlich die Stände mit dem Essen zu. Ich hatte schon ziemlichen Hunger, wir fuhren aber dann Richtung Heimat. Während der Fahrt fiel dem Taxifahrer ein, dass er Oliven und Fladenbrot im Auto hatte. Das gab er mir dann, und die Oliven waren fantastisch. Hier darf ich jetzt mal Werbung machen, die gibt es bei Aldi. Sie sind in einer Plastikschale mit Zellophan abgedeckt. Sie sind billig und schmecken wunderbar, sind riesengroß und ganz glatt und fest. Er hat mir dann später noch mal welche mitgebracht, sie haben auch eine feine Note von Knoblauch, aber nicht aufdringlich. Das war dann noch eine schöne Erfahrung während der Fahrt, und ich war von den Oliven sehr gut gesättigt. Mein Fazit, es war jetzt nicht schlecht, aber dafür so viel Geld hinzublättern und einen so weiten Weg auf sich zu nehmen, das war es nun wirklich nicht unbedingt Wert. Es war ganz schön, es war jetzt nicht enttäuschend, aber im Hinblick auf die Erwartungen, die bei mir geweckt wurden, hätte ich mir den Weg auch sparen können. Denn nun habe ich obendrein noch erfahren, dass das Musical auch zu uns kommt. Da hätte ich mir wirklich in den Hintern beißen können. Hätte ich gewartet und wäre bei uns dann hingegangen, könnte ich sagen, es war den Aufwand und das Geld wert. Ich hab noch mal mit dem Hilfsmittel -Menschen darüber gesprochen, er schwärmt weiterhin und erzählt mir immer, dass er am Morgen so gerne die Lieder von Tina Turner hört, und das er immer noch so begeistert von diesem Musical ist. Ich bin jetzt keine spezielle Liebhaberin von Tina Turner, aber ich fand ihre Lieder immer sehr schön, ansprechend, rhythmisch und melodiös, und ich fand die Frau auch als Menschen sehr anständig, fleißig und respektabel, wenn man bedenkt, wie lange sie noch aufgetreten ist und tolle Musik abgeliefert hat. Von solchen Leuten gab und gibt es nicht viele. Vielleicht noch Jennifer rasch, Phil Collins oder Chris de Burgh, die Popmusik machen, die allerdings weder seicht noch extrem kompliziert ist, und das sind zumindest Leute, die meines Wissens nicht so viele Skandale produziert haben. Insgesamt höre ich natürlich ganz andere Musik, bin aber eben auch offen nach diesen Seiten hin. Manchmal wünschte ich mir, dass man in die Zukunft sehen könnte, oder dass ich vielleicht ein bisschen mehr Intuition hätte und ein bisschen mehr voraus denken würde. Ich glaube, das würde vieles besser machen, wenn auch nicht alles, denn sein Umfeld und die Reaktionen der anderen kann man nicht beeinflussen. Deswegen schreibe ich diesen Blog in der Hoffnung, dass ich die eine oder den anderen vielleicht doch etwas ins Nachdenken bringe. Trotzdem war es eine tolle Erfahrung und ein Abenteuer und ein Erlebnis, das ich mir halt einfach mal gegönnt habe.

Freitag, 4. Oktober 2024

Viele Unternehmungen im Sommer

Zum einen habe ich eine neue Assistenz bekommen, und wir waren bei uns in einem Inklusionsgarten. Das ist eine Art Gärtnerei, in der behinderte der Lebenshilfe arbeiten, und wo sie zum einen genau 299 Hühner haben, damit es keine Legebatterie ist. Für diese Hühner kann man sogar eine Patenschaft übernehmen. Zusätzlich haben sie neben den Eiern, die man auch ohne Patenschaft kaufen kann, Pflanzen, aber leider verkaufen sie mir den grünen Daumen nicht dazu. Drum sind davon bei mir schon einige eingegangen. Außerdem haben sie wunderschöne Dinge aus der Behindertenwerkstatt, Töpferwaren, Tischlerarbeiten, Geschirr, Tücher, Sachen zum Hinstellen etc. Ich habe mir einen wunderschönen Haargummi mit Stoff darum gewickelt gekauft, er ist grün und passt daher gut zu rötlichem Haar. Außerdem habe ich noch zwei Kühlschrankmagneten dazu gekauft, weil ich die so mag. Dieses Mal habe ich nicht so viel mitgenommen, denn irgendwann hat man ja den Schrank auch mal voll. Sie haben auch Lebensmittel aus der Umgebung, da gab es zum Beispiel Mangoessig, Pfirsichessig, dann habe ich noch Nussöl gekauft, und all dies kam in ganz kleinen Fläschchen, so dass man erst mal probieren kann. Eine Flasche mit Apfel-Birnen-Saft habe ich mir auch gegönnt, normalerweise mag ich eigentlich keine süßen Getränke, aber bei Saft mache ich so einmal im Jahr eine Ausnahme. Leider war der Heidelbeerlikör, den sie sonst verkaufen, nicht verfügbar. Marmelade hatten sie ebenfalls, und es gab einige Regale mit veganem Brotaufstrich. Am Ende haben die mir aber nicht wirklich gut geschmeckt. Die Marmelade ist aber dafür umso besser. Wir haben dann noch Kaffee getrunken, ich hatte mir eine Blätterteigbrezel gewünscht, natürlich musste dann die Assistenz wieder aufpassen, weil mir wieder das falsche gereicht wurde. Bei mir ist das immer so mit der Kommunikation. Jedenfalls hat aber die Brezeln nicht sonderlich gut geschmeckt, als ich dann doch die richtige Brezel bekam. Aber der Rest war gut. Dann haben wir außerdem noch einen neuen Spiegel gekauft, weil das Glas von dem Spiegel bei mir im Flur gesprungen ist. Entweder ist er extrem alt und deswegen das Glas gesprungen, oder ich bin beim staubsaugen mal dagegen gestoßen. Oder beides, der Stoß beim staubsaugen hat so gewirkt, weil der Spiegel so alt war. Seitdem ich nun diesen schönen schnurlosen Staubsauger habe, mache ich das fast jeden Tag, dass ich einmal die Wohnung durch sauge. Das ist sozusagen mein Work-out. Ich bin sehr begeistert von dem Gerät. Man kann es nämlich auf eine Station stellen, man drückt einen Knopf, und der Behälter entleert sich in einen Beutel. Leider ist der Staubsaugerbeutel extrem schnell voll. Das Gerät wird dann auch so geladen, in dem das Gefäß dann in diesem Ring mit dem Beutel hängenbleibt. Der Ständer ist sehr platzsparend. Außerdem kann man verschiedene Teile dranstecken, man könnte auch einen Aufsatz mit zwei Schwämmen dranklemmen , unten ist noch ein Fläschchen mit Wasser angebracht, und wenn man auf die Plustaste drückt, sprüht der Staubsauger Wasser. Es gibt auch noch einen Ersatzakku, und man kann das Gerät so ziemlich überall zerlegen. Auf jeden Fall macht mir dieser Apparat ziemlich viel Freude, drum macht dann auch das Staubsaugen Spaß. Es sollte halt nur nicht solche Folgen haben, dass ich mir den Ellbogen entweder selbst in den Hüftknochen oder in den Spiegel renne. Und ich wollte auch irgendwann mal neue Stühle haben in meiner Küche, bis dato hatte ich noch keine passenden gefunden. Mir schwebten welche vor, die einen Metallgriff haben, an dem man sie oben gut anfassen und herumschieben kann. Denn wenn ich in der Küche hantiere, sind die Hände nicht immer ganz sauber oder trocken. So waren wir in verschiedenen Geschäften. Wir kamen dann in ein ziemlich teures und altmodisches Geschäft, ich dachte, da kaufen sicher nur gediegene Leute aus der CSU oder CDU ein, das sah alles sehr konservativ aus. Auch die Spiegel sahen aus wie die Bilderrahmen vom Röhren den Hirschen. Auch Rochen die Plüschmöbel schon fürchterlich, ich glaube, ich bin dort im Museum gelandet. Vielleicht haben die so eine Abteilung eingerichtet, und wir haben es nur nicht gewusst. Aber es war zumindest lustig. In diesem Geschäft gab es eben dann solche Stühle aus echtem Leder, und in einem anderen fanden wir ähnliche, und zwar in noch mehr Farben aus Kunstleder genau um die Hälfte. Die Lehne ist sehr hoch, aber nicht imposant, und es sieht nicht so hochherrschaftlich aus wie in einem Esszimmer, und es flößt einem nicht diesen einschüchternden Respekt ein, als ob man bei seiner Lordschaft speist. Es sind solcherart Schwingstühle mit unten Kufen, und oben ist eine Aussparung in der Lehne mit exakt diesem Metallgriff, wie ich ihn mir gewünscht hatte. Ich habe die Stühle in Grau, so passen Sie genau zu den Polstern auf der gezimmerten Bank, die ihnen gegenüber steht. Und in dem selben Geschäft, in dem wir übrigens hervorragend beraten und betreut wurden, fand ich dann auch einen Spiegel. Mit dem Spiegel hatte es nämlich das Folgende auf sich, die Assistenz, mit der ich die Sachen am PC mache, hatte mit mir zusammen online versucht, einen günstigen Spiegel mit einem ähnlichen Holzrahmen zu bestellen, wie er vorher an derselben Stelle gehangen hatte. Aber ich wollte ihn mir nicht schicken lassen, damit ich ihn nicht umwerfe, oder die Katzen ihn vielleicht zu Fall bringen, bis dann mal jemand da ist, der ihn aufhängt. Alleine hätte ich ihn nicht in den Keller schleppen können. Es gab zwar das Angebot, ihn in einer Filiale abzuholen, aber aus unerfindlichen Gründen klappte dies nicht. So war ich ziemlich traurig. Die Assistenz gab mir also die Artikelnummer des Spiegels, und ich wollte dann, wenn ich in dieses Möbelgeschäft ginge, danach fragen. Als wir dann in diesem Möbelgeschäft standen, fand ich ums Verrecken auf einmal auf meinem Notizgerät nicht mehr diese Nummer. Es war wie verhext. Demnach fragten wir eine sehr geduldige Verkäuferin. Ich sagte, ich suche einen Spiegel, er soll aus hellem Holz sein, soll diese und jene Masse haben, und er kostet um die 70 €. Denn er war von 140 auf 70 € herabgesetzt. Sie suchte und suchte in ihrem Computer und fand dann tatsächlich einen Spiegel, den ich auch anfassen durfte. Es war aber nicht dieser, aber er war trotzdem sehr schön. Hat einer Art Kassettenrahmen, also eine kleine, ganz dezente Wulst aus Holz, und dann kommt erst der flache Teil rundherum. Es sieht wirklich sehr schön aus. Wir haben also die Stühle und den Spiegel einpacken lassen, und zusammen mit meiner neuen Assistenz konnte ich beides in den Keller bringen. So habe ich es dann dort abgestellt, bis ich jemanden fand, der die Stühle zusammenschrauben und den Spiegel aufhängen konnte. Ein paar Wochen später habe ich dann, wie soll es auch anders sein, die besagte Artikelnummer auf meinem Notizgerät abhören können. Wo kam denn die jetzt auf einmal her? Ich glaube aber, dieser Spiegel wäre nicht so schön gewesen wie der, den ich jetzt habe. So hat doch wirklich alles sein Gutes. Mit einer weiteren neuen Assistenz bin ich dann zusammen zu Karstadt, das kann man ja sagen, weil ich mir vor Jahren eine sündhaft teure Brieftasche gekauft hatte. Ich dachte, wenn ich diese teure Brieftasche nehme, geht sie nicht kaputt, und ich muss nie wieder umlernen, wo ich Karten, Impfpass, Bonusheft etc. unterbringen kann. Aber leider ist die Klarsichthülle, die als Fenster über meinen Ausweispapieren angebracht war, gerissen. Wir brachten also das Teil dorthin, die Frau an der Kasse wusste erst einmal nichts von einer lebenslangen Garantie. Allerdings hatte ich diese abgeschlossen, besser gesagt mir wurde diese gewährt. Da ja Rechnungen bekanntermaßen im Geschäft auf Thermopapier ausgedruckt werden, hatte ich mir in weiser Voraussicht diesen kleinen Streifen auf normales Papier kopiert. In der richtigen Abteilung wusste die Frau auch etwas von einer lebenslangen Garantie. Sie meinte aber, es könne durchaus sein, dass die Firma das nicht mehr reparieren kann. Eigentlich müsste ich dann ja eine neue Brieftasche bekommen. Lebenslange Garantie würde ja dann bedeuten, wenn die Reparatur nicht möglich ist, wird es ersetzt. Es kann natürlich sein, dass diese Klarsichthüllen davon ausgenommen sind. Wir haben ein viel schöneres, nur halb so teures Mäppchen aus viel weicherem Leder gefunden, wo dann auch die Klarsichthüllen, die wesentlich kleiner unterteilt sind, nicht so leicht einreißen könnten. Sollte also dieses Teil nicht wieder zurückkommen, oder sollten Sie mir es nicht ersetzen und kaputt wieder zurückschicken, müsste ich nochmals in den sauren Apfel beißen und wieder so ein teures drum kaufen. Man denkt ja immer, je teurer, umso länger hält es. Meine Assistentin wollte mir auch noch weismachen, dass der Preis, den ich für das Teil bezahlt hatte, günstig gewesen sei. Aber ich glaube nicht, ich weiß schon auch, was Leder kostet. Anfang September war ich dann nochmals bei einem größeren Ausflug. Die eine Assistenz, die eigentlich schon länger ausgemacht hatte, dass sie mitgehen würde, sagte ab, denn ihr fiel dann doch plötzlich wieder ein, dass da ihre Schule bereits beginnt. Und dann wurde sie auch noch krank. Der Organisator für unsere Assistenten rief dann an, er hatte mir schon vorher jemanden geschickt, die die Frau vertreten sollte, und diese hatte mich bereits telefonisch kontaktiert. Ich ging dann auch noch mal sicher darin, dass sie wirklich wusste, dass es sich um einen Tagesausflug handelt, und dass sie dann keine anderen Kunden annimmt. Das war geklärt. Weil ich mittlerweile fast kein Gedächtnis mehr habe, hatte ich gedacht, dass wir 8:00 Uhr ausgemacht hätten. Als ich sie dann um 8:15 Uhr kontaktieren wollte, war sie noch im Auto und konnte nicht anrufen. Demnach rief ich dann bei den Organisatoren des Ausfluges an, ich solle mich auf den Weg machen, hieß es, notfalls können wir dich auch so begleiten, es sind noch Leute da. Ich fuhr also los und gab dann meiner Assistenz schnell durch und auch dem Organisator unserer Assistenten, dass ich im Bahnhof sei, und wo der Zug abfährt. Sie hat es tatsächlich geschafft, und sie sprang in den Zug. Allerdings war sie in einem Abteil, wo sie nicht durchlaufen konnte bis zu uns. An der nächsten Haltestelle musste sie umsteigen. Leider war es so, dass sie ihr Auto ganz schnell parken musste, sonst wäre der Zug weggefahren. Demnach war sie nicht sicher, ob sie dort überhaupt halten durfte, und wenn ja, wie lange. Es stand wohl auf einem Schild "von 8:00 Uhr bis 20:00 Uhr", aber es war nicht klar, ob das für alle Personen galt. Dort angekommen mit einer viertelstündigen Verspätung, wurden wir dann von zwei Stadtführerrinnen abgeholt. Erst einmal hatten wir eine Stadtführung, und ich zitterte wie Espenlaub, weil die Temperatur so schnell gefallen war, und ich das noch nicht gewohnt war. Ich friere sowieso immer extrem. Ich hatte extra meine dicke Jacke angezogen, für die Daunenjacke hielt ich es noch zu warm, denn ich dachte, was ziehe ich dann bei Minusgraden an. Im Dom war es dann Gott sei Dank nicht mehr so kalt, zum Glück hielten wir uns da eine Weile auf. Danach ging es zu einer älteren Brücke, wobei wir dann in ein Zentrum gegangen sind, welches in einen der Brückenpfeiler eingebaut war. Der Boden schwankte so sehr, dass mir schlecht wurde, und ich musste raus. Bereits im Zug hatte der Pfarrer unsere Essenswünsche aufgeschrieben, da er bereits eine Speisekarte von dem Rest darauf hatte, in dem wir ein paar Tische reserviert hatten. Ich nahm Buchweizenknödel, und ich freute mich schon sehr darauf. Ich hatte extra eine kleine Portion genommen, damit ich nicht wieder die Hälfte mit mir herumtragen müsste. Als wir dort ankamen, wurde gefragt, wer welches Essen hatte, und wir nahmen an, dass wir jetzt schnell essen konnten, da wir ja vorbestellt hatten, weil ja schon um 14:00 Uhr wieder die Museumsbesuche auf dem Programm standen. Ich meldete mich und sagte, dass ich eine kleine Portion Buchweizenknödel bestellt hätte. Dann kam der Kellner und kassierte, obwohl wir noch gar nicht gegessen hatten, damit es schneller ging . Als ich dann aufzählte, was ich zu zahlen hatte, sagte er, er wüsste gar nichts von Buchweizenknödeln. Mein Essen ist wieder mal untergegangen. Ich hatte mich vorher gemeldet, und die Assistenz hat es auch gesehen und dem Kellner gesagt. Alle anderen hatten dann schon mal wieder das essen, und ich bekam wieder mal als letzte. Ich war schon wirklich ausgehungert, und mir war schlecht. Ich habe keinen Diabetes, aber ich bekomme sehr schnell Unterzucker, und ich vertrage es nicht, lange zu Fasten. Zum Glück rettete mich dann mein Tischnachbar und gab mir einige seiner veganen Gnocchi, die schmeckten auch wunderbar. Irgendwann kam dann auch endlich mein Essen. Es war gar nicht schlecht, es gab auch eine Kruste aus Parmesan darauf, das war eigentlich das Beste, aber ich mag solches Essen sowieso sehr gern. Wir mussten dann mit 30-minütiger Verspätung aufbrechen, und der Pfarrer machte auch kein Hehl daraus, dass es schon irritierend war, dass wir jetzt so spät loskommen. Denn er sagte auch laut, weil wir so sehr, sehr lange warten mussten, können wir jetzt erst eine halbe Stunde später losgehen, das fand ich gut, und ich hoffe, dass die Küche das auch gehört hat. Als Kind habe ich immer als letzte bekommen, was meine Mutter immer ärgerte, da sie meinte, warum gibt man Kindern immer als letztes, Kinder können doch so schlecht warten. Bis in die Mitte meiner Zwanzigerjahre bekam ich Grund prinzipiell alles als letzte, egal, ob ich nur eine Suppe oder ein Hauptgericht bestellte. Irgendwann wurde das dann etwas besser, aber jetzt ist es wieder so schlimm geworden. Warum ich auch überall untergehe, weiß ich nicht. Wahrscheinlich würden jetzt irgendwelche Analytiker sagen, dass ich unbewusst dafür Sorge, dass ich überall die letzte bin. Ich glaube nicht, ich glaube, das ist eine passive Aggression oder Diskriminierung. Denn der Pfarrer hat es ja aufgeschrieben und alles weitergegeben, das habe ich genau gesehen, und ich habe mich auch gemeldet, als nach der kleinen Portion gefragt wurde. Wieso dann auf einmal nichts mehr davon bei denen bekannt war, ist mir schleierhaft. Die Wirte denken, die ist so klein, die wirkt so sehr behindert, da ist das egal. Oder sie übersehen mich einfach. Auf dem Weg zu dem Keplermuseum, zu welchem wir unterwegs waren, fanden wir dann ein wunderschönes Taschengeschäft, in welches wir später hineingehen wollten. Das Keplermuseum besteht aus dem Haus, in welchem Kepler gestorben ist. Er ist wohl ungefähr Ende des 16. Jahrhunderts geboren, und er hat drei Gesetze entwickelt, zum einen, dass die Planeten in einer Ellipse verlaufen, und das, je näher ein Planet bei der Sonne ist, er umso schneller fahren und somit längere Strecken zurücklegen kann. Wenn man also die Länge des Abstands vom Planeten zur Sonne sieht, dann ist die Breite wesentlich kürzer, weil er dann weiter weg von der Sonne ist, aber die Fläche bleibt gleich, weil die zurückgelegte Strecke länger ist. Obwohl umgekehrt der Abstand des Planeten zur Sonne länger ist, ist aber ja sein zurückgelegter Weg kürzer. Man kann sich das wie Rechtecke vorstellen, die einmal längs und einmal quer an die Sonne angelegt werden, aber die Fläche bleibt immer gleich. Und dann gab es noch irgend ein Gesetz von der Harmonie der Natur, aber warum das ein Gesetz ist, keine Ahnung, für mich klingt das irgendwie etwas global aber sonst nichts. Aber die anderen, also die ersten beiden Gesetze sind interessant. Er hat wohl auch mit einem Mathematiker zusammengearbeitet, dessen Namen ich zwar erinnere, aber ich schreibe in sicher verkehrt, und der hat wohl geglaubt, dass die Erde sich um die Sonne dreht, der Rest der Planeten sich aber trotzdem um die Erde. Dessen mathematisches Material konnte dann wohl Kepler weiterverwenden, und er kam dann eben zu der gleichen Ansicht wie Kopernikus. Er hat aber Galileo Galilei, der zu seiner Zeit gelebt hat, nie getroffen. Das sind die Dinge, an die ich mich erinnern kann. Außerdem war er früher evangelischer Theologe und hatte Mathematik unterrichtet. Und weil er so ein kluger Kopf war, sollte er für den König arbeiten, aber der hat im sein Geld niemals gegeben. Und auf dem Weg zum Wallenstein, der ihn da wohl unterstützen sollte, hat er sich dann eine Lungenentzündung zugezogen und ist dann eben dort gestorben in diesem Haus, in dem jetzt das Museum ist. Verstärkt haben sie sich über den Aufzug ausgelassen, der jetzt nachträglich in das Gebäude eingebaut wurde. Ich dachte schon, der ganze Vortrag geht über den Aufzug, aber dann wurde es interessant, und somit habe ich doch eine Menge mitgenommen. Ich hoffe, dass ich es mir noch eine Weile merken kann. Auf dem Rückweg kamen wir dann an dieses Taschengeschäft, denn ich hatte mir zuvor bei einer großen Versandfirma eine neue Handtasche gekauft. Ich wollte eine aus hartem Leder, einer Art Schultasche, weil ich jedes Mal Probleme habe, meinen Geldbeutel oder meine Brieftasche hinein zu stopfen, wenn das weiche Leder so stark nachgibt, dann bekomme ich den Reißverschluss nicht auf und zu. Bei einem harten Leder mit einem Verschluss wie bei einem Schulranzen dürfte das besser gehen, dachte ich mir. Die Tasche war auch ganz hübsch und gar nicht so teuer, aber der Deckel war so hart, wenn ich also in die Tasche hinein greifen wollte, um etwas raus zu holen, tat ich mir doch sehr schwer. Außerdem wurde ich dann schon wieder gehänselt, na, hast du deine Schultasche dabei. Die Verkäuferin dort hatte eine Engelsgeduld und schleppte eine Handtasche nach der anderen an. Irgendwann fand sie dann eine mit nur einem Verschluss, wie bei einer Schultasche, man drückt drauf, dadurch wird der Verschluss dünner und passt durch die quer verlaufende Metallschnalle. Der Deckel ist weicher, aber die Tasche ist fest genug, dass ich den Geldbeutel in eine sich bildende Mulde hineinstecken kann. Das sind alles Details, in denen der Teufel steckt, denn ich möchte nicht jedes Mal halb verrückt werden, wenn ich an der Kasse stehe. Außerdem gibt es noch hinten einen Reißverschluss, sodass man Zugriff auf technische Geräte hat, zum Beispiel auf mein Notizgerät oder auf andere Dinge, die ich mal schnell darin verstauen kann. Da es sich hier wirklich um echtes Leder handelte, war die Tasche natürlich sündhaft teuer, aber sie soll auch eine Weile halten. Die Tasche ist Cognacfarben, so erklärte mir die Verkäuferin. Außerdem ist innen kein Reißverschluss mehr, man kann einfach den Deckel hochklappen und kommt dann sofort an alles dran. Der Riemen ist auch super, denn er hat für die Schulter noch eine Art Halterung, damit die Tasche nicht ständig von der Schulter hinunterrutscht. Da ich aber so klein bin, musste ich den Riemen so kurz machen, dass diese Lasche für die Schulter nicht mehr durch die schnalle passte, mit welcher der Riemen enger gemacht wurde, nun hängt diese Lasche hinter der Riemen schnalle am Rücken hinunter. Aber trotzdem hat sie noch eine Wirkung. An einer kleinen Schnur war auch ein Schlüssel befestigt, mit dem man die verschlussschnalle abschließen kann, wenn man im Gedränge ist. Allerdings habe ich diesen Schlüssel bereits verloren, denn bis ich einen Ort hatte, wo ich ihn befestigen wollte, ist er abgerissen und verschwunden. Ich wollte ihn nicht an meiner Kette mit dem Schlüsselbund für die Haustür festmachen, denn der würde ja dann in der Tasche stecken, und wenn die Tasche dann abgesperrt war, wie sollte ich dann an diesen Schlüssel kommen? Jetzt ist der Weg, nun ja, vielleicht findet man ja so einen im Internet, es handelt sich sicher nicht um einen individuellen Schlüssel. Ich hab ja noch den Namen der Firma von dieser Lederhandtasche. Als ich dann mit der neuen Tasche ins Café kam, wo die anderen noch saßen, wurde gleich wieder gelästert, jetzt fährt die extra so weit, nur, um sich eine neue Tasche zu kaufen. Dabei war das ja nicht der einzige Grund, wie derjenige ja hätte feststellen können. Auch als ich eine Frage im Museum stellte, weil Kepler schon im Alter von 59 Jahren an einer Lungenentzündung gestorben ist, und ich wissen wollte, ob das nicht sowieso damals die normale Lebenserwartung war, hat irgendeiner gleich wieder gegiftelt, was ist schon normal. Ich verstehe nicht, warum man bei mir immer reagiert wie früher die Mitschüler bei einem Klassenausflug, wenn das unbeliebteste Klassenmitglied dem Lehrer oder Museumsführer eine Frage stellt. Ich habe niemandem etwas getan. Als wir dann zu Hause ankamen, fanden wir einen Strafzettel am Auto meiner Assistentin. Ich hatte ja wohl versprochen, ihn zu bezahlen, weil ich ja den Fehler mit der Abfahrtszeit gemacht hatte. Wäre ich zu Hause geblieben, hätte sie mit mir zum Bahnhof fahren können, und wahrscheinlich wäre mein Parkausweis hier sinnvoll gewesen, dann hätten wir gar nichts bezahlt. Sie gab mir dann sofort die Kontonummer des Vereins für Verkehrsüberwachung, oder wie auch immer d. h., und dann habe ich umgehend die 20 € überwiesen. Den Strafzettel ließ ich mir per SMS zusenden, denn ich wollte ihn zu Hause dann mit meiner Lesesoftware entziffern. Dieser Lesesoftware ist dann auch noch eine KI angeschlossen, sodass ich von dieser erfuhr, dass ein Parkticket für diesen Zeitraum zwischen zehn und 30 € gekostet hätte. Demnach haben wir eigentlich gar nicht viel Verlust gemacht, besser gesagt, wenn wir regulär gelöst hätten, wäre es sogar teurer gewesen. Aber das nächste Mal muss ich ja irgendwie dafür sorgen, dass jemand anderer noch mitliest oder mithört, damit ich nicht wieder die Hälfte von dem, was wir abgemacht haben vergesse, denn hätte ich die Zeit noch in Erinnerung gehabt, oder hätte ich am Tag vorher noch mal mit ihr Kontakt aufgenommen, um alles abzusprechen, wäre ich mitgefahren und hätte den Parkausweis hinter die Windschutzscheibe legen können. Also sind wir noch glimpflich davongekommen. Auch wenn ich also natürlich nicht nur wegen der Handtasche an dem Ausflug teilgenommen habe, ist sie doch ein schönes Andenken, und vor allem kann ich jetzt endlich meine Sachen so einordnen, dass es praktisch ist, und ich schnell an alles ran komme. Natürlich habe ich auch jede Menge an neuen Informationen bekommen und ein kulturelles Erlebnis gehabt.

Donnerstag, 3. Oktober 2024

Allen Recht getan, ist eine Kunst, welche Inklusion kann

Ende Juli ging ich zu einer Tanzveranstaltung, die für blinde beschrieben werden sollte. Im Frühjahr war bereits eine solche Tanzveranstaltung, und daher nahm ich damals Kontakt mit den Organisatorinnen auf, weil ich nicht wusste, wie ich vom Taxi ins Theater kommen würde. Somit kamen wir überein, dass ich die beiden Organisatorinnen auch interviewen durfte. Damals gab es eine Vorstellung mit Nele Buchholz, einer Frau mit Down-Syndrom und der Choreografin. Es ging um das Thema Frau und Frau sein. Ich durfte auch damals auf der Bühne die Requisiten anfassen, und die beiden Frauen beschrieben sich vor der Vorstellung. Danach wurde ich zu meinem Platz gebracht, und mir wurde ein Kopfhörer angepasst. Später gab es dann noch Musik von einer Band, so wurde ich an einen Tisch geleitet, und die eine der Organisatorinnen gab mir eine Flasche Wasser. Die Band war von der dortigen Musikschule, es waren Menschen mit Behinderung und ohne Behinderung, die auch ziemlich viele bekannte Lieder spielten, unter anderem auch Lemon Tree von Fool's Garden aus Pforzheim. Da habe ich natürlich begeistert mitgesungen. Am Nachbartisch waren auch einige junge Frauen, die in sehr gutem Englisch mitsangen, und es stellte sich heraus, dass es eine Gruppe aus Schottland war. Nachdem ich die beiden Frauen interviewt hatte, gaben sie mir einen neuen Termin bekannt, bei dem eine Tanzveranstaltung im neu eröffneten Künstlerhaus stattfinden sollte, die ebenfalls wieder mit einer Audiodeskription für blinde versehen war. Da wollte ich natürlich unbedingt dabei sein. Leider konnte meine Assistenz nicht, sodass ich meinen Taxifahrer bat, mich dort hinzufahren. Das hat gut geklappt, und der Freund einer der beiden Organisatorinnen holte mich ab und brachte mich in den Vorraum der Veranstaltung. Dort gab es Tablets, von denen er mir eines in die Hand drückte, und diese zeigten kleine Filme der Darsteller und Darstellerinnen, die sich selbst beschrieben und den Grund, weshalb sie bei diesem Projekt mitmachten. Ich merkte aber schon, dass es extrem heiß und extrem schwül war. Ich hatte mich so schick gemacht mit einem schönen Kleid, die Haare hochgesteckt, schönen Schmuck angelegt und schöne Sandalen angezogen. Kaum waren wir aus dem Haus getreten, fing es an zu regnen, und das passiert mir oft, wenn ich mal ein Kleid anziehe. In dem Vorraum war es schon extrem schwül, es war ein Altbau. Dann ging die Tür auf, und alle drängten in den Raum, in dem dann die Veranstaltung selbst stattfinden sollte. Die Vorhänge waren zugezogen, damit man die Darsteller auf der Bühne auch sehen konnte. Mir wurde erst einmal die Bühne gezeigt, denn es sollte dort ein Tanzstudio aus den fünfziger Jahren dargestellt werden mit Tischen und kleinen Vasen und altmodischen Stühlen. Diese durfte ich auch anfassen, und mir wurde die Farbe all dieser Tischdecken und Stühle beschrieben. Ich merkte aber, dass mir auf einmal extrem übel wurde, und ich fast umgefallen wäre. Es roch auch noch etwas nach Materialien, nach Farbe und nach Umbau, wahrscheinlich kamen dabei wohl viele Chemikalien zum Einsatz. Aus bürokratischen Gründen durfte die Klimaanlage noch nicht in Betrieb genommen werden, da diese noch nicht überprüft worden war. Demnach war es extrem heiß. Ich wäre fast in Ohnmacht gefallen, so hat man mich wieder nach draußen gebracht. Tatsächlich hat man mir dann Kopfhörer gegeben, und wir haben wirklich ausprobiert, ob ich die Musik und die Audiodeskription auch von draußen mitbekommen würde. Ich saß also im Vorraum direkt am offenen Fenster und konnte die Luft genießen, weil mir wirklich elend war. Dabei konnte ich aber die Musik hören, es wurde alles genau überprüft, ob es auch funktioniert. Die Frau, die die Audiodeskription machte, gab schon mal eine Sprechprobe ab, und der Begleiter, der sich die ganze Zeit um mich kümmerte, gab ihr Handzeichen, dass ich alles verstehen konnte. Ich habe also die Stimmung, die Atmosphäre und die ganze Darbietung mitbekommen, obwohl ich in einem ganz anderen Raum saß, und obwohl ich gar nichts sehen konnte. Der Begleiter hat mir dann auch noch eine Flasche Wasser in die Hand gedrückt. Das Thema waren verschiedene Tanzstile von den fünfziger Jahren bis jetzt. Die Darsteller, teilweise im Rollstuhl und teilweise Fußgänger und Fußgängerinnen, trugen bestimmte Gegenstände herum und benutzten sie, um damit Tanzeinlagen zu geben. Sogar Breakdance wurde vorgeführt, das war klasse. All dies wurde mir genau beschrieben. Es war wirklich wunderbar, die Leute klatschten, sie jubelten, und ich konnte die ganze Stimmung mitbekommen. Ich war wirklich zutiefst gerührt, dass man es wirklich allen recht machen konnte, und dass wirklich die Bedürfnisse von allen Menschen vollständig erfüllt werden konnten. Ich habe wirklich alles auf einmal gehabt, ohne, dass ich Abstriche machen musste. Danach wurden dann die Fenster geöffnet, die Vorhänge waren zurückgezogen, und es kam Luft herein. Es gab dann einen Durchzug, da das Fenster, an dem ich gesessen war, auch noch offenbar. Das brachte sehr viel frische Luft herein. Die Choreografin zeigte noch einige Tanzschritte und Bewegungen, mein Begleiter konnte mir dies aber nicht wirklich erklären, und ich hüpfte nur etwas herum. Also tanzen ist nun wirklich nicht unbedingt das, was für mich infrage kommt, in dieser Hinsicht bin ich nicht fähig für die Inklusion. Aber sie meinten, Hauptsache, es macht Spaß. Ich könnte aber in so eine Gruppe wie in vielen anderen Gruppen auch nicht mitmachen. Aber dennoch war es ein toller Nachmittag, denn sie haben sich extrem um mich bemüht und wirklich versucht, das Beste für mich und alle anderen heraus zu holen. Das war eine wirklich super Erfahrung. Danach wartete ich ewig auf den Taxifahrer, und mein Begleiter blieb bei mir. Ich rief dann an, und der Fahrer kam, nachdem er erst einmal zur Apotheke gefahren ist. Er erzählte mir doch tatsächlich, dass es ihm auch elend war, dass er Migräne bekam, und dass er anhalten musste, weil ihm schwarz vor Augen war. Und das geschah genau zum gleichen Zeitpunkt, als ich fast in Ohnmacht gefallen wäre. So etwas nennt man dann wohl Synchronizität. Wenn es nicht so unangenehm gewesen wäre, wäre es faszinierend gewesen, wie gleich und wie zeitgleich wir doch tickten. Wenn man sich gut kennt und ähnlich gestrickt ist, kommt das wohl vor. Wahrscheinlich hatten wir dieselbe Wetterfühligkeit. Aber ich kam dann gut nach Hause, ich war nur etwas traurig darüber, dass mein tolles Kleid gar nicht wirklich so zur Geltung kam, weil es so sehr geregnet hatte. Aber trotzdem war es wunderbar und eine lohnenswerte Erfahrung. Jetzt wird ein online Workshop für blinde angeboten, es ist kreatives Tanzen. Beim ersten Mal habe ich etwas gezweifelt, denn zuerst wurden ziemlich viele Körperübungen und Übungen der Wahrnehmung gemacht, die ich aus dem Yoga kenne, und die ich jetzt bei einem Tanzworkshop nicht vermutet hätte. Danach wurde schon etwas getanzt, nachdem wir einige Varianten von verschiedenen Schritten oder Bewegungen im Raum durchgegangen waren, die für mich ganz selbstverständlich sind, wie zum Beispiel erst die Zehenspitzen aufsetzen und dann die Fersen und umgekehrt. Am Ende wurde aber recht angezogen, dann wurde der Salsa-Schritt erklärt, und es wurde auch noch angeregt, die Arme mitzubenutzen. Ich habe noch nie Salsa getanzt, und es ging doch relativ schnell. Ich habe ja Probleme mit der Koordination, ich kann noch nicht mal mit den Armen Schlenkern, wenn ich laufe, und wenn ich mich auf einen bestimmten Schritt konzentrieren muss, würde ich komplett rauskommen, wenn ich dann dazu auch noch die Arme bewegen müsste. Beim letzten Mal habe ich es ausgelassen, jetzt werde ich es aber wieder mal versuchen und wieder mitmachen. Ich bin gespannt, was dann geboten wird. Wenn mit mir jemand das Tanzen üben würde, müsste er sehr geduldig sein. In unserer Theatergruppe hat mal eine den Walzer Schritt auf meinen Oberschenkeln geklopft, das habe ich sofort verstanden. Sie hat einfach beide Hände genommen und die Bewegungen gemacht, das hat mir sofort ein geleuchtet. Das hat sie ganz intuitiv so gemacht. Aber ich denke, ich würde ja keinen Tanzpartner finden, und dann müsste man auch sehr geduldig mit mir als Einzelperson arbeiten, weil ich in einer Gruppe ja nicht mitkomme, und wenn ich das dann geübt hätte, wen hätte ich dann, der mit mir Salsa, Walzer oder was auch immer tanzen würde? Als Jugendliche hat mich das absolut nicht interessiert, ich wollte einfach nur frei tanzen. Mir war das zu bieder und zu spießig, und ich war auch nie in einem Tanzkurs. Eine unserer blinden Mitschülerinnen war im Tanzkurs und kam jedes Mal weinend nach Hause, weil nie jemand sie aufgefordert hat. Das hat mich schon abgeschreckt, und ich wollte einfach nur meinem Inneren Ausdruck geben und tanzen und mich bewegen, wie mir war, mich austoben und überschüssige Energie loswerden. Damals interessierte mich das also nicht, feste Schritte zu lernen. Ich war auch dafür nie geschickt genug. Wäre aber schön, wenn ich ab und an mal jemanden hätte, der mir das zeigen kann. In einer Tanzgruppe wäre ich aber hoffnungslos verloren. Wenn wieder mal so eine Darbietung ist, werde ich natürlich wieder hingehen, denn sich das anzuschauen bzw. anzuhören ist wirklich ein Erlebnis, ein Vergnügen und ein Genuss.

Ausflug in die Natur

Zuerst waren wir Anfang Juni im Wald. Ich hatte gedacht, dass der Ausflug länger geht. Wir haben uns an einer Straßenbahnhaltestelle getroffen und sind bis zum Ende gefahren, wo uns dann ein Förster begrüßt hat. Es gab sogar im Wald ein größeres Haus mit wunderbaren sauberen Toiletten. Wir wurden ausdrücklich darauf hingewiesen, diese nochmals zu benutzen. Ich dachte, vielleicht hat er schlechte Erfahrungen, dass Leute einfach wild pinkeln. Wenn ja, wäre das wirklich eine Schweinerei im wahrsten Sinne des Wortes. Als erstes konnten wir den längsten Baumstamm der Welt anschauen, allerdings lag dieser auf der Erde lang gestreckt, denn sonst hätte es Ärger mit dem benachbarten Flughafen gegeben, so hoch war er. Wir sind daran entlanggelaufen, ich habe allerdings nun die Höhe vergessen, weil es doch schon länger her war. Während unseres Rundganges durften wir verschiedene Blätter anfassen, und es wurden uns auch einige Nadelbäume und der Renn leicht erkennbare Nadeln gezeigt. Zum Beispiel die Kiefer, deren Nadeln immer als Paar angeordnet sind und lang und spitz zulaufen. Auch bekamen wir einige Tannenzapfen in die Hand, und einer wurde als eine Art Mikrofon herumgereicht, wenn jemand beispielsweise bei der Vorstellungsrunde etwas sagen wollte. Im Wald haben wir verschiedene Bäume mit unterschiedlicher Rinde angefasst. Und uns wurde erklärt, dass man das Wachstum der Bäume steuern kann, indem möglichst viel Licht oder möglichst wenig Licht gelassen wird, die Bäume eng oder weiter weg voneinander gepflanzt werden, wenn man sie breiter oder höher möchte. Zum Ende hin lief und sogar ein kleines Eichhörnchen über den Weg. Danach durften wir noch in ein Haus, wo uns Tierstimmen vorgeführt wurden. Wir durften auch Pelze anfassen. Erstaunlich war, dass das Reh im Winter ein weißgraues dickes Fell hat, im Sommer ist es mehr braun und viel dünner. Man hätte glauben können, dass es sich um zwei verschiedene Tiere handelt. Auch das Fell eines Fuchses durften wir anfassen. Auch das Borstenkleid eines Wildschweins durften wir anfassen, ich war überrascht, dass die Stacheln eigentlich gar nicht so hart waren. Somit konnten wir verschiedene Stimmen hören und verschiedene Fellarten berühren. Die Geweihe hätten wir auch anfassen dürfen, aber diese kenne ich von zu Hause, da einige in unserer Familie früher Jäger waren. Daher hängen einige dieser Exemplare an der Wand, und man muss aufpassen, sich nicht den Kopf zu stoßen. Der Rundgang, der sehr erholsam war, endete schon am Mittag. Den Assistenten hatte ich aber bis abends gebucht, sodass wir noch Zeit hatten. Ich dachte, wir nehmen den Bus in die entgegengesetzte Richtung, weil wir sonst sehr lange hätten warten müssen, und es sehr heiß war. Ich nahm an, dass der Bus nur an einigen Haltestellen anhält, da manche Busse nur wenige Haltestellen anfahren, und wir schnell im Nachbarort sind und wieder umdrehen. Allerdings war es genau einer von denen, die überall anhalten, so wären wir, wenn wir wieder mit zurückgefahren wären, weil ich ja nicht mehr in der Sonne stehen wollte, erst in 2 Stunden dort gewesen, wo wir eigentlich ursprünglich hinfahren wollten, nämlich nach Hause. Wir hatten beide nicht bedacht, dass ja am Samstag die Busse nicht so oft fahren, und es war schon glühend heiß, deswegen hatte ich mir gedacht, wir warten jetzt nicht auf unseren Bus sondern nehmen den nächst besten, egal in welche Richtung, und wir können ja dann immer noch umdrehen und zurück fahren. Aber der hielt an jedem Baum, wir wären also in 1 Stunde erst in der entgegengesetzten Richtung gewesen und 1 Stunde später dann zu Hause. Ich schätze immer alles falsch ein, als wir eingestiegen waren, meinte der Assistent, er hätte sich schon denken können, dass der Bus überall hält, und dass wir 1 Stunde für eine Richtung brauchen. Ich werde das nie lernen, und wir testen mich jetzt auch auf Lernbehinderung. Drum entschieden wir uns dann, am Zielort auszusteigen und einen Kaffee zu trinken. Ich wollte auch unbedingt mal in den dortigen Park, der sehr schön ist. In der Stadt war dann auch noch ein Fest, einige politische stände waren ebenfalls aufgestellt, und es sollte noch eine Musikgruppe spielen, die hat aber so lange ihre Instrumente und die Anlage eingestellt, dass wir dann doch lieber mit dem Zug nach Hause gefahren sind. Zu Hause haben wir dann noch einige andere Dinge erledigt, die auch anstanden, so war es gut, dass ich irrtümlicherweise bis 18:00 Uhr Hilfe reserviert hatte. Ende Juni waren wir dann, eine Assistentin und ich, mit einer Busfahrt einer unserer Seelsorge- Organisationen für blinde, in einem Nachbarort, wo es einige interessante Dinge zu entdecken gab. Zum Beispiel wurde erst einmal eine Stadtführung angeboten, wobei wir uns in zwei Gruppen einteilen konnten. Die einen sind in eine Drahtzieherfabrik gegangen, die anderen haben die Stadtführung gemacht, danach wurde gewechselt. Der Ort ist nicht sehr groß, sodass wir schnell beide Führungen genießen konnten. In der Drahtzieherfabrik erklärte man uns, dass eine Frau aus einer fremden Stadt dort eingezogen war, den Besitzer heiratete und dann das Regiment in dem Unternehmen führte. Es wurde uns außerdem auch noch erklärt, warum es fadenscheinig heißt. Bei einem Goldfaden darf nichts durchscheinen, denn sonst sieht man, dass er weniger Wert hat. Auch durften wir einige Weihnachtsprodukte anfassen, die immer noch auf den Weihnachtsmärkten verkauft werden. Einige der Maschinen konnten wir ebenfalls berühren, und dann schaltete der Mann, der uns durch die Fabrik führte, einmal eine der ganz großen Maschinen ein, sodass wir den Lärm hören konnten. Außerdem wurde uns noch eine Landkarte gezeigt, in die Fähnchen eingesteckt waren, welche anzeigten, wohin überall geliefert wurde. Während der Busfahrt wurde das Essen aufgeschrieben. Ich hatte schon meiner Assistenz gesagt, dass die Dame, die das übernahm, an uns vorbeigegangen war. Die Assistenz war aber schlecht drauf und ziemlich mürrisch und meinte, warte doch, die kommt schon noch. Irgendwann muss sie dann wohl selbst registriert und realisiert haben, dass wir nicht mehr mit aufgeschrieben werden, daher ging sie dann nach vorne. Die Frau war erleichtert, denn sie hatte schon bemerkt, dass ihr jemand fehlte, und sie hatte sich schon gewundert, daher war meine Aufforderung an meine Assistenz berechtigt gewesen, das zu klären. Ich gehe immer gerne mal unter, das kenne ich schon, deswegen warte ich da nicht lange. Nach der Stadtführung und der Drahtzieherfabrik ging es in ein Restaurant, in dem ich die bestellten wunderbaren Spinatknödel zu essen bekam, einen davon nahm ich mit, weil die Portion sehr groß war. Es stellte sich raus, dass die Wirtin, die sehr nett war, früher Heilerziehungspflegerin war. Man merkte, dass sie gut mit Behinderten umgehen konnte. Das Essen war gut und auch die Bedienung. Sie hat sich auch toll mit uns unterhalten. Danach ging es weiter zu einem Ziegenhof. Dort wurden wir mit Musik, Akkordeon und Gesang begrüßt. Wir durften bei den jungen Geißen stehen bleiben, die hinter einem niedrigen Bretterzaun waren. Die wurden immer frecher und mutiger, sie bissen in den Ärmel und versuchten, alles anzunagen und an zu knabbern, sodass ich mit meinem Armband meiner Uhr und einem Armreif vorsichtig sein musste. Währenddessen erklärte uns der Bauer, dass im Jahr ungefähr um drei König herum bis zu 40 neue Zicklein geboren werden. Einige der Zicklein sind genetisch schon so gezüchtet, dass die Männchen keine Hörner mehr haben. Ich habe dann gefragt, wie das so ist, ob die ansonsten mit den Hörnern geboren werden, und mir wurde erklärt, dass die Hörner erst wachsen. Ich habe dann gefragt, ob das weh tut, sowie bei den Babys die Zähne, denn man würde wahrscheinlich merken, wenn die Männchen dann sehr laut schreien. Alle, außer ich natürlich, haben dann im Chor geantwortet, nein, das tut doch nicht weh, dass tut doch nicht weh. Ich kam mir wieder mal dumm vor. Ich hätte verstanden, wenn das die Ziegen so im Chor gemeckert hätten, aber die können ja nicht sprechen, aber ihnen hätte das besser gestanden. Der Bauer hat dann noch erzählt, dass die Ziegen dann geschlachtet werden, wenn sie keine Milch mehr liefern, weil er ja wirtschaftlich denken muss. Er sagte das so lustig, dann rede ich mit den Ziegen, und dann dürfen sie Autofahren. Wir wurden dann noch zum älteren Bauern gebracht, der uns noch einiges erklärte, aber er war schwer zu verstehen. Meine Assistentin zeigte mir einen Heuhaufen, und weil ich dann etwas sagte, schrie er dann ganz laut Ruhe, was ich ziemlich unhöflich fand. Aber ich Ecke überall an. Ich fand es nicht in Ordnung, seine Gäste so an zu schreien wie eine Schulklasse. Dies passiert mir aber oft, dass man mich wie einen lausig jungen behandelt, den man am Schlawitchen packt. Ich fühle mich immer wie eine Verbrecherin oder jemand, der dauernd Ärger macht. Immer ziehe ich den Ärger auf mich. Danach gingen wir zum Kaffeetrinken, uns wurden mehrere Kuchen und Torten angeboten. Dabei sang dann die Ziegenwirtin und erzählte einige Witze, aber den dortigen Dialekt, obwohl sie nur einige Ortschaften weiter entfernt sind von uns , konnte ich kaum verstehen. Ich habe mir dann noch sehr guten Ziegenkäse gekauft. Ich fand es insgesamt wirklich schön und interessant. Den Ziegenkäse habe ich besser vertragen, weil ich ja Neurodermitis habe, als den von der Kuhmilch, drum haben wir jetzt ausprobiert, damit ich nicht gänzlich auf Käse verzichten muss, ob ich ab und an mal Ziegenkäse essen kann, bisher lässt es sich gut an. Das war also eine gute Inspiration.

Ausflug für Cineasten

Anfang Mai bin ich zu einem Ausflug mitgegangen mit einem Assistenten, wobei es um eine Ausstellung zum Thema die Geschichte des Films ging. Dabei sollte auch eine bekannte Hörfilmbeschreiberin zugegen sein, die ich dann später für unser Radio Projekt interviewen konnte. Es war sehr interessant, ich hatte schon einmal eine Ausstellung in diesem Museum besucht, damals ging es um einen Maler, einen Sohn dieser Stadt, der eine Ausstellung zum Thema Katzen gemacht hatte. Damals hatte ich ein Plakat der Ausstellung bekommen, es war der Kater Murr von E.T. A. Hoffmann, dessen Bücher er unter anderem illustriert hatte. Wir sind mit dem Zug hingefahren, am Bahnhof wurden wir dann von der Museumspädagogin abgeholt. Diese ist mit der Filmbeschreiberin befreundet, die schon vor Ort war. In dem Museum stand ein riesengroßer alter Filmprojektor, es waren sogar zwei Filmprojektoren über einander. Man konnte sie aber kaum anfassen. Sie waren zu hoch, leider, aber mein Assistent hat sie mir etwas beschrieben. Es waren zwei riesengroße Spulen, der Film ging wohl über eine Nonne. Das Gerät war aber ein bisschen dreckig. Aber interessant war es in jedem Falle. Wir erhielten dann die Information, dass es schon 1895 in Berlin das erste Kino gab, und in dieser Stadt, in welcher wir das Museum besuchten, hatte um 1909 herum ein Kino eröffnet. Dann erfuhren wir noch, dass es seit 1927 den ersten Film mit Ton gab, es waren The Jazz Singers. Leider kann ich mich nun nicht mehr erinnern, wie die Technik heißt, bei der Geräusche nachgearbeitet werden. Aber diese Technik existiert heute noch. Beim Film wird nämlich vieles so aufgezeichnet, das es zu leise wäre, und daher müssen die Geräusche teilweise noch von Hand nachbearbeitet werden, was aber heute häufig von digitalen Dateien übernommen wird. Wir erhielten dann noch ein einen Vorgeschmack auf Psycho von Hitchcock, es war die Szene in der Dusche, und die Beschreibung war so exzellent, dass man sich alles wirklich plastisch vorstellen konnte. Den Film hatte ich schon gesehen, er ist auch wirklich gut beschrieben. Im Restaurant durfte ich dann die Filmbeschreiberin interviewen. Das haben wir dann nach dem Essen gemacht, das war allerdings eine dumme Entscheidung von mir. Ich dachte, ich würde ihrer dann vielleicht womöglich nicht mehr habhaft werden, weil wir dann mit dem Zug nach Hause mussten, und da standen ja noch andere Dinge auf dem Programm. Die Geräuschkulisse war so hoch, und am lautesten war leider die Museumspädagogin, die mir dieses Interview zugesagt hatte. Die haben am Nebentisch dermaßen gelacht und dabei so stark gekreischt, dass ich schon regelrecht verärgert war. Dennoch konnte ich danach das Interview so schneiden, dass man davon nicht mehr so viel mitbekam. Außerdem hat unser Medienpädagoge ein Programm gefunden, bei dem man Nebengeräusche nun mit Künstliche Intelligenz herausschneiden kann. Leider kann man dies aber immer im Abschnitt von nur 10 Minuten. Das bedeutet, man muss dann das Interview zerschneiden und die einzelnen Stücke hin senden und bekommt dann die von der KI korrigierte Version zurück. Klang aber gar nicht so schlecht. Bei der Diskussion zum Thema Hörfilm wollte ich da nicht mitmachen, denn ich hatte ja die Filmbeschreiberin schon ausführlich interviewt, sodass ich da nichts mehr Neues erfahren würde. Daher entschied ich, dass mein Assistent und ich einen Kaffee trinken gehen wollten, weil die Zeit nach dem Essen bis zu diesem Programmpunkt doch sehr knapp war, und ich hatte mir irgendwie einen Kaffee eingebildet. Wir aßen ein gutes Stück Kuchen und tranken einen Kaffee in der Nähe. Ich war etwas genervt, weil mein Assistent darauf beharrte, dass er unbedingt mit seiner Debitkarte bezahlen musste, statt dass er einfach das Bargeld hergegeben hatte. Die mussten dann ein anderes Gerät holen, weil es nicht funktioniert hat. Das war ziemlich umständlich. Als ich dann fragte, wo ich auf Toilette gehen konnte, und vielleicht jemand mit mir mitgehen könnte, da meinte der Kellner, da unten nächste Treppe, anstatt dass er einfach seine Kollegin gerufen hätte, wie ich ihn gebeten hatte. Also man darf dem Personal die Zeit stehlen, indem man wegen ein paar Euro mit seiner Karte bezahlt, auch wenn das Teil kaputt ist, aber als behinderter darf man nicht darum bitten, dass jemand sich die Zeit nimmt, einen auf die Toilette zu führen. Also hat mein Assistent mich zur Toilette gebracht. Ich war aber ziemlich sauer, weil ich mir so schwer tat, die Seife und alles zu finden, und er hatte gar kein Verständnis dafür, dass ich mir da besonders schwertat, er behauptete, das sei doch keine Kunst, obwohl ich ja zusätzlich zur Blindheit auch noch Wahrnehmungsstörungen habe. Ich greife nämlich immer erst einmal in die falsche Richtung. Außerdem gab es da so einen gruseligen Hände Trockner, indem man die Hände direkt hineinstecken musste. Ich hatte Angst, ich dachte, das ist wie bei einem Shredder, und irgendwann bekommt man die Finger in den Ventilator und zieht eine Hand ohne Finger raus. Mir war das unheimlich, und dafür hatte er auch wenig Verständnis. Als wir zurückkamen, war die Diskussion noch im Gange, aber sie hörte gerade auf. Die Hörfilmbeschreiberin saß dann hinter mir, als wir auf eine Filmvorführung mit Audiodeskription warteten. Sie hatte noch etwas über barrierefreie Theaterbesuche erzählt. Ich hatte mit ihr bei dieser Gelegenheit auch darüber gesprochen, hatte aber dann in diesem Moment auf einmal den Eindruck, dass sie irgendwie etwas genervt und zugeknöpft war, drum habe ich nicht weiter mit ihr gesprochen. Zu Beginn war sie aufgeschlossener und freundlicher. Wir hatten irgendwie über die Kosten von barrierefreien Museumsbesuchen und Ausstellungsbesuchen gesprochen, und dass diese Einrichtungen sich immer mehr darauf verlegen, einfach nur einen Barcode hinzukleben, damit die Blinden den dann mit dem Mobiltelefon ablesen müssen. Das untergräbt eigentlich die Barrierefreiheit, weil sie dann nichts mehr tun müssen. Wir sahen dann einen Film, wo eine Fußballmannschaft aus Samoa, die noch nie gewonnen hatte, einen glücklosen amerikanischen Trainer erhielt, und der hat dann natürlich mit Ihnen gewonnen. Das war nun wirklich ein Plot, den man ab der 1. Sekunde durchschauen konnte. Eigentlich habe ich es bereut, dass ich nicht erst mit den anderen über Audiodeskription diskutiert habe und dann, als dieser Hörfilm kam, mit dem Assistenten einen Kaffee getrunken habe. Als dann der Film zu Ende war, hätten wir noch 1 Stunde Zeit gehabt, bis der nächste Zug gefahren ist, demnach war dies weder eine schlechte Entscheidung, das Interview während des Essens zu führen, denn die Filmbeschreiberin war dann noch lange bei uns dabei. Dieses Kino hat erwogen, Hörfilme über den Lautsprecher, also offene Audiodeskription anzubieten, was ich wesentlich leichter finde, als wenn man über Kopfhörer oder mit der App Greta arbeiten muss, wo man dann immer zittern muss, dass der Akku leer wird, oder dass die Technik nicht mehr funktioniert. Da fahre ich lieber mit dem Zug oder mit meinen Taxi scheinen diese vielen Kilometer zu diesem Kino, als dass ich mir das antue, in meiner eigenen Stadt einen Kinobesuch zu machen. Ich habe ja in meinem Beitrag hier auf diesem Blog „Kino für die Nerven“ schon einiges dazu erzählt. Dann habe ich mir ein Mineralwasser gekauft, und ich hab mich so über mich selbst geärgert, denn der Assistent meinte, er würde sich das am Bahnhof kaufen. Ich sagte nun ja, ist ja egal wo, ob am Bahnhof oder hier, ich habe Durst, das kostet sicher genauso viel. Und dann war es tatsächlich mit vier Euro doppelt so teuer wie am Bahnhof. Ich bin wirklich doof, er meinte, das ist doch wie bei einem Restaurant, das ganze Kino ist sozusagen Gastronomie. Ich mache immer alles falsch und entscheide immer alles verkehrt. Ich werde niemals aus Erfahrungen lernen. Ich habe immer das Gefühl, alles, was ich lerne, vergesse ich wieder, und alles Neue, was ich höre, bleibt sowieso nicht mehr haften, und ich mach sowieso immer wieder dieselben Fehler. Zumindest hat sich jemand das Interview mit der Filmbeschreiberin angehört und mich sogar angerufen, nachdem ich die Sendung in unserer Liste bekannt gemacht habe. Das fand ich toll. Wenn ich nur ansonsten im Leben auch so gut wäre wie bei den Sachen im Radio.