Donnerstag, 3. Oktober 2024

Ausflug für Cineasten

Anfang Mai bin ich zu einem Ausflug mitgegangen mit einem Assistenten, wobei es um eine Ausstellung zum Thema die Geschichte des Films ging. Dabei sollte auch eine bekannte Hörfilmbeschreiberin zugegen sein, die ich dann später für unser Radio Projekt interviewen konnte. Es war sehr interessant, ich hatte schon einmal eine Ausstellung in diesem Museum besucht, damals ging es um einen Maler, einen Sohn dieser Stadt, der eine Ausstellung zum Thema Katzen gemacht hatte. Damals hatte ich ein Plakat der Ausstellung bekommen, es war der Kater Murr von E.T. A. Hoffmann, dessen Bücher er unter anderem illustriert hatte. Wir sind mit dem Zug hingefahren, am Bahnhof wurden wir dann von der Museumspädagogin abgeholt. Diese ist mit der Filmbeschreiberin befreundet, die schon vor Ort war. In dem Museum stand ein riesengroßer alter Filmprojektor, es waren sogar zwei Filmprojektoren über einander. Man konnte sie aber kaum anfassen. Sie waren zu hoch, leider, aber mein Assistent hat sie mir etwas beschrieben. Es waren zwei riesengroße Spulen, der Film ging wohl über eine Nonne. Das Gerät war aber ein bisschen dreckig. Aber interessant war es in jedem Falle. Wir erhielten dann die Information, dass es schon 1895 in Berlin das erste Kino gab, und in dieser Stadt, in welcher wir das Museum besuchten, hatte um 1909 herum ein Kino eröffnet. Dann erfuhren wir noch, dass es seit 1927 den ersten Film mit Ton gab, es waren The Jazz Singers. Leider kann ich mich nun nicht mehr erinnern, wie die Technik heißt, bei der Geräusche nachgearbeitet werden. Aber diese Technik existiert heute noch. Beim Film wird nämlich vieles so aufgezeichnet, das es zu leise wäre, und daher müssen die Geräusche teilweise noch von Hand nachbearbeitet werden, was aber heute häufig von digitalen Dateien übernommen wird. Wir erhielten dann noch ein einen Vorgeschmack auf Psycho von Hitchcock, es war die Szene in der Dusche, und die Beschreibung war so exzellent, dass man sich alles wirklich plastisch vorstellen konnte. Den Film hatte ich schon gesehen, er ist auch wirklich gut beschrieben. Im Restaurant durfte ich dann die Filmbeschreiberin interviewen. Das haben wir dann nach dem Essen gemacht, das war allerdings eine dumme Entscheidung von mir. Ich dachte, ich würde ihrer dann vielleicht womöglich nicht mehr habhaft werden, weil wir dann mit dem Zug nach Hause mussten, und da standen ja noch andere Dinge auf dem Programm. Die Geräuschkulisse war so hoch, und am lautesten war leider die Museumspädagogin, die mir dieses Interview zugesagt hatte. Die haben am Nebentisch dermaßen gelacht und dabei so stark gekreischt, dass ich schon regelrecht verärgert war. Dennoch konnte ich danach das Interview so schneiden, dass man davon nicht mehr so viel mitbekam. Außerdem hat unser Medienpädagoge ein Programm gefunden, bei dem man Nebengeräusche nun mit Künstliche Intelligenz herausschneiden kann. Leider kann man dies aber immer im Abschnitt von nur 10 Minuten. Das bedeutet, man muss dann das Interview zerschneiden und die einzelnen Stücke hin senden und bekommt dann die von der KI korrigierte Version zurück. Klang aber gar nicht so schlecht. Bei der Diskussion zum Thema Hörfilm wollte ich da nicht mitmachen, denn ich hatte ja die Filmbeschreiberin schon ausführlich interviewt, sodass ich da nichts mehr Neues erfahren würde. Daher entschied ich, dass mein Assistent und ich einen Kaffee trinken gehen wollten, weil die Zeit nach dem Essen bis zu diesem Programmpunkt doch sehr knapp war, und ich hatte mir irgendwie einen Kaffee eingebildet. Wir aßen ein gutes Stück Kuchen und tranken einen Kaffee in der Nähe. Ich war etwas genervt, weil mein Assistent darauf beharrte, dass er unbedingt mit seiner Debitkarte bezahlen musste, statt dass er einfach das Bargeld hergegeben hatte. Die mussten dann ein anderes Gerät holen, weil es nicht funktioniert hat. Das war ziemlich umständlich. Als ich dann fragte, wo ich auf Toilette gehen konnte, und vielleicht jemand mit mir mitgehen könnte, da meinte der Kellner, da unten nächste Treppe, anstatt dass er einfach seine Kollegin gerufen hätte, wie ich ihn gebeten hatte. Also man darf dem Personal die Zeit stehlen, indem man wegen ein paar Euro mit seiner Karte bezahlt, auch wenn das Teil kaputt ist, aber als behinderter darf man nicht darum bitten, dass jemand sich die Zeit nimmt, einen auf die Toilette zu führen. Also hat mein Assistent mich zur Toilette gebracht. Ich war aber ziemlich sauer, weil ich mir so schwer tat, die Seife und alles zu finden, und er hatte gar kein Verständnis dafür, dass ich mir da besonders schwertat, er behauptete, das sei doch keine Kunst, obwohl ich ja zusätzlich zur Blindheit auch noch Wahrnehmungsstörungen habe. Ich greife nämlich immer erst einmal in die falsche Richtung. Außerdem gab es da so einen gruseligen Hände Trockner, indem man die Hände direkt hineinstecken musste. Ich hatte Angst, ich dachte, das ist wie bei einem Shredder, und irgendwann bekommt man die Finger in den Ventilator und zieht eine Hand ohne Finger raus. Mir war das unheimlich, und dafür hatte er auch wenig Verständnis. Als wir zurückkamen, war die Diskussion noch im Gange, aber sie hörte gerade auf. Die Hörfilmbeschreiberin saß dann hinter mir, als wir auf eine Filmvorführung mit Audiodeskription warteten. Sie hatte noch etwas über barrierefreie Theaterbesuche erzählt. Ich hatte mit ihr bei dieser Gelegenheit auch darüber gesprochen, hatte aber dann in diesem Moment auf einmal den Eindruck, dass sie irgendwie etwas genervt und zugeknöpft war, drum habe ich nicht weiter mit ihr gesprochen. Zu Beginn war sie aufgeschlossener und freundlicher. Wir hatten irgendwie über die Kosten von barrierefreien Museumsbesuchen und Ausstellungsbesuchen gesprochen, und dass diese Einrichtungen sich immer mehr darauf verlegen, einfach nur einen Barcode hinzukleben, damit die Blinden den dann mit dem Mobiltelefon ablesen müssen. Das untergräbt eigentlich die Barrierefreiheit, weil sie dann nichts mehr tun müssen. Wir sahen dann einen Film, wo eine Fußballmannschaft aus Samoa, die noch nie gewonnen hatte, einen glücklosen amerikanischen Trainer erhielt, und der hat dann natürlich mit Ihnen gewonnen. Das war nun wirklich ein Plot, den man ab der 1. Sekunde durchschauen konnte. Eigentlich habe ich es bereut, dass ich nicht erst mit den anderen über Audiodeskription diskutiert habe und dann, als dieser Hörfilm kam, mit dem Assistenten einen Kaffee getrunken habe. Als dann der Film zu Ende war, hätten wir noch 1 Stunde Zeit gehabt, bis der nächste Zug gefahren ist, demnach war dies weder eine schlechte Entscheidung, das Interview während des Essens zu führen, denn die Filmbeschreiberin war dann noch lange bei uns dabei. Dieses Kino hat erwogen, Hörfilme über den Lautsprecher, also offene Audiodeskription anzubieten, was ich wesentlich leichter finde, als wenn man über Kopfhörer oder mit der App Greta arbeiten muss, wo man dann immer zittern muss, dass der Akku leer wird, oder dass die Technik nicht mehr funktioniert. Da fahre ich lieber mit dem Zug oder mit meinen Taxi scheinen diese vielen Kilometer zu diesem Kino, als dass ich mir das antue, in meiner eigenen Stadt einen Kinobesuch zu machen. Ich habe ja in meinem Beitrag hier auf diesem Blog „Kino für die Nerven“ schon einiges dazu erzählt. Dann habe ich mir ein Mineralwasser gekauft, und ich hab mich so über mich selbst geärgert, denn der Assistent meinte, er würde sich das am Bahnhof kaufen. Ich sagte nun ja, ist ja egal wo, ob am Bahnhof oder hier, ich habe Durst, das kostet sicher genauso viel. Und dann war es tatsächlich mit vier Euro doppelt so teuer wie am Bahnhof. Ich bin wirklich doof, er meinte, das ist doch wie bei einem Restaurant, das ganze Kino ist sozusagen Gastronomie. Ich mache immer alles falsch und entscheide immer alles verkehrt. Ich werde niemals aus Erfahrungen lernen. Ich habe immer das Gefühl, alles, was ich lerne, vergesse ich wieder, und alles Neue, was ich höre, bleibt sowieso nicht mehr haften, und ich mach sowieso immer wieder dieselben Fehler. Zumindest hat sich jemand das Interview mit der Filmbeschreiberin angehört und mich sogar angerufen, nachdem ich die Sendung in unserer Liste bekannt gemacht habe. Das fand ich toll. Wenn ich nur ansonsten im Leben auch so gut wäre wie bei den Sachen im Radio.

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